Freitag, 24. Dezember 2010

Stille Nacht

Eben in der Christmette haben wir als erstes Lied "Stille Nacht" gesungen. Eigentlich mag ich das nicht so gern, aber diesmal...
Ich
glaube, dieses Lied wird auf der ganzen Welt gesungen. Es ist so vertraut, gehört so sehr zu Weihnachten. Es war schön, dieses Lied auf lettisch zu singen, es passte. Ich leide normalerweise nicht besonders an Heimweh, aber als die Musik "Stille Nacht" anstimmte, dachte ich: jetzt ist der richtige Zeitpunkt um gerührt zu sein und an Deutschland zu denken.
Frohe und gesegnete Weihnachten!

Dienstag, 21. Dezember 2010

O-Antiphon aus dem Kinderdorf: Oh, Sohn ...



Heute war es wieder Zeit für eine Frühschicht. Wir haben uns die O-Antiphonen angeschaut und dann überlegt, welche Hoffnungen wir mit Jesus Christus verbinden. Welche Not wir leiden , aus der er uns und andere erretten soll. Was bedeutet es, dass er an Weihnachten kommt?
Und dann haben wir eigene O-Antiphonen geschrieben.
Hier nur eine:

Oh, Sohn von Maria,
Du hattest eine Mutter und einen Vater, die gut auf dich aufgepasst haben.
O komm, und mache, dass alle Eltern ihre Kinder lieben und auf sie aufpassen.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Ein Fest der Bewegung

Mit großen Schritten gehen wir auf Weihnachten zu. Diesen sprichwörtlichen Ausdruck kann man bei näherer Betrachtung durchaus wörtlich nehmen: Weihnachten ist ein Fest, das Menschen in Bewegung bringt! Maria, die zu Elisabeth geht, Maria und Josef unterwegs nach Betlehem, die Hirten in der Heiligen Nacht, die Magier aus dem Morgenland - alle sind sie unterwegs. An der Krippe finden sie ihr Ziel, völlig anders als erwartet, und doch... Sie finden das Kind, Gott, der sich selbst auf den großen Weg der Menschwerdung begeben hat, ein Weg, der immer ganz klein beginnt. Gott und Mensch bewegen sich aufeinander zu, das ist die Größe unseres Glaubens!
Diese Erfahrung prägt auch unsere Begegnung mit den Menschen, zu denen wir gesandt sind. Immer geht es darum, mit ihnen gemeinsam den Weg auf Gott zu zu gehen. Zunächst und an erster Stelle sind wir in Bethanien einander gesandt, um miteinander zu Gott unterwegs zu sein und ihn gemeinsam bei uns zu empfangen. Damit wird unser schwesterliches Zusammmenleben in besonderer Weise Ort der Begegnung. Aber wir leben natürlich nicht nur in der kleinen Welt unserer Gemeinschaften! Die Begegnung mit der Welt, in der wir leben ist sehr konkret und beginnt bei den Nachbarn, in der Pfarrei, im Arbeitsfeld. Für uns ist es nicht so wichtig, WEM wir begegnen und WO, sondern vor allem geht es um das WIE. Egal ob wir auf Menschen zugehen oder Menschen zu uns kommen, es kommt auf die Haltung an: Wertschätzung, Respekt, Annahme sind für uns wichtige Grundhaltungen. Bethanien kann dann für Menschen ein Zuhause sein, ein Ort, an dem man sein kann, wer und wie man ist, ein Ort, an dem man gesehen ist und zählt. 
Gemeinsam unterwegs zu Gott, der immer auch unterwegs ist zu uns - in dieser Weise sind wir in Bethanien gesandt, nicht zu den Menschen, sondern mit den Menschen!
Allen unseren Lesern wünsche ich ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest und ein gnadenreiches Jahr 2011!
Sr. Sara. Thorn

Dienstag, 7. Dezember 2010

Der Neue

Jetzt am Sonntag war unser neuer Erzbischof bei uns zu Besuch. Andere würden das eine Visitation nennen, aber bei diesem Mann fällt es mir schwer, ein solches Wort zu gebrauchen. Nicht, dass er nicht ehrwürdig wäre. Wenn er mit Mitra und Hirtenstab den Segen erteilt, nimmt man ihm den Erzbischof durchaus ab. Und auch sonst ist er jemand, der sich innerhalb kürzester Zeit Respekt verschafft - er besitzt natürliche Autorität. Aber vielleicht gerade deshalb leistet er es sich, unglaublich freundlich auf die Menschen zuzugehen. Mit den Kindern unserer Sonntagsschule war er sofort im Gespräch, sie reagierten auch während der Predigt schon lebhaft auf seine Fragen.
Völlig unkompliziert kam er in unsere neue Kleiderkammer, stand da zwischen den Leuten, um die Räume einzusegnen. Und anschließend? Wir haben noch im kleinen Kreis etwas gegessen, ganz einfach. Da stellten wir dann fest, dass er neben seinen normalen Sprachen lettisch, russisch und polnisch auch fließend englisch, italienisch, französisch und deutsch spricht! Auch sonst ist er ein beeindruckender Mann: ursprünglich Ingenieur, erst mit 35 zum Priester geweiht, 20 Jahre später schon Erzbischof. Sehr an der Ökumene interessiert. Er hat uns Mut gemacht und Unterstützung zugesagt und auch über allgemeinere Themen mit uns gesprochen. Wir haben ihn verabschiedet wie jeden anderen Gast auch: im Hausflur, wo er sich warm einpackte und dann seinen Autoschlüssel rauskramte - er war allein gekommen, ohne Fahrer!

Montag, 6. Dezember 2010

Lichter im Advent - Leuchttürme richtung Weihnachten

Morgens früh um 6 Uhr, die Kirchentür öffnet sich, Kinder und Jugendliche in Winterjacken und Stifeln drängen sich mit dem Schulranzen auf dem Rücken in die warme Kirche. - Frühschicht.
"Die Lichter, die wir im Advent entzünden sind für uns Leuttürme, die uns den Weg richtung Weihnachten weisen und erhellen. Auch die Heiligen sind für uns solche Leuchttürme hin zu Jesus und der Hl. Nikolaus ist eines davon. Wir sind wie die Handelsleute, die mit ihren korngefüllten Schiffen bei ihm ankommen und zum Teilen aufgefordert werden. Was teilen wir auf dem Weg zur Krippe mit den Menschen um uns herum? Wo entzünden wir Lichter, die für Andere diesen Weg erleuchten?"
Die Schiffe sind schnell gefaltet, die besondere Ladung will wohl überlegt sein, denn sie wird verlesen, wenn das "Leuchtturmlicht" des Schiffchens entzündet wird.
Noch ein gemeinsames Lied auf den Weg und nach dann gesegnet zum Frühstück. - Ein "Hoffnungslicht" auf dem Weg zur Schule wird noch schnell mit den Anderen geteilt: "Eh Leute! Weihnachten - da ist ja Schulfrei!" - Aber ein paar Tage sind es noch - bis zur Nächsten Frühschicht kurz vor Weihnachten.

Mittwoch, 24. November 2010

Kurzwahl: Gebet - Gedanken zur neuen Telefonanlage

Mein Telefon hat noch keine Verbindung. Der Techniker kommt gleich und wird es installieren.
Im Vorbeigehen fällt mein Blick auf die vielen alten Telefone. - Wieviele Gespräch wohl durch sie in den letzten Jahren ermöglicht wurden? Ob es dabei in vielen Gesprächen um Gott ging? (Wir sind ja schließlich ein Kloster.) Reden wir eigentlich darüber am Telefon?

Wieviele Gespräche habe ich in den letzten Jahren geführt? Habe ich Gespräche nicht nur über sondern mit Gott ermöglicht?
Wie hätte ich das tun sollen, Gespräche mit Gott ermöglichen? Über Gott hab ich natürlich immer wieder mal gesprochen, auch am Telefon.
Der Techniker kommt und aktiviert mein Telefon und ich bemerke, dass ich schmunzele: Vielleicht habe ich ja mit meinen Gesprächen über Gott in einigen Herzen den "Kurzwahlknopf" - Gebet aktiviert, So wie jetzt der Techniker mein Telefon. - Dafür muss er nämlich von meinem Apparat aus die Zentrale anrufen.

Samstag, 13. November 2010

"Nacht der Lichter" - beten wie in Taizé - in Bethanien


Kaum ist die Vesper vorüber beginnt die Verwandlung unserer Kloster- und Kinderdorfkapelle:
Vier Bänke werden weggetragen, um die 220 Teelichter werden aufgestellt, ein paar Tücher um die acht Ikonen schön aufzustellen und schon kommen sie, die Beter.
Unsere Kinder und Jugendlichen haben selbst alle Texte und Gebete vorgelesen und sind dabei über sich hinaus gewachsen. "Ich musste nicht nach vorne, und dann ging´s." - Das Schöne war, dass nicht jemand was vorbereitet hat und wir dazu gekommen sind, sonder wir einfach zusammen gebetet haben. Alle die da waren ob nun aus dem Kinderdorf oder aus der Pfarrei, es war unsere Zeit mit Gott.
Und dann war da noch der Gruß von den Brüdern!
"Gerne wären wir heute Abend mit Euch zusammen um mit euch gemeinsam zu beten und zu singen,auf das Wort Gottes zu hören und eine Weile still zu sein. [...] so, dass sich alle ohne Unterschied angenommen fühlen können,und sie spüren, dass sie jetzt in der Kirche am richtigen Platz sind,ob sie gut singen können oder nicht, ob sie getauft sind oder nicht,ob sie einen glücklichen oder einen unglücklichen Tag hinter sich haben."
Unsere jüngste Beterin fühlte sich ganz sicher am richtigen Ort. Sie legte ihre Puppe beiseite, schob alle Kissen, die sie finden konnte aneinander und vollzog in heiligem Ernst den wundervollsten Purzelbaum, den jemand für Gott machen kann.
"[...]Und in ein paar Wochen sind wir zum Europäischen Jugendtreffen zusammen –Silvester in Rotterdam! [...] Kommt, wenn ihr irgend könnt, zusammen mit anderen zum Treffen dazu,wir freuen uns auf euch, auf eine Zukunft in Gemeinschaft."

Wir freuen uns auch, Silvester sind wir in Rotterdam!


Donnerstag, 11. November 2010

Pater Lataste - immer bei den Menschen

Vor ein paar Tagen fand in Montferrand die Übertragung von unserem Stifter, Pater Lataste, in die neue gestaltete Kapelle statt. Es beschäftigt mich schon länger, dass man bei P.Lataste wohl kaum von einer "letzten Ruhestätte" sprechen kann. Immerhin ist die neue Kapelle nun schon sein viertes Grab: nachdem die Schwestern ihn 1869 in Frasne-le-Chateau begraben hatten, nahmen sie ihn 1871 nach Montferrand mit. Dort fand er zunächst auf dem Friedhof seine Ruhestätte, wurde aber 1937 umgebettet in die Kapelle von Mont, bevor er nun am 27. Oktober erneut umziehen musste. Für mich sind diese verschiedenen Grabstätten zu einem Sinnbild geworden: P.Lataste gehört zu den Menschen. Am Anfang waren "die Seinen" seine Schwestern. Bei ihnen wollter er sein, auch im Tod. Bethanien aber breitete sich mehr und mehr aus: Bethanien-Mont bekam neue Konvente, der niederländisch-deutsche Zweig Bethanien-Venlo wurde gegründet, die Laiengemeinschaft im Gefängnis in Norfolk, die Fraternités Latastes, zahlreiche Bewegungen vor allem in Frankreich - und es scheint, dass es nun wirklich die Zeit ist, P.Lataste mehr und mehr zu den Menschen zu bringen. Aber was bedeutet das anderes als seine Weise der Verkündigung der Frohen Botschaft fortsetzen? Bethanien gehört zum Dominikanerorden, für uns gehört beides untrennbar zusammen. Bethanien hat dabei etwas ganz eigenes in den Orden einzubringen: den starken Akzent auf der Würde des Einzelnen, die gegründet ist in der unendlichen Barmherzigkeit Gottes. Wenn wir dies verkünden, dann bringen wir auch Pater Lataste zu den Menschen.
Sr.Sara, Thorn

Donnerstag, 4. November 2010

Impressionen aus Deutschland: Stille II

Während meines Urlaubs war ich auf einem Symposium der katholischen Publizisten in Bonn. War spannend, hab auch einige Facebookfreunde persönlich kennengelernt - sehr witzig!
Auf dem Podium saß ein Blogger. In der Abschlussrunde musste jeder einen Satz vervollständigen. Er bekam: "Wenn ich eine Woche nicht ins Internet könnte, dann..." Und er sagte: "das wäre schwer für mich. Einen Tag habe ich mal geschafft, aber eine Woche...?"
Kurz danach bin ich ja dann in die Exerzitien gefahren. Eine Woche kein Internet. Kein Telefon. Kein Fernsehen, keine Musik.
Ich habe es genossen. Das Wetter war gut, ich konnte fast jeden Tag mindestens einen längeren Spaziergang über die Felder machen. Aber auch im Zimmer zu bleiben, ist inzwischen kein Problem mehr für mich. Inzwischen? Ja, ich erinnere mich noch gut, wie schwierig das anfangs war. Was macht man denn bloß, wenn man eine ganze Stunde still sitzen und über einen Bibeltext "meditieren" soll? Und das 4x am Tag! Eine Woche lang!!!
Heutzutage vertreiben wir die Stille systematisch. Man kann ja fast nirgendwo mehr hingehen, wo nicht irgendwelche Musik gespielt wird. Und wenn doch, dann hat man die eigene Musik längst im Ohr eingestöpselt. Kein Wunder, dass für viele der Gedanke an eine Woche Stille erschreckend ist. Aber wenn man sich mal darauf oder überhaupt auf Momente der Ruhe einlässt und sie übt, kann man Dinge entdecken, die man im Lärm unserer Tage niemals findet. Es lohnt sich!

Dienstag, 2. November 2010

Impressionen aus Deutschland: Stille I

Direkt von meinem Urlaub aus bin ich dann in die Exerzitien gefahren. Früher wusste ich nicht so richtig, was das ist, "Übungen", geistliche Übungen. Irgendeine fromme Auszeit für Priester und Ordensleute, dachte ich. Erst als ich selber im Kloster war, habe ich ganz normale Laien kennengelernt, die auch regelmäßig Exerzitien machen. Einfach so, weil es ihnen gut tut.
Heute will ich nicht mehr darauf verzichten! Meist fahre ich einmal im Jahr für eine Woche in das schönste Dominikanerinnenkloster, das es gibt, nach Rieste-Lage im Osnabrücker Land. Es ist eine kleine, aber sehr vitale Gemeinschaft. Sie sind Nonnen, keine Schwestern, d.h. sie räumen dem Gebet den ersten Platz ein und arbeiten nicht außerhalb des Hauses.
Überhaupt verlassen sie das Haus normalerweise nicht. Die meiste Zeit wird im Alltag geschwiegen. Es gibt besondere Zeiten oder Anlässe, zu denen gesprochen werden darf, z.B. an drei Abenden die "Rekreation", die gemeinsame Freizeit. Mit Gästen wird natürlich gesprochen, oder wenn für die Arbeit etwas zu regeln ist.
Die Tradition des Stillschweigens ist so alt wie das Mönchtum an sich und dient der Versenkung in das Gebet. Die Schwestern in Lage hüten solche Traditionen sorgfältig.
Gleichzeitig haben sie überhaupt kein Problem damit, das Stillschweigen bei Tisch mal eben aufzuheben, wenn ein Gast kommt oder sich nach einer Woche wieder verabschiedet. Auch wenn Sr. Anna während ihrer Betrachtungszeit durch den Garten geht, hindert die Meditation sie nicht, eben Katze Tinka guten Tag zu sagen, wenn sie ihr über den Weg läuft oder auch dem zugeflogenen Pfau Elfriede.
Das liebe ich an diesem Ort und diesen Schwestern: Hier finde ich Stille und die tief verwurzelte dominikanische Tradition, aber unverkrampft und weltoffen - und stets mit einem freundlichen Lachen versehen!
Danke für die schöne Zeit, ich komme nächstes Jahr wieder!

Montag, 1. November 2010

Impressionen aus Deutschland: Bonsai

Im Anschluss an das U50-Treffen war ich bei meinen Eltern in Urlaub. Herrlich! Tagelang nur faul rumhängen und lesen, teilweise noch mit wunderbarer Herbstsonne...
Meine Urlaubslektüre war sehr gemischt. Ich hatte Frommes dabei (u.a. Meister Eckhard) und Spannendes (u.a. Harry Potter und die Heiligtümer des Todes), aber auch "Die Armut besiegen" von Muhammad Yunus, dem Friedensnobelpreisträger. Er beschreibt darin ausführlich sein Konzept der Grameenbank, die Mikrokredite und seine Vision für eine bessere Welt. 
Da er selber aus Bangladesch stamt, weiß er, wovon er spricht, wenn es um die Armen geht. Er vergleicht sie mit Bonsaibäumchen. Er schreibt: "Wenn man das beste Samenkorn vom höchsten Baum in einen 15 cm tiefen Blumentopf setzt, bekommt man ein genaues Abbild dieses Baumes - wenige Zemtimeter hoch. Der Samen ist vollkommen in Ordnung. Er hatte nur zu wenig Platz." 
Die Armen, so schreibt Yunus, seien für ihn Bonsai-Menschen: mit allen nötigen Fähigkeiten und Talenten, nur ohne die Möglichkeit, ihre Potentiale auszuschöpfen - weil ihnen schlicht das Kapital fehlt.
Das hat mich auf den Gedanken gebracht, ob wir Gott nicht manchmal zum Bonsai-Gott degradieren. Ich jedenfalls hatte eine Zeit, in der ich Ihm gerade mal eine Stunde in der Woche zugestanden habe. Darüber hinaus sollte er sich in meinem Leben nicht zu sehr ausbreiten. Erst später habe ich angefangen zu ahnen, wie groß Gott tatsächlich ist und wie machtvoll er von meinem Leben Besitz ergreifen will - wenn ich ihn nur nicht mehr einsperre in einen Blumentopf.

Sonntag, 31. Oktober 2010

Impressionen aus Deutschland: Katzenkind

Mein Deutschlandbesuch fing mit Hannahs Profess an, davon hab ich ja schon erzählt. Danach sind die jüngeren Schwestern noch zwei Tage zusammen wandern gegangen. U50 nennt sich die Gruppe, und sie trifft sich regelmäßig zum Austausch, einmal im Jahr zum Wandern.
Ich mag das: mit diesen Schwestern werde ich - so Gott will - den Rest meines Lebens verbringen, ich möchte sie kennen und immer besser kennenlernen, auch wenn wir im Moment oft weit auseinander wohnen und teilweise sehr unterschiedliche Arbeitseinsätze haben.
Und beim Wandern kann man so gut reden! Diesmal ging es vor allem um das bevorstehende Generalkapitel.
Manchmal passiert aber auch unerwartet etwas: als wir mittags kurz vor einem Ortseingang den Wald verlassen wollten, hörten wir plötzlich ein klägliches Maunzen. Ein kleines Kätzchen lief da alleine herum, leicht verletzt. Wir haben es mitgenommen und versucht, den Besitzer ausfindig zu machen. Als das nicht gelang, sagte Sr. Maria Magdalena kurzerhand: "Dann nehme ich sie mit in meine Kinderdorffamilie. Meine Kinder wünschen sich schon lange eine Katze." Vor der Abfahrt musste das Katerchen aber noch auf uns rumturnen - trotz der verletzten Pfote!

Freitag, 29. Oktober 2010

Impressionen aus Deutschland: Moderne Kommunikation

Gerade bin ich wieder in Riga angekommen. Vier Wochen bin ich kreuz und quer durch Deutschland gereist. Dabei habe ich sehr unterschiedliche Dinge unternommen und nur selten hatte ich die Möglichkeit, ins Internet zu gehen, um hier darüber zu berichten. Deswegen gibt es in den nächsten Tagen den ein oder anderen Rückblick auf diese Reise, nicht immer chronologisch sortiert.
Moderne Kommunikation
Ich war im Telefonladen, musste mein deutsches Handy checken lassen. Bei der Gelegenheit frage ich: "Können Sie mich bitte beraten? Ich möchte irgendwann auf ein internetfähiges Handy umsteigen, weiß aber nicht so genau, was ich dafür brauche und was das kostet." (Ich meine: alle twittern und so, nur ich bin der letzte Dinosaurier, muss doch nicht sein.)
Da sagt mir der Telefonmensch, ich bräuchte ein Smartphon, das gäbe es ab 300,- € aufwärts!
Inzwischen habe ich mich mal anderweitig kundig gemacht, es gibt sie auch 100,- € billiger. Tarife für "Wenignutzer": einmalig 225,- plus monatliche Grundgebühr von 40,- €.
HALLO? Früher hätten wir gesagt: "Ich glaub, mein Schwein pfeift!"
Heute sage ich: Ich glaube, da lebe ich lieber weiter hinterm Mond, hier ist's gemütlich.

Sonntag, 17. Oktober 2010

zu Hause

Woran merkt man, dass man zu Hause ist? Ich bin z.Zt. "auf Heimaturlaub" in Deutschland, bei meinen Eltern, meiner Familie. Vieles hier ist völlig unverändert seit meiner Kindheit. Sogar einige Jugendbücher finden sich noch in den Regalen meines alten Kinderzimmers - die müsste ich wirklich endlich mal aussortieren! Ich liebe meine Eltern und besuche sie gerne - wie auch den Rest meiner Familie. Aber es ist schon seltsam: "zu Hause" bin ich hier nicht mehr. Tausend Dinge gibt es, die ich im Kloster anders kennengelernt habe und die ich inzwischen anders gewöhnt bin als es in meinem Elternhaus üblich war. Das fängt schon damit an, wie der Tisch gedeckt wird, wie man den Tag organisiert, lauter Kleinigkeiten eben. Aber es bleibt nicht dabei. Ich merke, dass mich das Leben im Kloster verändert hat. Ich bin nicht mehr dieselbe. Ich rede anders, fühle und denke anders als die junge Frau, die damals dieses Elternhaus verließ. Längst habe ich aber auch gemerkt, dass ich in keinem der Häuser unseres Ordens jemals so "zu Hause" sein werde, wie ich es als Kind bei meinen Eltern war. So selbstverständlich daheim, so unhinterfragt Teil des Hauses, der Familie. Das kommt nicht wieder. Heute bin ich mir immer bewusst, dass ich in jeder Gemeinschaft, in der ich lebe, nur auf Zeit bin. Dass jedes Haus für mich nur ein "Gasthaus" ist. In dem einen fühle ich mich wohler, in dem anderen unwohler. Aber immer wieder komme ich an den Punkt: wirklich "zu Hause" bin ich nicht mehr auf dieser Erde. Meine "Heimat" finde ich überall da, wo ich Gott begegnen kann.

Samstag, 2. Oktober 2010

Einmal im Leben in der Kirche auf dem Boden liegen

Heute war ein besonderer Tag: wir haben die Ewige Profess von Sr. Hannah Rita gefeiert. "Bist du bereit, mit Deinem Leben die Barmherzigkeit Gottes zu bezeugen?", in dieser konkreten Gemeinschaft von Bethanien, zum Wohl der Menschen - bis zu ihrem Tod. "Ja, ich bin bereit." Und die Schwestern, die Gemeinschaft, werden sie Hannah als Schwester aufnehmen? "Seid ihr bereit?" "Wir sind bereit!" Die Feier ist voller Symbolhandlungen, eine schöner als die andere. Z.B. die Venia: Sr. Hannah hat sich in den Mittelgang der Kirche gelegt, während die Gemeinde den Heiligen Geist herabruft. Ein starker Ausdruck: ich mache mich zum Weg für Gott, ich gebe mich ihm ganz hin. Ein anderes Zeichen ist das Professkreuz, das man an diesem Tag erhält. Wir nehmen es im wahrsten Sinne des Wortes einmal mit ins Grab: "es sei im Sterben das Zeichen deiner Treue" lautete die Formel bei der heutigen Feier. Eine Profess ist ein öffentliches Ereignis, deshalb sind möglichst viele gekommen, Schwestern natürlich, Familie, Freunde, Kinderdörfler. Wir aus Lettland waren zu sechst angereist. in der Messe haben wir ein Lied gesungen, das übersetzt bedeutet: "Jesus, ach könnte ich dich doch immer lieben! Bleibe bei mir auf dem ganzen langen Weg!" Nachher wurde natürlich noch ordentlich in der Aula weitergefeiert, Mittagessen und Kaffee - und etwas Spass darf auch nicht fehlen!

Sonntag, 19. September 2010

Weltjugendtag in Riga

Vor zwei Stunden dachte ich noch, es wird bestimmt nichts draus, aber jetzt... Wir fahren nach Madrid!
Heute abend war das erste Treffen einer kleinen Gruppe, die zusammen zum Weltjugendtag fahren will, im August 2011. Es sind Jugendliche aus unserer Sonntagsschule, deren Freunde, eine Studentin, die bei uns im Haus wohnt und eine junge Frau, die schon beim letzten Weltjugendtag mit unseren Schwestern in Köln war.
Ich selber bin eigentlich schon zu alt, der WJT ist gedacht für 16 bis 30jährige. Auch in Köln konnte ich nur noch als Organisatorin dabei sein. Damals waren wir Gastgeber, jetzt also andersherum. Spannend.
Riga - Madrid, das ist ganz schön weit. Wenn alle mitfahren, die heute da waren, dann wird die Gruppe ziemlich bunt gemischt. Teuer wird das Ganze, zu teuer für den einen oder die andere. Aber: wir kriegen das hin.

Ich mag Herausforderungen!

Sr. Barbara, Riga

Donnerstag, 16. September 2010

Dein Reich komme

Goldene Ketten
In einem Juwelierladen sehe ich eine Figur, die geradezu sinnbildlich für New York steht: alles ist machbar, alles ist käuflich, alles gehört dem, der genügend Geld hat. Die Figur stellt eine Frau dar, die nichts trägt - außer goldener Ketten an den Füßen...
Der heutige Tag steht im Zeichen des Eröffnungsgottesdienstes der 65. Vollversammlung der Vereinten Nationen. Am Nachmittag gibt es ein Treffen der NGO's mit dem Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, Monsignore Kuriakose. Bei ihm ein Priester, der mit ihm zusammenarbeitet. Thema der diesjährigen Vollversammlung sind die 8 Milleniumziele, im Zentrum die Abschaffung der Armut in der Welt. Davon sind wir noch weit entfernt! Msgr. Kuriakose unterstreicht die Bedeutung, für die Entwicklung im ganzheitlichen Sinn einzustehen.
Briefing der Vertreter des Heiligen Stuhl
Der Heilige Stuhl hat bei der UNO nur Beobachterstatus, und das ganz bewußt: wer abstimmen kann, verliert seine Neutralität, weil er sich zu einer Seite schlägt. Aber die Vertreter des Heiligen Struhl haben viel Einfluss, den sie auch nutzen, wenn es darum geht, Themen wie Menschenrechte, Afrika, Klima-gerechtigkeit, Human Trafficking etc. ins Gespräch zu bringen. Es tut gut, zwei so engagierte Vertreter der Kirche vorzufinden, die die Sache des Evangeliums vertreten wollen.
Generalsekretär Ban Ki-Moon
Am Abend ist der Eröffnungsgottesdienst, zu dem der Erzbischof von New York eingeladen hat. Vertreter vieler Religionen und Konfessionen sind der Einladung gefolgt, ebenso Mitglieder des Diplomatischen Korps, Josef Daiss, der Präsident der Vollversammlung - und Ban Ki-Moon, der Generalsekretär. 
Im Zentrum steht der Text aus dem Matthäusevangelium: ich war hungrig, und ihr habt mir nicht  zu essen gegeben. Ich war nackt und ihr habt mich nicht bekleidet... Wenn wir dies endlich ernst nähmen, wenn wir wahr machen könnten, was Jesus uns vorgelebt hat - dann könnte das Reich Gottes schon heute Wirklichkeit werden!
Dies ist der letzte Bericht meiner USA-Reise. Ich hoffe, diejenigen, die die Berichte verfolgt haben, konnten damit etwas anfangen. Danke für Ihr Interesse! Bis auf ein Wiederlesen!
Sr.Sara, z.Zt. New York

Mittwoch, 15. September 2010

Laus im Pelz

Das ist wohl die beste Umschreibung der Arbeit der NGO (Nicht-Regierungs-Organisationen) bei der UNO! Dank Sr. Margaret Meace habe ich die Gelegenheit, an zwei Komitee-Sitzungen teilzunehmen. Es ist harte Arbeit: wie finden wir den besten Weg, um irgendwie die Regierungen der Welt auf die Probleme der Zivilgesellschaft - sprich: der einfachen Menschen - hinzuweisen?
Trinity Church -
die älteste Kirche von New York
Ich lerne, dass dies grundsätzlich nur gemeinsam geht. Einzelkämpfer und Leute, die persöliche Erfolge verbuchen wollen, sind in den NGOs fehl am Platz. Es wird abgesprochen, zu welchen Themen z.B. wer ein Statement verfasst, das dann entweder mündlich bei einer offiziellen Kommissionssitzung der UN vorgetragen werden kann oder schriftlich eingereicht wird. Es wird versucht, Texte vorzubereiten, die der Generalsekretär evtl. in seinen Reden mit verarbeitet, so dass die Regierenden damit in Kontakt kommen. Es wird versucht, Best-Praxis-Beispiele aufzubereiten, denn manch gutwillige Regierung vor allem kleinerer Staaten ist dafür dankbar, weil man schlicht nicht weiß, wie manches Problem anpacken.
Sr. Margaret im Büro der NGO
Hier in New York geht es dabei um alle möglichen Themen von sozialer Gerechtigkeit: Rechte der Frauen, dauerhafte Arbeitsplätze, Klimawandel, Nachhaltigkeit, Armutsbekämpfung, kaum ein Thema, das nicht die Aufmerksamkeit der NGO's hat. Es ist spannend, dies hautnah mitzubekommen. Die Arbeitsbedingungen sind sehr einfach, und der Platz in den Konferenzräumen begrenzt.
Nächste Woche werden die Regierungschefs erwartet. Dann hätte ich keine Chance gehabt, hier irgendwo mitzugehen, auch wenn die NGOs nicht in den UNO-Räumen arbeiten. Während der nächsten Woche wird das Gelände rings um die UNO hermetisch abgeriegelt. Heute konnte ich wenigstens einen Blick in den Plenarsaal werfen und an einer Führung teilnehmen.
Ground Zero
Am Nachmittag gehen wir zu Ground Zero. Es ist bedrückend. Sr. Margaret macht mich darauf aufmerksam, dass es ein Wunder in allem Elend war, dass die Türme in sich zusammengefallen und nicht explodiert oder umgekippt sind. Es ist unglaublich, dass die Häuser rundum noch stehen. Eine große Wunde in dieser Stadt, nicht nur äußerlich!
Beim Rundgang durch die Stadt kommen wir an der Trinity-Church vorbei. Sie erinnert mich an die Arbeit der NGOs. Scheinbar bedeutungslos, wird diese Kirche schon lange von den Wolkenkratzern überragt. Und trotzdem...
Sr. Sara, z.Zt. New York

Dienstag, 14. September 2010

Geburtstag

Sr.Margaret mit Sr.Veronika,
ehemalige Generalpriorin von Amityville
Heute ist unser Gründungstag - Kreuzerhöhung, der Tag, an dem die ersten Schwestern das kleine Häuschen in Venlo bezogen. Außerdem ist heute der Festtag der Schwestern von Amityville, denn sie sind von Regensburg, dem Kloster "Heilig Kreuz" aus gegründet worden. 
Sr. Margaret Meace, Schwester von Amityville und Vertreterin der Nordamerikanischen Dominikanerinnen bei der UNO, holt mich in New York vom Flughafen ab. 
Ich lerne, dass von Amityville aus 12 andere Kongregationen in den USA gegründet wurden! Viele dominikanische Gründungen in diesem Land haben ihre Wurzeln in Deutschland - Augsburg oder Regensburg. Beeindruckend, was aus kleinen Anfängen gewachsen ist.
Jones Beach in New York
Heute ist ein ruhiger Tag. Wir gehen zur Jones Beach, genießen bei herrlichem Sommerwetter den Atlantischen Ozean, und abends verwöhnt Sr.Margaret uns mit einem Abendessen - mit Sauerkraut!!! 
Morgen wird ein spannender Tag: Besuch bei der UNO, vermutlich auch bei Ground Zero. Ich freue mich drauf.

Sr. Sara, z.Zt. New York

Montag, 13. September 2010

Große kleine Welt

Kapelle im Mutterhaus von Racine
Auch heute ist der Tag wieder voller dominikanischer Begegnungen. 
Als erstes Racine: eine Kongregation, die von den Dominikanerinnen von Regensburg aus gegründet wurde. Die Fragen ähneln sich überall: was machen wir mit dem riesigen Haus? Wie gestalten wir das Älterwerden? Wie geht es weiter? 
Sr.Suzanne Noffke
mit ihrer großen Schwester
Caterina von Siena
In Racine treffe ich Sr. Suzanne Noffke, eine ausgewiesene Expertin für Caterina von Siena. Sie wird im Januar nach Deutschland und in die Schweiz kommen, und wir planen einige Veranstaltungen mit ihr. Neben den Treffen junger europäischer Dominikanerinnen wird dies vor allem ein Studientag am 13. Januar 2011 in Speyer sein, zu dem alle deutschsprachigen Dominikanerinnen eingeladen werden sollen.
Ich erzähle viel von den Modellen der Ordensgemeinschaften in den Niederlanden: neue Leitungsformen unter Einbeziehung von Laien, gemeinsame Häuser für die alten Schwestern, Regelung des geistlichen und materiellen Erbes. Die Schwestern sind sehr interessiert, und es kommt die Idee auf, einmal eine Studienreise für US-Dominikanerinnen in die Niederlande zu organisieren. In Europa sind wir in Alterungsprozess etwa 10 Jahre weiter als die USA. Aber diese Idee ist spannend: es wäre etwas Neues, von den USA aus als Lernende zu kommen. Große kleine Welt!
Sr. Rose Mary, DSI-Koordinatorin,
mit Schwestern von
Springfield und Sinsinawa
Das Haus, in dem unsere Schwestern in Kenosha gelebt haben, finden wir nicht, und auch das Haus in Chicago müssen wir passieren lassen. Man kann nicht alles, die Zeit rennt.
Am Abend dann ein interessantes Gespräch mit Schwestern von Springfield / Illinois. Sr.Alice ist Berufungsbeauftragte des Bistums Chicago. Auch hier können wir viel Gemeinsames feststellen: wachsendes Interesse am Ordensleben, aber auch wachsendes Bedürfnis nach Strukturen und Sicherheit. Wir können so viel voneinander lernen! Es ist gut, sich ab und zu zu realisieren, wie klein unsere eigene Welt ist und wie groß die Welt Gottes.
Sr. Sara, z.Zt. Chicago

Sonntag, 12. September 2010

Pfingstliche Sprachverständigung

In den USA sind die Schulbusse gelb!
Hier in Sinsinawa lebt eine Schwester, die ursprünglich aus Leiden/NL kommt und sich freut, ihr Niederländisch benutzen zu können. Auch Deutsch ist heute gefragt: wir besuchen Sr. Fidelis. Sr.Fidelis war eine Schwester des Instituts St. Dominikus, bis die amerikanische Provinz etwa 1985 selbständig wurde. Als die neue Kongregation auf 35 Schwestern zusammengeschrumpft war, wurde sie Teil der Dominikanerinnen von Sinsinawa. 
Sr. Fidelis ist eine der letzten und die Älteste dieser Gruppe, 92 Jahre alt, und lebt im Plegeheim. Sie kann sich noch gut erinnern, wie es war, als sie Deutschland verließen: aus Angst, Hitler würde alle katholischen Schulen schließen und alle Schwestern verfolgen, wurden etwa 1935 Schwestern für eine Neugründung in die USA geschickt. Sr.Fidelis erzählt von ihrer glücklichsten Zeit, als sie bei Indianern gearbeitet hat. Sie freut sich, Deutsch sprechen zu können. Eine schöne interkontinentale Begegnung! 
Sr. Sara mit Sr. Fidelis,
ehemalige Dominikanerin
vom Institut St. Dominikus
Zusammenarbeit gab es schon viel im Laufe der Gechichte, in jeder Form, wir sollten uns ab und zu darauf besinnen.
An diesem Wochenende sind auch die assoziierten Laien von Sinsinawa zu Besuch. Etwa 200 Assoziierte zählen zur Kongregation: Freunde, Bekannte, ehemalige Schwestern - alle, die gern mehr zu Sinsinawa gehören würden, ohne eintreten zu müssen. Aber auch, ohne gleich in die Strukturen der Laiendominikaner integriert zu werden, einfach in einer freieren und freier gestalteten Form. Auch in den Niederlanden gibt es dies ja sehr viel, und in der Kongregation haben wir früher öfters darüber gesprochen. Es ist interessant, mehr darüber zu hören und auch Informationsmaterial über dieses dominikanische Form der Assignation zu bekommen.
Zufahrt zum Kloster,
dem sog. Mound (Berg)
Bei Tisch treffen wir uns mit einigen Ratsschwestern. Die Kongregation hat keine Provinzen mehr und kämpft mit ähnlichen Problemen wie wir: viele alte Schwestern, wenige Eintritte seit dem Konzil, Schwierigkeiten bei der Besetzung von Leitungsaufgaben durch die jüngere Generation. Es ist interessant sich über Modelle von Leitung auszutauschen, Erfahrungen vor allem aus den Niederlanden weiter zu geben und voneinander zu lernen.
Die Schwestern laden mich ein, nach Tisch ein wenig von uns zu erzählen, und ich erzähle von P.Lataste, der Gründung Bethaniens, den Erfahrungen von Norfolk und von DSE. Dafür erfahre ich eine Menge über den Gründer dieser Kongregation: P.Samuel Mazzuchelli OP, der 1847 die erste Gemeinschaft gründete und in vielem seiner Zeit weit voraus war: Übersetzung der Bibel und von liturgischen Texten in die Sprache der Indianer, Mädchenbildung auf demselben Niveau (einschließlich Naturkunde) wie die Jungen, Einsatz für Gerechtigkeit. Es gab und gibt viele großartige Menschen in unserem Orden, viele Vorbilder, die uns inspirieren können!
Sr. Sara, z.Zt. Sinsinawa

Samstag, 11. September 2010

Auf dem Mississippi!

Sr.Mary -Ellen in ihrem Büro
Sr. Mary Ellen o'Grady ist die Geschäftsführerin der Dominican Leadership Conference in den USA, einem Zusammenschluss von dominikanischen Kongregationen und den Provinzen der Brüder. Zumindest bis zum 4. Oktober. Dann werden die Brüder aus der DLC ausscheiden, und andere Frauenkongregationen werden beitreten. Es hat sich gezeigt, dass dies eine viel sinnvollere Struktur ist. Die Brüder sind im Orden anders organisiert als die vielen unabhängigen Kongregationen der Frauen. Die DLC besteht bereits seit 1935. So lange ist Zusammenarbeit schon Thema, aber es ist auch in den USA so aktuell wie selten zuvor. Die Dominican Sisters of Peace, der Zusammenschluss von 7 unabhängigen Gemeinschaften zu einer ganz neuen Ordensgemeinschaft, ist das bekannteste Beispiel. So weit muss es nicht immer gehen. Die Themen gleichen den unseren: gemeinsames Noviziat, gemeinsames Altern, schwesterlicher Austausch und gegenseitige Unterstützung sind wichtige Themen.
Sr. Mary Ellen zeigt mir ihr Büro, und dann fahren wir weiter nach Wiscousin, 3 Autostunden von Chicago entfernt (man darf in der USA nur 90 fahren...), in ihr Mutterhaus in Sinsinawa. Eine einheimische Kongregation mit immer noch mehr als 540 Schwestern, etwa so viel wie Dominikanerinnen in ganz Deutschland. Der Gründer, P.Samuel Mazzuchelli OP, war ein Pionier: er begann bereits um 1830 mit Schulbildung für Indianer und Mädchen, revolutionär für seine Zeit.
"Gerechtigkeit" war ihm ein großes Anliegen, und es ist wohl kein Zufall, dass die derzeitige internationale Co-Promotorin für Gerechtigkeit und Frieden im Orden, Sr. Tony Harris, eine Sinsinawa-Dominikanerin ist.
am Mississippi
Für einen USA-Neuling wie mich ist alles spannend: die indianischen Hintergründe, die für unsere Verhältnisse extrem kurze Geschichte, die Bootsfahrt auf dem Mississippi - immer eine neue Überraschung! Ich merke, wie sehr sich mein Wissen aus Büchern und Filmen meiner Jugend speist: Mark Twain, Onkel Toms Hütte, Unsere kleine Farm - alles ist plötzlich lebendig!
Sr. Sara, z.Zt. Chicago

Freitag, 10. September 2010

Kleiner Kontrast

Neu-England und Chicago sind nicht so ganz dasselbe! Heute ging es von dem idyllischen Städtchen Millis in die 6-Millionen-Stadt Chikago an den Michigansee. Ziel: Sr.Mary Ellen o'Grady, die derzeitige Generalsekretärin der Dominican Leadership Conference. 
Sr.Mary Ellen vor der Skyline von Chicago
Die Dominikanerinnen und Dominikaner, einschließlich der Laien, unterhalten einen gemeinsamen Dachverband, der hier in Chicago ein eigenes Büro unterhält und u.a. den NGO-Status für die Familia Dominicana in den USA bei den Vereinten Nationen unterhält.
Chicago ist aber noch unter anderen Gesichtspunkten spannend: unsere Kongregation hatte hier einmal eine Niederlassung. Nicht sehr lange, aber immerhin - es hat etwas von "Auf den Spuren von..."
Sr. Mary Ellen holt mich am Flughafen ab und macht eine kleine Stadtrundfahrt mit mir. Zum Mittagessen fahren wir in den 96. Stock eines der Wolkenkratzers - eine grandiose Aussicht über die Stadt! Chicago ist vollig flach, und dank des guten Wetters können wir sehr weit schauen.
Dominican University Chicago
Danach fahren wir zur Dominican University. Hier treffen wir Sr. Janet Welsh, die die Leiterin des Forschungsprojektes zur Erforschung der Geschichte der Dominikanerinnen und Dominikaner in der USA ist. Spannend! Viele Kongregationen haben ihre Wurzeln irgendwo in deutschen Klöstern, aber es gibt auch einheimische Gründungen. Ein erster Band zur Geschichte  der Dominikanerinnen und Dominikaner ist bereits erschienen. Es besteht der große Wunsch, die Geschichte aufzuschreiben und die Archive zu sichern. Außerdem würde Sr.Janet gern mehr Austausch mit europäischen Projekten pflegen, um eine breitere Sicht zu erhalten. Da haben wir ja in den Niederlanden mit der großen Biographie über den Orden von Mariet Monteiro und einigen anderen Arbeiten einiges zu bieten. 
Sr.Jeanette stellt ihr Buch vor
Die Dominikanerinnen von Bethanien von Mont sind in diesem Institut bekannt, aber unsere Schwestern stehen (bisher) nicht auf der Liste. Auch wenn Bethanien-Venlo nicht gerade das kirchliche Leben in den USA geprägt hat, waren wir doch an mehreren Orten, und Sr. Jeanette hat großes Interesse, hier mehr zu erfahren.
Chicago ist in all seiner Größe noch überschaubar, eine gut geordnete Stadt, deren ältestes Gebäude noch keine 200 Jahre alt ist. Hier gehen die Uhren in jeder Hinsicht anders! Morgen geht es dann nach Sinsinawa, einer einheimischen Gründung mit Speyer-Hintergrund.
Sr. Sara

Donnerstag, 9. September 2010

Noch einmal: Bethanische Gemeinschaft

 Thanksgiving-Dinner
bei Sr. Renata

Heute begegnen wir noch einmal einer Gemeinschaft, die von den Idealen von P.Lataste inspiriert ist: der "Community of the Resurrection" im Bergland von Maine. Man könnte meinen, in der Schweiz zu sein - nach der Atlantikküste ein absoluter Kontrast. Dieses Land ist in jeder Hinsicht vielfältig! Die Assoziation zur Schweiz ist nicht zufällig. Sr.Renata, die Gründerin und Priorin, ist Schweizerin und war früher Mitglied von Bethanien-Mont. Nun lebt sie mit fünf anderen Schwestern und einigen Freunden sowie drei Hunden in dieser wunderbaren Gegend. Die Hunde sind nicht zufällig - die Hundezucht ist die Haupteinnahmequelle dieser kleinen Gemeinschaft. Außerdem haben sie die Möglichkeit, Frauen in Not für einige Zeit aufzunehmen.
Die Sprachverwirrung ist komplett, denn Sr.Renata und Sr.Pia Elisabeth fügen den bisherigen Sprachen Englisch, Französisch und Deutsch auch noch Schwyzerdütsch hinzu!
Abschied: Sr. Sara, Sr.Pia Elisabeth
Die Schwestern haben uns ein verfrühtes Thanksgiving - Dinner vorbereitet. Thanksgiving ist eigentlich erst Ende November. Aber schon heute dürfen wir echten amerikanischen Truthahn genießen, dazu Bakes Potatoes, Dressing with Masherd Potatoes, Cranberrysauce und Peas and Carrots, und als Nachtisch Pie mit Icecream. Eine echte Überraschung - und ein Genuss! 
Danach heißt es Abschied nehmen: Sr. Pia Elisabeth wird bis Sonntag hier bleiben und von Maine aus nach Paris zurück fliegen. Ich fahre mit Ruth und Kathleen zurück nach Millis, und morgen wird der "dominikanische Teil" meiner Reise beginnen.
Es ist nicht einfach, die neuen "bethanischen Freunde" zurück zu lassen, aber wir wissen, dass die Verbindung bleiben wird!
Sr. Sara, z.Zt. Maine

Mittwoch, 8. September 2010

Ein Tag am Atlantischen Ozean

am Strand
Was "bethanische Gemeinschaft" bedeutet, haben wir gestern noch einmal sehr eindrücklich von Ruth erfahren. Die Gefangenen erzählten, dass Ruth eines Tages den kleinen Gefängnisfriedhof gemeinsam mit den Freiwilligen einmal gründlich in Ordnung gebracht hat: aufgeräumt, die Gräber gerichtet, die Kreuze geputzt, Blumen gepflanzt. Für viele der Lebenslänglichen wird dies auch ihre letzte Ruhestätte werden, wenn sie keine Familie mehr haben, und viele fürchten sich davor, hier auch noch begraben zu werden. Aber Ruth hat bereits jetzt schon einen Antrag gestellt, dass sie nach ihrem Tod ebenfalls auf diesem Gefängnisfriedhof begraben werden darf! Danach gefragt, sagt sie in aller Schlichtheit: "Dies ist meine Gemeinschaft!"
Ruth macht uns auch noch einmal klar, dass es keineswegs ein sozialer Aufstieg ist, wenn man im Gefängnis zur bethanischen Gemeinschaft gehört. Im Gegenteil: das Gefängnis ist eine Welt der Starken, der Machos, und wer sich zu den Werten des Evangeliums bekennt, passt dort nicht hinein und geht manches Risiko ein. Vor allem das Risiko, sich selbst bei den "Underdogs" wiederzufinden. Und trotzdem gehen die Männer diesen Weg.
Eleanors Haus: ein Traum
Wir genießen heute einen Tag am atlantischen Ozean. Eleanor hat uns eingeladen, einen Ruhetag in ihrem Haus direkt am Strand zu verbringen. Eleanor ist eine erstaunliche Frau. Ihr Mann und sie gehören zur Schicht der Reichen und Einflussreichen. Aber seit Eleanor ihre persönliche Bekehrung erlebt hat, gibt sie mit vollen Händen. Sie ist jetzt 74 Jahre alt, aber dreimal in der Woche verbringt sie Zeit in Norfolk. An den anderen Tagen arbeitet sie als Freiwillige in einem "Pro life"-Projekt und versucht, Frauen, die kurz vor der Abtreibung stehen, zum Austragen ihres Kindes zu bewegen. Sie kann ihnen viel Hilfe anbieten: materiell und seelisch, und sie kann ergreifende Geschichten erzählen. Dabei gilt ihr Interesse in erster Linie der Fau, denn sie hat genügend Erfahrung, um zu wissen, wie schwer viele Frauen an einer Abtreibung zu tragen haben. Es ist eine Entscheidung, die definitiv nicht mehr zurück genommen werden kann. Aber auch Frauen, die die Abtreibung haben vornehmen lassen, wenden sich an sie und ihre Organisation, wenn sie hinterher nicht mehr wissen, wie sie das Erlebte verarbeiten können.
Mittagessen nach der Messe
Ihr Haus am Meer ist einfach ein Traum. Sie ist nur am Wochenende hier, aber von Montag bis Donnerstag sind ständig Leute hier, mit denen sie diesen Reichtum freigebig teilt: Ordensleute, Freunde, Priester, wer auch immer. Ihr Traum ist, das Nachbarhaus für die schwangeren Frauen in Not nutzen zu können. Und wer Eleanor erlebt, weiß, dass dies kein Traum bleibt, wenn sie es wirklich will!
Sie hat einen Priester eingeladen, der mit uns heute am Fest von Mariä Geburt die Messe feiert. Danach verwöhnt sie uns mit einem guten Mittagessen, viel Zeit, herrlichen Zimmern und großer Gastfreundschaft. Am Abend erwartet uns ein Hummeressen - eine Spezialität für diese Gegend und für uns eine absolute Premiere! Wir lassen uns überraschen. Genau das Richtige für uns, um unsere Seelen nachkommen zu lassen!
Sr. Sara, z.Zt. Maine