Freitag, 20. Januar 2012

Was ist der Mensch

Gerade hatte ich eine Woche Urlaub. Ich war in Österreich in den Bergen. Immer, wenn ich dort wandere, genieße ich Schnee, Luft, Sonne und den Himmel. Und wenn ich dann in der Ferne die überwältigenden Berge betrachte und plötzlich darauf winzige schwarze Pünktchen in Richtung Tal gleiten sehe (ich weiß, auch meine skilaufenden Freunde sind darunter), dann muss ich unwillkürlich an den Psalm 8 denken:


Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde;
über den Himmel breitest du deine Hoheit aus.

Aus dem Mund der Kinder und
Säuglinge schaffst du dir Lob,
deinen Gegnern zum Trotz;

deine Feinde und Widersacher müssen verstummen.

Seh ich den Himmel, das Werk deiner Finger,

Mond und Sterne, die du befestigt:

Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst,

des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott,

hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.

Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände,
hast ihm alles zu Füßen gelegt:
All die Schafe, Ziegen und Rinder und auch die wilden Tiere,

die Vögel des
Himmels und die Fische im Meer,
alles, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.

Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!

Sonntag, 8. Januar 2012

Mauern einreißen: Europäisches Taizé-Treffen in Berlin

Nachdem ich zwischen den Jahren in und mit Bethanien unterwegs war, komme ich gern auf Sr. Barbaras Einladung zu einem Gastbeitrag hier im Blog zurück.

Als wir letztes Jahr im Januar mit den Jugendlichen aus dem Kinderdorf vom Taizé-Treffen aus Rotterdam zurück kehrten, ertönte der Schlachtruf: "Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin!". Die Begeisterung der Mädchen hielt sich durch das ganze Jahr und so entschlossen wir uns, wieder gemeinsam zum Europäischen Taizé-Treffen zu fahren. Voll bepackt kam ich nach den Weihnachtsfeiertagen in Refrath an und freute mich über ein Wiedersehen mit Schwestern, Kinderdorfmüttern und Jugendlichen. Da es am nächsten Morgen schon seeeeehr früh losgehen sollte, versammelten sich unsere Taizé-Gruppe bereits am Vorabend in der Kinderdorf-Kapelle zum Reisesegen von Pater Tihomir. Danach luden wir unsere Taschen, Schlafsäcke und Isomatten ins Auto... so konnte es am 28.12. pünktlich um 5:30 Uhr losgehen in Richtung Berlin.

Gemeinsame Gebete in der Gast-Gemeinde und mit 30.000 Menschen in den Messehallen, Gesprächsrunden mit den anderen Jugendlichen, Essen auf dem Fußboden in den Messehallen, Singen am Bahnsteig und Ölsardinen-Feeling in der U-Bahn, Treffen von "alten" Bekannten vom letzten Taizé-Treffen, Kennenlernen von neuen Freunden... das gehört zu jedem Taizé-Treffen.

Doch diesmal waren wir in Berlin. Diese Stadt ist für viele Menschen in Europa Sinnbild für die Trennung Europas durch die Berliner Mauer, aber eben auch für die Wiedervereinigung. Hier kamen junge Menschen aus Ost- und Westeuropa zusammen zu einer weiteren Etappe auf dem "Pilgerweg des Vertrauens". Und das Alter macht sich deutlich bemerkbar: Unsere Jugendlichen und ich sind bereits in einem vereinigten Deutschland aufgewachsen. Die Trennung in Ost- und Westblock ist uns nur aus Erzählungen und dem Geschichtsunterricht vertraut. Dass wir uns mit Jugendlichen aus Ungarn, Kroatien oder Polen treffen, ist für uns selbstverständlich. Andere junge Erwachsene, die nur wenige Jahre älter sind als wir, können sich genau an den Mauerfall erinnern. Und immer wieder hören wir, dass für die meisten Menschen der Fall der Berliner Mauer zur Kategorie "undenkbar" zählte. Die Berliner Mauer ist gefallen - und so ging es bei diesem Treffen immer wieder darum, gemeinsam zu überlegen, welche Mauern in unserem Leben noch stehen, welche Mauern wir überwinden wollen, wie wir zu Gerechtigkeit, Frieden und einer neuen Form von Solidarität finden können.

Dieses Thema griffen wir auch zum Jahresrückblick in unserer Gruppe auf: Wir überlegten gemeinsam, auf welche Mauern wir in unserem eigenen Leben im letzten Jahr gestoßen sind, wo wir Mauern aufgebaut haben, wo wir Mauern einreißen konnten, wo wir Mauersteine bewegen konnten.

"Jésus le Christ, lumière intérieure, ne laisse pas mes ténèbres me parler.
Jésus le Christ, lumière intérieure, donne-moi d'accueillir ton amour."
Mit diesem Taizé-Lied begannen wir unser Gebet. Wörtlich übersetzt heißt das: "Jesus Christus, inneres Licht, lass meine Dunkelheiten nicht zu mir sprechen. Jesus Christus, inneres Licht, lass mich Deine Liebe empfangen." In jedem von uns leuchtet dieses innere Licht. Doch oft versperren Mauern den Blick auf dieses Licht. Aus Bauklötzen hatten wir eine Mauer um eine Kerze aufgebaut. Und dann haben wir nach und nach Bausteine aus der Mauer um das Licht herum rausgenommen. Diese Steine stehen für das, was wir im letzten Jahr in unseren Mauern bewegen konnten, für Menschen, die uns wichtig waren, für Entscheidungen, die uns weiter gebracht haben, für Aufgaben, die wir bewältigt haben... Mit Legematerial brachten wir dann unsere Bitten und unseren Dank für all das, was im vergangen Jahr geschehen ist, vor Gott. Und schließlich schlossen wir unser Gebet ab mit dem wunderschönen Lied: "Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag."

Maria


Donnerstag, 5. Januar 2012

Männer sind neugierig

"Männer sind neugierig!"
so begann der junge Dominikaner seine Predigt.
"Entgegen der landläufigen Meinung sind Männer neugierig - zum Glück! Sonst hätten die Jünger nie an Jesus die Frage gestellt: 'Meister, wo wohnst Du?' - 'Kommt und seht', ist die Antwort Jesu und die Einladung, etwas Neues und Entscheidendes für das eigene Leben zu erfahren."

Männer sind neugierig.
Und ich? Will ich Neues erfahren, kennen lernen? Ja, klar, tue ich doch ständig, täglich werde ich von Neuigkeiten überflutet.

Männer sind neugierig.
Ich auch, aber... Will ich das Neue auch an mich heran lassen? Darf es mich berühren, vielleicht sogar verändern? Oder bleibt alles Neue besser auf Bildschirm-Distanz?

Männer sind neugierig.
Ich auch. Auf das Leben. Auf den, der es mir täglich gibt. Auf Gott. Er darf mein Inneres anrühren - und mein Leben verändern.