Montag, 27. Juni 2011

"Die Hungernden sättigt er mit seinen Gaben" oder: Baby im Kloster

4:50h Mein Wecker klingelt. Nein - so früh beten wir hier nicht! Aber ich hatte heute meine vorletzte schriftliche Diplom-Prüfung in Bonn...

5:30h Frühstück. Es gibt noch selbst gebackenes Brot von Sr. Sofia - lecker! Und Sr. Judith ist - wie bei jeder Klausur in diesen Tagen - extra auch so früh aufgestanden, um mir beim Frühstück Gesellschaft zu leisten und mich mit dem Segen zu verabschieden.

7:05h Strahlender Sonnenschein in Bonn, eine Parkbank vor der Uni und das Skript von Moraltheologie - letzte Gelegenheit, um den Stoff in mein Kurzzeitgedächtnis zu bekommen.

8:30h Die Klausurbögen werden verteilt. 4 Stunden Moraltheologie... meine Banknachbarin hat extra einen Kühlakku mitgebracht, um ihre duplos zu kühlen. Ich entscheide mich für die Strategie, die Schokolade vor dem Schmelzen zu retten, indem ich sie sofort esse.

13:40h Juhu! Geschafft! Vorbei! Sr. Hannah nimmt mich vor dem Prüfungsraum in Empfang, nachdem sie uns während der Klausur alle eifrig "bebetet" hat. Wir gehen zusammen Eis essen.

15:10h Heiß!!! Nach 1 1/4 Stunden im heißen Auto komme ich völlig verschwitzt wieder in Waldniel an. Schon den ganzen Tag hab ich darauf gewartet: Ich tausche den Autoschlüssel gegen den Kinderwagen und nehme ein Baby in Empfang. Der Kleine aus dem Kinderdorf darf heute den Tag im Kloster verbringen, weil seine Kinderdorfmutter mit allen Leiterinnen auf Klausurtagung unterwegs ist.

16:00h Wir starten unseren Spaziergang in den Wald. Kühler Schatten - wie wohltuend in der Hitze, und endlich Bewegung nach dem vielen Sitzen :-)

17:30h Zeit für das Fläschchen. Dass die Flasche erst auf Trinktemperatur abkühlen muss, stößt auf lautes Protestgeschrei. Doch dann zufriedenes Nuckeln... und der Kampf zwischen Hunger und Müdigkeit.

18:30h Wir beten Vesper. Die Flasche ist noch halbvoll. Das Baby ist noch halbwach. Also nehme ich den Kleinen samt Milchflasche kurzerhand mit in die Kapelle. Während wir die Psalmen beten, nuckelt er friedlich vor sich hin. Es gelingt ihm nicht ganz, mir mein Stundenbuch wegzustrampeln, so dass ich die Lesung doch bis zu Ende lesen kann. Glück gehabt! Wir stimmen - wie jeden Abend - das Magnificat an: "Die Hungernden sättigt er mit seinen Gaben" - und das Baby stimmt mit genussvollem Schmatzen und den letzten Zügen aus der Milchflasche in unser Gebet ein.

Donnerstag, 23. Juni 2011

Fronleichnam - Ein Blumenteppich für den Herrn.

Heute feiern wir in besonderer Weise die Anwesenheit Jesu im Sakrament der Eucharistie. Wir feiern, dass SEINE Gegenwart unser ganzes Leben durchdringt. SEIN Leib ist das Brot, das uns Kraft gibt für unser Leben und SEIN Blut ist der Wein, der unser Leben zu einem Fest macht. - Das will auch unser diesjähriger Blumenteppich ausdrücken. Jesus ist die Mitte unseres Lebensrades, ER fügt unsere Bruchstücke, zu einem Ganzen und so werden wir Teil des Lebensbaumes, der in IHM wurzelt. ER ist für uns Anfang und Ende und erhellt unsere Leben von Anfang an auf die Erfüllung in IHM hin. So sind wir mit IHM unterwegs zur Gemeinschaft mit IHM.
Auch der Hymnus der Vesper (Abendgebet) bringt auf wundervolle Weise ins Wort, wie sehr unser Leben durch die Eucharistie geprägt und gewandelt ist:

"Das Geheimnis laßt uns künden,
das uns Gott im Zeichen bot:
Jesu Leib, für unsre Sünden
hingegeben in den Tod,
Jesu Blut, in dem wir finden
Heil und Rettung aus der Not.

Von Maria uns geboren,
ward Gott Sohn uns Menschen gleich,
kam, zu suchen, was verloren,
sprach das Wort vom Himmelreich,
hat den Seinen zugeschworen:
Allezeit bin ich bei euch.

Auf geheimnisvolle Weise
macht er dies Versprechen wahr;
als er in der Jünger Kreise
bei dem Osterlamme war,
gab in Brot und Wein zur Speise
sich der Herr den Seinen dar.

Gottes Wort, ins Fleisch gekommen,
wandelt durch sein Wort den Wein
und das Brot zum Mahl der Frommen,
lädt auch die Verlornen ein.
Der Verstand verstummt beklommen,
nur das Herz begreift´s allein.

Gott ist nah in diesem Zeichen:
kniet hin und betet an.
Das Gesetz der Furcht muß weichen,
da der neue Bund begann;
Mahl der Liebe ohnegleichen:
nehmt im Glauben teil daran."

Montag, 13. Juni 2011

Prison Dog Project


Eine gute Freundin von mir, die Dominikanerin Pauline Quin, hat vor vielen Jahren ein Projekt gestartet, in dem Inhaftierte Hunde trainieren, damit sie geeignet werden als Familienhund, und sogar als Hilfehund fuer Behinderte.
Es ist eine fantastische Sache. Nur ist es fuer die Einsassen ein schwerer Moment wenn de Hund "fertig" ist und sie ihn wieder abgeben muessen.
Fuer (englische) Informationen:
www.pathwaystohope.com

Sonntag, 12. Juni 2011

Feuer und Flamme !

"Da bin ich ganz Feuer und Flamme!"
Wer kennt diesen Satz nicht?
An welchem Tag würde er besser passen, als am Fest der Sendung des Heiligen Geistes, schließlich wurden die entmutigten Jünger an diesem Tag vom Heiligen Geist erfüllt und so ganz und gar "Feuer und Flamme für Jesus Christus". Vom Heiligen Geist erfüllt trauen sie sich zu verkünden, was sie erlebt haben. Als ihr Feuer so neu entfacht wurde, erhielten sie auch die Gabe andere anzustecken mit ihrer BeGEISTerung.




"Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.
Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist.
Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn.
Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: ER bewirkt alles in allen.
Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt."
Ebenso geht es uns heute. Auch wir werden immer wieder neu erfüllt vom Heiligen Geist. Der wichtigste Auftrag unseres Lebens ist es, Licht zu sein für die Welt. Das heißt so sehr Feuer und Flamme für Gott zu sein, dass wir die Welt mit dem Licht des Evangeliums in der Kraft des Heiligen Geistes zum Reich Gottes wandeln. Wer Feuer und Flamme für etwas ist, der strömt über vor BeGEISTerung, kann nicht schweigen von dem, was sein Herz erfüllt. Diese BeGEISTerung treibt uns an, anderen von Jesus zu berichten und mit unserem Leben zu bezeugen, dass dieser Geist zum Leben in Fülle führt. Dieses Leben auch anderen zu ermöglichen heißt, alle unsere Gaben in den Dienst der Anderen zu stellen. Um uns daran zu erinnern, dass wir mit den Gaben des Heiligen Geistes beschenkt sind, durfte heute Morgen jede von uns symbolisch eine Frucht und eine Gabe des Geistes ziehen. Auch alle Messbesucher durften sich auf diese Weise etwas "Heiligen Geist mitnehmen", damit keiner von uns vergisst, dass wir berufen sind, ganz "Feuer und Flamme", ganz "Licht der Welt" zu sein.
Lassen wir uns beGEISTern und stecken wir andere an!

beGEISTert


"Atme in uns, Heiliger Geist,
brenne in uns, Heiliger Geist,
wirke in uns, Heiliger Geist,
Atem Gottes, komm!"


So haben wir gerade in der Pfingstmesse gesungen. Pfingsten - das Fest des Heiligen Geistes, der Geburtstag der Kirche. Der Geist kommt mit Brausen und Feuerzungen auf die Jünger herab - nun bleiben sie nicht mehr hinter verschlossenen Türen. Sie werden befreit von ihrer Angst, sie haben Feuer gefangen, sie brennen, sie sind Feuer und Flamme, sie sind beGEISTert und diese BeGEISTerung können sie nicht für sich behalten. Es drängt sie hinaus, sie reden drauf los, verkündigen, was sie erlebt haben. Da stört es nicht mehr, dass die anderen sie für verrückt halten könnten, dass sie meinen, dass sie vom Wein betrunken wären. Da stört es nicht mehr, dass man eigentlich verschiedene Sprachen spricht. In dieser BeGEISTerung verstehen sie sich alle, da sprechen sie nur noch eine Sprache: die Sprache der Liebe.

Lassen auch wir uns jeden Tag neu beGEIStern und so andere anstecken?! Denn nur so kann ja der große Wunsch "Sende aus Deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu!" konkret werden. WIR sind es doch, die unserer Erde, unserer Gesellschaft, unserer Kirche... ein Gesicht geben - jeder und jede einzelne von uns!
Und zwar jeder auf genau seine Weise, so wie er oder sie ist. Die Apostel sprechen in ihrer eigenen Sprache - sie sind authentisch, echt, glaubwürdig, und gerade darin ansteckend überzeugend. Der Geist gibt uns verschiedene Gaben und genau diese verschiedenen Gaben dürfen wir austeilen, wir dürfen in unserer je eigenen Sprache sprechen. Gestern waren wir (d.h. fast der gesamte Konvent Haus Tabgha) in der Nachbargemeinde Hehler in der Vorabendmesse - da brachte die Band ihre BeGEISterung mit Schlagzeug, Gitarre, Querflöte usw. zum Ausdruck und riss die Gemeinde mit. Eine Sängerin, der die BeGEISTerung förmlich ins Gesicht geschrieben stand, meinte darauf nur: "Ich kann doch nichts singen, woran ich nicht glaube" - und man merkte ihr an, dass diese Musik ihre eigene Sprache ist.

Möge der Heilige Geist uns alle neu in Brand setzen, und jeden einzelnen von uns so beGEISTern, dass er in seiner Sprache reden kann und ihn alle anderen verstehen können, möge er in uns atmen und brennen und uns erneuern, so dass wir unserer Erde ein neues Gesicht geben können.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Unverhofft ...kommt oft! - Dank sei Gott!

Unverhofft:
Am Dienstag, mitten in meinem Uni - Alltag, klingelte das Mobiltelefon und ich erfuhr, dass der LKW, der unsere gesammelten Kleiderspenden nach Lettland bringen sollte statt Samstag schon Mittwoch kommt.

Unverhofft:
Als ich am Abend nach Hause kam, war der Transporter schon da. Der Fahrer hatte es geschafft, rückerts bis an die Küche heran zu fahren. Der Fahrer muss schlafen, also wird erst morgen früh geladen. - Die 20m³ Kartons müssten aber schon mal aus dem Keller geholt werden.

Unverhofft:
Nach dem Abendessen rufe ich in den Häusern im Kinderdorf an, um die Jugendlichen zur Hilfe zu holen. Die Antwort lautet, die sind schon auf dem Weg, die wollten schon vor ner halben Stunde kommen, aber da warst du ja noch beim Essen.

Unverhofft:
Die großen Jungs geben als erste wieder auf.

Unverhofft:
Die Priorin hat Eis besorgt und wir setzen uns nach all der Schlepperei in den Klosterinnenhof und halten unsere Füße in den Brunnen, während wir das Eis genießen


Unverhofft: Die Priorin schleicht sich an
und spritzt uns alle nass!
Unverhofft:
Heute morgen regnet es, als wir mit dem Beladen des LKWs beginnen.

Unverhofft:
ZentriertDer Fahrer und ich schaffen es, uns auf den 6 Sprachen, die wir zusammen, aber nicht gemeinsam sprechen, so gut zu verständigen, dass ich erfahre, dass er auch katholisch ist. Er zeigt mir dann auch das Kreuz, das er in seinem Fahrerhaus angebracht hat.
Zum Abschied umarmen wir uns und ich gebe ihm spontan den Segen, durch ein Kreuz auf die Stirn. - Er wird ganz gesammelt, bekommt Tränen in die Augen und umarmt mich nochmal.

Unverhofft:
Dank des Gespräches über Gott fährt da nicht mehr irgend ein Fahrer, sondern es fühlt sich an, als winkte ich einem Freund.

Unverhofft - kommt oft! - Dank sei Gott!

Montag, 6. Juni 2011

Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser...

O, wie wohltuend war diese Dusche! Das frische, kühle Wasser... ich fühle mich "wie neu geboren" nachdem ich den ganzen Tag über meinen Büchern geschwitzt hab. Und der Regen letzte Nacht, der nach einem schwülen Sommertag die Luft ganz rein und klar werden ließ... oder die kurze Pause mitten im Lernen, am Fluss inne halten und die Füße im Wasser baumeln lassen...

In diesen Sommertagen erlebe ich das Wasser ganz besonders als Element des Lebens.

Heute stand Dogmatik, genauer gesagt Sakramentenlehre, auf meinem Lernplan. Und da ging es u.a. auch um die Taufe - und um die Bedeutung des Symbols Wasser. Ja, Wasser ist Leben. Aber nicht nur! Wasser kann auch den Tod bringen. Das Neugeborene muss schreien, um das Fruchtwasser aus der Lunge zu stoßen und atmen zu können. Hochwasser, Überschwemmungen, Tsunami,... - Wasser kann auch bedrohend und vernichtend sein.

Diese ambivalenten Bedeutungen von Wasser finden wir schon in der Bibel. Da betet der Psalmist: "Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach Dir." und es heißt "Alle meine Quellen entspringen in Dir". Und zugleich erfahren wir von der Vernichtung eines Großteils der Menschheit durch die Sintflut, und von der Vernichtung der Ägypter durch die Wasserfluten, nachdem Mose das Volk Israel durchs Rote Meer geführt hat.

Und genau diese Spannbreite zwischen Leben und Tod behält das Wasser in der Taufe. Die Taufe schenkt uns neues Leben, aber wir sind getauft auf Jesus Christus - der am Kreuz für uns gestorben ist. Wenn wir getauft werden, tauchen wir gleichsam mit ein in seinen Tod. Doch er hat den Tod durch seine Auferstehung ein für alle Mal besiegt und ihn in Leben verwandelt. Und so verleiht er auch uns schon in der Taufe Anteil an diesem neuen, ewigen Leben, dem Leben in Fülle. Und daher können wir in der Osterzeit singen:

"Wir sind getauft auf Christi Tod
und auferweckt mit ihm zu Gott.
Uns ist geschenkt sein Heilger Geist,
ein Leben, das kein Tod entreißt."


Freitag, 3. Juni 2011

Palmen am Niederrhein

Ja, ja, das mit dem Wanderpredigen hat sich der Heilige Dominikus wahrscheinlich anders vorgestellt. Aber heutzutage ist fliegen halt normal, und so sitze ich wieder mal am Flughafen und warte darauf, dass mein Schalter öffnet. Draußen ist es herrlich sommerlich und ich hab keine Lust in der Halle zu warten. Aber in die pralle Sonne? Dafür ist es fast schon zu heiß. Auf der Suche nach etwas Schatten schaue ich mich um und...
... entdecke vor dem Flughafengebäude eine einzelne, ziemlich große Palme im Kübel. Steht einfach so rum als Deko. Weit und breit nichts anderes, was Schatten spenden könnte, und dann das. Sofort habe ich mir einen Gepäckwagen geholt und in Position gebracht. Eine Decke drunter, den Rucksack als Rückenlehne, dazu ein Buch und was zu trinken - ein Stückchen Mittelmeerurlaub am Flughafen Weeze/Niederrhein!