Samstag, 30. Mai 2015

Drei in eins

Morgen ist Dreifaltigkeitssonntag. Viele Menschen können mit der Vorstellung der Dreifaltigkeit nicht viel anfangen. Gott, der Vater, Jesus, der Sohn und der Heilige Geist - wie sollen die drei denn alle EIN Gott sein? Schwierig.
Als ich vor einiger Zeit zwei Jugendliche auf die Taufe vorbereitet habe, musste ich mir deshalb etwas "begreifbares" ausdenken. Wir haben eine Art Windlicht gebastelt, in das man ein Teelicht stellen kann. Die drei Seitenfenster sollten die Mädchen selber beschriften. Zuerst haben wir zusammen überlegt, welche Eigenschaften die drei Personen Gottes haben und haben einen Teil davon auf das jeweilige Fenster geschrieben. 
Auf der grünen Seite steht jetzt: Gott Vater (ist) allmächtig, stark, gütig, ewig gleich.
Auf der gelben Seite: Gott Sohn (ist/war) sanft, hilflos, zornig, 33 Jahre auf der Erde
Auf der roten Seite: Gott Heiliger Geist (ist) Liebe, Weisheit, Schöpfer, immer neu
Das Entscheidende ist dabei, dass wir anschließend alle drei Seiten zu einem Windlicht zusammengefügt haben: die drei Personen mit ihren so unterschiedlichen, manchmal gegensätzlichen Eigenschaften ergeben eins.
Woher wir das wissen? Die Menschen haben Gott erfahren, er hat sich ihnen offenbart: manchmal stark und furchtbar, dann wieder leise und vorsichtig. Manchmal als Garant der Ewigkeit, dann wieder als ständig neu belebend und durcheinanderwirbelnd. Und Jesus hat uns gezeigt, dass Gott in sich Beziehung ist. 
Wie das alles sein kann? Das finde ich das Schöne an der Dreifaltigkeit: sie erinnert uns daran, dass Gott viel größer ist als unser Verstand. Und mal ganz ehrlich: wer braucht schon einen Gott, der so klein wäre, dass wir ihn durch und durch verstehen könnten?

Freitag, 29. Mai 2015

Niederlage der Menschheit

Eigentlich wollte ich mich zum Thema Homoehe nicht äußern. Das Thema ist zu komplex für die relativ kurzen Texte dieses Blogs. Dachte ich eigentlich.
Aber jetzt hat der Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin die Volksabstimmung in Irland mit den Worten kommentiert, das sei "nicht nur eine Niederlage der christlichen Prinzipien, sondern auch ein wenig eine Niederlage der Menschheit" (hier gehts zum Artikel von Radio Vatikan).
Dazu möchte ich dann doch etwas sagen. 
Ich bin über die Entscheidung der Iren auch nicht glücklich. Aber gleich den Niedergang der ganzen Menschheit kommen zu sehen, finde ich ... na, sagen wir mal etwas problematisch. Dafür sind homosexuelle Partnerschaften längst viel zu selbstverständlicher Bestandteil unserer Gesellschaften geworden. Und - machen wir uns doch nichts vor! - Homosexualität ist weder eine Mode oder Erfindung der Neuzeit noch eines bestimmten Kontinents. Es gibt sie einfach. Sie ist eine Spielart des menschlichen Lebens. Es bleibt nur die Frage, wie wir damit umgehen.
Da reicht die Bandbreite der Möglichkeiten wohl so etwa von der Todesstrafe bis zur völligen Gleichstellung. Durch die Jahrhunderte und die verschiedenen Kulturen hindurch wurde Homosexualität überwiegend verfolgt, verboten und oft schwer geächtet. Jetzt schlägt das Pendel zur anderen Seite aus. Man erzählt uns, ob homo oder hetero sei völlig egal, und ob ein Kind Vater und Mutter oder zwei Väter oder zwei Mütter habe, das sei doch alles einerlei.
Ich bin anderer Meinung. Ich finde, es macht einen gewaltigen Unterschied, ob ein Kind Vater und Mutter hat oder nicht. Und wenn ich sehe, was unseren Kindern schon in der Grundschule über ihre sexuelle Identität erzählt wird, dann wird mir ganz anders. Ich finde, wenn ein Mann und eine Frau den Mut haben, sich lebenslange Treue zu versprechen und auch noch Kinder zu bekommen, dann sollten sie dabei unterstützt werden. Deshalb bin ich für eine Unterscheidung! Nicht um die Homosexuellen herabzuwürdigen, sondern weil ich überzeugt bin, dass unsere Gesellschaft mehr für ihre Familien tun sollte.
Trotzdem möchte ich mit meinen Sorgen nicht übertreiben. Ich hoffe, dass sich der Homo-Hype und vor allem der Genderwahnsinn irgendwann auch wieder legt. Dass sich das Ganze dann einpendelt. Und dass wir dann sehen, dass die Menschheit keine Niederlage erlitten hat, sondern einfach einen Pendelschlag fortgeschritten ist.

Mittwoch, 27. Mai 2015

Schwestern wie ich

"Wenn es mehr Schwestern wie Sie gäbe, würde ich aus der Kirche austreten!"
Zugegeben: ich habe mich daran gewöhnt, dass der Umgangston im Internet rau ist, aber so etwas hatte mir auch dort bis dahin noch niemand gesagt.
Eine billige Retourkutsche lag mir schon auf der Tastatur, zum Glück konnte ich sie mir verkneifen. Statt dessen habe ich angefangen, über die Aussage nachzudenken.
Zuhören ist eine unserer
wichtigesten Aufgaben.
Man sollte sie nicht zu wörtlich nehmen, denn sie war zu später Stunde und im Eifer eines verbalen Gefechts geschrieben worden. Doch dahinter steckt ja mehr. Eine Haltung, eine Sicht auf unsere Kirche. 
"Wenn es mehr Schwestern wie Sie gäbe..."
Ich habe die gute Frau nicht darauf hingewiesen, dass es durchaus noch mehr Schwestern wie mich gibt. Sogar sehr viel mehr. Eigentlich wäre es sogar ausgesprochen vermessen von mir, wenn ich behaupten wollte, ich sei etwas Besonderes. Ich bin nur eine von vielen - vielleicht ein bisschen lauter. Ja, wir sind nicht alle so brav und demütig und wir haben auch nicht alle dieselbe kirchenpolitische Einstellung. Sind wir deshalb schlechte Christen? Schlechte Katholiken? Schlechte Schwestern? Ich glaube, das Problem lag vor allem bei der Schwester. Ein normaler Katholik darf alles mögliche. Eine Schwester sollte eigentlich heilig sein. Ist sie es nicht, dann gilt sie manchen sofort als scheinheilig.
"...dann würde ich aus der Kirche austreten!"
Was ist unsere Kirche nur für ein seltsamer Verein! Einerseits sagen wir, sie sei "die Braut Christi" und sie werde in Ewigkeit nicht von den Pforten der Hölle verschlungen werden (so steht es immerhin im Evangelium) - andererseits treten wir mal eben lustig aus, weil sie sich in eine Richtung entwickelt, die uns nicht passt. Ich weiß ja umgekehrt auch, dass es mehr Frauen wie meine Dialogpartnerin in unserer Kirche gibt. Das macht mich in solchen Momenten etwas ratlos und traurig, aber deswegen verlasse ich meine Kirche doch nicht. 
Im Gegenteil: ich bin froh, dass unsere Kirche so groß ist, dass sie sowohl Schwestern wie mich als auch Frauen wie diese in sich vereint. Jesus Christus hat uns alle gerufen. Er hat gerne diskutiert und um die rechte Art des Glaubens gerungen. Aber dabei hatte er Gott im Sinn und war voller Liebe zu seinen Mitmenschen. Wenn wir ihm folgen, wenn wir auf ihn schauen, dann könnten wir eigentlich
das Interesse an Flügelkämpfen verlieren.

Freitag, 22. Mai 2015

Alles hat seine Zeit




Mögen Sie Buchen?
Ich liebe Buchen!

Ich finde es faszinierend, dass Buchen ihre Blätter erst abwerfen, wenn die neuen kommen. Selten habe ich das so deutlich und bewusst wahrgenommen, wie in diesem Frühjahr, und einmal habe ich es auch auf dem Foto eingefangen: obwohl das frische Grün schon sehr kräftig ist, hängt fast an jedem neuen Blatt auch noch ein altes, verwelktes. Einen Tag später waren sie dann abgefallen, ein kräftiger Regen hatte nachgeholfen.
Es ist, als wollte uns die Buche daran erinnern, dass wir jung und alt, Leben und Tod nicht voneinander trennen können. Hier wird sichtbar, dass das nur Alte stirbt, weil das Leben ein Kreislauf von Werden und Vergehen ist. Es kann nicht immer nur Neues dazukommen, sehr schnell wäre kein Platz mehr, kein Wasser, kein Licht. Es muss das Alte immer wieder gehen. Manchmal fällt uns das schwer. Aber die Buche zeigt uns auch, was die Aufgabe des Alten ist: das Junge zu schützen, bis es alleine leben kann und das Leben erhält und weiterträgt.
Ich liebe Buchen!


Dienstag, 19. Mai 2015

Erstkommunion im Kinderdorf

Neulich hatten wir ein wirklich besonderes Fest im Kinderdorf: Jenni* hatte sich dazu entschieden, katholisch zu werden.
Sowas kommt bei uns öfter mal vor. Kinder und Jugendliche, die keiner Konfession angehören oder muslimisch sind, lassen sich taufen, und manchmal konvertieren auch welche, die evangelisch sind, zur katholischen Kirche, so wie jetzt Jenni. 
Uns Erwachsenen ist dabei ganz wichtig, dass wir in keiner Weise aktiv missionieren oder die Kids gar bedrängen. Wir nehmen alle so, wie sie sind, und wer einen anderen Glauben hat als den katholischen, kann den auch leben. Allerdings leben wir als Gemeinschaft natürlich schon katholisch, d.h. wir feiern sonntags die Heilige Messe und übers Jahr verteilt allerlei christliche und manchmal speziell katholische Feste. 
Es ist eben nicht egal, wie man lebt und was man glaubt. Wir merken es in jeder Familienmesse: ob ein Ritual mit Leben gefüllt ist und mit Überzeugung gefeiert wird, oder ob es eine leere und tote Hülle ist, die ohne Verständnis absolviert wird, ist ein Riesenunterschied. Das spüren auch unsere Kinder. Und so will eben immer wieder mal eines ganz dazu gehören, zu dieser Gemeinschaft, die das alles mit Sinn füllt.
Wir hätten mit Jenni auch ihre Konfirmation gefeiert, wenn sie diesen Sinn in der evangelischen Kirche gefunden hätte. So aber wurde es eine verspätete Erstkommunion, ein wunderbares Fest, das sie mit ihrer Kinderdorffamilie, den Paten, einigen Verwandten und Freunden sowie den Schwestern feierte - sozusagen im kleinen Kreis.
Willkommen im Club!

*Name geändert

Mittwoch, 13. Mai 2015

Himmelfahrt

"Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zu Himmel hingehen sehen."
Dieses Zitat aus der Apostelgeschichte (Kapitel 1, Vers 11) fasst für mich am besten zusammen, worum es am morgigen Fest "Christi Himmelfahrt" geht.
Die Vorgeschichte ist ja noch relativ bekannt: Jesus hatte gepredigt und geheilt und dabei die strenge jüdische Gesetzgebung manchmal gehörig in Frage gestellt. Damit war er den führenden Geistlichen unangenehm geworden, sie hatten ihn von den römischen Besatzern verhaften und zu Tode foltern lassen. Damit keine Wundergeschichten und Gerüchte entstehen, hatte man sogar das Grab noch bewachen lassen, trotzdem erzählten seine Jünger drei Tage nach seinem Tod plötzlich, er sei wieder (!) am Leben. Immer mehr Menschen berichteten, sie haben mit ihm gesprochen und gegessen. Er ist wieder da, "wir haben den Herrn gesehen"! Er war anders als vorher, manchmal erkannten sie ihn nicht sofort, aber er war es. Fing jetzt alles von vorne an?
Nein. Er ist nicht wiedergekommen, um die Massen zu mobilisieren und gegen die Römer oder die jüdische Geistlichkeit zu ziehen. Das ist nicht seine Art. Er kommt, sammelt seine Freunde und ruft ihnen die Quintessenz seiner Predigten ins Gedächtnis. Er macht ihnen Mut, denn sie sollen seine Botschaft in die Welt tragen. Es gibt noch viel zu tun. 40 Tage lang kommt er immer wieder und redet mit ihnen, dann verabschiedet er sich endgültig. Warum? Warum konnte er nicht bleiben?
Die Frage beantwortet sich von selbst, wenn man sie zu Ende denkt. Was wäre denn passiert, wenn er geblieben wäre? Er gehört ja nicht auf diese Welt und in diesen Körper, und er gehört nicht den Menschen in Galiläa. Er geht, um allen Menschen gleichermaßen nahe zu sein - überall auf der Welt und durch alle Zeiten. 
Wie sich das konkret abgespielt hat - in der Bibel steht "eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken" - das kann ich mir nicht so richtig vorstellen. Finde ich aber auch nicht so wichtig. Viel wichtiger ist mir, dass Jesus uns nicht allein gelassen hat. Er hat uns sozusagen seinen Nachfolger angekündigt: den Heiligen Geist. Der kam an Pfingsten zu seinen Jüngern und ist bis heute für uns Christen immer wieder spürbar. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

Dienstag, 12. Mai 2015

Kunst hat ihren Preis

Zum ersten, zum zweiten, zuuum ... dritten!
"Les femmes d'Alger" von Pablo Picasso wechselt für 180 Mio Dollar seinen Besitzer - okay, tschuldigung: 179,3 Mio. Das sind etwa 160 Millionen Euro, so berichtet es heute u.a. die Tagesschau.
Nun bin ich zwar kein besonderer Picasso-Fan, aber doch durchaus ein Kunstfreund. Ich finde es wichtig, dass wir uns Kunst gönnen, dass wir uns Zeit dafür nehmen und sie uns etwas kosten lassen. Das ist Ausdruck unserer Kultur, unserer Zivilisiertheit - uns geht es um mehr als nur essen und schlafen. Wenn wir aufhören zu dichten und zu malen, zu singen und Theater zu spielen, dann verlieren wir wichtige Dimensionen unserer Menschseins. Deshalb: Kunst darf ruhig etwas kosten.
Trotzdem sei eine Frage gestattet: 160 Mio €? Für ein Bild? Das jetzt ein privater Sammler hat?
Nur mal zum Vergleich: Karstadt muss gerade 2.400 Stellen abbauen, teilweise "sozialverträglich", aber 900 Kündigungen sind auch dabei. Dafür richten sie einen Hilfsfond ein mit... na? 2,5 Mio €!
Hättet ihr nicht mit dem Bieten eine Million früher aufhören und die zu Karstadt rüberschieben können? Geteilt durch 900 bleibt nicht mehr so viel übrig, aber immerhin...
Oder wie wäre es damit: wir erwarten ein paar Hunderttausend Flüchtlinge in diesem Jahr in unserem Land. Die Kommunen bekommen dafür wahrscheinlich 500 Mio € vom Bund. Das wird vorne und hinten nicht reichen. Könnte nicht bitte jemand bei Christie's die Adresse des Sammlers erfragen? Vielleicht lässt er sich ja überreden, auf den nächsten Bilderkauf zu verzichten und mit seinem Geld lieber doch etwas prosaischere Dinge zu finanzieren. Ein Picasso sollte ja wohl auch reichen, oder?

Freitag, 8. Mai 2015

Der Löwenzahn

Ein Mann suchte Rat bei seiner Nachbarin, die sich mit Pflanzen aller Art auskannte. Er sagte: "Mein Garten ist wirklich gut gepflegt und ich habe viel Freude daran. Aber eines ärgert mich: immer und immer wieder steht Löwenzahn auf der Wiese. Ich habe ihn ausgerissen, ich habe sogar Gift gesprüht, ich habe alles versucht, er kommt immer wieder. Kannst Du mir nicht sagen, wie ich ihn wegbekomme?"
Die Frau hörte sich das an, überlegte einen Moment und antwortete dann bedächtig: "Wenn Du wirklich alles versucht hast und er trotzdem immer wieder kommt, dann..." "Ja?" "...dann musst du eben anfangen, Deinen Löwenzahn zu lieben."

Ich weiß leider nicht, von wem diese wunderbare Geschichte ist, aber ich sehe in ihr eine tiefe Wahrheit und Aussage über unser Inneres. Jede/r von uns hat etwas "Löwenzahn" in sich, d.h. irgendeine Macke, eine Schwäche, eine Verletzung, die er oder sie gerne loswerden würde. Viele Leute denken darüber nicht so gerne nach. Sie kümmern sich lieber um die Bäume, Büsche und Beete ihres Gartens, legen immer mehr an und lassen die Wiese verwildern - dann sieht man den Löwenzahn nicht so. Man kann sich ja auch prima ablenken, mit Musik und Fernsehen, mit Arbeit und täglichen Pflichten. Nur nicht nachdenken. 
Wer seinen Garten sorgfältig pflegt und nicht nur rumhetzt, dem fällt der Löwenzahn schon eher auf. Manches Unkraut kriegt man gejätet, und es ist wichtig, dass wir das tun. Unsere Psyche (oder Seele) ist viel zu kostbar als dass wir sie verwildern lassen dürften! Aber manches "Unkraut" bleibt eben. Selbst wenn man professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, wird man nicht zum perfekten Menschen - den gibt es nämlich nicht. Jeder von uns ist fehlerhaft, jeder unserer "Gärten" hat seinen Löwenzahn oder seinen Maulwurf oder einen anderen Schönheitsfehler. Eine Weile kämpfen wir dagegen an, aber dann müssen wir uns damit anfreunden, dass wir sind wie wir sind, sonst kämpfen wir gegen uns selber und finden keinen Frieden.