Donnerstag, 30. Mai 2013

Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt

Heute hatten wir Pfarrfest zum Thema "Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt". Ich habe beim Stand des Kirchbauvereins mitgeholfen, da konnten die Kinder "Buddelschiffe" basteln - sehr lustig. Überhaupt war die Stimmung gut, wir haben eine schöne Gemeinde, aktiv und entspannt. In der Messe haben wir natürlich das schon etwas ältere aber immer noch wunderschöne Lied gesungen:

1. Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit.
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit.
Das Schiff, es fährt vom Sturm bedroht durch Angst, Not und Gefahr,
Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg. So fährt es Jahr um Jahr.
Und immer wieder fragt man sich: wird denn das Schiff besteh'n?
Erreicht es wohl das große Ziel, wird es nicht untergeh'n?
Ref.: Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr, denn sonst sind wir
allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns, Herr!


2. Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, liegt oft im Hafen fest,
weil sich's in Sicherheit und Ruh' bequemer leben lässt.
Man sonnt sich gern im alten Glanz vergang'ner Herrlichkeit
und ist doch heute für den Ruf zur Ausfahrt nicht bereit.
Doch wer Gefahr und Leiden scheut, erlebt von Gott nicht viel.
Nur wer das Wagnis auf sich nimmt, erreicht das große Ziel!
Ref.: Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr, denn sonst sind wir
allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns, Herr!


3. Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, muss eine Mannschaft sein,
sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein.
Ein jeder stehe, wo er steht und tue seine Pflicht.
Wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt das Ganze nicht!
Und was die Mannschaft auf dem Schiff ganz fest zusammen schweißt
in Glaube, Hoffnung, Zuversicht, ist Gottes guter Geist.
Ref.: Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr, denn sonst sind wir
allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns, Herr!


4. Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit.
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit.
Und wenn uns Einsamkeit bedroht, wenn Angst uns überfällt:
Viel Freunde sind mit unterwegs auf gleichen Kurs gestellt.
Das gibt uns wieder neuen Mut, wir sind nicht mehr allein.
So läuft das Schiff nach langer Fahrt in Gottes Hafen ein.
Ref.: Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr, denn sonst sind wir
allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns, Herr!


(Martin Gotthard Schneider, 1963)

Dienstag, 28. Mai 2013

Lebensweg



Ja, vor ein paar Wochen bin ich 50 geworden. Einige Zeit dachte ich schon daran, wie es wohl sein wird und was ich in  meinem Leben noch bewirken will.
Und dann stelle ich fest, dass ich mir darüber keine Gedanken machen muss. Es kommt alleine auf mich zu.
Eigentlich habe ich gerne Sicherheit und so habe ich es dann doch geschafft, ein Angebot anzunehmen und meine 16 – jährige Tätigkeit im Familienzentrum aufzugeben.
Das alles ist so unerwartet, aber passend geschehen, dass ich es nicht begreifen kann.
Jetzt habe ich erst einmal drei Wochen Zeit, um das „Alte“ hinter mir zu lassen und Mitte des Monats meine neue Tätigkeit aufzunehmen.

Zugegeben, es ist mir nicht leicht, Gewohntes zu verlassen und doch merke ich, wie eine große Last von mir abfällt und ich mich freue auf das, was kommt.

Im Vertrauen auf Gott kann ich diesen Weg gehen, denn rückblickend war er immer, vor allem aber in entscheidenden  Momenten meines Lebens, gegenwärtig.

Wie schön!

Sonntag, 26. Mai 2013

DSI - Nachklang: Begeisterter Hintergrunddienst

Jetzt bin ich schon eine Woche wieder zurück von der DSI - Tagung in Rom und doch klingt so viel nach!
Da sind die vielen guten Gespräche und Begegnungen mit den Schwestern und auch mit unseren Brüdern, miteinander die Begeisterung für Gottes Reich und die Liebe Gottes zu den Menschen zu teilen. Aber auch die Gespräche über ganz alltägliche Dinge





Die Erfahrung in einem internationalen Team arbeiten zu können, mit Menschen die ich vorher nicht kannte und vielleicht nie wieder sehen werde und ohne dass wir eine gemeinsame Sprache hätten.  - Das ist wie Pfingsten selbst erleben! Echt verrückt und einfach genial!
Naja und die Gewissheit zu einer internationalen Familie zu gehören, an so vielen Orten, bei so vielen Menschen meine Schwestern zu wissen, die dort sind, wo ich nicht sein kann. Wissen, dass sie bei Menschen sind, von denen ich nichteinmal weiß und dass sie meinen Gebeten ihre Hände und Füße zur Verfügung stellen. Und umgekehrt von ihren Gebeten begleitet zu sein, das ist wie Wind unter den Flügeln. Wegen all dem und so viel mehr kommt mir immer wieder kommt mir seitdem der eine Gedanke: DANKE.



Freitag, 24. Mai 2013

Schokohexe

Seit dem Umzug habe ich mein Büro in einem Gebäude des Kinderdorfes. Früher war hier eine Kinderdorffamilie drin und neulich kamen zwei der ehemaligen Bewohner gucken: die Erzieherin Manuela und der kleine Andi*. Sie schauten sich begeistert um, was aus ihrer Wohnung so alles geworden war - lauter Büros und Besprechungsräume - und zogen dann fröhlich wieder ab.
Ein paar Minuten später stand Andi wieder in der Tür, eine Schachtel in der Hand. Manuela hatte wohl im Nachbarbüro noch etwas zu besprechen und er musste warten. Er streckte mir die Schachtel entgegen: "Spielst du mit mir 'Schokohexe'?"
Selten habe ich so bedauert, zu einem Termin zu müssen, wie in diesem Moment, aber ich hatte wirklich keine Zeit. Ich glaube, ich war enttäuschter als der Knirps, dass ich ablehnen musste.
Aber diese Begegnung hat mich auf die Idee gebracht, ein Glas mit verschiedenen Sorten Bonbons auf meinem Schreibtisch aufzustellen. Wenigstens will ich jedem Kind, das mich besucht, etwas anbieten können. Seither hat sich gezeigt, dass auch Erwachsene gelegentlich eine solche Stärkung gerne annehmen - Kinder natürlich sowieso.
Eben kam Thomas* von der benachbarten Tagesgruppe, den ich vor zwei Tagen kennengelernt habe. Er ist etwa 12 Jahre alt, hatte heute einen Freund mitgebracht und beide erzählten mir ein bisschen von sich. Ich war gerade dabei, Kopierpapier zu bestellen und die beiden fingen an, mit mir über die Vor- und Nachteile von Recyclingpapier zu diskutieren. Schließlich schlug Thomas vor, ich sollte ein Paket zur Probe bestellen, den Vorschlag fand ich gut und die beiden gingen zufrieden ihre Bonbons lutschend ihrer Wege.

*Namen geändert

Mittwoch, 22. Mai 2013

Urkirche

Sr. Jordana berichtet, wie sie mit ihren Begleitern bei der türkischen Stadt Antakya die erste christliche Kirche besucht, eine Höhle, in der kaum fünf Menschen Platz haben ("Auf einen Tee in der Wüste", S.77):

Im ersten Moment bin ich enttäuscht, aber dann lasse ich mich auf den Raum ein, auf die inneren Bilder, die  in mir aufsteigen. Hier haben Petrus und Paulus über Jesus gesprochen. Immer in der Angst, entdeckt zu werden - deshalb hat die Höhle auch einen versteckten Ausgang, wie so viele der frühen christlichen Versammlungsorte. Hier haben sie gesessen und das Brot gebrochen und das Gedächtnis Jesu hochgehalten. Was für eine Strahlkraft ist ausgegangen von diesen wenigen Menschen, an diesem unscheinbaren Ort, abseits der Stadt, geheim. Aber so hat Kirche angefangen, klein und von Verfolgung bedroht.
...
Ich sitze im Staub auf dem Boden und bin angekommen. Ich fühle mich Gott nahe. Dieser Ort strahlt die Energie des Anfangs aus - bis heute.

Dienstag, 21. Mai 2013

Pfingsten


Die Zeit vergeht schnell.
50 Tage scheinen am Anfang eine lange Zeit und dann ist doch schon Pfingsten!
Für mich scheint es so, als wäre die Zeit von Ostern bis jetzt im Flug vergangen.
An Pfingsten wird uns immer wieder deutlich, dass der Heilige Geist uns zur Seite steht. 

Wenn wir das glauben können, dann können wir „Berge versetzen“ und jeder kann die Kirche mit seinen Talenten bereichern.

Ja, die Kirche ist vielfältig!
Frohe Pfingsten!
Darmstadt, Liebfrauen(not)Kirche

Ev. Kirche Neuenstadt am Kocher

Darmstadt, Liebfrauen(not)Kirche (Vesper)   
St. Heinrich, Brühl


St. Heinrich, Brühl

Trinity-Church
Die älteste Kirche von New York


Abschlussmesse beim
Weltjugendtag 2011 in Madrid

Montag, 20. Mai 2013

Von Derwischen und anderen Tänzern

Hier ein weiteres Zitat aus Sr. Jordanas Buch "Auf einen Tee in der Wüste": sie ist immer noch in Konya bei den Sufis, erlebt also eine mystische Form des Islam (vgl.S.62-64):

"Dann betreten die Derwische, die Semazen, den runden Tanzplatz. Geführt vom Sheikh Effendi, dem Herrn und Oberhaupt des Ordens, schreiten sie in langer Reihe und mit langsamen Schritten über den Platz, der das Universum symbolisiert. [...] Schließlich fangen sie mit den Drehungen an, nicht alle zusammen, sondern einer nach dem anderen, wie ein Schwarm, der ausfliegt. [...] Nach einer Weile [haben sie] sich mit der Musik in Trance gedreht, die Köpfe sind geneigt, die Augen geschlossen. Aber sie stolpern kein einziges Mal, obwohl sie nichts sehen. [...]
'Ich kann nur tanzen, wenn du, Herr, mich führst', schrieb die Mystikerin Mechthild von Magdeburg in ihrem Buch Das fließende Licht der Gottheit, 'und falls du willst, dass ich den großen Sprung wage, singe du mir vor; dann springe ich in die Liebe, und aus der Liebe in die Erkenntnis, und aus der Erkenntnis in das Genießen, und aus dem Genuss über alle menschlichen Sinne hinaus - da will ich bleiben, wiewohl ich doch weiter kreise.'
Mevlana Dschalaluddin Rumi (islamischer Mystiker, der den Tanz der Derwische begründete) und Mechthild von Magdeburg waren Zeitgenossinnen, beide wurden im Jahr 1207 geboren. Welten lagen zwischen ihnen, sie konnten nichts voneinander wissen, doch wie ähnlich muss ihre Erfahrung gewesen sein, das begreife ich plötzlich. Nicht muslimisch, nicht christlich, nur in Gottes Umarmung."


Freitag, 17. Mai 2013

Christsein ist gefährlich

Heute abend war ich bei einem Treffen von Cursillo-Leitern.Sie geben Glaubenskurse, Cursillo ist eine internationale Bewegung. Hier im Ort ist nun sozusagen ein Treffpunk für eine regionale Leiterrunde - und die hat mich gebeten, ihnen einen geistlichen Impuls zu geben. 
Beim letzten Mal hatte ich ein biblisches Thema, aber diesmal musste ich einfach über MEIN Thema sprechen: die heutige Christenverfolgung. Weltweit sind 100 Mio Christen verfolgt, opendoors gibt jährlich einen Index heraus, in welchen Ländern es besonders schlimm ist. 
Natürlich sind das meiste islamische Staaten, aber nicht nur: an der Spitze steht seit Jahren unangefochten Nordkorea. Es ist nicht mal klar, wie viele Christen es dort überhaupt noch gibt, so heftig ist die Verfolgung und Unterdrückung.Die katholische Kirche "vermisst" seit den 50er Jahren über 100 Priester und Ordensleute in diesem Land. Die Antwort des Regimes war bis in die 80er Jahre: "Diese Personen sind uns völlig unbekannt." In den letzten Jahren antworten sie gar nicht mehr.
Unglaublich auch Eritrea: Die Bevölkerung besteht je zur Hälfte aus Christen und Moslems. Aber der politische Machthaber ist wohl leicht paranoid, jedenfalls betrachted er die Christen - wenn sie nicht haargenau tun, was mit der Regierung abgesprochen ist - als Bedrohung. Deshalb kommen die Katholiken in Eritrea einigermaßen klar (ihre Kirche ist offiziell anerkannt), während die evangelischen Freikirchen z.T. heftig verfolgt werden. Hier werden junge Christen sogar gefangen gehalten. Wer seinem Glauben abschwört, darf gehen, die anderen müssen die sengende Hitze am Tag und die Kälte der Nacht in Schiffscontainern aushalten. Nicht alle halten durch.
Bei den muslimischen Ländern finde ich am schlimmsten die Bedrohung der Konvertiten durch die eigene Familie. Wenn ein einzelner Moslem konvertiert, ist er oft einer enormen Belastung ausgesetzt oder muss seinen Glauben sogar heimlich leben. Das stelle ich mir sehr bedrückend vor. Etwas anderes ist es, wenn eine islamistische Sekte wie Boko Haram einen Anschlag auf einen Gottesdienst verübt. Das ist natürlich entsetzlich und traumatisch, aber es gibt auf solche Aktionen meist auch gute Reaktionen: muslimische Geistliche entschuldigen sich und erklären, diese Taten stünden nicht im Einklang mit dem Koran, muslimische Nachbarn solidarisieren sich und helfen, die Gemeinden sind stark im Glauben und ermutigen sich gegenseitig.
Wir hatten also heute abend ein schreckliches Thema. Trotzdem war es ein sehr gutes Gespräch. Denn mein Ziel war es, bewusst zu machen, was für einen Reichtum wir besitzen. Wir können unseren Glauben frei äußern und praktizieren! Halleluja!
Das verpflichtet aber auch. Wenn ich ein solches Geschenk bekomme, darf ich es nicht mit Füßen treten. Das bin ich denen schuldig, die sehnsüchtig darauf warten, wenigstens ein klein wenig davon zu bekommen. Die verfolgten Christen in aller Welt bitten um unser Gebet. 
Komm, Heiliger Geist! Stärke in uns den Glauben, vertiefe unsere Hoffnung, entzünde in uns die Liebe 
und gib den Machthabern dieser Welt Erkenntnis, Weisheit und Einsicht, dass sie deinen Willen tun!  

Donnerstag, 16. Mai 2013

Bilder im Kopf

Und dann der spannende Moment, wenn du mit deinem muslimischen Taufbewerber über Gottesvorstellungen sprichst und er plötzlich fragt: "Eigentlich darf man sich doch von Gott gar kein Bild machen, oder?"
Und du sagst: "Richtig, im Islam ist das verboten, und im Christentum... eigentlich... auch... aber..."

Mittwoch, 15. Mai 2013

DSI - Blitzlichter

Ich bin hier in Rom für den Hintergrunddienst bei dem internationalen Treffen der höchsten Oberinnen von dominikanischen Schwesterngemeinschaften. Es geschieht so viel Verschiedenes, dass ich gar nicht dazu komme, davon zu berichten.
Es gibt für jeden Kontinent eine Schwester, die als Coordinatorin die Aufgabe hat, den Dominikanerinnen in ihrem Bereich dabei zu helfen, sich zu vernetzen und einander zu unterstützen in ihrem Dienst an den Menschen. Diese Schwestern haben beeindruckend von ihren Erlebnissen in der letzten Amtsperiode berichtet. Aber auch die Schwester, die bei der UN als unsere NGO (non government organisation) - Vertreterin tätig ist, hat von ihrer Arbeit berichtet.
Natürlich gibt es auch immer wieder unerwartete Unterbrechungen. Die Spannweite ist hier sehr groß! Wir hatten schon zweimal eine Ärztin im Haus, weil von den 110 Schwestern einige wirklich krank wurden. Außerdem wurden schon drei Laptops schwer beschädigt, weil sie der Schwerkraft nicht widerstehen konnten und mit Hilfe der Übersetzerinnen und einem genialen Techniker hier haben wir es geschafft, der alle Daten gerettet hat!!!
Und dann sind da auch noch die Nachrichten, welche die Generalpriorinnen hier erreichen.Gestern wurden wir unterbrochen von der Nachricht, dass eine Missile-Rakete neben einem der Häuser von den Schwestern im Irak eingeschlagen ist. Die Schule, die ihnen gehört, wurde schwer beschädigt, aber die Kinder und die Schwestern sind unverletzt. 
Und all dies bringen wir immer wieder in allen Sprachen vor Gott. Denn es ist Christus, der uns allen die Kraft gibt, dort bei den Menschen zu sein, wo sie gerne übersehen werden, und trotz aller Angst und allen Schwierigkeiten bei ihnen zu bleiben. 

Dienstag, 14. Mai 2013

Auf einen Tee in der Wüste

Unsere Mitschwester Jordana hat eine Reise in den Nahen Osten gemacht und mit ihrer Freundin Iris Rohmann darüber ein Buch geschrieben: "Auf einen Tee in der Wüste". Ich will eigentlich keine Werbung für dieses Buch machen, aber ich finde einige Stellen so interessant, dass ich sie gerne zitieren möchte.
Zuerst habe ich das auf Facebook versucht - und einen Schwall empörter Kommentare geerntet. Jetzt werde ich es hin und wieder hier probieren. Hier habe ich mehr Platz, um auch mal den Kontext zu beleuchten - und die Chance ist größer, dass die Leute wenigstens zuerst lesen, was sie anschließend (gerne auch kritisch) kommentieren.

"Seit acht Jahren studiert Mehmet den Sufismus, und das ist sehr wichtig für ihn, wie er nun erzählt: 'Nach der Toleranz folgt die Liebe. Wenn du Gott liebst, liebst du die Menschen und umgekehrt. Das steht auch im Koran. Wir sind sieben Milliarden Menschen auf der Welt, und ich habe mich dafür entschieden, sie alle in meinem Herzen zu umarmen.'"
(Mehmet Akin, Konya, zitiert nach
Jordana Schmidt, Iris Rohmann "Auf einen Tee in der Wüste", Rowohlt-Verlag, S.56.)

Der Sufismus ist eine mystische Form des Islam. Ich finde das so spannend, dass Islam und Christentum, die doch manchmal so unterschiedlich scheinen, plötzlich ganz ähnliche Worte und Bilder finden, wenn sie mystisch werden.

"Der Mystiker Rumi hat erlebt, dass die Liebe die größte Kraft im Universum ist. Und dass alles mit allem in der Schöpfung durch diese Liebe verbunden ist. Der kleinste Wurm und der größte Berg. Der wahre Geliebte aber ist Gott. ... Es gab und gibt in allen Kulturen Lehrer wie Rumi, die wissen: In der Essenz laufen die Religionen auf Liebe hinaus, dann erst treten die Gesetze auf, die Formen, die Unterschiede. Solche Menschen ecken häufig an, und auch die Sufis wurden verfolgt. Die Liebe ist gefährlich für die Mächtigen."
(Auf einen Tee in der Wüste, S.56 f.)

Fortsetzung folgt...

Montag, 13. Mai 2013

Bloggertagung Teil II


So, wie schon berichtet war ich am Wochenende zu Bloggertagung.
Die Medienpastoral  Freiburg hat in Kooperation mit katholisch.de diese Veranstaltung möglich gemacht.
Vertreter von katholisch.de und der Pressesprecher der deutschen Bischofskonferenz haben sich auf das Wagnis eingelassen, mit den Bloggern der „Blogoezese“ ins Gespräch zu kommen.
Es wurde beherzt diskutiert  und überlegt, wie wir voneinander profitieren können.
Eine zentrale Frage, die sich mir stellte, war :
Was ist gemeint mit:
"Das ist nicht katholisch"
Meiner  Erfahrung nach ist es gefährlich, solch eine Aussage zu treffen, meinem Gegenüber gar abzusprechen, dass er / sie nicht katholisch sei.
Wenn solche Aussagen getroffen werden und ich jemanden das  "katholisch sein" abspreche, werte ich mich auf und erkläre in einem Atemzug,  dass ich genau weiß, was richtig und was falsch ist.
Sehr bedenklich, wie ich finde.

Jeder Mensch hat spezifische Glaubenserfahrungen. Diese sind sehr individuell und  persönlich.
Der Mensch hat ein Gewissen und wer suchend ist, der wird seinen Weg mit Gott machen.
Er wird Menschen suchen, die von sich behaupten „katholisch“ zu sein und im besten Fall  einen Ansprechpartner finden,  der ihm durch sein Tun seine Vorstellung von „Katholisch sein“ veranschaulicht.
Sicherlich haben wir oft andere Vorstellungen davon, wie es genau geht und doch ist Gott viel kreativer, als wir uns vorstellen können.

Vertrauen wir darauf,  dass Gott  für uns sorgt und lassen wir uns leiten vom Heiligen Geist!

Als Blogger sind wir aus unterschiedlichen Gründen im Internet unterwegs.
Sehr deutlich wurde aber, gerade in den Gebetszeiten, dass wir eine gemeinsame Wurzel haben. Gott ist für uns Wegweiser und Hilfe, auch wenn es mal kontrovers zugeht.
Und  so ist man dann doch gemeinsam unterwegs auf dem Weg der Wahrheit.
Viele Teilnehmer haben zu dieser Tagung gebloggt und so kann jeder, der Lust hat, noch ein wenig weiterlesen unter:
http://sende-zeit.de/2013/05/13/bloggertreffen-in-bonn/
Für mich war es ein bereicherndes Treffen und schön zu sehen wie vielfältig die katholische Kirche sein kann!

Sonntag, 12. Mai 2013

Maria, Maienkönigin

Heute war bei uns im Kinderdorf Familienmesse. Ich muss gestehen, dass ich nicht alles mitbekommen habe, weil ich heute bei den ganz Kleinen vom Brückenhaus saß. Teilweise verstehen sie was passiert und sind dann auch sehr interessiert, aber manchmal ist das alles einfach zu schwierig, diese Zeiten müssen wir dann überbrücken.
Aber eines war für Groß und Klein dann gleichermaßen schön: als wir nach dem Gottesdienst nach draußen an unseren Weiher gegangen sind. Da steht unsere "Maria im Klee". Vor sie haben wir Blumen hingestellt und noch zwei Lieder gesungen. 

"Segne du, Maria, alle, die mir lieb. 
Deinen Muttersegen ihnen täglich gib. 
Deine Hand, die milde, streck auf alle aus. 
Segne alle Herzen, segne jedes Haus!"

Freitag, 10. Mai 2013

Bloggertagung Teil 1


Heute Abend bin ich nach Bonn zur Bloggertagung gefahren.
Ich habe mich dort angemeldet, weil ich hier blogge und es spannend finde, andere Blogger zu treffen, um  mit ihnen in den  Austausch zu gehen über das, was wir tun.

Als erstes packten einmal viele ihre Notebooks, I-Pads etc. aus.
Ich war mit einem Schreibblock und einem Füller bewaffnet, was mir die Bemerkung meiner Nachbarin einbrachte: "Das gefällt mir".
Ich dachte, ja sehr vorsintflutlich, aber gut..

Gut, zugegeben,  den Abend habe ich verkürzt und auf das gemütliche Beisammensein verzichtet, denn ich will morgen wieder früh raus: Wir beten miteinander die Laudes, frühstücken und arbeiten dann inhaltlich weiter.  
Für mich war es heute spannend zu sehen, wer dort vertreten ist und welche Menschen hinter den Blogs stehen, die ich oft oder teilweise mitlese.

Da wird die virtuelle Welt plötzlich real!

Menschen mit ihren eigenen Geschichten und Ihren Ideen, die das Wort Gottes  verkünden. Die Beweggründe sind unterschiedlich, doch scheint es, als wollen viele den Menschen ein Gegenüber anbieten um zu zeigen, dass es sich lohnt, Christ zu sein.
Ein Gegenüber, das einen Teil von sich preis gibt und an dem man sich reiben kann.
Ein Gegenüber, das mir die Möglichkeit gibt, in den Austausch zu gehen über das, was mich berührt.

Jesus hat das auch getan.
Er ist den Menschen an unterschiedlichen Orten begegnet und hat Begegnung zugelassen.
Von Angesicht zu Angesicht.
Das war sicher nicht immer angenehm, sicher kontrovers und oft auch anstrengend. Und doch sind ihm viele gefolgt, weil sie spürten, dass das, was er verkündete,  echt war.

Echt war es auch heute Abend und das hat mich beeindruckt, so dass ich mich sehr auf morgen freue!  

Donnerstag, 9. Mai 2013

Gotteslob

Heute morgen in der Messe hatte Sr. Jordana wieder mal ihre komplette Kinderdorffamilie dabei, fünf Kinder von 2 bis 9 Jahre. Wenn keine Kindermesse ist, ist es für die ganz Kleinen natürlich ziemlich langweilig, aber schließlich war Christi Himmelfahrt, da gehört die Kirche eben dazu. 
Ihr Jüngster hat die interessante Angewohnheit, bei den Liedern (die er in den "Erwachsenenmessen" ja nicht kennt) ganz genau zuzuhören - und wenn dann alle wieder still sind, dann singt er nach, was er gerade gehört hat. 
Okay, manchmal kann das schon ein bisschen nerven - vor allem, wenn man gerade zu der Gruppe gehört und sich dafür verantwortlich fühlt, dass die Kinder still sind. Ich konnte mir das heute aber aus der Entfernung anhören und dachte wieder an den Psalm, in dem es heißt: 
"Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge
schaffst Du Dir Lob, oh Herr!"
Lasst ihn singen, dachte ich, lasst ihn singen...

Mittwoch, 8. Mai 2013

LaiendominikanerInnen

In Santa Sabina, dem Dominikanerkloster in Rom, in dem sich die Ordensleitung befindet, sind auch die
Menschen untergebracht, die sich um die internationale Zusammengehörigkeit mühen, die Promotoren, die für 6 Jahre eingesetzt werden.
Einer von ihnen ist für die LaiendominikanerInnen auf der ganzen Welt zuständig.
Die dominikanischen Laiengemeinschaften sind sehr vielfältig, mindestens so verschieden, wie die Kluturen der verschiedenen Länder. Der Promotor hat viele von ihnen besucht. Seine Aufgabe ist es zu sehen, wie er ihnen helfen kann ihre Berufung zu leben, sie darin zu unterstützen sich untereinander zu vernetzen und bei den Brüdern und Schwestern und Nonnen das Bewusstsein dafür zu stärken, dass diese Gemeinschaften ein starker Zweig am dominikanischen Stammbaum sind. Und er berichtet den anderen Promotoren davon, wie die Laiengemeinschaften die dominikanische Spiritualität in den verschiedenen Ländern leben.
Auf seinen Reisen hat er viele Erinnerungsgeschenke bekommen und diese Stehen in Santa Sabina vor seinem Büro auf einem Tisch. Es hat mich sehr gerührt zu sehen, wo ich überall Familie habe. Und ich bin sehr froh, dankbar und stolz, dass wir seit der Seligsprechung von Pater Lataste auch eine bethanische Laiengemeinschaft in Deutschland haben.

Sonntag, 5. Mai 2013

Opfer - Täter

Seit einiger Zeit bin ich stark mit der aktuellen Christenverfolgung beschäftigt. 100 Millionen Christen werden im Moment wegen ihres Glaubens verfolgt oder bedroht. Das ist schrecklich. Das ist etwas, über das glücklicherweise allmählich immer mehr gesprochen wird. Allerdings mischt sich manchmal in diese Gespräche ein seltsamer Unterton. Zuweilen bekomme ich dabei den Eindruck, wir seien auf dem besten Weg in einen neuen Kreuzzug, denn das Christentum wird vom Islam bedroht.
Diese Sichtweise ist mir sehr fremd. Ja, ein großer Teil der Täter sind Islamisten. Aber am schlimmsten werden Christen in Nordkorea verfolgt, also durch ein atheistisches Regime - auch China und Kuba sind nicht lustig für Christen. Es gibt - völlig überraschend - sogar fanatische Hindus und Buddhisten, die sich dazu hinreißen lassen, ihre christlichen Nachbarn zu bedrohen. Umgekehrt greifen immer wieder islamische Geistliche ein und sagen laut und deutlich, dass Anschläge auf die Christen gegen die Lehre des Islam verstoßen. Und manch ein Anschlag der Islamisten gilt auch gemäßigten Muslimen oder einfach allem, was sie für westlich halten.
Trotzdem ist es natürlich wahr: Christen leiden unter fanatischen Moslems. Warum stören mich also islamophobe Anklagen so sehr?
Ich glaube, es ist eine Frage der Motivation. Es gibt Christen, denen ist ihr Glaube so wichtig, dass sie mit ihren verfolgten Geschwistern mitleiden. Sie suchen Hilfe im Gebet und finden dort die Kraft zu handeln: manche können vor Ort etwas tun, andere können sich und andere informieren. Diese Menschen haben die Opfer im Blick und fragen sie, was sie brauchen. Sie kennen die Täter, aber wichtig sind die Opfer, und die wollen normalerweise am liebsten einfach in Frieden mit ihren (häufig muslimischen!) Nachbarn oder Familienangehörigen leben.
Und dann gibt es andere, die konzentrieren sich auf die Täter. Natürlich sehen sie die Opfer und reden auch darüber. Aber eigentlich geht es ihnen darum, gegen die Täter zu kämpfen. Den Wunsch kann ich gut verstehen. Nur glaube ich nicht, dass es den Opfern hilft. Und ganz sicher bin ich mir darin, dass es uns nicht dem Jesus von Nazareth näher bringt, der gesagt hat: "Liebt eure Feinde. Segnet, die euch verfluchen." Ich verstehe diese Sätze nicht. Ich kann mich ihnen nur immer wieder im Gebet nähern. Unsere verfolgten Geschwister erfahren manchmal, welche Kraft von der Vergebung ausgeht. Sie beten häufig um die Kraft, den Tätern verzeihen zu können, wie Jesus es tat und bitten uns immer wieder darum, sie darin mit unserem Gebet zu unterstützen.

Samstag, 4. Mai 2013

DSI Büro - Die Welt im Kleinen

Villa Rosa - Kloster mit B&B
Auch den zweiten Tag im Auto haben wir gut hinter uns gebracht, nur kurz vor Rom standen wir eine Weile auf der Autobahn rum, weil die Straße gesperrt war. Und schon war klar, dass wir in Italien sind. Bei uns bekommen die Menschen sofort lange Gesichter und schlechte Laune. In Italien steigen alle aus und unterhalten sich miteinander. Untergebracht sind wir für die Tage der Vorbereitung im Konvent der "Villa Rosa", wodurch wir nur 5 min. Fußweg bis zu unserem Arbeitsplatz in Santa Sabina haben.  Das Büro, in dem nicht nur die zwei Sekretärinnen sitzen, sondern auch die internationale Coordinatorin von DSI, Sr. Fabiola, wird auch unser Arbeitsplatz sein. Ich staune über all die wundervollen Dinge, die sich im Raum an den Wänden und in den Regalen befinden. 
12 kg schwer; aus Vietnam
Jedes Teil steht für viele Schwestern
Dieses Büro zeigt die Welt im Kleinen. Alle kleinen und großen Geschenke, die Sr. Fabiola bei ihren Besuchen bekommen hat, oder die von Schwestern nach Rom gebracht wurden, finden hier ihren Platz. Immer vor Augen sind sie auch stets in Gedanken und Gebet gegenwärtig.                                                                                                           





Freitag, 3. Mai 2013

Betten auf Rädern - Schlafen unter der Europabrücke.

"Reisegruppe"
Aussicht
Gestern haben wir etwa 780 km gemacht. Diese erste Etappe auf dem Weg nach Rom führte uns bis unter die Europabrücke am Brennerpass. Wir hatten fast den ganzen Tag wundervolles Reisewetter, aber nach unserer Ankunft im JuFa (Jugend und Familiengästehaus) regnete es sich ein. Aus unserem Zimmer haben wir den Blick auf die Europabrücke, sie war lange die höchste in Europa. Und auch von dem Schnee, den wir auf den Bergen ringsum entdeckt haben, ist hier etwas zu sehen. (Das Weiße da neben den Pfeilern.) In unserem Zimmer habe ich etwas gefunden, was gut zu dem "Waschbecken mit Schwung" passt, von dem Sr. Barbara neulich in einem Beitrag berichtet hat: Rollbetten!!!
                    
Ehebett
Schwestern - Betten
   




         und einmal kurz ziehen .....







Heute geht es dann weiter bis nach Rom, also etwa nochmal so weit. Dort werden wir für die ersten Tage der Vorbereitung in der sogenannten "Villa Rosa" aufgenommen werden, aber darüber später mehr.




Mittwoch, 1. Mai 2013

DSI? - Dominican Sisters International!

Juhuuuuuuuuuuuuuu! Nur noch einmal schlafen und ich werde mich mit einer Mitschwester mit dem Auto auf den Weg nach Rom machen, um dort bei der Generalversammlung der Mitglieder von DSI den Hintergrunddienst zu verstärken.
DSI, das ist die Abkürzung für Dominican Sisters International. 
Warum es sowas gibt? Die Familia Dominicana ist sehr vielfältig. Der männliche Zweig ist einheitlich organisiert, aber der weibliche Zweig besteht aus sehr vielen eigenständig organisierten Gemeinschaften. Die sind entweder kontemplativ, das bedeutet, dass die Nonnen dort ihre Berufung, Gott im Gebet zu preisen und für die Menschen, ja die ganze Schöpfung zu beten, leben. Oder diese Gemeinschaften sind apostolisch, was soviel bedeutet wie "tätig". Wir Schwestern wissen uns zwar auch dazu berufen, Gott zu loben und die Welt mit allem in ihr im Gebet vor Gott zu tragen, doch wir leben unsere Berufung auch außerhalb der Klostermauern. Zu Bethanien gehören beispielsweise die Gefängnisarbeit und die Kinderdörfer.
Um einander besser zu unterstützen in unserem jeweiligen Dienst an den Menschen und gemeinsam an sozialen und politischen Veränderungen zu arbeiten, wollen wir ein Netzwerk schaffen, dass uns dabei hilft. Da dieses Netzwerk nicht mit der Entstehung der Gemeinschaften gewachsen ist, wurde es erst vor wenigen Jahren gegründet und befindet sich noch im Aufbau.
Derzeit sind wir 24.600 dominikanische Schwestern aus 151 Kongregationen (tätige Gemeinschaften) in 110 Ländern.
Alle 3 Jahre wird ein neues Leitungsteam mit Koordinatorinnen für die Kontinente gewählt. Dabei werden  die Generalpriorinnen (Oberste Leitung) der Gemeinschaften auch eine Woche lang miteinander verbringen.  Sie werden einander von der Situation in den jeweiligen Ländern berichten und sich über ein bestimmtes Thema miteinander Gedanken machen. In diesem Jahr geht es um die Neuevangelisierung und unseren dominikanischen Auftrag in der Gegenwart. Jetzt ist es wieder so weit, und ich bin dabei! Einmal "weltweite dominikanische Luft" schnuppern! Das wird bestimmt suuuuuuuuuuper spannend, denn es werden Schwestern  aus 5 Regionen anwesend sein. 6 Gemeinschaften mit Hauptsitz in der Region "Africa", 23 aus "Asia Pacific", 81 aus "Europe", 19 aus "Latin America and Caribbean" und schließlich  22 aus "North America". - Ich werd natürlich hier auch davon erzählen.