Montag, 24. September 2012

Erntedank!


Gestern haben wir hier im Konvent mit dem Kinderdorf Erntedank gefeiert. Es war ein rauschendes Fest mit Chorgesang in der Messe, und live Musik auf dem Dorfplatz. Natürlich durften auch die Stände mit den Spielen, Ponnyreiten und Tombola, Waffeln und Reibekuchen nicht fehlen ...
Bei der Gabenprozession kam mir der Gedanke, dass eigentlich "unsere" Kinder die Gaben sind für die wir danken.

Es ist so schön zu sehen, wie sie hier wieder zur Lebensfreude finden und heranwachsen. Dank sei Gott für diese Kinder und die Möglichkeit ihnen zu helfen.

Dienstag, 18. September 2012

Wegkreuzung

Neulich bin ich Sr. Desideria begegnet. Ich kam aus dem Ort, wo ich einige Besorgungen erledigt hatte, und musste jetzt vor der Vesper rasch noch mal eine Stunde in mein Büro im Haupthaus. Sie kam vom Schwesternhaus und ging in Richtung Kapelle, wo zu dieser Zeit das Allerheiligste zur Anbetung ausgesetzt ist.
So kreuzten sich unsere Wege, ich ein bisschen eilig, sie ruhiger. Wir begrüßten uns und sie sagte unvermittelt: "Wie du das alles so kannst. Ich wünschte manchmal, ich könnte das auch noch, aber die Zeit ist vorbei." Sr. Desideria ist 82 Jahre alt, das Laufen fällt schwer, das Hören auch und offensichtlich meinte sie jetzt nichts Bestimmtes, sondern einfach ganz allgemein meinen Schwung. - Was sagt man dazu? Wie wird es sein, wenn die Kraft nachlässt? 
Schließlich fiel mir nur eines ein: "Weißt du, Desideria" habe ich geantwortet "du gehst dafür jetzt in die Anbetung - das wünsche ich mir manchmal anstatt hier rumzuflitzen, aber das kann ich jetzt nicht."
Da hat sie mich mit ihrem wunderbaren Lächeln beschenkt und versprochen, mich ins Gebet mitzunehmen.

Freitag, 14. September 2012

Brian und die Beter

"Die Süddeutsche" berichtete heute
auf der ersten Seite von den
Krawallen in Kairo
Ein Mensch mit anscheinend gefälschter Identität hat einen 14minütigen Film gedreht, hat ihn ins Netz gestellt und ist dann abgetaucht. Er hat mit diesem kurzen Machwerk anscheinend nicht nur gezielt den Islam diffamiert und damit die Gesamtheit der Moslems bewusst und gewollt beleidigt, sondern zu diesem Zweck auch noch die Darsteller über den Inhalt belogen (vgl. die heutige "Süddeutsche"). Dementsprechend ist die gerechte Empörung allenthalben groß - und verständlich.
Was ich allerdings nicht verstehen kann, ist die Gewalt, die sich in Ägypten und Libyen jetzt entlädt. Natürlich ist auch die leicht zu erklären: dieser Film ist eigentlich nur der Zünder, das Pulver, das die eigentliche Explosion ausmacht, hat sich lange schon angesammelt. Trotzdem: Wieso kann ein 14-minütiger Film als legitimer Anlass gelten für demolierte Botschaften, brennende Autos - und sogar die Ermordung von Menschen?
"Das Leben des Brian",
von 1979, geht mit religiösen
Gefühlen der Christen
nicht zimperlich um.
Als Vergleich fiel mir "Das Leben des Brian" ein. Dieser Spielfilm der britischen Gruppe Monty Python wurde von vielen Christen, v.a. Katholiken, als blasphemisch und schwere Beleidigung unserer Kirche und unseres Glaubens empfunden. Nun, auch wenn ich persönlich den Film mag, so kann ich doch nachvollziehen, wieso viele ihn für eine unzulässige Provokation halten. Er geht wirklich nicht zimperlich mit den religiösen Gefühlen der Christen um.
Und wie haben diese derart beleidigten Christen reagiert? Haben sie die Scheiben britischer Botschaften eingeworfen oder die Autos britischer Botschaftsangehöriger angezündet? Nein. Ich erinnere mich noch gut, dass es damals schwierig war, sich diesen Film anzusehen, weil vor den Kinos Gruppen betender Menschen standen, die sich um das Seelenheil derjenigen sorgten, die sich solche Blasphemien ansahen.
Ich fand das damals albern. Heute habe ich Respekt vor diesen Menschen, die ihrer Empörung und Wut Ausdruck verleihen, eine Beleidigung ihres Glaubens nicht einfach hinnehmen, die aber gleichzeitig ihren Protest in Kanäle lenken, die eben diesem Glauben an den friedlichen Jesus von Nazareth entsprechen.

Mittwoch, 12. September 2012

Wie ein kleines Kind...

Neulich im Zug saß ich neben einer jungen Familie. Die Eltern waren so liebevoll mit den beiden Kleinen, es war richtig schön anzusehen. Doch trotz aller Liebe und Kreativität war die Reise für Lutz und Lilo einfach anstrengend. Vor allem die Kleine war offensichtlich völlig übermüdet, konnte aber nicht schlafen. Sie fing an zu quengeln und schließlich zu weinen.
Ich mag Kinder! Babies wie Lilo sind einfach nur süß und Kinder allgemein sind toll, wahrscheinlich die beste Erfindung Gottes überhaupt. Aber zwei Stunden lang neben einem weinenden und manchmal brüllenden Säugling zu sitzen - das zehrt schon an den Nerven.
Nur hin und wieder ließ sich Lilo beruhigen, so dass alle ringsum aufatmen konnten: das war immer dann, wenn es ihrer Mutter gelang, sie an ihre Brust zu legen. Dann war sie sehr bald zufrieden und still - wenigstens für einige Zeit.
Dabei kam mir ein Psalm in Erinnerung, der 131.: "Ich ließ meine Seele ruhig werden und still. Wie ein kleines Kind bei der Mutter, so ist meine Seele still bei Gott."
Manchmal geht es mir wie der kleinen Lilo: Ich hopse glücklich durch mein Leben, bis ich irgendwann quengelig werde. Irgendwas fehlt, aber ich weiß selber nicht, was. Ich habe Nahrung, Kleidung, Wohnung, freundliche Menschen um mich. Warum quengele ich?
Dann erinnere ich mich daran, woher ich komme. Ich bringe mich selber und meine Unzufriedenheit vor Gott und merke: Er lässt mich zur Ruhe kommen. Bei Ihm wird meine Seele still und ich kann wieder durchatmen.

Mittwoch, 5. September 2012

Apostel der Gefängnisse

Heute feiern wir zum ersten Mal den Gedenktag des Seligen Pater Lataste, des Apostels der Gefängnisse.
Pater Jean Joseph Lataste
Der Apostel der Gefängnisse
In der Predigt der Festmesse sagte P. Gerfried, ein Mitbruder, der extra aus Köln angereist war, dass wir ja eigentlich schon lange diesen Seligen feiern - nur offiziell ist es eben erst seit dem dritten Juni. Vorher war der Gedenktag (wie allgemein üblich) sein Todestag, der zehnte März, aber der fällt fast immer in die Fastenzeit. Da das bei einem Seligen nicht sein darf, wurde mit der Seligsprechung der Tag auf seinen Geburtstag verlegt, den fünften September. So haben wir ihn in diesem Jahr sogar zweimal gefeiert.
Sein Grab in Montferrand
nach der Seligsprechung im Juni

In all unseren Konventen haben wir heute Festmessen und ein besonders feierliches Offizium - und Gäste! Zu uns nach Waldniel waren Brüder und Schwestern aus Köln und Düsseldorf gekommen, fast die komplette Laiengemeinschaft war da und dazu Mitarbeiter aus unserem Kinderdorf.
 
Die meisten von uns waren auch bei der Seligsprechung in Frankreich gewesen und es war schön, noch einmal nachklingen zu lassen, was wir schon dort gefeiert hatten: die Barmherzigkeit Gottes, die hier auf Erden Wunder wirkt.

Dienstag, 4. September 2012

Gruppenmesse

Ein letzter Blick: die Kapelle ist fertig.
Eben hatten wir Gruppenmesse. Fast jeden Dienstagabend feiern wir in unserer Hauskapelle diese besondere Form der Eucharistie. Ursprünglich war sie als Ergänzung gedacht für die jüngeren Schwestern, die auch mal neue Liturgieformen erleben und probieren wollten. Deshalb haben wir dabei anfangs auch alle auf dem Boden gesessen. Aber mit den Jahren sind immer mehr ältere Schwestern dazugekommen, die es auch schön finden, einmal anders Messe zu feiern, im kleinen Kreis, mit Austausch über das Evangelium anstelle der Predigt und mit einer größeren Nähe auch bei der Kommunion.
Hinterher gibt's Auflauf!!!
...und Melone

Hinterher bleiben wir immer noch zusammen und essen etwas. Heute hatte eine Frau von der Laiengemeinschaft gekocht. Wir hatten gemeinsam die Messe vorbereitet und während sie den Auflauf gemacht hat, hab ich die Kapelle gestellt und Tisch gedeckt. Mit dem Priester waren wir 12, was ein ganz guter Mittelwert ist. Wir haben hier schon zu viert Messe gefeiert - und auch schon zu 24!

Jetzt habe ich das Sanktus-Lied im Ohr, das wir heute neu gelernt haben, im Sechs-Viertel-Takt, so schön! Das wird mich wohl in den Schlaf begleiten!

Heilig, heilig, heilig bist Du
Herr, unser Gott,
Schöpfer der Welt!
Himmel und Erde jauchzen Dir zu -
heilig bist Du!