Donnerstag, 31. März 2011

Getanztes Gebet - Exerzitien in Riga

Gestern bin ich aus Riga zurückgekommen. Ich durfte einige Tage dort verbringen, um gemeinsam mit m. Diana Tanzexerzitien zu halten. Wie immer kreiste alles um das Sonntagsevangelium, in diesem Fall also um die Begegnung am Jakobsbrunnen. Wir haben uns in diesen Tagen der Quelle genährt, die unseren Durst stillen kann.
Es ist immer wieder bewegend zu sehen, wie sich die Gesichter der Teilnehmer verändern. Zu Beginn wird noch viel über die Schritte und Bewegungen nachgedacht, aber schon am zweiten Tag ist zu bemerken, dass die Menschen tief in das Gebet hineinkommen und das Geschehen durch die Bewegung verinnerlichen. Nicht selten fließen Tränen, aber die Gruppe ist dann schon so zusammengewachsen, dass sie stark genug ist, auch die weinenden Beter im Tanz zu halten.
Natürlich gehört die Feier der Messe ebenso dazu wie die begleitenden Gespräche und Gottes Geist wirkt mit beeindruckender Kraft. Im Geschehen der Messe dürfen wir in jenes Wasser eintauchen, welches Jesus am Jakobsbrunnen zu geben verspricht. Wer kennt das nicht, Wüsten im eigenen Herzen? Um so mehr lassen wir uns davon ergreifen, dass Jesus, der Quell unseres Lebens, diese Wüsten zum Blühen bringen will.
Wenn wir uns in seine Hände geben, dann wird er in uns zur Quelle werden, die ins Ewige Leben hinüberfließt.
Dabei sehen wir uns in guter dominikanischer Tradition, da doch auch Dominikus in verschiedenen Haltungen zu beten pflegte.In diesen Exerzitien war Raum und Zeit dafür, dass jeder dies auch mit seinem Körper zum Ausdruck bringen konnte.
Jeder durfte hier seiner eigenen Wirklichkeit etwas näher kommen, so wie die Frau am Jakobsbrunnen. Und wir vertrauen darauf, dass unser Weg zu Gott ebenso wie ihrer auch anderen Menschen die Begnung mit unserem Herrn ermöglichen wird, auf dass auch sie eines Tages sagen können: "Nicht mehr aufgrund deiner Aussage glauben wir, sondern weil wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt."

Samstag, 26. März 2011

Boxenstopp IV: Maria sagt JA

Gestern war das Hochfest Verkündigung des Herrn. Darum beschäftigen wir uns in dieser Woche in der Fastenbox mit der Geschichte, mit der alles begann: mit dem JA von Maria zur Botschaft des Engels, ohne das wir weder Weihnachten noch Ostern feiern könnten. Wie es Maria damit wohl ergangen ist??? Der Evangelist Lukas erzählt uns diese Begebenheit in Lk 1,26-38. Heute wollen wir die Geschichte aus der Perspektive von Maria lesen, wie sie dieses so besondere Ereignis vielleicht in ihrem Tagebuch festgehalten hätte:
"Schwanger. Ich??? Aber... ich bin doch noch so jung! Was will ich denn jetzt schon mit einem Kind? Und ich bin doch noch nicht mal verheiratet. Skandal!!! Was werden die Leute nur sagen? Und Josef??? Wird er mich verlassen? Dann bin ich verloren, dann werde ich gesteinigt. Ich hab solche Angst. Wie soll das gehen? Das ist unmöglich!!! Ich kann das nicht...
Oder etwa doch? Das ist alles so unwirklich, so verrückt, das kann nicht wahr sein. Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein... Aber diese Worte klingen noch in mir nach... Sei gegrüßt, Du Begnadete – was für eine komische Anrede! Begnadet? Ich??? Aber ich bin doch ganz normal... Der Herr ist mit Dir – naja, schon irgendwie, klar glaub ich an Gott, bete, geh zur Synagoge,... aber das??? Irgendwie ist mir das unheimlich... Fürchte Dich nicht, Maria! Fürchte Dich nicht!? Leichter gesagt als getan! Hilfe!!! Ich hab aber Angst! Fürchte Dich nicht??? Fürchte Dich nicht? Fürchte Dich nicht. Was war da noch? Irgendwas mit Geist? Der Heilige Geist wird über Dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird Dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Ich kann mir das nicht vorstellen! Oh mein Gott, wie soll das gehen? Die halten mich alle für verrückt! Das kann ich gar niemandem erzählen... Was mach ich nur??? Wie geht es weiter??? Ich bin ganz durcheinander und verwirrt... Heiliger Geist – heilig – Sohn Gottes – schwanger – Kind – begnadet... Mir ist schon ganz schwindelig... Ich muss irgendwie raus, ich muss erst mal weg hier, Klarheit in meine Gedanken bekommen... Elisabeth! Ja, zu ihr werde ich gehen, sie hat mich immer verstanden. Sie ist auch gerade schwanger... Vielleicht kann sie mir weiterhelfen...“

Wo geht es Ihnen wie Maria? Wo wird an Sie etwas herangetragen, was nach menschlichem Ermessen unmöglich erscheint? Wer spricht Ihnen das „Fürchte Dich nicht!“ des Engels zu? Bei welchen Menschen finden Sie Verständnis, Unterstützung und Rat – so wie Maria bei Elisabeth?


Freitag, 25. März 2011

Postulatsbeginn


Gestern Abend war es endlich so weit: Ich durfte mit dem Postulat beginnen und bin damit ganz offiziell in Bethanien eingetreten. Juhuuuuuu!

Zur Vorbereitung auf diesen Schritt gehörte natürlich noch mal ein Besinnungstag. Nach der intensiven Prüfungsphase im Studium konnte ich diesen Tag der Stille noch einmal ganz besonders genießen. In der Messe am Dienstag Abend hörten wir schon den Text, der auch beim Postulatsbeginn im Mittelpunkt steht: Jesus zu Besuch in Bethanien, bei Martha und Maria (Lk 10, 39-42). Während Martha ganz davon in Anspruch genommen ist, für Jesus zu sorgen, sitzt Maria dem Herrn zu Füßen und hört ihm zu. An diesem Besinnungstag durfte ich mich wie Maria Jesus zu Füßen setzen und ihm zuhören, einfach vor und mit ihm sein.

Dieser Text wurde dann auch bei der Aufnahme ins Postulat vorgelesen. Und dann kam die entscheidende Frage unserer Generalpriorin: "Liebe Maria! Da sie heute das Postulat beginnen, frage ich Sie: Sind Sie bereit, sich zu prüfen und prüfen zu lassen, ob Sie zu einem Leben in Bethanien berufen sind?" Und nachdem ich meine Bereitschaft mit den Worten "Ja, ich bin bereit." erklärt hatte, überreichte sie mir die Regel des heiligen Augustinus sowie die Konstitutionen und Bestimmungen unserer Kongregation, nach denen wir leben.

Und als erstes äußeres Zeichen der Zugehörigkeit bekam ich das Dominikanische Wappen als Anstecknadel. (Beim nächsten Schritt ins Noviziat wartet dann der Habit...)

Es folgten der Friedensgruß mit allen anwesenden Schwestern und dann wurde der Postulatsvertrag unterschrieben.

Und dann gingen wir alle gemeinsam in die Kapelle und beteten gemeinsam die Vesper. Wie alle großen kirchlichen Feste, beginnt das Fest "Maria Verkündigung", das wir heute feiern, schon am Vorabend mit der 1. Vesper. Und es kann ja kaum ein passenderes Datum für den Ordenseintritt geben als den Tag, an dem wir uns erinnern, wie Maria, die Mutter Jesu, zur Botschaft des Engels JA gesagt hat, so dass Gott Mensch wurden konnte.

Montag, 21. März 2011

Das Kapitel X: Der Abschluss

Jetzt haben wir so viel vom Kapitel berichtet - und hätten fast das Ende verpasst. Das ist im Trubel des Aufbruchs einfach untergegangen. Inzwischen sind alle wieder zu Hause, auch die lettische "Delegation" ist glücklich in Riga gelandet.

Offiziell beendet war das Kapitel schon am Samstag. Am Sonntag wurde es dann noch einmal feierlich: in einem großen Festgottesdienst haben wir Gott für die vergangenen Tage gedankt und seinen Segen für die Umsetzung der Beschlüsse erbeten.
Ein großer Teil unserer Schwestern war gekommen, so dass fast alle Konvente vertreten waren. Besonders schön fand ich, dass zwei unserer Mitbrüder gekommen waren: der niederländische und der norddeutsche Dominikanerprovinzial zelebrierten die Messe.
Sr. Sara wies in ihrer Ansprache hin auf das Spannungsfeld zwischen unserer kleinen Welt - die hier beim Kapitel weitergestaltet werden sollte - und der großen Welt, in der im Moment scheinbar alles aus den Fugen gerät.
Bei den Fürbitten brachte jede Schwester ein Licht nach vorne - symbolisch für die Menschen und Anliegen, die sie vor Gott tragen will. Am Schluss der Messe haben wir diese Lichter wieder mitgenommen, hinaus in unseren Alltag.

Samstag, 19. März 2011

Das Kapitel IX: Josef, der Arbeiter

Geschafft! Das Kapitel ist beendet, die Akten sind verabschiedet, das letzte Protokoll ist getippt. Zum Schluss haben wir einen wahren Abstimmungs-Marathon hingelegt. Da war es dann befreiend, dass beim Mittagessen einer einen (für die anderen neuen) Josef-Witz wusste:

Im Himmel ist Wahl. Die meisten Stimmen gehen an die CDU - aber ein paar auch an die SPD. Petrus sagt: "Also bitte, Herrschaften, so geht das aber nicht! Wisst ihr etwa nicht, was ihr zu wählen habt? Wir werden die Wahl wiederholen!" Also gibt es einen zweiten Wahlgang. Aber wieder gibt es ein paar Stimmen für die SPD. Petrus wiederholt seine Mahnung - etwas strenger. Aber auch im dritten Wahlgang gibt es immer noch eine rote Stimme. "Jetzt reicht's" sagt Petrus "Wer war das?" Da meldet sich Josef und sagt: "Na, ich bin halt Arbeiter..." "Das ist mir egal" sagt Petrus, "das geht nicht!" Da meint Josef: "Komm, Mariechen, wir nehmen Opa, den Jungen und den Vogel und gehen. Dann sollen die mal sehen, wie die hier klar kommen."

Freitag, 18. März 2011

Boxenstopp III: Joseph - Schutzpatron Bethaniens

Für Pater Lataste war der Heilige Joseph ein wichtiges Vorbild, darum hat er ihn als Schutzpatron für Bethanien gewählt. Morgen, am 19. März feiert die Kirche den Gedenktag des Heiligen Joseph.

Joseph hat Maria, die Mutter von Jesus, geheiratet. Hätte Maria Jesus als uneheliches Kind zur Welt brachte, wäre sie damals gesteinigt worden. Joseph hat Maria in ihrem JA zu Gott unterstützt, er hat sie und ihr Kind von Anfang an beschützt und mit Maria gemeinsam ermöglicht, dass Gott in Jesus Mensch werden konnte. Wie ein Vater hat sich Joseph um Jesus gekümmert und ihn als Kind angenommen. Dabei war der ganzen Familie klar, dass Jesus nicht sein eigenes Kind war. Besonders deutlich wird das an der Erzählung über den 12-jährigen Jesus, der auf dem Heimweg von der Wallfahrt nach Jerusalem verloren ging. Maria und Joseph suchten ihn überall und fanden ihn schließlich nach drei Tagen im Tempel. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen und seine Mutter sagte zu ihm: „Kind, wie konntest Du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht.“ Da sagte er zu ihnen: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte. (Nach Lk 2,41-52)

Auch in unseren Kinderdörfern nehmen unsere Kinderdorfmütter und MitarbeiterInnen fremde Kinder und Jugendliche an und erziehen Sie. Das ist nicht immer leicht und kann zu ähnlichen Missverständnissen und Konflikten wie zwischen dem pubertierenden Jesus und Maria und Joseph führen. Jesus weiß um seinen himmlischen Vater, und zu diesem kann Joseph nicht in Konkurrenz treten. So haben auch die Kinder und Jugendlichen, die in unseren Kinderdörfern aufwachsen, ihre leiblichen Eltern, die ihren festen Platz im Leben der Kinder und Jugendlichen einnehmen und behalten und die nichts und niemand ersetzen kann.

Doch auch im Hintergrund gibt es viele Menschen, die (wie der Heilige Joseph) anderen zu ihrem Recht verhelfen, und dabei oft übersehen werden. In der Buchhaltung, in der Werkstatt, bei Fahrdiensten und für die vielen kleinen und großen Handgriffe, die oft im Verborgenen geschehen... Lassen wir zum Schluss P. Lataste über den Heiligen Joseph zu Wort kommen:


„Es bleibt mir noch, euch in ihm euer Vorbild zu zeigen; doch ich habe schon so lange gesprochen, daß ich mich verpflichtet fühle, mich kurz zu fassen. Es bedarf ja auch keiner langen Reden, um das aufzuzeigen, was in seinem Leben am meisten in Erscheinung tritt, ich meine seine Verborgenheit. Welches Leben war mehr verborgen? Immer wenn das Evangelium uns von ihm spricht, zeigt es ihn uns niedrig, unbekannt, verborgen. Und wenn es uns nichts von ihm sagt, dann zeigt uns gerade dieses Schweigen mehr als alle Worte, wie unbekannt und verborgen sein Leben war. Er war unbekannt und verborgen nicht nur während seines Lebens, er war es auch in seinem Tode, von dem das Evangelium uns nichts sagt, und nach seinem Tod, nach welchem sein Gedächtnis durch 16 Jahrhunderte hindurch fast unbemerkt blieb.“




Donnerstag, 17. März 2011

Das Kapitel VIII: Da hilft nur noch beten

Gerade hatten wir Abendmesse mit einem Mitbruder aus Düsseldorf, P. Manuel. Er hat mir seine Notizen gegeben, so dass ich einen Auszug aus seiner Einführung zitieren kann:
"Wer in diesen Tagen Radio hört oder fernsieht, dem fällt auf, dass die Reporter und Reporterinnen reihum einen Satz in den Mund nehmen, der, zumindest in der außerkirchlichen Öffentlichkeit, längst ad acta gelegt schien: 'Jetzt hilft nur noch beten.' Sie beziehen ihn auf die Opfer des Tsunami in Japan, die den Menschen dort und, in abgeschwächter Form, uns allen drohende Atomkatastrophe, aber auch auf die Situation der um ihre Freiheit kämpfenden Menschen in Libyen und verschiedenen Golfstaaten. 'Da hilft nur noch beten.' Davon ist auch Ester überzeugt - wir hören das gleich in der Lesung. ... 'Da hilft nur noch beten.' Das ist es, wozu wir zusammengekommen sind und was wir jetzt miteinander tun wollen. Wir verbinden uns in der Eucharistiefeier mit dem Gebet und Opfer Jesu Christi und wenden uns an seinen und unseren Vater mit der Bitte: 'Dein Wille geschehe auf dieser Erde, wie er im Himmel schon geschieht.'"
Hier noch ein Auszug aus der Lesung aus dem Buch Ester:
"In jenen Tagen wurde die Königin Ester von Todesangst ergriffen und suchte Zuflucht beim Herrn, und sie betete zum Herrn, dem Gott Israels: Herr unser König, du bist der einzige. Hilf mir! Denn ich bin allein und habe keinen Helfer außer dir; die Gefahr steht greifbar vor mir. ... Denk an uns, Herr! Offenbare dich in der Zeit unserer Not und gib mir Mut, König der Götter und Herrscher über alle Mächte!"

Mittwoch, 16. März 2011

Das Kapitel VII: dominikanische Familie

Heute hat uns Sr. Sara einen Brief vorgelesen. Die dominikanischen Nonnen in Japan schreiben ihn an ihren Promotor (also den für sie zuständigen Mitbruder in der Generalkurie des Ordens). Sie sind - Gott Dank! - nicht so schwer getroffen. Und doch wird uns wieder bewusst: wir haben Familie überall in der Welt, auch in Japan.
Die Messe haben wir gestern und heute auch ganz im Zeichen der dominikanischen Familie gefeiert: ein Mitbruder aus Mainz, P. Diethard, war angereist, den die meisten von uns gut kennen. Er feierte die Messe dreisprachig, und hatte u.a. ein Gebet rausgesucht, das ich besonders schön fand und das ich deshalb hier zitieren möchte:
"Du, unser Gott, wir sind oft sprachlos, wenn wir das eine Wort sagen sollen, das Menschen heilen kann;
wir sind oft ratlos, wenn wir den einen Schritt tun sollen, der unhaltbare Zustände beseitigen kann.
Die Welt, in der wir leben, ist voll Unrecht und Unterdrückung.
Um dagegen bestehen zu können, um dagegen anzugehen,
feiern wir das Fest mit Brot und Wein, feiern wir Jesus, der mit allen teilt."

Dienstag, 15. März 2011

Das Kapitel VI: Zwischendurch

Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, im Kapitelssaal reden sie sich die Köpfe heiß und ich arbeite das letzte Protokoll aus, während der niederländische Protokollant die aktuelle Sitzung mitschreibt. Alles prima.
Nein, nichts ist prima. Immer wieder zwischendurch fällt es mir wieder ein, dass die Welt brennt. Japan ist weit weg, aber deshalb bin ich von den Bildern und Nachrichten nicht weniger betroffen - ich habe nur weniger Angst, dass es mich physisch treffen könnte.
Unsere kleine Kongregation ist international, so auch das Kapitel. Eine der Kapitularinnen kommt aus Südkorea. Sie meinte nüchtern: "Wir bekommen das alles ab."
Helfen kann ich nicht, nicht mal meiner Schwester, die jetzt Angst um ihre Familie hat. Ich kann nur beten, mich und uns alle Gott anvertrauen. Das will ich dann auch tun, immer wieder zwischendurch.

Montag, 14. März 2011

Das Kapitel V: Magnificat

Gestern abend haben wir in der Vesper eine ungewöhnliche Interpretation des Magnificat gebetet. Ich finde sie so schön, dass ich sie hier posten möchte, vor allem, weil es Situationen gibt, in denen unsere eigenen Worte versagen. Wenn wir an die akuten Sorgen der Welt denken, können wir nur noch beten! Das Magnificat ist der Lobpreis Gottes, den Maria in einer eigentlich schweren und bedrängten Situation ausruft (Lukas 1, 46-55):

"Das Vertrauen auf Gott stelle ich über alles. Ich freue mich, denn Gott ist meine Rettung.
Obwohl nichts Besonderes an mir ist, hat Gott mich doch beachtet.
Nun wird man in Zukunft von meinem Glück reden, denn Gott hat meinem Leben Bedeutung gegeben.
Gott zeigt seine Macht so ganz anders, die himmlische Treue wird durch Jahrhunderte erfahren, von allen Menschen, die nach ihr fragen.
Gottes Wirken überwindet jeden Widerstand: die über alles erhaben sind, verlieren sich im Nichts.
Die sich der Welt bemächtigen wollen, greifen ins Leere, die Unbeachteten aber gewinnen das Leben.
Die nichts beweisen können, werden mit Güte beschenkt, die aber schon alles haben, gehen leer aus.
Wer sich auf Gott verlässt, wird aufgerichtet, weil die Barmherzigkeit des Himmels stets von neuem gilt.
So ist es unseren Vorfahren gesagt worden, Abraham und allen Menschen, die wie er Vertrauen haben."

Sonntag, 13. März 2011

Das Kapitel IV: Aus dem Hintergrund betrachtet


Wir haben eine neue Generalleitung, soweit so gut. Für die Kapitularinnen bedeutete das eine Menge Gespräche zur Meinungsbildung. Und dann natürlich die Wahlen selbst.
Für den Hintergrund Dienst bedeutete das:
26 Kannen Kaffe,
40 Tassen Tee,
d.h. 248 Tassen die (mit der Hand) gespült werden mussten;
Obst: 20 Äpfel, 16 Birnen, 2kg Bananen; Gemüse: 2Gurken, 1kg Paprika, 1 kg Möhren und 1 Kohlrabi, die geschnibbelt und auf Tellern angerichtet als Pausen-Fasten- Knabberei gereicht wurden.
Außerdem: 4 L Milch, 500 g Zucker, 770 g Kekse, 600g Süßes und 800g Salziges (Der Gedenktag unseres Gründers fällt in die Fastenzeit, daher hatten wir nicht nur den Sonntag für die Nicht-Fasten-Variante.)
Gebet: Täglich: Laudes, Messe und Vesper; 16 Litaneien, 8 beendete und mind. 20 unvollendete Rosenkränze + ca. 2000 Stoßgebete
Sonstiges:
Außerdem ca 1200 Blatt Kopien, 1 Fahrt zur Apotheke und mindestens 15 andere erfüllte Wünsche, vom Besorgen der liegengelassenen Arbeitsunterlagen, über das Schampoo bis hin zur Beschaffung von Bastelmaterial für Geschenke.
Aber als Kontaktperson und Hintergrunddienst hat man natürlich nicht nur Dinge zu beschaffen, oder für das leibliche Wohl zu sorgen. Darum gehört in die Zwischenbilanz auch noch mit rein:
50 Telefonate: mit der Kontaktschwester der Gemeinschaft die uns so liebevoll beherbergt, mit der Sakristanin, mit der Küche, mit anreisenden Priestern...
20 x den Weg Erklären; "Wie komme ich jetzt nochmal am schnellsten zur Kapelle?", "Wo ist nochmal unser Essensraum?", "Wo kam man nochmal in den Garten?"...
100 x die Treppen runter und wieder rauf (jetzt nehm ich manchmal doch den Lift, obwohl ich zu Fuß schneller bin)
7 neue Bekanntschaften z.B. die Pfortenschwester, die mir von ihrer Zeit in Indonesien erzählt hat und natürlich die netten Frauen aus der Küche, die so lieb für uns sorgen.
Und: 45 x ein freundliches Guten Morgen.
Und vermutlich mehr als 300 mal beim Namen gerufen.
In unserer Kongregation hat die biblische Erzählung von Maria und Martha, die in Bethanien gemeinsam mit ihrem Bruder Lazarus leben, eine große Bedeutung.
In diesen Tagen darf ich beides sein; Maria, die Hörende zu den füßen des Herrn und Martha, die umsorgende Gastgeberin. - Dafür bin ich sehr dankbar.

Samstag, 12. März 2011

Das Kapitel III: Die Leitung

Das wäre geschafft! Die neue Generalleitung ist gewählt. Gestern war die alte Leitung verabschiedet und die neue Generalpriorin gewählt worden. Jetzt fehlte ihr noch der neue Rat, die kamen heute wieder dazu.
Auf dem Bild sind von links nach rechts zu sehen: Sr. Angela, Sr. Sara, Sr. Delia, Sr. Marjolein und Sr. Katharina. Mit zwei Niederländerinnen und drei Deutschen ist unsere Generalleitung damit wieder komplett.

In den Laudes hatten wir einen sehr passenden Text aus dem Korintherbrief (Kap 12):
"So verschieden die Gaben auch sind, die wir haben, sie stammen alle von ein und demselben Geist. Und so unterschiedlich die Aufgaben auch sind, die sich uns in der Gemeinde stellen, so dienen wir doch alle dem einen Herrn. Gott wirkt auf ganz verschiedene Weise in unserem Leben, aber es ist immer derselbe Gott, der alles in uns allen bewirkt. ... Einige übernehmen Leitungsaufgaben, andere reden in unverständlichen Sprachen. Dies alles bewirkt ein und derselbe Geist. Und so empfängt jede die Gabe und die Kraft, die ihr zugedacht ist. Sind nun etwa alle Apostel, Propheten oder Lehrer? Oder kann jede von uns Wunder tun? Kann jede Kranke heilen, in unverständlichen Sprachen reden und das Gesagte erklären? Natürlich nicht. Aber jede einzelne soll sich um die Gaben bemühen, die der Gemeinde am meisten nützen."

Für mich als Protokollantin war es ein ruhiger Vormittag, denn die Wahl ist so geheim, dass das Protokoll von der Sekretärin geschrieben wird. Ich durfte nicht dabei sein und konnte statt dessen den Frühling genießen. Heute nachmittag beginnt die Sacharbeit, dann wird es wohl richtig heftig werden, auch für mich - so jedenfalls sagen mir die alten Hasen unter den Kapitularinnen.
Bevor es rund geht, habe ich schnell noch ein Bild vom Kapitelsaal gemacht, noch mit den Blumen vom Abschied der alten Leitung und mit den Kerzen für die neugewählten Rätinnen - aber die kommende Arbeit kann man auch schon ahnen.

Freitag, 11. März 2011

Das Kapitel II: Die Neue

Heute haben die Kapitularinnen die neue Generalpriorin gewählt. Um es gleich vorweg zu nehmen: die Neue ist die Alte. Will sagen: Sr. Sara ist wiedergewählt worden.
In der Messe - noch vor der Wahl - hatten wir einen Text aus dem Buch Deutoronomium (Kap 17) gehört:
"Wenn Du in das Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt, hineingezogen bist ... und dann sagst: 'Ich will einen König über mich einsetzen, wie alle Völker meiner Nachbarschaft!', dann darfst du einen König über dich einsetzen, doch nur einen, den der Herr, dein Gott, auswählt. Er soll ... sich von dieser Weisung, die die levitischen Priester aufbewahren, auf einer Schriftrolle eine Zweitschrift anfertigen lassen. Sein Leben lang soll er die Weisung mit sich führen und in der Rolle lesen, damit er lernt, den Herrn, seinen Gott zu fürchten, ... sein Herz nicht über seine Brüder zu erheben und von dem Gebot weder rechts noch links abzuweichen."
Dann hatte jede eine Bibelstelle auf ein Blatt Papier geschrieben, die sie der neuen Generalpriorin mitgeben wollte, und zwei Schwestern haben daraus eine Schriftrolle gebastelt. Nach der Wahl wurde sie Sr. Sara überreicht und mit ihr unsere herzlichsten Glück- und Segenswünsche für die neue Amtszeit.

Donnerstag, 10. März 2011

Pater Lataste - Boxenstopp II


Heute ist der Todestag von unserem Gründer Pater Johannes Josef Lataste. Geboren wurde er am 5. September 1832 in Cadillac in Frankreich. Bereits kurz nach seiner Geburt erkrankt er schwer, so dass er zu Cadette, einer befreundeten Frau, gebracht wurde, die seine Pflege übernahm. Der kleine Alcide (das war sein Taufname) wird schließlich wieder gesund, und kann nach ein paar Jahren zu seinen Eltern und den Geschwistern zurückkehren.

In unserer Fastenbox greifen wir heute genau diesen Aspekt seines Lebens heraus. P. Lataste wächst - wie unsere Kinder und Jugendlichen - nicht bei seinen Eltern auf. Bei Cadette findet er vorübergehend ein Zuhause, wo er sich sehr wohl fühlt. Im Kinderdorf gibt es Menschen, die sich – wie Cadette – um diese Kinder und Jugendlichen kümmern und mit ihnen ihr Leben teilen.
Nach seiner Genesung kehrt er zu seinen Eltern zurück. Auch im Kinderdorf finden die Kinder oft nur für eine bestimmte Zeit ein Zuhause. Manchmal ist es sehr schmerzlich, sie wieder gehen zu lassen.
Wir alle teilen unser Leben mit anderen Menschen, übernehmen füreinander Verantwortung und gehen Beziehungen ein. Doch immer wieder heißt es auch Abschied nehmen. Wir möchten Sie in dieser Woche einladen, sich mit dem Thema Abschied auseinanderzusetzen. Wo sind Sie in Ihrem Leben Beziehungen eingegangen oder haben Verantwortung für jemanden übernommen, und mussten wieder loslassen? Wie bereiten Sie sich innerlich auf bevorstehende Abschiede vor?

Mittwoch, 9. März 2011

Boxenstopp I

Sie hat begonnen, die Fastenzeit...
Und diesmal gibt es für den Weg hin zu Ostern in unserem Bethanien Kinder- und Jugenddorf in Refrath einen ganz besonderen Wegbegleiter: die Fastenbox für Kinder, Jugendliche, Mitarbeiter(innen) und Schwestern. Sie lädt ein zum "Boxenstopp", zum Innehalten und Auftanken mitten im Alltag.
Für jede Woche hält sie einen gemeinsamen Impuls, und dann jeweils eine altersspezifische Anregung, bereit. In dieser Woche geht es, passend zum morgigen Festtag, um Pater Latastes Kindheit. Er, der Gründer von Bethanien, wird uns in dieser Fastenzeit begleiten. Wir werden uns mit einem Hörspiel, das Kinder und Jugendliche aus dem Bethanien Kinder- und Jugenddorf Erbach-Eltville aufgenommen haben, auf seine Spuren begeben. Aber mehr wird heute noch nicht verraten;-) Doch in den kommenden Wochen werden wir auch hier das ein oder andere Geheimnis der Fastenbox lüften...

Das Kapitel I: Die Eröffnung

Das Generalkapitel hat begonnen. 15 Kapitularinnen - teilweise gewählt, teilweise von Amts wegen dabei - sind gestern in einem Kloster in den Niederlanden angereist, um 12 Tage lang über die Zukunft unserer Kongregation zu beraten. Außerdem dabei: ein Moderator, eine Schwester für die "guten Dienste" im Hintergrund und ich als Protokollantin. Eine Übersetzerin und ein niederländischer Protokollant werden noch dazu kommen.
Gestern war nur die offizielle Eröffnung und abends Rekreation - schließlich war ja Karneval und einige unserer Schwestern sind aus dem Rheinland. Das muss man nicht erklären, oder?
Heute, am Aschermittwoch, ist ein Besinnungstag. Eine Schwester aus Waldniel war gebeten worden, ihn vorzubereiten. Der Impuls handelte von Pater Lataste, unserem Stifter, dessen Fest wir morgen feiern. Er hat sein Leben ganz für Gott und für Bethanien hingegeben.
Sind wir auch dazu bereit?

Dienstag, 8. März 2011

Vom Fastelovend und Fasten

Gestern war Rosenmontag. Ich bin kein fanatischer Karnevalist, aber am Rhein geboren - das prägt.
Ich habe in meinem Leben schon in Köln Fastelovend (den Feierabend vor dem Fasten) gefeiert und ebenso in Düsseldorf - ohne ideologische Vorbehalte. Jetzt lebe ich in Lettland und da gibt es gar keinen Karneval. Das fehlt mir schon, auch wenn ich nicht die ganze fünfte Jahreszeit lang wild feiern muss.
In diesem Jahr war ich über die tollen Tage zufällig mal wieder in Deutschland. Klarer Fall: das muss genutzt werden! Meine Familie wollte zum Rosenmontagszug nach Düsseldorf, da bin ich mit.
Angeblich verkleidet man sich ja immer als etwas, das man gerne wäre, aber ich weiß nicht... Wir waren ein Burgfräulein und ein Gangster - okay, das könnte noch hinkommen. Aber die Erwachsenen? Marsmännchen, Oma und Huhn! Was will uns das sagen?
Vielleicht sagt es uns, dass man in diesen Tagen nichts so ernst nehmen soll, auch nicht die Psychologen! Wir haben jedenfalls eine Menge Spaß gehabt, die Kinder mit Süßigkeiten fangen, die Erwachsenen mit Diskussionen über die teilweise sehr scharfen Mottowagen und alle miteinander an den Kostümen - den eigenen und denen der anderen.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Wir haben so viel Süßes gegessen, dass wir uns richtig auf die Fastenzeit freuen! Der Prediger des Alten Testamentes sagt: "Alles hat seine Zeit." Wie wahr: eine Zeit für das Fasten und eine Zeit für den Fastelovend.

Donnerstag, 3. März 2011

Vollkornnudeln - mit und ohne Schleier

Zur Zeit bin ich in unserem Ausbildungskonvent zu Gast. Hier in Waldniel leben ungefähr 30 unserer Schwestern, der größere Teil in einem Haus, in dem der Tagesrhythmus der Mehrheit der alten Schwestern angepasst ist und vier in einem Haus, dem das Noviziat angegliedert ist: "Haus Tabgha". Ich habe in beiden Gemeinschaften schon gelebt und wohne, wenn ich jetzt als Gast an den Niederrhein komme, mal in der einen, mal in der anderen.
Gleichzeitig mit mir kamen noch zwei andere Gäste an: Sr. Hannah und unsere Kandidatin Maria, beide aus unserem Konvent in Refrath. Dort wird in diesen Tagen heftig Karneval gefeiert, und die beiden brauchen Ruhe für ihre Prüfungsvorbereitungen. Da ist ein kleiner Konvent wie Haus Tabgha ideal: man kann leichter auf individuelle Bedürfnisse Rücksicht nehmen und gerade Studenten auch mal die nötigen Dispensen von der allgemeinen Tagesordnung geben.
Donnerstags hat der große Konvent Abendmesse. Haus Tabgha ist dann nicht nur zur Messe, sondern ausdrücklich auch zum anschließenden Abendbrot eingeladen. Ich war also nach der Messe noch kurz mit in den großen Konvent rübergegangen. Als ich wieder nach Haus Tabgha kam, waren Hannah und Maria in der Küche höchst vergnügt am Nudeln kochen.
"Wir können einfach so kochen, was wir wollen! Das können wir sonst nie!" Ich meinerseits musste natürlich in den Topf gucken und fand - Vollkornspaghetti! Ich glaube, seit ich in Lettland lebe, habe ich die nicht mehr gegessen. Natürlich musste ich probieren - mit einigen Schleierschwierigkeiten! Hannah hatte sich der Einfachheit halber vor dem Kochen umgezogen.
Die beiden haben mich dann eingeladen, mich dazuzusetzen, aber ich merkte, dass sie eigentlich weiterlernen wollten. "Macht mal ruhig, mich stört das nicht." "Echt? Ja dann..." und schon gings weiter: Hannah hörte Maria ihren Prüfungsstoff ab.
Es war ein interessantes Essen: Nudeln mit Tomatensoße, gewürzt mit Oregano und den Klageliedern des Propheten Jeremia.

Dienstag, 1. März 2011

Reich beschenkt

Heute war ein besonderer Tag. Er war voller Erfahrungen, etliche davon neu - und alle positiv!
Ich bin von Riga nach Deutschland gereist, an den Niederrhein. Wieso es billiger ist, mit airbaltic nach München und dann mit airberlin nach Düsseldorf zu fliegen als direkt mit airbaltic von Riga nach Düsseldorf, erschließt sich mir nicht ganz, aber es war so.
Das hat mir die wunderbare Gelegenheit gegeben, den Flughafen München zu besichtigen, den ich bis heute noch nicht kannte. Er ist wirklich riesig und unbedarfte Beobachter hätten vielleicht meinen können, ich hätte mich verlaufen, aber ich finde, man kann mit 1 1/2 Std Zwischenaufenthalt besseres anfangen als im Cafe zu hocken. Jeder Schritt macht schlank! und pünktlich zum Boarding war ich ja auch am richtigen Gate.
Dann bin ich inzwischen so an die Billigflieger gewöhnt, dass ich mir vor dem Start natürlich etwas zu trinken gekauft hatte. Ich war völlig perplex, als ich die Stewardess hörte: "Und was darf es für Sie zu trinken sein?" Zum Ausstieg gab es noch Schokolade. Nicht der Rede wert? Doch. Der Gratispappbecher Tee mag eine Kleinigkeit sein, aber eines ist er nicht: selbstverständlich.
Derart gestärkt habe ich dann in Düsseldorf noch eine freundliche Dame gebeten, mich in den Genuss des Kofferlieferservices kommen zu lassen. Das ist außerordentlich praktisch, denn ohne Koffer kann man unbeschwerter mit Bus und Bahn reisen und die airline liefert ihn frei Haus - sobald sie ihn gefunden hat. Das ist doch echt nett, oder?
Ganz im Ernst: ich weiß nicht, wieso ich heute so heiter, glücklich und zufrieden war - aber immer wieder zwischendurch habe ich Gott dafür gedankt. Danke für diesen Tag. Ich bin reich beschenkt worden.