Seit einiger Zeit bin ich stark mit der aktuellen Christenverfolgung beschäftigt. 100 Millionen Christen werden im Moment wegen ihres Glaubens verfolgt oder bedroht. Das ist schrecklich. Das ist etwas, über das glücklicherweise allmählich immer mehr gesprochen wird. Allerdings mischt sich manchmal in diese Gespräche ein seltsamer Unterton. Zuweilen bekomme ich dabei den Eindruck, wir seien auf dem besten Weg in einen neuen Kreuzzug, denn das Christentum wird vom Islam bedroht.
Diese Sichtweise ist mir sehr fremd. Ja, ein großer Teil der Täter sind Islamisten. Aber am schlimmsten werden Christen in Nordkorea verfolgt, also durch ein atheistisches Regime - auch China und Kuba sind nicht lustig für Christen. Es gibt - völlig überraschend - sogar fanatische Hindus und Buddhisten, die sich dazu hinreißen lassen, ihre christlichen Nachbarn zu bedrohen. Umgekehrt greifen immer wieder islamische Geistliche ein und sagen laut und deutlich, dass Anschläge auf die Christen gegen die Lehre des Islam verstoßen. Und manch ein Anschlag der Islamisten gilt auch gemäßigten Muslimen oder einfach allem, was sie für westlich halten.
Trotzdem ist es natürlich wahr: Christen leiden unter fanatischen Moslems. Warum stören mich also islamophobe Anklagen so sehr?
Ich glaube, es ist eine Frage der Motivation. Es gibt Christen, denen ist ihr Glaube so wichtig, dass sie mit ihren verfolgten Geschwistern mitleiden. Sie suchen Hilfe im Gebet und finden dort die Kraft zu handeln: manche können vor Ort etwas tun, andere können sich und andere informieren. Diese Menschen haben die Opfer im Blick und fragen sie, was sie brauchen. Sie kennen die Täter, aber wichtig sind die Opfer, und die wollen normalerweise am liebsten einfach in Frieden mit ihren (häufig muslimischen!) Nachbarn oder Familienangehörigen leben.
Und dann gibt es andere, die konzentrieren sich auf die Täter. Natürlich sehen sie die Opfer und reden auch darüber. Aber eigentlich geht es ihnen darum, gegen die Täter zu kämpfen. Den Wunsch kann ich gut verstehen. Nur glaube ich nicht, dass es den Opfern hilft. Und ganz sicher bin ich mir darin, dass es uns nicht dem Jesus von Nazareth näher bringt, der gesagt hat: "Liebt eure Feinde. Segnet, die euch verfluchen." Ich verstehe diese Sätze nicht. Ich kann mich ihnen nur immer wieder im Gebet nähern. Unsere verfolgten Geschwister erfahren manchmal, welche Kraft von der Vergebung ausgeht. Sie beten häufig um die Kraft, den Tätern verzeihen zu können, wie Jesus es tat und bitten uns immer wieder darum, sie darin mit unserem Gebet zu unterstützen.
Türchen 17: Licht & Hoffnung
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vor 12 Stunden
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