Neulich habe ich im Bus eine Jugendliche aus unserem Kinderdorf getroffen. Wir kamen ins Gespräch, u.a. über die verschiedenen Kopfhörer und "Ohrstöpsel", die es heute so gibt, ihre Vor- und Nachteile. Irgendwann überkam es mich, vielleicht, weil ich gerade ein Jahr älter geworden bin, und ich sagte: "Als ich Kind war ("so alt wie du" konnte ich mir gerade noch verkneifen), da gab es das alles noch nicht. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Walkman, dann den ersten Discman..." Das Mädel fragt freundlich interessiert: "Was ist ein Walkman?"
Ich komme mir vor wie ein Dinosaurier, aber jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich versuche eine Erklärung, hoffe, dass sie noch weiß, was Audiokassetten sind, und unversehends landen wir bei meiner Erinnerung an eine Kindheit (und Jugend!) ohne permantenten Klangteppich, ohne ständigen Knopf im Ohr. Wir sind uns einig, dass es höflicher ist, den Knopf rauszunehmen, wenn man mit jemandem spricht, aber die Jugendliche sagt bei meiner Schilderung doch entschieden: "ohne Musik könnte ich nicht leben!"
Dabei hatten wir ja auch Musik! Nur nicht immer und überall. Und darum ging es ihr wohl: um die Zeiten der Leere und Stille, die wir früher einfach ausgehalten haben oder in denen wir andere Dinge gehört haben, z.B. das Ticken der Uhr an der Wand. Ich glaube, dass eine solche Stille für viele Menschen heutzutage fast beängstigend wirkt.
Ich habe heute auch öfter mal den Knopf im Ohr, vor allem, wenn ich unterwegs bin, im Bus, in der Bahn, oder in Momenten, in denen ich nicht lesen kann. Aber immer öfter lasse ich ihn bewusst weg und versuche wieder wahrzunehmen, was mir z.B. auf dem Weg zum Supermarkt verlorengeht, wenn ich mitten in einem Konzert bin: das Zwitschern der ersten Frühlingsvorboten oder auch mal die ersten Knospen.
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