Dienstag, 7. September 2010

Schon Abschied!

Heute Nachmittag haben wir nochmals die Gelegenheit, mit den Männern in Norfolk zu sprechen. Es ist das dritte Mal, dass wir hingehen. Die Männer sind uns schon sehr vertraut. Die Gesichter gehen mit uns. Phil hat diesmal seinen Hund mitgebracht. Im Gefängnis bilden Gefangene unter Anleitung Hunde zu Begleithunden für Behinderte aus. Sie nehmen sie überall mit hin und sorgen für sie, Phil ist stolz auf seinen Hund "Aristide".
Wir haben Fotos von der neuen Kapelle von Mont mitgenommen und erzählen den Männern davon. Einige haben ihre Portraits an den Künstler geschickt und werden später in der neuen Kapelle zu sehen sein. Man spürt das Bedauern, dass sie wohl nie die Gelegenheit haben werden, einmal selbst dorthin zu fahren. 
Richtig lebhaft wird das Gespräch, als es um die Seligsprechung geht. Die Kommission der Ärzte hatte das Wunder, die Heilung des Vaters einer Schwester auf Fürsprache von P. Lataste, bereits anerkannt, als die Theologen ihre Zweifel anmeldeten und neue Informationen verlangten. Das bringt die Männer geradezu in Rage. Sie haben selbst versucht, dem Heiligen Vater zu schreiben, und fragen immer wieder, ob sie nicht Wunder genug seien für eine Seligsprechung! Was kann es Größeres geben als die Bekehrung aufgrund der Worte von P.Lataste an diesem Ort?
Viele haben das Buch von Sr. Marie Emmanuelle "Maria Magdalena hat noch etwas zu sagen" gelesen, das ins Englische übersetzt wurde, und waren tief getroffen von den Worten der Predigt von P.Lataste. Und haben sie nicht Recht? Ist es menschlich erklärbar, dass Schwerverbrecher nicht nur neu ihren Glauben finden, sondern so weit gehen, Gemeinschaft leben und Profess ablegen zu wollen  und zwar nicht nur einige wenige? Wir können den Männern nur zustimmen!
Danach ist schon Abschied nehmen angesagt. Es ist schmerzhaft: Wir sind uns sehr nahe gekommen in diesen Tagen, und manche von ihnen werden ihr Leben hier verbringen müssen. Keine Chance, sich einmal zufällig irgendwo auf der Welt zu treffen. Manch einem stehen die Tränen in den Augen. Umarmen dürfen wir uns nicht - es ist den Männern verboten, Frauen zu umarmen -, aber wir haben uns auch so manches zu sagen.
Kathleen und Anne: "emotional erschöpft"
Wir lassen Brüder zurück: Josef, der auf das Urteil der Bewährungskomission wartet und vielleicht schon bald ins House of Hope ziehen kann. Moses, der am Sonntag Ewige Profess gemacht hat. Rocco, der schon seit 50 Jahren hier lebt und sich mit seinem Tod auseinander setzt. Michael, der gerade das Noviziat begonnen hat und hofft, nach 25 Jahren noch einmal eine Chance auf Bewährung zu bekommen. Frankie, der gerade seine Mutter verloren hat... Sie alle werden mit uns gehen in unserem Gebet und unserer Erinnerung.
Nghia, der im House of Hope lebt, hat für uns ein vietnamesisches Essen gekocht. Wir genießen den entspannten Abend, denn, wie Sr. Kathleen es ausdrückt, wir sind emotional erschöpft!
Saint-Exupéry hat im "Kleinen Prinzen" das bekannte Wort geprägt: "Du bist verantwortlich für das, was du dir vertraut gemacht hast". Unser Besuch in Norolk wird sicher nicht folgenlos bleiben!
Sr. Sara, z.Zt. Norfolk, USA

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