Sonntag, 22. September 2013

Parteien

Heute morgen habe ich gewählt. Eigentlich dachte ich, da gäb es nichts besonderes zu entdecken, immer das Gleiche, Wahlbenachrichtigung abgeben, Perso, Wahlkabine, Kreuzchen, Urne, fertig.
Ich weiß auch schon seit einiger Zeit, was ich wählen wollte. Ich hab diesmal wirklich lange überlegt (tu ich eigentlich meistens), aber dann war es klar. Aber trotzdem schaue ich mir den Wahlzettel gerne ganz an, bis ganz runter, wo die Parteien stehen, die keine Chance haben, über die 5%-Hürde zu kommen. Manchmal findet man da echte Kuriositäten, Idealisten oder auch Fanatiker, jedenfalls Leute, denen Politik wichtig genug ist, dass sie eine ziemliche Anstrengung auf sich nehmen. Sie kandidieren für den Bundestag - das kostet Zeit, Kraft und Geld. Und ohne eine Aussicht auf Erfolg. Irgendwie nötigt mir das Respekt ab.
Und was finde ich da, fast ganz unten auf dem Wahlschein, unter der Nummer 20? Die "Partei der Nichtwähler"! Das scheint also die Alternative für all die zu sein, die eigentlich nicht wählen wollen, die aber verstanden haben, dass sie durch das Fernbleiben von der Urne auch die Wahl beeinflussen - und zwar u.U. nicht in ihrem Sinne. 
Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Meine tschechische Mitschwester konnte jedenfalls nur den Kopf schütteln. Sie ist erst Ende 30, aber sie hat selber noch erlebt, dass Menschen im Gefängnis landeten, weil sie nicht zur Wahl erschienen, oder die falsche Partei wählen wollten. 1989, so sagte sie mir eben, ist der letzte Dissident in Tschechien in Haft gestorben, weil er sich geweigert hatte, die Kommunisten zu wählen.

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