Montag, 25. April 2011

Verklärung

In Lettland gibt es den Brauch, in den Kartagen zwei Seitenaltäre in der Kirche zu errichten. Der eine soll das Gefängnis Jesu darstellen, in ihn wird am Gründonnerstagabend die Monstranz mit dem Allerheiligsten übertragen. Der andere stellt das Grab Jesu dar. Dorthin wird das Allerheiligste am Karfreitag gestellt, denn in Lettland dauert die Anbetung nicht nur die eine Nacht durch, sondern auch noch den ganzen Freitag und die zweite Nacht bis zum Samstag.
In manchen Kirchen wird eine richtige Grabhöhle aufgebaut oder ein lebengroßer Holzleichnam hingelegt - sehr naturalistisch. Bei uns geht es eher symbolisch-abstrakt zu. Letztes und auch dieses Jahr durfte ich die Altäre machen, und ich haben den Stil von meiner Vorgängerin, Sr. Diana übernommen.
Diesmal wollte ich allerdings auf einige kleine realistische Details nicht verzichten. Zu nah waren mir Lampedusa, Fukushima, Bahrain und so viel anderes Elend in der Welt. Also habe ich den Gefängnisaltar mit echtem Stacheldraht umwickelt und ein paar Lager- und Gefängnisbilder dazugelegt. Beim Grab habe ich mich auf Bilder von Japan und Tschernobyl konzentriert. Ich dachte mir, dass den Menschen in Lettland die Ukraine schließlich näher ist als Japan...

Zu Ostern werden die Altäre dann verändert. Dabei geht mir immer ein deutsches Lied durch den Kopf (das hier natürlich nicht gesungen wird, mir aber sehr lieb ist): "verklärt ist alles Leid der Welt, des Todes dunkel ist erhellt. Halleluja!"
Ja, es gibt das Leid noch und auch den Tod. Aber jetzt, nach Ostern, dürfen wir hoffen, dass das nicht das letzte Wort ist!

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