Sonntag, 13. Juli 2014

Geschöpf und Schöpfer



Am Wochenende war ich wieder einmal bei den Dominikanerinnen in Lage, einem meiner Lieblingsklöster. Es liegt inmitten von Feldern und kleinen Wäldern im platten Osnabrücker Land. Ich war früh da, endlich war die Sonne rausgekommen, und so erbat ich mir von der Gastschwester einen Haustürschlüssel und ging noch eine Runde spazieren. 
Wie schön die Welt doch ist, wenn sie vom Menschen kultiviert und gepflegt aber nicht unterworfen wird! Ich bin kein Naturromantiker, ich sehe durchaus, dass die Natur auch brutal ist. Und natürlich nutzt der Mensch die Erde, sie ist nicht einfach nur schön. So steht es im Übrigen ja auch in der Bibel, es ist der Auftrag Gottes an uns: bebaut die Erde, macht sie euch nutzbar, pflegt sie.
Wenn man in der Stadt wohnt, vergisst man das leicht. Dort dreht sich alles um den Menschen und seine Bedürfnisse. Dort sehen wir nicht mehr, wie hoch ein Baum normalerweise wird – und wie krumm er werden kann. Wir sehen viel Obst und Gemüse, aber nicht mehr, wie es wächst. Milch und Brot kaufen wir in der Plastiktüte – wann sehen wir mal eine Kuh oder ein Getreidefeld?
Jetzt hatte ich das alles auf einmal: Korn- und Maisfelder, Kartoffeläcker, Obstbäume, Kühe – und jede Menge Pflanzen und Tiere, die nicht vom Menschen genutzt werden, jedenfalls nicht zur Nahrung, sondern nur zur Erholung: Blumen, Gräser, „Unkraut“, Vögel, Frösche und eine Katze!
Und ich dachte, es ist doch schade, dass wir in unseren Städten so weit weg sind von all dem. Ist es ein Wunder, dass wir mit der Harmonie der Geschöpfe auch den Schöpfer aus dem Blick verlieren?
Ich jedenfalls versuche immer mal wieder eine "Schöpfungs-Pause" einzulegen: mir wieder der Schönheit dieser Welt bewusst zu werden. Jedes Mal bringt mich dieses Aufatmen unmittelbar in Kontakt mit dem, der ihr Ursprung ist.

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