Im apostolischen Schreiben "Die Freude des Evangeliums" sind wir in Kapitel 2 "In der Krise des gemeinschaftlichen Engagements", Absatz I "Einige Herausforderungen in der Welt von heute":
Nein zur neuen Vergötterung des Geldes
55. Einer der Gründe dieser
Situation liegt in der Beziehung, die wir zum Geld hergestellt haben,
denn friedlich akzeptieren wir seine Vorherrschaft über uns und über
unsere Gesellschaften. Die Finanzkrise, die wir durchmachen, lässt uns
vergessen, dass an ihrem Ursprung eine tiefe anthropologische Krise
steht: die Leugnung des Vorrangs des Menschen! [...]
56. Während die Einkommen einiger
weniger exponentiell steigen, sind die der Mehrheit immer weiter
entfernt vom Wohlstand dieser glücklichen Minderheit. Dieses
Ungleichgewicht geht auf Ideologien zurück, die die absolute Autonomie
der Märkte und die Finanzspekulation verteidigen. [...] Zu all dem kommt eine verzweigte
Korruption und eine egoistische Steuerhinterziehung hinzu, die weltweite
Dimensionen angenommen haben. Die Gier nach Macht und Besitz kennt
keine Grenzen. In diesem System, das dazu neigt, alles aufzusaugen, um
den Nutzen zu steigern, ist alles Schwache wie die Umwelt wehrlos
gegenüber den Interessen des vergötterten Marktes, die zur absoluten
Regel werden.
Nein zu einem Geld, das regiert, statt zu dienen
57. Hinter dieser Haltung verbergen
sich die Ablehnung der Ethik und die Ablehnung Gottes. Die Ethik wird
gewöhnlich mit einer gewissen spöttischen Verachtung betrachtet. Sie
wird als kontraproduktiv und zu menschlich angesehen, weil sie das Geld
und die Macht relativiert. Man empfindet sie als eine Bedrohung, denn
sie verurteilt die Manipulierung und die Degradierung der Person.
Schließlich verweist die Ethik auf einen Gott, der eine verbindliche
Antwort erwartet, die außerhalb der Kategorien des Marktes steht. Für
diese, wenn sie absolut gesetzt werden, ist Gott unkontrollierbar, nicht
manipulierbar und sogar gefährlich, da er den Menschen zu seiner vollen
Verwirklichung ruft und zur Unabhängigkeit von jeder Art von
Unterjochung. [...]
58. Eine Finanzreform, welche die
Ethik nicht ignoriert, würde einen energischen Wechsel der
Grundeinstellung der politischen Führungskräfte erfordern, die ich
aufrufe, diese Herausforderung mit Entschiedenheit und Weitblick
anzunehmen, natürlich ohne die Besonderheit eines jeden Kontextes zu
übersehen. Das Geld muss dienen und nicht regieren! Der Papst liebt
alle, Reiche und Arme, doch im Namen Christi hat er die Pflicht daran zu
erinnern, dass die Reichen den Armen helfen, sie achten und fördern
müssen. Ich ermahne euch zur uneigennützigen Solidarität und zu einer
Rückkehr von Wirtschaft und Finanzleben zu einer Ethik zugunsten des
Menschen.
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