Samstag, 16. November 2013

Kleider machen Leute

Neulich war ich auf einer Sitzung. Normalerweise wäre ich dort in Tracht erschienen, aber ich war drei Tage lang fast nur mit Bahn und Bus unterwegs, in extrem schmuddeligem Wetter - da habe ich die Jeans vorgezogen. Ich bin froh, dass wir das selber entscheiden können!
Eine interessante Beobachtung am Rande war nun für mich, dass diese Kleiderwahl offensichtlich Auswirkungen hatte. Einige der anderen Teilnehmer kamen ganz normal auf mich zu, begrüßten mich freundlich, plauderten, fachsimpelten. Einige andere aber schienen mich gar nicht zu bemerken - und das, obwohl wir uns erst vor wenigen Wochen auf einer anderen Tagung getroffen hatten. Ob sie mich in ziviler Kleidung einfach nicht erkannten? Oder ob ich ihnen gar etwas suspekt war mit meiner bunten Weste?
Ich will hier nicht über Gedanken und Haltung anderer spekulieren oder urteilen. Aber wieder einmal ist mir klar geworden, dass ich erschreckend abhängig davon bin, wie andere mich ansehen. Kleider machen Leute, und wie man aussieht, so wird man angesehen. Das wissen wir, das akzeptieren wir. 
Aber sollte es bei uns nicht anders sein? Sollten wir - wenigstens wir Ordensleute, aber eigentlich wir Christen insgesamt! - nicht tiefer sehen und uns von Äußerlichkeiten nicht ablenken lassen? Natürlich sollten wir das! Aber leider habe ich kein Geheimrezept dafür. Ich kann nur jedes Mal, wenn ich mich dabei ertappe, wieder neu versuchen, mich daran zu erinnern: dass der Wert eines Menschen sich nicht daran bemisst, was für Kleider er trägt. Und dass das für mich genauso gilt wie für alle anderen!

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