Freitag, 26. Oktober 2012

Die Nonnen von Lage, Teil II: Nonnen? Schwestern?

 Als ich "Die Nonnen von Lage, Teil I" geschrieben habe, bin ich sofort gefragt worden: ja, was heißt das denn "monastisch, kontemplativ"? Und was ist "apostolisch tätig"? 
Nun, zunächst mal vorneweg: ich mag diese Begriffe nicht besonders, denn m.E. steckt man damit leicht Leute in Schubladen, und dann passen sie doch nie ganz. Ich werde mal versuchen, die beiden Kategorien zu erklären, aber ich orientiere mich hier v.a. an den Schwestern von Bethanien und an den Nonnen von Lage: es gibt so viele Ordensfrauen, dass es auf jeden Fall welche gibt, auf die das unten Stehende nicht genau zutrifft!
Apostolisch tätig nennt man die Ordensleute, die einer meist sozialen Arbeit außerhalb ihrer Gemeinschaft nachgehen. Sie haben ein "Apostolat", ein Werk, einen Auftrag, z.B. Krankenhäuser oder Schulen, Altenheime oder Kinderdörfer, sie arbeiten mit Menschen in Not oder in der Pfarrseelsorge etc.. Solche Ordensfreuen nennen sich "Schwestern". Die Kraft für ihre Arbeit kommt aus dem Gebet, meistens beten sie täglich zwei-dreimal gemeinsam, morgens die Laudes und abends die Vesper und nach Möglichkeit besuchen sie täglich die Heilige Messe. Außerdem meditieren sie individuell, das müssen sie irgendwo in ihren Arbeitsalltag einfügen.
Der Innenhof in Lage
"Nonnen" führen ein völlig anderes Leben, eben "monastisch und kontemplativ". Ihre erste Aufgabe ist das Gebet. Sie haben täglich sieben gemeinsame Gebetsweisen, ganz so, wie es sich schon vor Jahrhunderten in den Klöstern entwickelt hat. Dieses "Offizium" besteht aus Lesehore, Laudes, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet, dazu kommt täglich die Heilige Messe. Darüber hinaus haben die Nonnen täglich mehrere Stunden "Betrachtungszeit". Das ist in etwa vergleichbar mit den Meditationen der Schwestern, nur dass es fest in den Tagesablauf eingeplant ist: alle in der Gemeinschaft haben zur gleichen Zeit eine Stunde zum Beten frei. Und weil es so viel Zeit dafür gibt, ändert sich mit den Jahren auch die Art des Gebetes - es wird zur Kontemplation.
Natürlich müssen die Nonnen auch von irgendetwas leben. Manche haben eine Hostienbäckerei oder sie sticken Paramente (Priestergewänder usw.), das sind klassische Tätigkeiten für Nonnen, weil man dafür das Haus nicht verlassen muss. Denn das tun Nonnen nicht. Sie haben sich freiwillig eingesperrt und verlassen das Haus nur in wirklich wichtigen Fällen, wenn es gar nicht anders geht, z.B. für Arztbesuche. 
Das ist mal ein erster Versuch einer ziemlich groben Unterscheidung. In den nächsten Tagen möchte ich gerne zu dem einen oder anderen Punkt noch ein bisschen mehr schreiben. Aber eines kann ich jetzt schon sagen: überall gibt es Extremisten und Fanatiker. Aber die Nonnen von Lage sind weder das eine noch das andere. Sie betrachten die Gesetze und Regeln ihres Standes durchaus pragmatisch: was notwendig ist, wird getan, aber was das (geistliche) Leben behindert, wird geändert. Das gilt beim Gebet, bei der Klausur, beim Schweigen. Aber dazu später mehr...


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