Der große jüdische Philosoph und Weisheitslehrer Martin Buber hat einmal gesagt: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“.
Die deutsche Kirche hat in der vergangenen Woche das Fest der „Visitatio“ gefeiert (in den Niederlanden ist dies am 31. Mai) – das Fest der Begegnung zwischen Maria und Elisabeth.
Was der Evangelist Lukas da ausdrückt, unterstreicht das Wort von Martin Buber auf lebendige Weise. Die Begegnung lässt die beiden Frauen das Leben, das in ihnen wächst, auf besondere Weise spüren: „da hüpfte das Kind in meinem Leib“!
Dabei können wir gut studieren, was geschehen muss, damit eine Begegnung lebenspendend sein kann. Zentral steht dabei die Bereitschaft, von der anderen zu erwarten, dass sie in mir Leben wecken kann. Es geht in dieser Szene nicht darum, dass Maria sozusagen mit der Tür ins Haus fällt und ihre Geschichte von der Begegnung mit dem Engel erzählt – ganz sicher war sie voll davon! Es geht auch nicht darum, dass Elisabeth sofort loslegt und von Zacharias erzählt, der seit ihrer Schwangerschaft stumm ist. Beide nehmen zuerst die andere wahr, erkennen einander auf einer tiefen Ebene, ohne die andere mit den eigenen für so wichtig gehaltenen Erfahrungen und Einsichten zu überrollen. Das prägt die Szene. Zuerst erkennt Elisabeth Maria: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“, und dann kann Maria darauf antworten mit dem großartigen Gesang des Magnificat.
Vor kurzem haben in Deutschland und in den Niederlanden die Bethanientage stattgefunden, an denen sich die Schwestern versammeln um thematisch zu arbeiten. Dabei kam die Idee auf, diese Szene aus dem Lukasevangelium als Leitthema über unser nächstes Generalkapitel zu stellen. Ich denke, dass dies sehr passend ist!
Sr. Sara, Thorn
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.