Dienstag, 27. August 2013

Willensstark

Wir sind gerade aus dem Urlaub zurück: Sr. Jordana mit ihren Kindern und ich. Die beiden Kleinsten sind 2 Jahre alt: Tom und Tanja*. Ein paar Tage waren wir bei Freunden, die uns ein „Motorrad“ geliehen haben, ein Kleinkindfahrzeug ohne Pedale. Um das Motorrad gibt es regelmäßig heftige Kämpfe, wenn wir spazierengehen. Wer darf wie lange darauf fahren? Wer muss schieben oder tragen, wenn es dem Fahrer zu anstrengend wird, usw.
Zweijährige sind süß. Meistens. Manchmal sind sie auch trotzig. Oder sagen wir mal: sie erproben ihre Willensstärke. Heute fuhr zu Beginn des Spaziergangs Tanja das Motorrad. Irgendwann wollte sie nicht mehr, weil der Boden zu steinig wurde. Da habe ich ihr das Ding abgenommen und getragen. Dann sagte Tom, dass er fahren wolle. Das fand ich natürlich prima, denn dann musste ich nicht mehr tragen.Also setze ich das Motorrad ab, aber noch bevor Tom es erreicht hat, hat sich Tanja darauf gestürzt. Jetzt sitzt sie auf dem Motorrad und man kann ihr ansehen, wie unwohl sie sich fühlt: sie will ja eigentlich gar nicht fahren – aber ein anderer soll es eben erst recht nicht tun!
Tom ist wie angewurzelt stehengeblieben: so eine Ungerechtigkeit! Und unversehens habe ich zwei brüllende Kinder vor mir. Kann man das verstehen?
Vielleicht nur, wenn man bedenkt, dass die beiden hier gerade für das Leben üben: Der eine hat ein Gut und nutzt es nicht, gibt es aber auch nicht her. Der andere würde es gerne nutzen, kommt aber nicht dran. Zugegeben: das ist zum heulen! Aber wenn sie in gegenseitiger lautstarker Anklage verharrend auf dem Weg stehenbleiben, kommen sie keinen Schritt voran, das haben zumindest Tom und Tanja heute gelernt.
*Die Namen sind geändert, sowieso stehen diese Kinder wohl für viele andere auch.

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