Mittwoch, 11. Juli 2012

Auf der Höhe der Zeit

Gestern habe ich versucht, Sr. Maria zu helfen. (Bei mir heißen ziemlich viele Schwestern Maria - aus Gründen der Diskretion.) Sie hatte mich gebeten, mal nach ihrem Computer zu schauen: "Es sieht alles ganz anders aus als sonst, ich finde mich gar nicht zurecht" sagte sie.
Sr. Maria ist 83 und hat sich seit einigen Jahren mit dem PC angefreundet. Sie benutzt eifrig ihren email-account und ihr word-Programm - allerdings muss die Benutzeroberfläche übersichtlich sein und eben am liebsten immer gleich, damit sie sich orientieren kann. Sie konnte mir ein paar Dinge sagen, die ihr fehlten und ich konnte die verschwundene Symbolleiste wieder hervorholen - anderes blieb im Nebel. Wahrscheinlich hat ihr jemand einen anderen Browser eingerichtet, aber das konnten wir nicht klären. Ich bin ja auch kein Computercrack.
Ich habe großen Respekt vor Sr. Maria! Sie ist 40 Jahre älter als ich, geboren zu einer Zeit, als es noch keine Fernseher gab, für Privatleute auch keine Fotoapparate oder Telefone. Als die Computer in die Privathaushalte einzogen, war sie schon längst im Kloster, wo man nicht jede neue Spielerei mitmacht. Als dann das Internet für zivile Zwecke nutzbar gemacht und nach und nach in der Arbeitswelt unverzichtbar wurde, da war sie schon längst im Rentenalter. Trotzdem hat sie sich auf diese völlig neue, virtuelle Welt eingelassen, in der es so ganz anders zugeht als in der realen.
Ich finde das großartig und will ihr gerne dabei helfen, wenn ich kann. Vor allem wenn ich daran denke, wie unsere so technikbegeisterte Welt wohl nach weiteren 40 Jahren aussehen wird. Falls ich mal 83 Jahre alt werde - werde ich dann umgeben sein von jungen Menschen mit winzigen Geräten, die mir ständig sagen: "Aber das ist doch ganz einfach"? Werde ich dann noch auf der Höhe der Zeit sein? 

1 Kommentar:

  1. Ich finde das auch ziemlich bewundernswwert! Meine Oma ist neunzig, schreibt mir häufiger mal eine Email, weiß über Google Maps, wo ich bin (ich musste sogar meine Facebook-Seite für sie sperren, weil sie ständig gaaaanz genau wusste, was los war). Und als sie im Krankenhaus war, war sie eigentlich am traurigsten darüber, dass es dort kein WLAN gab, in das sie sich mit ihrem I-Pad einloggen konnte :D.
    Wenn ich in dem Alter bin (so ich es erreiche), und dann hoffentlich genauso offen für Neues, genauso neugierig bin, dann habe ich etwas richtig gemacht...

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