Montag, 29. September 2014

Freiwillige Todesstrafe

In Belgien bittet ein seit fast 30 Jahren inhaftierter Mann um Sterbehilfe. Verschiedene Zeitungen (z.B. die Rheinische Post) berichten heute darüber und beleuchten das Thema ausführlich. 
Als 20jähriger hatte er eine Frau vergewaltigt und ermordet und war zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er wurde "interniert", was etwa der deutschen Sicherheitsverwahrung entspricht, allerdings kam es praktisch nicht zu den Therapien, die mit dieser Maßnahme eigentlich verbunden sind - obwohl der Gefangene selber sich mehrfach darum bemüht hatte. Frank van den Bleeken leidet unter sexuellen Wahnvorstellungen und möchte jetzt lieber sterben, als so weiterleben wie im Moment.
Belgiens Gesetze erlauben aktive Sterbehilfe in vielen Fällen, das wäre mal einen eigenen Artikel wert, ist aber jetzt nicht mein Thema. Mir geht es heute um etwas anderes. Die Rheinische Post formuliert es so:

"Darf ein psychisch kranker Häftling per Todesspritze seiner Haft entkommen?" und schreibt weiter: "Die Hinterbliebenen des Mordopfers haben dafür kein Verständnis. 'Er soll in seiner Zelle sterben', sagte die Schwester des Opfers dem Blatt 'Het Laatste Nieuws'."

Dazu kommt mir zweierlei: Die erste Frage klingt fast so, als wolle Frank van den Bleeken aus der Haft fliehen. Ist das so? Kommt er wirklich zu leicht davon, wenn er nach 30 Jahren Gefängnis getötet wird?
Zum anderen die Reaktion der Hinterbliebenen: Eine Vergewaltigung kann man nicht ungeschehen machen, einen Mord sowieso nicht. Es gibt in einem solchen Fall also keine Wiedergutmachung, im konkreten Fall Frank van den Bleeken geht es nicht mal um die öffentliche Sicherheit, denn er wird so oder so bis zu seinem Tod gefangen sein. Worum geht es also? - "Er soll in seiner Zelle sterben". Damit ist wohl gemeint, er solle möglichst lange ein möglichst schweres Leben haben. Klingt für mich nach Rache.
Es klingt danach, dass einem Menschen keine 2. Chance gegeben wird, nicht mal wenn die darin bestünde zu sterben.
Ich finde Sterbehilfe schrecklich, aber die Vorstellung, dass dieser Mann gezwungen werden soll, lebenslang seine Wahnvorstellungen zu ertragen - ohne dass ihm jemand dagegen hilft - weckt mein bethanisches Selbst. Pater Lataste ist damals im Frauengefängnis von Cadillac vielen Frauen begegnet, die so verzweifelt über ihre Schuld und ihre Perspektivlosigkeit waren, dass sie sich umbringen wollten. 
Seine Antwort war, ihnen von der Barmherzigkeit Gottes zu erzählen. Wer seine Taten bereut und neu beginnen will, den weist Gott nicht zurück. Niemals. Vor Gott zählt die Gegenwart, nicht die Vergangenheit. Auf viele der Frauen hat das wie eine Befreiung gewirkt, auch wenn sich äußerlich nichts änderte.
Es zeigt uns aber auch, wie weit wir noch von Gott entfernt sind, wenn wir nicht verzeihen können. Versuchen wir doch, Ihm ähnlicher zu werden!

1 Kommentar:

  1. Amen :-) Ich will beten das die verbitterten herzen ruhe finden. Denn Vergeben kann sein eigenes leid weniger werden lassen. Das verstehen die wenigesten Menschen und strafen sich oft selber wenn sie nur an rache denken und ihre verbitterung schlimmer werden. Das problem auch wenn ich die Menschen verstehen kann wird es nicht beser für sie wenn sie nicht los lassen können. Loslassen können bedeutet Verzeihen können.

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