Freitag, 15. August 2014

Die 100jährige kommt nach Deutschland

Wo war ich stehengeblieben? Ach ja: ich wollte dir erzählen, wie wir von Venlo nach Deutschland kamen. 
Das war 1951/52, da fand Mutter Imelda in Waldniel (heute Schwalmtal) am Niederrhein, also nicht weit von der holländischen Grenze, ein Schlösschen mit dem Namen "Haus Clee". Das Bild hab ich dir letzte Woche schon gezeigt, erinnerst du dich? Es war eigentlich viel zu nobel für ein Kloster, denn es hatte eine lange Geschichte als Rittergut und war zuletzt von Kommerzienrat Kaiser (Gründer und Inhaber von "Kaisers Kaffee") umgebaut worden. Aber der Preis war günstig und Mutter Imelda wollte den dazugehörigen Park haben - für das erste deutsche Bethanien Kinderdorf.
Im "Mädchenheim" konnten die Mädchen eine
komplette Ausbildung erhalten.
Am 1.Januar 1952 sind wir dann eingezogen und schon im März kam das erste Mädchen für das "Mädchenheim". So wurde die Abteilung genannt, wo die jungen Mädchen und Frauen wohnten und arbeiteten, die uns zugewiesen wurden. Eine Ausbildung z.B. zur Näherin konnten sie bei uns auch machen.
Parallel wurden die ersten Häuser für das Kinderdorf gebaut, rund um die Kaiservilla herum. 1956 kamen die Kinder für die ersten beiden Kinderdorffamilien, geleitet von Sr. Gaudete und Sr. Helene. Dann folgten rasch weitere, bald standen die ersten fünf Häuser: Sonnen-, Tannen-, Sternen-, Ähren- und Wiesenhaus.
Die Kinder waren nicht nach Alter und Geschlecht sortiert, sondern lebten in den Gruppen wie in echten Familien. Das war damals noch sehr neu.
Das Eingangstor zum
Bethanien Kinderdorf
in Schwalmtal-Waldniel
1961 kam dann der erste Mitarbeiter. Wir fanden schon früh, dass unsere Kinder auch Männer als Vorbilder und Ansprechpartner brauchen - aber woher nehmen und nicht stehlen? In jedem Haus arbeitete eine "Gruppenschwester" und eine zweite Schwester zum ablösen und zur Hilfe - bei durchschnittlich 15 Kindern und Jugendlichen. Zuerst haben wir durch private Kontakte für jedes Haus eine Art Patenonkel gefunden, na, und dann kam eben 1961 "Onkel Willi", der erste Mitarbeiter, heute würde man ihn wohl einen Freizeitpädagogen nennen.
Gleichzeitig wurde eine Kapelle gebaut und ein echtes Schwesternhaus, denn wie gesagt: die Villa war als Kloster eigentlich gar nicht geeignet und wir wurden auch immer mehr. Über 40 Schwestern waren wir damals in Waldniel! Da war echt was los! 
Jetzt könnte ich noch viel über Schwalmtal-Waldniel erzählen, aber ich glaube, für heute reicht's. - Was meinst du? Ob wir von Waldniel aus noch weitergezogen sind? - Ja klar, wir haben noch viele andere Häuser in Deutschland gegründet. Aber davon erzähle ich dir nächste Woche.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.