Donnerstag, 28. August 2014

Die 100jährige baut und baut...

Hallo, da bist du ja wieder, das ist aber schön!
Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja: Refrath! Manche sagen auch Bensberg. Wir haben das Kinderdorf damals genau auf die Grenze zwischen diesen beiden kleinen Orten gebaut - heute gehören beide zu Bergisch Gladbach.
Jedenfalls ging es wie in Schwalmtal-Waldniel und Eltville-Erbach auch: Mutter Imelda kaufte das Land, dann kamen wir Schwestern, bauten das Kinderdorf, und 1968 kamen dann die ersten Kinder. Ein Unterschied zu den anderen beiden Orten war aber, dass es in Refrath kein Haupthaus gab, das mit dem Gelände übernommen wurde, sondern nur Wald. So hatten wir die Möglichkeit, das ganze Kinderdorf architektonisch aus einem Guss zu gestalten. Gottfried Böhm machte den Entwurf, nach dem alle Häuser in der Form einer Schnecke gebaut wurden - im Zentrum die Kirche als ein großes Zelt. Böhm baute mit viel Beton und möglichst ohne rechte Winkel, seine Gebäude sind oft voller Symbolik. Das muss man nicht mögen, aber unser Kinderdorf ist jedenfalls was ganz Besonderes, warte, hier ist ein Bild.
Das Bethanien Kinderdorf in Bergisch Gladbach-Refrath:
1968 kamen die ersten Kinder
Am Anfang hatten wir in Refrath Platz für 120 Kinder und Jugendliche. Sie lebten damals in 11 Familien, die jeweils von einer Schwester geleitet wurden. Meine Güte, ich werde fast wehmütig, wenn ich daran denke.
Später haben wir dann zwei Außenwohngruppen gegründet und die Gruppen innerhalb verkleinert, es kamen die ersten Leiterinnen, die keine Schwestern waren, es entstanden die heilpädagogischen Tagesgruppen, und überhaupt hat sich eigentlich ständig irgendwas verändert. So ist wohl das Leben.
Das Bild hier ist aus den 60er Jahren - aber ein bisschen gepfuscht: es ist Sr. Gaudete, die war in Waldniel, nicht in Refrath. Unglaublich, dass wir damals noch in Habit mit den Kindern spazierengingen, nicht wahr? Aber das war halt normal. Unpraktisch, aber keiner hat sich was dabei gedacht. Später haben wir dann angefangen, normale Straßenkleidung - "Zivilkleidung" - zu tragen, damit man den Kindern nicht sofort ansah, dass sie im Heim groß werden. 
Sr. Gaudete:
"Wer kommt in meine Arme?"
Was meinst du? Ob wir noch mehr Kinderdörfer haben? In Deutschland nicht. Wir hatten eine ganze Reihe in den Niederlanden, in Belgien und eines in Italien. Wir waren sogar in Übersee und hatten unsere Häuser in den USA, Kanada und auf Aruba. Das waren nicht immer Kinderdörfer, oft haben wir auch mit jungen Mädchen oder in Gefängnissen gearbeitet, je nachdem... Inzwischen mussten wir fast alles wieder zumachen. Wir sind einfach nicht mehr so jung und so viele wie in den 60ern, verstehst du? Kinderdörfer haben wir jedenfalls nur noch die drei in Deutschland, und die werden jetzt ganz von Mitarbeitern geleitet. Klar, wir helfen noch mit, so gut wir können, es sind ja schließlich immer noch die Bethanien Kinderdörfer, und das sollen sie auch bleiben, nur können wir einfach nicht mehr die ganze Arbeit machen wie früher.
Man kann viel Gutes tun, auch wenn man nicht gleich ein ganz großes Werk auf die Beine stellen kann. Wir haben das immer wieder versucht, aber ich glaube, davon erzähle ich dir beim nächsten Mal. In Ordnung?

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