Freitag, 9. September 2011

Die Mücke in der Anbetung

Heute abend hatten wir - wie jeden Freitag - eine Stunde gemeinsame Anbetung. Ich hatte mich darauf gefreut: soviel Zeit zum Beten ist doch immer wieder ein Geschenk, und dann in unserer schönen Kapelle...
Allerdings hatte ich mich kaum ins Gebet vertieft, da hörte ich direkt an meinem Ohr das charakteristische Sirren einer Mücke, kurz darauf konnte ich sie auch sehen. Nun kann ich alle möglichen Viecher um mich rum in Ruhe fliegen lassen - aber Mücken? Nein! Nur die Anwesenheit der anderen Beter hat mich gehindert, auf der Stelle auf Jagd zu gehen, und es hat mich einige Kraft gekostet, die Gedanken wieder auf den Tabernakel zu lenken.
Warum erzähle ich das? Weil ich es für typisch für unser ganzes Glaubensleben halte. Wir sind ständig von allem möglichen umgeben, das uns signalisiert: "Beachte mich! Ich bin wichtig!" Anderes ist vielleicht nicht so wichtig, aber dafür dringend. "Wichtig UND dringend" gibt es natürlich auch. Manchmal ist das wirklich so, manchmal möchte aber auch eine Mücke zum Elefanten gemacht werden.
Wenn ich nun versuche, Gott in meinem Leben Raum zu verschaffen, dann muss ich Orte und Zeiten finden, an denen ich der Versuchung widerstehen kann, mich ständig um all diese wichtigen und dringenden Angelegenheiten zu kümmern. Klar: das Telefon hört gleich auf zu klingeln - aber Gott ist nach dem Telefonat ganz sicher immer noch da. Nur: Wenn ich mich jetzt vom Telefon im Gebet stören lasse, dann ist es gleich die Haustürklingel und danach ein Problem, über das ich noch nachdenken muss und danach vielleicht eine erlittene Kränkung, über die ich grübeln möchte.
Einen Ausweg finde ich erst, wenn ich meine Prioritäten kläre. Gibt es Zeiten, in denen ich mit Gott rede, weil Er mir wichtig ist und ich auf Seinen Willen hören möchte? Dann brauche ich dafür Ruhe! Anrufbeantworter an, Schild an die Tür, volle Konzentration: wenn ich in der Firma einen Termin mit dem Chef habe, darf ich auch nicht ans Handy gehen oder in Gedanken meinen nächsten Urlaub planen.
Wohlgemerkt: das alles nicht, weil Gott ein so strenger Chef wäre, der sonst zornig würde. Wenn mein Motiv Angst ist, wird mein Gebet zur lästigen Pflicht. Nein, ich will diese Zeiten der Ruhe, ich brauche sie, ich spüre, wie gut sie mir tun. Ich möchte Gott hören können, aber ich habe erfahren, dass seine Stimme recht leise ist. So übe ich mich im Zuhören - und Übung macht ja bekanntlich den Meister.

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