Mitten im Satz brach die Verbindung plötzlich ab. Zuerst dachte ich, es sei eine Störung in meinem Telefon, weil gerade was in der Schaltzentrale repariert wurde, aber eine Weile später kam die Nachricht: es ist alles viel schlimmer!
Bei Bauarbeiten auf dem Kinderdorfgelände hatte der Bagger unbemerkt ein Kabel durchgeschnitten. Das ganze Kinderdorf inklusive aller Schwestern sind seit Donnerstag (und voraussichtlich noch bis Montag abend) ohne Telefon und Internet. Jetzt sitze ich an einem fremden PC und sinniere über das merkwürdige Lebensgefühl, das ich inzwischen entwickelt habe: Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es kein Internet. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern! Es gab auch eine Zeit, da habe ich nicht ständig telefoniert. Wie habe ich damals gelebt? Was ist heute so anders?
Klar: meine Arbeit kann ich nicht so einfach umorganisieren. Heutzutage erwartet man, dass ein Büro per email zu erreichen ist, und auf eine email erwartet man innerhalb kürzester Zeit eine Antwort. Und manche Sachen sind einfach praktisch: Adresssuche, Routenplaner oder so.
Aber privat? Brauche ich das Netz wirklich? Wozu?
Ich merke, dass ich seit Donnerstag eigentlich gar keine Zeit fürs Internet hatte. Jede freie Minute war ausgefüllt mit unterschiedlichsten Begegnungen: Jugendliche vom Kinderdorf, Mitschwestern, eine alte Schulfreundin, Familie. Wieso sollte ich also etwas vermissen? Wieso ist die virtuelle Welt so verlockend?
Ich denke, ich werde künftig ein wenig mehr versuchen, mir bewusst zu machen, wie viele "kabellose" Verbindungen ich habe. Und an erster Stelle steht da natürlich der Draht nach oben!
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