Freitag, 22. Juli 2011

Maria Magdalena und die erste Liebe

Heute, am 22. Juli, feiern wir das Fest der Heiligen Maria Magdalena. Da ihr der Auferstandene zuerst erschienen ist und sie beauftragt hat, seine Auferstehung den Aposteln zu verkünden, wird Maria Magdalena im Dominikanerorden besonders verehrt. Die Apostolin der Apostel spielte für Pater Lataste und die Gründung von Bethanien eine herausragende Rolle. Die Übertragung der Reliquien der Heiligen Maria Magdalena in einen neuen Schrein in Saint-Baume wird für Pater Lataste zu einem Erlebnis, das ihn tief berührt und auf das er in vielen seiner Predigten Bezug nimmt: Da er zu diesem Zeitpunkt schwer krank ist und große Probleme mit der Hüfte hat, darf er zusammen mit zwei weiteren kranken Mitbrüdern den Schädel der Heiligen küssen, als dieser aus dem Schrein gehoben wird. Maria Magdalena, die ehemalige Prostituierte, ist uns ein Vorbild in ihrer Hingabe und Liebe – sie, die Jesus salbt, die seine Füße mit ihren Tränen wäscht und mit ihren Haaren trocknet, die ihm bis unter das Kreuz folgt und in der Morgendämmerung voller Sehnsucht zum Grab eilt...
Ausgehend von dieser Liebe Maria Magdalenas tauschten wir uns heute morgen in Leipzig auch über unsere „erste Liebe“ aus. Jede brachte ein Symbol mit, das für ihre erste Liebe steht, die erste Liebe zu Bethanien oder zu Gott, und erzählte den anderen davon. Wir fielen dann jeweils miteinander in den Gesang „Wo die Liebe wohnt“ ein. Dieser gegenseitige Austausch ist ein großes Geschenk füreinander und kann die erste Liebe immer wieder neu entfachen und brennen lassen.

Und die Begegnung mit Maria Magdalena weckte wohl auch in Pater Lataste die erste Liebe für das, was er wenige Jahre später ins Leben rief: das Haus von Bethanien. So sagt er in einer Predigt:
Und jetzt, was meinen Sie: Welchen Platz nimmt Maria Magdalena im Himmel ein? Ich selbst wäre nicht überrascht, wenn wir eines Tages die reuige Sünderin unmittelbar neben der Unversehrten Jungfrau erblicken könnten. Ich habe oft an diese Dinge gedacht, und ich glaube, dass es so ist. Gestatten Sie mir eine persönliche Erinnerung, aus der sich dieser Gedanke speist: Bericht von der Reliquienprozession.
Ich senkte dieses einst verkommene, heute geheiligte Haupt und sagte mir: Es ist doch wahr, die größten Sünder haben das Zeug zu den größten Heiligen; wer weiß, ob sie es nicht eines Tages werden.“
Seine Begegnung mit den inhaftierten Frauen in Cadillac wird diese Erkenntnis später bestätigen und ihn dazu bringen, sich mit Leib und Seele für die Gründung Bethaniens einzusetzen, um so Frauen, die sich im Gefängnis bekehrt haben, den Zugang zum Klosterleben zu ermöglichen.

Wenn Jesus sich den Seelen schenkt, so schaut er wirklich nicht auf das, was sie einmal waren, sondern auf das, was sie sind; nicht darauf, ob sie gefehlt haben, sondern wie sie lieben! Ob reuig oder unversehrt – er wägt die Seelen, wie sie auch seien, nur nach dem Gewicht ihrer Liebe.“
Nach dem festlichen Frühstück (zu Ehren Maria Magdalenas, zweier Namenstage und eines Geburtstages) und der leckeren Pizza zur Feier des Tages hieß es für mich schon wieder Abschied nehmen von Leipzig. Und jetzt geht es erstmal in den Urlaub...

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