Samstag, 26. September 2015

Wir sind umgezogen!


Wir haben unsere homepage überarbeitet, besucht uns doch mal!
Auf unser Blog kommt man jetzt über  
Sehen wir uns dort...?

Montag, 31. August 2015

Frag doch mal... nach Urlaub!

Frag doch mal die Schwester, Teil 15:
Wie machen und wovon brauchen Schwestern eigentlich Urlaub?
Ehrlich gesagt: im ersten Moment war ich beleidigt, weil ich dachte, der Fragesteller macht sich über mich lustig oder will mir böse. Aber der Kontext der Frage war freundlich und so war schnell klar: Es war eine ehrliche Frage danach, wie wir eigentlich leben.
Also, erster Teil der Frage: wie machen wir Urlaub? - Sehr unterschiedlich!
Ich war jetzt zwei Wochen bei meiner Familie zu Besuch, ein häufiges Modell - wenn schwester noch Familie hat. Oft fahren aber auch mehrere Schwestern gemeinsam irgendwohin, z.B. in eine Ferienwohnung. Die meisten unserer eigenen Häuser haben auch kleine Einliegerwohnungen für Gäste, die man manchmal für Schwesternferien nutzen kann. Das ist aber nicht jedermanns Sache, man braucht doch einen gewissen Abstand.
Damit sind wir beim zweiten Teil der Frage: Wovon brauchen wir Urlaub? - Auch unterschiedlich!
Wir haben Schwestern, die eine Kinderdorffamilie leiten oder eine unserer Hausgemeinschaften, oder die sonst in irgendeiner Form Leitungsverantwortung übernommen haben. Die arbeiten meistens mehr als gut für die Gesundheit ist und sollten ihren Urlaub vom Arzt verordnet bekommen.
Dann gibt es Schwestern wie mich, die eine normale Arbeit haben, im Büro, im Haus, in einer Pfarrei etc. und daneben etliche Pöstchen und Aufgaben, die im Gemeinschaftsleben so anfallen. Wir brauchen unseren Urlaub genau wie jeder Arbeitnehmer, der zwar nicht kurz vor dem Burnout steht, aber doch hin und wieder einfach mal entspannen muss, um anschließend wieder mit Freude und neuer Kraft ranklotzen zu können.
Und schließlich gibt es noch die Schwestern, die keine große Arbeitsaufgabe mehr haben, weil sie zu alt oder krank sind. Sie haben kleine Aufgaben im Haus, manchmal auch noch in der Pfarrei, und natürlich sind sie die Stützen unseres gemeinsamen Gebetes. Tja, wovon brauchen diese Schwestern Urlaub? Natürlich sind sie nicht überarbeitet, aber die tägliche Routine und auch die normalen Zwänge und Rücksichtnahmen, die das Gemeinschaftsleben so mit sich bringt, können ganz schön Kraft kosten. Da tut es einfach gut, mal etwas anderes zu sehen, mal für kurze Zeit rauszukommen. Dann findet man seine Schwestern anschließend gleich wieder viel sympathischer.
Natürlich gibt es Verpflichtungen, die im Urlaub nicht enden. Wir bleiben Schwestern, auch wenn wir "privat" in der Sonne liegen und Eis schlecken. Als Ordensfrauen sind wir zum Stundengebet verpflichtet, das wir im Alltag morgens und abends beten. (Ursprünglich gibt es 7 "Horen", also Zeiten, zu denen gebetet wird, aber diese Verpflichtung gilt nur für die kontemplativen Gemeinschaften, nicht für uns apostolisch tätige Ordensleute.) Das Stundengebet soll den Tag durchziehen und ihn heiligen, und das tun wir, auch im Urlaub. Es ist wohl möglich, dass nicht jede Schwester dabei immer die volle Psalmzahl herunterbetet, wenn sie alleine ist, aber das ist auch nicht unbedingt nötig. Wir loben und preisen unseren Gott und pflegen unsere Beziehung zu ihm, gerade im Urlaub - mit dem Brevier und auf viele andere Arten. 

Freitag, 21. August 2015

Urlaub ist...

... ausschlafen!
... beim Brötchenholen einem eiligen Kunden den Vortritt lassen: "Ich habe Zeit"
... bei Regen mit einem Buch auf dem Sofa einkuscheln
... bei Sonne auf dem Balkon frühstücken
... mit einer alten Freundin stundenlang klönen
... mit den Nachbarskindern schwimmen gehen
... den Hummeln bei der Arbeit zusehen
... barfuß laufen

Freitag, 14. August 2015

Urlaub

Urlaub!
Ab sofort mache ich Urlaub.
Äh, wie jetzt? Schwester? Urlaub? Passt das?
Ja.
Oh ja!
Und vielleicht, ganz vielleicht, wenn ich sehr viel Lust dazu haben sollte, blogge ich auch im Urlaub ein bisschen.
Mal sehen.
Ansonsten: bis die Tage, erholt euch gut von mir, man liest sich!

Montag, 3. August 2015

Frag doch mal... nach der Natur!

Frag doch mal die Schwester, Teil 14:
Ist die Natur nicht grausam?
Anlass für diese Frage war der arme Löwe Cecil, über den z.Zt. so viel geschrieben wird. Nachdem er aus seinem Reservat gelockt und von einem Jäger rein zum Vergnügen, oder sagen wir mal aus sportlichem Ehrgeiz getötet wurde, braucht sein Rudel einen neuen Anführer. So weit, so gut. Aber was macht das Alphatier in so einem Löwenrudel, wenn es den Kampf um die Vorherrschaft gewonnen und seine Konkurrenten besiegt hat? Es beißt alle Jungen seiner Konkurrenten tot. Denn die könnten ihm schließlich auch gefährlich werden.
Und da setzt unsere Frage an: ist das nicht grausam?
Ja und nein.
Wieder möchte ich zuerst den Begriff klären, denn er hat zwei Bedeutungen. Man kann "grausam" benutzen im Sinne von "durch eine derartige Gefühlskälte, Skrupellosigkeit und meist Reuelosigkeit gekennzeichnet , dass es Grauen (im Sinne von Furcht, Entsetzen) hervorruft". Oder man benutzt das Wort adverbial, also für eine Tätigkeit. Die kann dann von einer derartigen Intensität sein, dass es starkes Leiden oder Unwohlsein hervorruft. Im ersten Fall hat "grausam" eindeutig eine moralische Komponente. Im zweiten nicht unbedingt.
Ich neige dazu, das Wort grausam moralisch zu verstehen. Cecils Nachfolger ist nicht grausam, wenn er die Jungen seiner Konkurrenten totbeisst. Er ist weder gefühlskalt, noch skrupellos oder reuelos. Er folgt seinem Instinkt, der sein Überleben sichert. Der Zahnarzt, der Cecil erschossen hat, den würde ich schon viel eher als grausam bezeichnen, denn der hat unnötiges Leid verursacht zum eigenen Vergnügen. Das nenne ich skrupellos und gefühlskalt - eben grausam.
Wie ist es nun mit der Natur insgesamt? Nehmen wir die moralische Komponente raus und sagen wir der Klarheit halber "schrecklich". Ja, die Natur ist wunderschön - aber es gibt eben auch diese andere, schreckliche Seite. Die Natur ist ein Kreislauf, ein ständiges Werden und Vergehen. Es kann kein neues Leben in all seiner Schönheit entstehen und seine Fülle entfalten, wenn nicht Altes vergeht und stirbt. Einfachstes Beispiel sind die Blätter, die im Herbst von den Bäumen fallen. Sie müssen fallen, nur so können neue nachkommen, nur so kann der Baum insgesamt wachsen - bis er irgendwann als ganzer stirbt. Bei uns Säugetieren fällt uns dieser Gedanke schwer, und wenn ein Löwe so brutal zur Sache geht, finden wir das fürchterlich - zu Recht! Ich meine: jeder Nichtvegetarier sollte vielleicht mal kurz innehalten, bevor er das ständige Fressen und Gefressenwerden in der Tierwelt als brutal abtut. Aber selbst der Körper eines Veganers ermordet permanent massenweise Bakterien und Viren - und ich für meinen Fall weine keine Träne um die Verlierer dieses ständigen Überlebenskampfes. Ist das jetzt grausam?
Ja, es ist nicht schön, dass wir nicht im Paradies leben, wo der Wolf beim Böcklein liegt und alle sich in Liebe und Harmonie verstehen. Das ist unsere Verheißung erst für das Ende der Zeit. Doch auch die Natur, die wir jetzt haben, ist von Gott geschaffen und von seinem Geist durchweht. Wir können seine Spuren darin überall finden. Es geht der ganzen Schöpfung wie uns Menschen: wir sind von Gott geliebt und gut geschaffen, haben uns aber vom Ursprung entfernt und warten jetzt voller Sehnsucht auf die Erlösung. Der Apostel Paulus sagt das im Brief an die Römer so: "Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt." (Kapitel 8, 18ff)

Montag, 27. Juli 2015

Frag doch mal... nach dem Feminismus!

Frag doch mal die Schwester, Teil 13:
Sind Schwestern Feministinnen?
Wie immer in dieser Reihe beantworte ich ja einfach die Fragen, die mir irgendwann irgendwo gestellt werden und freue mich über alles, was da kommt. Aber diese Frage finde ich schon besonders klasse, denn sie kommt von einem Mann, der uns schon eine ganze Weile kennt. Wenn er fragt, ob (alle) Schwestern Feministinnen seien, dann lässt mich das doch über unsere Außenwirkung nachdenken.
Andererseits könnte es natürlich sein, dass er unter einer Feministin einfach etwas anderes versteht als ich, insofern sollten wir vielleicht erst einmal die Begriffe klären.
Wenn man es ganz genau nimmt, dann tauchen die Vokabeln "Feministin" und "Feminismus" zum ersten Mal in Frankreich im späten 19. Jahrhundert auf. In Deutschland wurden diese Begriffe nicht sofort übernommen, weil sie rasch abwertend benutzt wurden. Erst in der zweiten Bewegung, in den 1970er Jahren, fingen auch die deutschen Frauen an, sich selber als Feministinnen zu bezeichnen. Gemeint war damit ganz grob gesagt die (politische) Bewegung der Frauenemanzipation, also die Befreiung der Frauen von Unterdrückung durch patriarchale Strukturen und das Streben nach Gleichberechtigung.
In diesem Sinne gibt es wahrscheinlich nicht so viele Ordensfrauen, die kämpferische Feministinnen sind. Es gibt sie, auch in den Reihen unserer Gemeinschaft der Dominikanerinnen von Bethanien. Aber es ist doch eine spezielle politische Richtung, die oft auch ein gewisses Aggressionspotential enthält. Und - etwas platt gesagt - der Kampf gegen die Männer liegt den meisten von uns nicht so.
Was uns aber sehr wohl liegt, das ist der Einsatz für Frauen. Eigentlich machen Frauenorden von Natur aus und von Anfang an nichts anderes, als die Rechte von Frauen zu stärken. Anfangs, als Frauen eigentlich nur als Ehefrauen und Mutter etwas galten, waren die Klöster die einzige echte Alternative. Die Ordensgemeinschaften des Mittelalters z.B. boten Frauen die Möglichkeit zu Bildung, Ansehen und Autonomie - wenn man so will zu Emanzipation.
Heute nehmen sich die Frauenorden gerne besonders der Mädchen und Frauen an. Wir Dominikanerinnen von Bethanien sind gegründet für Frauen, die straffällig geworden waren und keine Chance auf eine echte Rehabilitation hatten. Daraus ist u.a. der Schwerpunkt der Arbeit mit Gefangenen und mit Frauen in Not geworden. "Frauen in Not" bedeutet heute häufig Zwangsprostitution und Menschenhandel. Wer sich dagegen stemmt, kämpft zwar für Frauenrechte und auch gegen verbrecherische männliche Strukturen - aber ist sie deshalb eine Feministin? Ich weiß nicht...

Bild: sokaeiko@pixelio.de

Freitag, 24. Juli 2015

Priestermangel

Zölibatversteher, Teil 5
"Ohne den Zölibat hätten wir genug Priester!"
Dieses Argument kommt immer wieder, und - zugegeben - die Vermutung liegt nahe. Wenn die Rahmenbedingungen bei einem Job schwierig sind und irgendwann zu wenig Leute diesen Job machen, dann ist die Versuchung groß, die Bedingungen zu vereinfachen.
Aber ist das auch richtig? Und zwar meine ich "richtig" hier in doppelter Bedeutung:
1. Stimmt das überhaupt? 
2. Wenn es stimmt, ist es dann auch wahr und gut? 
Zu 1) muss ich zugeben: ich habe es nicht überprüft. Ich kenne keine Untersuchung darüber, ob z.B. die Zahl der evangelischen Pfarrer im Verhältnis zur Zahl der Gläubigen höher ist. Ich weiß auch nicht, wie viele ernsthafte Priesteramtskandidaten kurz vor der Weihe abspringen, weil sie sich den Zölibat nicht zutrauen. Oder so. Insofern bleibt dies eine Spekulation. 
Zu 2) gibt es schon Sinnvolleres zu sagen. 
Mal angenommen, wir hätten mehr Priester. Was wäre denn dann anders? Natürlich, überall stöhnen die Gläubigen, weil der Pfarrer überhaupt keine Zeit mehr hat und kaum noch eine Messe ist und die Seelsorgseinheiten immer größer werden - was soll also diese Frage? Ich meine es aber ernst: was wäre anders? 
Ich weiß, dass gerade alte Menschen oft das Bedürfnis nach der täglichen Messe haben und gleichzeitig die Wege nicht mehr schaffen. Aber kann die Lösung darin bestehen, dass die Priester rumflitzen und eine Minimesse nach der anderen zelebrieren? Oder müssten wir nicht eher lernen, das Sakrament neu zu entdecken? Wir alle können miteinander Gottesdienste gestalten und feiern. Die "Wort-Gottes-Feier" sollte keine Notlösung sein, sondern eine Chance für die Gemeinde, intensiv miteinander Gott zu preisen und sein Wort zu betrachten. Die Eucharistiefeier kann dann wieder etwas ganz Besonderes werden, wo es um ein anderes Geheimnis geht. Und gerade wir in den Klöstern sollten die eucharistische Anbetung pflegen und denen zugänglich machen, die dieses Sakrament vermissen.
Andere Frage: müssen die Priester die ganze Verwaltung machen? Dem Vorstand des Altenheims, des Kindergartens, des Krankenhauses vorsitzen? Muss der Pfarrer an fünf Abenden in der Woche in irgendwelchen Gremien rumsitzen? Ich übertreibe ein bisschen - aber nur ein bisschen. Es gibt viele Aufgaben, die unsere Pfarrer von der Sache her eigentlich gut an kompetente Laien delegieren könnten. Manchmal dürfen sie es rechtlich nicht, manchmal wollen sie es persönlich nicht, manchmal findet sich kein anderer oder die Gemeinde erwartet, dass "Herr Pastor" alles selber in der Hand hat.
Diese letzte Variante ist m.E. die schlimmste. Und sie ist es auch, deretwegen ich gar nicht unbedingt mehr Priester will. "Herr Pastor" muss nicht alles selber machen. Unsere Gemeinden sind voller fähiger Männer und Frauen. Und was getan werden muss, könnte man ganz gut aufteilen. Auf ehrenamtliche und hauptamtliche Laien, Diakone - naja und dann eben auch noch den Pastor. Pastor bedeutet "Hirte", davon hat eine gewöhnliche Herde genau einen. Natürlich wäre es schön, wenn die Seelsorgseinheiten kleiner wären, wieder normale Pfarren halt! Aber mal ganz ehrlich: viele Aufgaben, für die unbedingt der Priester kommen soll, könnte genauso gut auch der Diakon oder die Pastoralreferentin übernehmen? Bildet die Laien ordentlich aus und sie beerdigen unsere Verstorbenen genau so würdig, wie die Priester. Ehevorbereitung - ist ja wohl bei den Diakonen sowieso besser aufgehoben, oder? usw.
Ich bin in dieser Frage geprägt von meinen Jahren in Lettland. Die Kirche dort ist sehr priesterzentriert, d.h. der Priester hat dort eine hoch respektierte und wenig hinterfragte Stellung. Und weil er so zentral und wichtig und besonders ist, muss er auch alles machen. Nicht einmal Kommunion austeilen durften wir als Schwestern dort. Natürlich gibt es auch mehr Priester, aber dieses Priesterbild passt nicht zu Deutschland. Ich jedenfalls habe lieber ein paar Priester weniger, aber mit denen darf ich dann diskutieren und um den richtigen Kurs der Gemeinde ringen, anstatt auf ein passives "Ja und Amen" reduziert zu werden.