Heute hatte ich im Kölner Priesterseminar zu tun. Als ich anschließend meinen Wagen wieder von dem Grundstück runter auf die Kardinal-Frings-Straße Richtung Heimat fuhr, kam mir ein Fußgänger entgegen. "Armer Kerl, so müde und abgekämpft, wie Du aussiehst, hast Du heute bestimmt schon einiges hinter Dir" dachte ich so, da merkte ich, dass er mein Nummernschild scannte. Er wollte wohl wissen, ob er die Schwester, die da aus dem Priesterseminar kam, kennen musste. Auch ich sah mir jetzt das Gesicht an. Mmh, kam mir irgendwie bekannt vor! Und dann passierte etwas Komisches: mein Gehirn schickte mir einen Namen zu dem Gesicht, bestätigte ihn und geriet dann in Verwirrung. Der Name war Woelki, und mein Gehirn beharrte darauf, dass der zu dem Gesicht gehört. Aber eine andere Abteilung meines Gehirns widersprach: "Zu 'Woelki' gehört aber auch 'Kardinal' und Kardinäle schleppen sich nicht müde zu Fuß durch Köln!"
Natürlich hat diese Verwirrung tatsächlich nur etwa eine Sekunde angedauert. Es ist ja bekannt, dass Kardinal Woelki anders lebt, normaler, bescheidener. Natürlich passt dazu, dass er zu Fuß geht! Und dass er am Ende der Woche müde ist (war nicht gerade erst gestern abend diese riesige Flüchtlingsgedenkfeier auf dem Roncalliplatz? Ja klar!), das wundert mich nicht wirklich.
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Rainer Maria Kardinal Woelki Foto: Erzbistum Berlin |
Trotzdem ist mir seither dieses Bild nicht aus dem Kopf gegangen. Ich finde es ja gut, dass Rainer Maria Woelki so normal wie möglich leben möchte. Nein, das ist zu schwach. Ich habe großen Respekt davor!
Ich frage mich nur, wie er das durchhalten will. Er führt halt kein normales Leben, denn er hat ja keinen normalen Beruf. Ich meine damit nicht, dass er aufgrund der besonderen Weihe besondere Privilegien beanspruchen müsste oder so etwas. Solche Gedanken sind mir fremd. Mir geht es schlicht und einfach um das Arbeitspensum. Kardinal von Köln, das macht man nicht nebenbei.
Und so hoffe ich, Kardinal Woelki nimmt genug Hilfe in seinem Alltag an, dass er noch lange für die Menschen in seinem Bistum da sein kann. Und uns Gläubigen wünsche ich immer mehr Bischöfe, die möglichst normal und nah bei den Menschen sein möchten. Back to the roots!