Dienstag, 10. März 2015

Bekehrung im Gefängnis

Heute ist der Todestag unseres Gründers, des Seligen Jean Joseph Lataste OP, des "Apostels der Gefängnisse". In dieser Fastenzeit bekommen wir per email tägliche Fastenimpulse von unseren Brüdern und Schwestern aus Norfolk, USA. Sie haben dort eine Bethanien-Gemeinschaft gegründet, von denen die meisten Mitglieder im Gefängnis einsitzen. G. ist inzwischen wieder entlassen. Von ihm ist der heutige Impuls:

Ich habe 22 Jahre im Gefängnis verbracht, 14 davon habe ich so gelebt, wie als ich 1984 zu einem Leben im Gefängnis verurteilt worden war. 1997 wurde ich bedrängt, ein Cursillo-Wochenende mit der Kirche mitzuerleben. Ich, einer aus der Masse der Männer, die andere verspotteten und lächerlich machten. Ich sah nur die Schwachen und Geringen zur Kirche gehen. Man muss wissen, es gibt eine Hackordnung im Gefängnissystem, bei der es darauf ankommt, welches Verbrechen man begangen hat und wie viele Freunde man gefunden hat. Heute verstehe ich, wie unfair das ist. 

Selbstbildnis: Mike zeichnet sich
und andere aus der Laiengemeinschaft
mit Pater Lataste hinter Gittern.
Zuerst war es nicht einfach, mich im Gefängnis zu verändern, besonders, weil ich als oben in der Hackordnung galt. Ich muss ehrlich sein, zuerst war es schwer, umzukehren, besonders, einer der Schwachen und Geringen zu werden, die in die Kirche gehen, zu essen und Umgang zu haben mit den „Leprakranken“, mit den „Verachteten“. 
1999 bin ich mit eingeschaltetem Fernseher in meiner Zelle eingeschlafen und wurde um 3.30 Uhr morgens von christlicher Musik geweckt; als ich auf den Fernseher geschaut habe, sah ich diese Bibelverse unten auf dem Bildschirm: 

Denn ich, ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe - Spruch des Herrn -, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.  Wenn ihr mich ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, so erhöre ich euch.  Sucht ihr mich, so findet ihr mich. Wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, lasse ich mich von euch finden - Spruch des Herrn. 
(Jeremia 29, 11-13) 

Immer noch ist nicht bei mir angekommen, dass diese Worte ein Versprechen an mich persönlich sind. Als 2004 meine Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, hätte manch einer sich darüber gefreut, ich aber war habe mich gefürchtet und hatte Angst, weil ich die Bethanien-Gemeinschaft nicht verlieren wollte und die Liebe, die ich in Jesus gefunden hatte. Ich konnte nicht glauben oder hoffen, dass ich diese neue Reise mit Jesus in meinem Herzen fortsetzen würde, und dann wurde ich wieder zu Jeremia 29, 11-13 geführt. Und das bringt mich jetzt schon zum elften Jahr, in dem Gott sein Versprechen hält.
G., Ehrenamtlicher im Gefängnis und Mitglied der bethanischen Laiengemeinschaft Our Lady of Mercy.

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