Mittwoch, 26. März 2014

Frühschicht: Gerechtigkeit

Heute morgen hatten wir wieder Frühschicht. An jedem Mittwoch in der Fastenzeit treffen wir - 12 Jugendliche des Kinderdorfes und drei Erwachsene - uns um sechs Uhr für eine halbe Stunde in der Kapelle, anschließend wird gemeinsam gefrühstückt.
Heute ging es um das linke untere Viertel des Hungertuches. Bettelnde Hände strecken sich nach oben, wo reiche Menschen mit Symbolen der Macht ausgestattet sitzen und Festmahl halten.
Wir lasen aus dem Propheten Jesaja: "Das ist ein Fasten, wie ich es liebe, spricht der Herr: den Armen und Unterdrückten Gerechtigkeit zu verschaffen!"
Ich hatte Sorge, der Jesajatext könnte zu abgehoben sein, aber die Jugendlichen waren voll dabei. Unrecht und Gerechtigkeit, das kennen sie! Über fairen Handel hatten wir schon mal gesprochen, dass wir mit unserem Einkauf keine Kinderarbeit unterstützen wollen und dass wir nicht wollen, dass wegen unserer zu billig gebleichten Hosen andere Leute bis zu den Knöcheln im Gift stehen müssen und krank werden. Mobbing haben viele von ihnen auch schon erlebt - und kriegten große Augen, als wir sagten, dass es das nicht nur in der Schule gibt, sondern auch bei uns Erwachsenen. Und schließlich erzählten sie von den Obdachlosen, denen sie begegnen und dass sie nicht so richtig wissen, wie sie sich ihnen gegenüber verhalten sollen. Geld geben - oder was zu essen? Oder gar nichts? Fifty-fifty kaufen? Auf jeden Fall wollen wir die Menschen wahrnehmen in ihrer Not und nicht von oben herab ein anonymes Almosen geben - auch wenn es uns schwer fällt.
Es war ein intensiver Morgen!

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