Montag, 31. März 2014

Dominikanische Fastenzeit

Der Tag fing super an:
Wir sitzen andächtig in der Kirche, tiefe, meditative Stille nach der Schriftlesung.
Da hören wir plötzlich draußen einige Kinder singen. Aus dem Ort? Aus unserem Kinderdorf? Egal - jedenfalls führt der Weg einmal um unsere Kapelle herum und sie sangen laut und fröhlich:
"Macht euch jetzt bereit: bis Weihnachten, bis Weihnachten ist nicht mehr weit!"
Oh ja, wie wahr: Als Dominikanerin kann man sich nicht oft genug die Menschwerdung Gottes vor Augen führen. Leiden, Sterben, Auferstehung Jesu Christi? Ja, okay... Aber wäre Gott nicht vorher Mensch geworden, hätte er sich nicht so klein gemacht, als hilfloser Säugling in einer Krippe zu liegen, dann hätte das alles gar nicht passieren können. Das ist das Geheimnis, aus dem wir leben.
Kids, you made my day! :)

Sonntag, 30. März 2014

4. Fastensonntag: Freut euch!

Der heutige Sonntag - der vierte in der Fastenzeit oder österlichen Bußzeit - heißt in der Kirche "Laetare", d.h. "Freut euch!" Ostern ist schon in Sicht, daran darf man ruhig schon mal erinnern.
Zu dieser Freude passt ganz hervorragend, was ich heute in der Kirche erlebt habe. Der Priester sammelte die Kinder um das Taufbecken (ein offenes, nicht ein Weihwasserkrug wie auf dem Foto), denn das Thema war Taufe und fragte, was da drin sei. "Wasser." Klarer Fall. "Und wozu braucht man Wasser?" Na, da könnte einem ja jetzt verschiedenes einfallen, nicht wahr? Aber die erste Antwort, wie aus der Pistole geschossen: "zum Taufen!"
Schlaue Kinder wissen ja, was von ihnen erwartet wird, egal, ob sie das jetzt richtig finden oder nicht. Klar könnte man Wasser trinken oder sich damit waschen, darin baden oder damit kochen. Aber in der Kirche antwortet man eben im Zweifelsfall am besten was frommes. Immer wieder gern genommen werden auch: Jesus, Liebe, Freundschaft, teilen, helfen.
Unwillkürlich kommt einem der alte Witz in den Sinn von der Schwester, die im Kindergarten die Kinder fragt: "Was ist das: es hat ein rotbraunes Fell, spitze Ohren, einen buschigen Schwanz und hüpft von Ast zu Ast?" Fritzchen sagt mürrisch: "Also, ich würd ja sagen, es ist ein Eichhörnchen, aber wie ich den Laden hier kenne, war es bestimmt das liebe Jesulein."

Samstag, 29. März 2014

Freude des Evangeliums: das rechte Maß

In der Enzyklika "Die Freude des Evangeliums" befinden wir uns im ersten Kapitel, "Die missionarische Umgestaltung der Kirche", Abschnitt III "Aus dem Herzen des Evangeliums" - Fortsetzung von gestern!

38. Es ist wichtig, die pastoralen Konsequenzen aus der Konzilslehre zu ziehen, die eine alte Überzeugung der Kirche aufnimmt. Vor allem ist zu sagen, dass in der Verkündigung des Evangeliums notwendigerweise ein rechtes Maß herrschen muss. Das kann man an der Häufigkeit feststellen, mit der einige Themen behandelt werden, und an den Akzenten, die in der Predigt gesetzt werden. Wenn zum Beispiel ein Pfarrer während des liturgischen Jahres zehnmal über die Enthaltsamkeit und nur zwei- oder dreimal über die Liebe oder über die Gerechtigkeit spricht, entsteht ein Missverhältnis, durch das die Tugenden, die in den Schatten gestellt werden, genau diejenigen sind, die in der Predigt und in der Katechese mehr vorkommen müssten. Das Gleiche geschieht, wenn mehr vom Gesetz als von der Gnade, mehr von der Kirche als von Jesus Christus, mehr vom Papst als vom Wort Gottes gesprochen wird.
39. Ebenso wie der organische Zusammenhang zwischen den Tugenden verhindert, irgendeine von ihnen aus dem christlichen Ideal auszuschließen, wird auch keine Wahrheit geleugnet. Man darf die Vollständigkeit der Botschaft des Evangeliums nicht verstümmeln. Außerdem versteht man jede Wahrheit besser, wenn man sie in Beziehung zu der harmonischen Ganzheit der christlichen Botschaft setzt, und in diesem Zusammenhang haben alle Wahrheiten ihre Bedeutung und erhellen sich gegenseitig. Wenn die Predigttätigkeit treu gegenüber dem Evangelium ist, zeigt sich in aller Klarheit die Zentralität einiger Wahrheiten, und es wird deutlich, dass die christliche Morallehre keine stoische Ethik ist, dass sie mehr ist als eine Askese, dass sie weder eine bloße praktische Philosophie ist, noch ein Katalog von Sünden und Fehlern. Das Evangelium lädt vor allem dazu ein, dem Gott zu antworten, der uns liebt und uns rettet – ihm zu antworten, indem man ihn in den anderen erkennt und aus sich selbst herausgeht, um das Wohl aller zu suchen. [...]

Freitag, 28. März 2014

Freude des Evangeliums: Hierarchie der Wahrheiten

In der Enzyklika "Die Freude des Evangeliums" befinden wir uns im ersten Kapitel, "Die missionarische Umgestaltung der Kirche", Abschnitt III "Aus dem Herzen des Evangeliums":

36. Alle offenbarten Wahrheiten entspringen aus derselben göttlichen Quelle und werden mit ein und demselben Glauben geglaubt, doch einige von ihnen sind wichtiger, um unmittelbarer das Eigentliche des Evangeliums auszudrücken. In diesem grundlegenden Kern ist das, was leuchtet, die Schönheit der heilbringenden Liebe Gottes, die sich im gestorbenen und auferstandenen Jesus Christus offenbart hat. In diesem Sinn hat das Zweite Vatikanische Konzil gesagt, » dass es eine Rangordnung oder „Hierarchie“ der Wahrheiten innerhalb der katholischen Lehre gibt, je nach der verschiedenen Art ihres Zusammenhangs mit dem Fundament des christlichen Glaubens «.[...]
37. Der heilige Thomas von Aquin lehrte, dass es auch in der moralischen Botschaft der Kirche eine Hierarchie gibt, in den Tugenden und in den Taten, die aus ihnen hervorgehen.[...] Darum behauptet der heilige Thomas, dass in Bezug auf das äußere Handeln die Barmherzigkeit die größte aller Tugenden ist: » An sich ist die Barmherzigkeit die größte der Tugenden. Denn es gehört zum Erbarmen, dass es sich auf die anderen ergießt und – was mehr ist – der Schwäche der anderen aufhilft; und das gerade ist Sache des Höherstehenden. Deshalb wird das Erbarmen gerade Gott als Wesensmerkmal zuerkannt; und es heißt, dass darin am meisten seine Allmacht offenbar wird. «[41]

Fortsetzung morgen!

Donnerstag, 27. März 2014

Freude des Evangeliums: verstümmelte Botschaft

In der Enzyklika "Die Freude des Evangeliums" befinden wir uns im ersten Kapitel, "Die missionarische Umgestaltung der Kirche"

III. Aus dem Herzen des Evangeliums

34. Wenn wir alles unter einen missionarischen Gesichtspunkt stellen wollen, dann gilt das auch für die Weise, die Botschaft bekannt zu machen. In der Welt von heute mit der Schnelligkeit der Kommunikation und der eigennützigen Auswahl der Inhalte durch die Medien ist die Botschaft, die wir verkünden, mehr denn je in Gefahr, verstümmelt und auf einige ihrer zweitrangigen Aspekte reduziert zu werden. Daraus folgt, dass einige Fragen, die zur Morallehre der Kirche gehören, aus dem Zusammenhang gerissen werden, der ihnen Sinn verleiht. Das größte Problem entsteht, wenn die Botschaft, die wir verkünden, dann mit diesen zweitrangigen Aspekten gleichgesetzt wird, die, obwohl sie relevant sind, für sich allein nicht das Eigentliche der Botschaft Jesu Christi ausdrücken. Es ist also besser, realistisch zu sein und nicht davon auszugehen, dass unsere Gesprächspartner den vollkommenen Hintergrund dessen kennen, was wir sagen, oder dass sie unsere Worte mit dem wesentlichen Kern des Evangeliums verbinden können, der ihnen Sinn, Schönheit und Anziehungskraft verleiht.

Mittwoch, 26. März 2014

Frühschicht: Gerechtigkeit

Heute morgen hatten wir wieder Frühschicht. An jedem Mittwoch in der Fastenzeit treffen wir - 12 Jugendliche des Kinderdorfes und drei Erwachsene - uns um sechs Uhr für eine halbe Stunde in der Kapelle, anschließend wird gemeinsam gefrühstückt.
Heute ging es um das linke untere Viertel des Hungertuches. Bettelnde Hände strecken sich nach oben, wo reiche Menschen mit Symbolen der Macht ausgestattet sitzen und Festmahl halten.
Wir lasen aus dem Propheten Jesaja: "Das ist ein Fasten, wie ich es liebe, spricht der Herr: den Armen und Unterdrückten Gerechtigkeit zu verschaffen!"
Ich hatte Sorge, der Jesajatext könnte zu abgehoben sein, aber die Jugendlichen waren voll dabei. Unrecht und Gerechtigkeit, das kennen sie! Über fairen Handel hatten wir schon mal gesprochen, dass wir mit unserem Einkauf keine Kinderarbeit unterstützen wollen und dass wir nicht wollen, dass wegen unserer zu billig gebleichten Hosen andere Leute bis zu den Knöcheln im Gift stehen müssen und krank werden. Mobbing haben viele von ihnen auch schon erlebt - und kriegten große Augen, als wir sagten, dass es das nicht nur in der Schule gibt, sondern auch bei uns Erwachsenen. Und schließlich erzählten sie von den Obdachlosen, denen sie begegnen und dass sie nicht so richtig wissen, wie sie sich ihnen gegenüber verhalten sollen. Geld geben - oder was zu essen? Oder gar nichts? Fifty-fifty kaufen? Auf jeden Fall wollen wir die Menschen wahrnehmen in ihrer Not und nicht von oben herab ein anonymes Almosen geben - auch wenn es uns schwer fällt.
Es war ein intensiver Morgen!

Dienstag, 25. März 2014

Freude des Evangeliums: wagemutig und kreativ

In der Enzyklika "Die Freude des Evangeliums" von Papst Franziskus sind wir in Kapitel 1 "Die missionarische Umgestaltung der Kirche", Abschnitt II "Seelsorge in Neuausrichtung":
33. Die Seelsorge unter missionarischem Gesichtspunkt verlangt, das bequeme pastorale Kriterium des „Es wurde immer so gemacht“ aufzugeben. Ich lade alle ein, wagemutig und kreativ zu sein in dieser Aufgabe, die Ziele, die Strukturen, den Stil und die Evangelisierungs- Methoden der eigenen Gemeinden zu überdenken. Eine Bestimmung der Ziele ohne eine angemessene gemeinschaftliche Suche nach den Mitteln, um sie zu erreichen, ist dazu verurteilt, sich als bloße Fantasie zu erweisen. Ich rufe alle auf, großherzig und mutig die Anregungen dieses Dokuments aufzugreifen, ohne Beschränkungen und Ängste. Wichtig ist, Alleingänge zu vermeiden, sich immer auf die Brüder und Schwestern und besonders auf die Führung der Bischöfe zu verlassen, in einer weisen und realistischen pastoralen Unterscheidung.

Anmerkung der Blogautorin: 
heute feiern wir das Hochfest "Verkündigung des Herrn". Maria sagt "Ja" zu der Einladung Gottes, Seinen Sohn zu empfangen und in die Welt zu tragen. Na, wenn das mal nicht "großherzig und mutig" war, "ohne Beschränkungen und Ängste". Maria hat sich nicht um das "Es wurde immer so gemacht" gekümmert. Mit Gottes Auftrag und Hilfe konnte sie etwas wahrhaft Neues tun und so mitwirken am Heil der Welt. Ich finde es schön, dass uns Papst Franziskus daran erinnert, dass das auch unser aller Auftrag ist.

Montag, 24. März 2014

Freude des Evangeliums: der Bischof

In der Enzyklika "Die Freude des Evangeliums" von Papst Franziskus sind wir in Kapitel 1 "Die missionarische Umgestaltung der Kirche", Abschnitt II "Seelsorge in Neuausrichtung":
31. Der Bischof muss immer das missionarische Miteinander in seiner Diözese fördern, indem er das Ideal der ersten christlichen Gemeinden verfolgt, in denen die Gläubigen ein Herz und eine Seele waren (vgl. Apg 4,32). Darum wird er sich bisweilen an die Spitze stellen, um den Weg anzuzeigen und die Hoffnung des Volkes aufrecht zu erhalten, andere Male wird er einfach inmitten aller sein mit seiner schlichten und barmherzigen Nähe, und bei einigen Gelegenheiten wird er hinter dem Volk hergehen, um denen zu helfen, die zurückgeblieben sind, und – vor allem – weil die Herde selbst ihren Spürsinn besitzt, um neue Wege zu finden. In seiner Aufgabe, ein dynamisches, offenes und missionarisches Miteinander zu fördern, wird er die Reifung der vom Kodex des Kanonischen Rechts [34] vorgesehenen Mitspracheregelungen sowie anderer Formen des pastoralen Dialogs anregen und suchen, in dem Wunsch, alle anzuhören und nicht nur einige, die ihm Komplimente machen. Doch das Ziel dieser Prozesse der Beteiligung soll nicht vornehmlich die kirchliche Organisation sein, sondern der missionarische Traum, alle zu erreichen.

Sonntag, 23. März 2014

3. Fastensonntag: vom falschen Fasten

Neulich habe ich eine Predigt über das richtige und das falsche Fasten gehört. Mit Erlaubnis von Pater Manuel OP veröffentliche ich hier einen kleinen Ausschnitt, sozusagen das opening:

"Ein Igel stieß auf einen Garten, prall gefüllt mit herrlichen Früchten. Aber der Garten war von allen Seiten mit stabilem Maschendraht umzäunt. An einer Ecke freilich entdeckte der Igel eine winzige Öffnung. Durch die wollte er eindringen. Allein der mögliche Durchschlupf war zu eng. Da beschloss er, so lange zu fasten, bis er sich hindurch zwängen könne. Es dauerte geraume Zeit und kostete wohl auch einige Anstrengung bis der Igel hinreichend abgespeckt hatte. Endlich im Garten angekommen, schug er sich ein ums andere Mal mit den wunderschön reifen Früchten den Bauch voll - und, wie sollte es anders sein, zügig nahm er zu. Irgendwann sehnte sich der Igel zu seinen Gefährten zurück. Aber als er den Garten verlassen wollte, stand er vor demselbern Problem wie zuvor, als er hinein gewollt hatte: er war zu fett. Erneut war Fasten angesagt. Als er es endlich hinaus geschafft hatte, drehte er sich noch einmal um und sagte: "Garten, Garten! Du bist schön und deine Früchte schmecken herrlich. Nutzen aber hat man von dir nicht, denn hungrig nur kommt man in dich hinein und hungrig nur schafft man es wieder heraus!" 
Und die Moral von der Geschicht'? - Falsches Fasten lohnt sich nicht!"

Was richtiges Fasten ist, kann man nachlesen in der Bibel, beim Propheten Jesaja, Kapitel 58 - oder demnächst in diesem Blog.

Samstag, 22. März 2014

Freude des Evangeliums: die Pfarrei


In der Enzyklika "Die Freude des Evangeliums" von Papst Franziskus sind wir in Kapitel 1 "Die missionarische Umgestaltung der Kirche", Abschnitt II "Seelsorge in Neuausrichtung":
28. Die Pfarrei ist keine hinfällige Struktur; gerade weil sie eine große Formbarkeit besitzt, kann sie ganz verschiedene Formen annehmen, die die innere Beweglichkeit und die missionarische Kreativität des Pfarrers und der Gemeinde erfordern. Obwohl sie sicherlich nicht die einzige evangelisierende Einrichtung ist, wird sie, wenn sie fähig ist, sich ständig zu erneuern und anzupassen, weiterhin » die Kirche [sein], die inmitten der Häuser ihrer Söhne und Töchter lebt «.[26] Das setzt voraus, dass sie wirklich in Kontakt mit den Familien und dem Leben des Volkes steht und nicht eine weitschweifige, von den Leuten getrennte Struktur oder eine Gruppe von Auserwählten wird, die sich selbst betrachten. Die Pfarrei ist eine kirchliche Präsenz im Territorium, ein Bereich des Hörens des Wortes Gottes, des Wachstums des christlichen Lebens, des Dialogs, der Verkündigung, der großherzigen Nächstenliebe, der Anbetung und der liturgischen Feier.[27] Durch all ihre Aktivitäten ermutigt und formt die Pfarrei ihre Mitglieder, damit sie aktiv Handelnde in der Evangelisierung sind.[28] Sie ist eine Gemeinde der Gemeinschaft, ein Heiligtum, wo die Durstigen zum Trinken kommen, um ihren Weg fortzusetzen, und ein Zentrum ständiger missionarischer Aussendung. Wir müssen jedoch zugeben, dass der Aufruf zur Überprüfung und zur Erneuerung der Pfarreien noch nicht genügend gefruchtet hat, damit sie noch näher bei den Menschen sind, Bereiche lebendiger Gemeinschaft und Teilnahme bilden und sich völlig auf die Mission ausrichten.

Freitag, 21. März 2014

Gute Aussicht


Gestern war ich in einem Jugendgottesdienst in der Nähe von Köln.Viele sind gekommen, vor allem aber auch Menschen,  die der Jugend schon  etwas entsprungen sind.
Zu Beginn der Messe kamen zwei Wanderer des Weges. Sie waren schon sehr müde. Das große Zweifeln brach aus, als die Wanderer erfuhren, dass es noch weiter bergauf geht.
Noch war der Gipfel nicht in Sicht.
Was nun?
Lohnt sich die Mühe?
Die einen sagen ja, die anderen gehen um.  
Und doch ist die Verheißung groß.
Eine gute Aussicht, gutes Wetter, ein Erfolgserlebnis und die Klarheit darüber, dass man mehr schaffen kann als man glaubt.
Gott hilft uns dabei.
So ist es sicher auch oft in der Fastenzeit. Wir machen uns auf den Weg und müssen auch sicher einige Hürden nehmen.
Bergauf - Bergab.
Immer auch versucht, aufzugeben...
In der Fastenzeit wollen wir uns wieder mehr auf Gott besinnen, in Kontakt mit ihm gehen und all das lassen, was uns von ihm fern hält.
Anstrengend, aber auch bereichernd, wenn man sich dem inneren Schweinehund stellt und daran denkt, wie reich wir beschenkt werden.
Eine gute Aussicht.
Oder?

Donnerstag, 20. März 2014

Freude des Evangeliums: Neuausrichtung

In der Enzyklika "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus sind wir immer noch in Kapitel 1 "Die missionarische Umgestaltung der Kirche".

II. Seelsorge in Neuausrichtung

26. Paul VI. forderte, den Aufruf zur Erneuerung auszuweiten, um mit Nachdruck zu sagen, dass er sich nicht nur an Einzelpersonen wandte, sondern an die gesamte Kirche. Wir erinnern an diesen denkwürdigen Text, der seine interpellierende Kraft nicht verloren hat: » Die Kirche muss das Bewusstsein um sich selbst vertiefen und über das ihr eigene Geheimnis nachsinnen […] Aus diesem erleuchteten und wirkenden Bewusstsein erwächst ein spontanes Verlangen, das Idealbild der Kirche wie Christus sie sah, wollte und liebte, als seine heilige und makellose Braut (vgl. Eph 5,27), mit dem wirklichen Gesicht, das die Kirche heute zeigt, zu vergleichen […] Es erwächst deshalb ein großherziges und fast ungeduldiges Bedürfnis nach Erneuerung, das heißt nach Berichtigung der Fehler, die dieses Bewusstsein aufzeigt und verwirft, gleichsam wie eine innere Prüfung vor dem Spiegel des Vorbildes, das Christus uns von sich hinterlassen hat. «[23]

Das Zweite Vatikanische Konzil hat die kirchliche Neuausrichtung dargestellt als die Öffnung für eine ständige Reform ihrer selbst aus Treue zu Jesus Christus: » Jede Erneuerung der Kirche besteht wesentlich im Wachstum der Treue gegenüber ihrer eigenen Berufung […] Die Kirche wird auf dem Wege ihrer Pilgerschaft von Christus zu dieser dauernden Reform gerufen, deren sie allzeit bedarf, soweit sie menschliche und irdische Einrichtung ist. «[24]
Es gibt kirchliche Strukturen, die eine Dynamik der Evangelisierung beeinträchtigen können; gleicherweise können die guten Strukturen nützlich sein, wenn ein Leben da ist, das sie beseelt, sie unterstützt und sie beurteilt. Ohne neues Leben und echten, vom Evangelium inspirierten Geist, ohne „Treue der Kirche gegenüber ihrer eigenen Berufung“ wird jegliche neue Struktur in kurzer Zeit verderben.

Mittwoch, 19. März 2014

Die Freude des Evangeliums: Initiative ergreifen

In der Enzyklika "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus sind wir inzwischen in Kapitel 1 "Die missionarische Umgestaltung der Kirche", Abschnitt I "Eine Kirche im Aufbruch". 
Übrigens: heute feiern wir das Hochfest des Hl. Josef, des Pflegevaters Jesu. Er hat ganz sicher im Sinne des folgenden Textes die Initiative ergriffen, sich eingebracht, begleitet und Frucht gebracht. Ob er auch gefeiert hat, ist nicht überliefert - aber wahrscheinlich.

Die Initiative ergreifen, sich einbringen, begleiten, Frucht bringen und feiern

24. Die Kirche „im Aufbruch“ ist die Gemeinschaft der missionarischen Jünger, die die Initiative ergreifen, die sich einbringen, die begleiten, die Frucht bringen und feiern. [...] Die evangelisierende Gemeinde spürt, dass der Herr die Initiative ergriffen hat, ihr in der Liebe zuvorgekommen ist (vgl. 1 Joh 4,10), und deshalb weiß sie voranzugehen, versteht sie, furchtlos die Initiative zu ergreifen, auf die anderen zuzugehen, die Fernen zu suchen und zu den Wegkreuzungen zu gelangen, um die Ausgeschlossenen einzuladen. Sie empfindet einen unerschöpflichen Wunsch, Barmherzigkeit anzubieten – eine Frucht der eigenen Erfahrung der unendlichen Barmherzigkeit des himmlischen Vaters und ihrer Tragweite. Wagen wir ein wenig mehr, die Initiative zu ergreifen! Als Folge weiß die Kirche sich „einzubringen“. Jesus hat seinen Jüngern die Füße gewaschen. Der Herr bringt sich ein und bezieht die Seinen ein, indem er vor den anderen niederkniet, um sie zu waschen. [...] Die evangelisierende Gemeinde stellt sich durch Werke und Gesten in das Alltagsleben der anderen, verkürzt die Distanzen, erniedrigt sich nötigenfalls bis zur Demütigung und nimmt das menschliche Leben an, indem sie im Volk mit dem leidenden Leib Christi in Berührung kommt. So haben die Evangelisierenden den „Geruch der Schafe“, und diese hören auf ihre Stimme. Die evangelisierende Gemeinde stellt sich also darauf ein, zu „begleiten“. Sie begleitet die Menschheit in all ihren Vorgängen, so hart und langwierig sie auch sein mögen. Sie kennt das lange Warten und die apostolische Ausdauer. [...]
Der Jünger weiß sein ganzes Leben hinzugeben und es als Zeugnis für Jesus Christus aufs Spiel zu setzen bis hin zum Martyrium, doch sein Traum ist nicht, Feinde gegen sich anzusammeln, sondern vielmehr, dass das Wort Gottes aufgenommen werde und seine befreiende und erneuernde Kraft offenbare. Und schließlich versteht die fröhliche evangelisierende Gemeinde immer zu „feiern“. Jeden kleinen Sieg, jeden Schritt vorwärts in der Evangelisierung preist und feiert sie. Die freudige Evangelisierung wird zur Schönheit in der Liturgie inmitten der täglichen Anforderung, das Gute zu fördern. Die Kirche evangelisiert und evangelisiert sich selber mit der Schönheit der Liturgie, die auch Feier der missionarischen Tätigkeit und Quelle eines erneuerten Impulses zur Selbsthingabe ist.
 

Dienstag, 18. März 2014

Ätsch bätsch!

Am Wochenende waren wir mit mehreren Kindern im Circus. Ich hatte mein neues, achtjähriges Patenkind eingeladen - ein ganz besonderes Taufgeschenk, weil ... ach, lange Geschichte.
Dann trafen wir im Circus eine komplette Kinderdorffamilie, die Freikarten geschenkt bekommen hatte. Zwei Erwachsene, sieben Kinder, natürlich haben wir zwei uns noch dazu gesetzt.
Die Vorstellung war stellenweise im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Akrobaten, Jongleure, einmal Pferde und für die Erwachsenen war noch eine besondere Balancenummer dabei. Dazwischen immer wieder die Clowns.
Bei einer dieser Nummern kriegten vier Clowns einen Stuhl ab, der fünfte, Oriol, ging leer aus und fiel auch noch hin. Die anderen vier lachten hämisch: nä-nänä-nä-nä! Während Oriol sich noch mitleidheischend im Publikum umsah, hörte man plötzlich ein kleines Kind laut und deutlich diesen schadenfrohen Ruf wiederholen: nä-nänä-nä-nä! Das war natürlich ein großer Lacher und die Aufforderung für das ganze Publikum, mitzuspielen und die Häme der vier zu teilen.
Ich wusste natürlich, das war ein Spiel, vermutlich waren die fünf sehr zufrieden über die lebhafte Reaktion der Zuschauer - und trotzdem tat mir der arme Kerl leid. Mir war mehr nach einem tröstenden "Ohhh" zumute, also blieb ich still. Sehr spannend fand ich aber, dass unsere acht Kinder auch nicht in das schadenfrohe Gejubel der Menge einstimmten, sondern völlig gebannt, stumm und mit offenen Mündern nach unten sahen. Wie würde es weitergehen mit Oriol? Würde er doch noch zu seinem Recht kommen?
Kollektive Schadenfreude scheint unseren Kindern fremd zu sein. Dazu haben sie selber schon zu viel erlitten und zu oft die Kraft der Solidarität erlebt. Erhaltet euch das!

Montag, 17. März 2014

Die Freude des Evangeliums: für alle

In der Enzyklika "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus sind wir in Kapitel 1 "Die missionarische Umgestaltung der Kirche".

23. Die innige Verbundenheit der Kirche mit Jesus ist eine Verbundenheit auf dem Weg, und die Gemeinschaft » stellt sich wesentlich als missionarische Communio dar «.[20] In der Treue zum Vorbild des Meisters ist es lebenswichtig, dass die Kirche heute hinausgeht, um allen an allen Orten und bei allen Gelegenheiten ohne Zögern, ohne Widerstreben und ohne Angst das Evangelium zu verkünden. Die Freude aus dem Evangelium ist für das ganze Volk, sie darf niemanden ausschließen. So verkündet es der Engel den Hirten von Bethlehem: » Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll « (Lk 2,10). Die Offenbarung des Johannes spricht davon, dass » den Bewohnern der Erde ein ewiges Evangelium zu verkünden [ist], allen Nationen, Stämmen, Sprachen und Völkern « (Offb 14,6).

Sonntag, 16. März 2014

2. Fastensonntag: Aufbruch

Am heutigen zweiten Fastensonntag lesen wir aus dem Buch Genesis: Abraham wird von Gott gerufen. Er soll aus seiner Heimat aufbrechen und in ein Land gehen, das er nicht kennt.
Obwohl diese Lesung mir so vertraut ist, hat sie mich diesmal doch sehr getroffen, denn wir sind gerade im Umzug. Natürlich ist unser Aufbruch im Vergleich zu dem Abrahams winzig, aber immerhin. Abraham war schon alt, das wird in der Bibel extra betont - und das sind viele meiner Schwestern auch. Die meisten kommen gut damit klar, einmal alles ein- und wieder auszupacken. Aber für ein paar ist es auch eine echte Herausforderung. Alles kriegt einen neuen Ort, nichts ist mehr, wie es vorher war. Das kann schon verwirrend sein. Und anstrengend.
Plötzlich wird so richtig deutlich, wie groß die Zumutung Gottes war, als er Abraham rief.
Ist Gott also ein harter, rücksichtsloser Gott? Ich denke nein. Ich glaube, er kennt nur unser Potential (manchmal besser als wir) und lässt uns so lange nicht ruhen, wie wir hinter unseren Möglichkeiten zurückbleiben. 
Überfordern will er uns aber nicht, deshalb hat er uns ja u.a. den Ruhetag gegeben. Einen erholsamen Sonntag!

Samstag, 15. März 2014

Die Freude des Evangeliums: im Aufbruch

In der Enzyklika "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus sind wir inzwischen in Kapitel 1 "Die missionarische Umgestaltung der Kirche".

I. Eine Kirche „im Aufbruch“

20. Im Wort Gottes erscheint ständig diese Dynamik des „Aufbruchs“, die Gott in den Gläubigen auslösen will. Abraham folgte dem Aufruf, zu einem neuen Land aufzubrechen (vgl. Gen 12,1-3). Mose gehorchte dem Ruf Gottes: » Geh! Ich sende dich « (Ex 3,10), und führte das Volk hinaus, dem verheißenen Land entgegen (vgl. Ex 3,17). Zu Jeremia sagte Gott: » Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen « (Jer 1,7). Heute sind in diesem „Geht“ Jesu die immer neuen Situationen und Herausforderungen des Evangelisierungsauftrags der Kirche gegenwärtig, und wir alle sind zu diesem neuen missionarischen „Aufbruch“ berufen. Jeder Christ und jede Gemeinschaft soll unterscheiden, welches der Weg ist, den der Herr verlangt, doch alle sind wir aufgefordert, diesen Ruf anzunehmen: hinauszugehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen.

Freitag, 14. März 2014

Die Freude des Evangeliums: Dezentralisierung

Wir zitieren weiter aus der Enzyklika "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus. 
Wir sind im Vorwort in Abschnitt III, also noch ziemlich am Anfang:

Anliegen und Grenzen dieses Schreibens

16. Ich habe die Einladung der Synodenväter, dieses Schreiben zu verfassen, gerne angenommen. Indem ich es tue, ernte ich den Reichtum der Arbeiten der Synode. Ich habe auch verschiedene Personen zu Rate gezogen [...]. Zahllos sind die mit der Evangelisierung in der Welt von heute verbundenen Themen, die man hier entwickeln könnte. Doch ich habe darauf verzichtet, diese vielfältigen Fragen ausführlich zu behandeln; sie müssen Gegenstand des Studiums und der sorgsamen Vertiefung sein. Ich glaube auch nicht, dass man vom päpstlichen Lehramt eine endgültige oder vollständige Aussage zu allen Fragen erwarten muss, welche die Kirche und die Welt betreffen. Es ist nicht angebracht, dass der Papst die örtlichen Bischöfe in der Bewertung aller Problemkreise ersetzt, die in ihren Gebieten auftauchen. In diesem Sinn spüre ich die Notwendigkeit, in einer heilsamen „Dezentralisierung“ voranzuschreiten.

Donnerstag, 13. März 2014

Umzug: Es geht los...

Heute geht's los!
Das ganze Schwesternhaus zieht um. 
Eigentlich ist es gar nicht so dramatisch, wir müssen nur in das umgebaute Haupthaus, das ein paar Schritte von unserem 60er-Jahre-Bau entfernt liegt. Viele Schwestern haben schon Sachen einzeln rüber gebracht, das Haus ist bekannt usw.
Aber trotzdem: 14 Frauen ziehen dort ein, davon sind 10 über 60 Jahre. Im Moment sind wir noch 20 im Haus, entsprechend viel Gewusel. Außerdem haben in diesem Haus seit über 50 Jahren bis zu 40 Schwestern gewohnt. Irgendeine Vorstellung, was sich da in den Kellerräumen ansammelt? Nein, bestimmt nicht!
Also: heute fangen wir erstmal mit den Schlafräumen der zweiten Etage an, morgen dann wahrscheinlich die der ersten. Bin gespannt, wann wir auch mit allen Gemeinschaftsräumen drin sind.

Mittwoch, 12. März 2014

Frühschicht im Kinderdorf

Heute beginnen in unserem Kinderdorf in Schwalmtal die Frühschichten in der Fastenzeit. 
Wir treffen uns auf der Empore der Kirche - weil wir wegen des Umbaus gerade keine kleine Kapelle zur Verfügung haben. 
Vielleicht ist das der Grund, dass sich 12 Jugendliche angemeldet haben: auf die Empore kommt man sonst nicht, irgendwie ist das cool. Überhaupt: um 6:00 Uhr zu so 'ner Frühschicht zu gehen, ist mal was anderes. Das macht nicht jeder, vor allem nicht die Kleinen.
Thematisch geht es heute um einen Teil des Hungertuches: Wieviele Brote habt ihr?
Was kann ich Jesus geben? Wir brauchen wieder ein Wunder - so viele Menschen hungern, nicht nur nach Brot. Und ich habe doch nichts. Naja, jedenfalls nicht viel... Naja, vielleicht doch ein wenig?
Was kann ich Jesus geben, an Begabungen, Fähigkeiten, Zeit, Kraft...? Auch wenn es nur wenig ist - Er kann damit viele satt machen!


Dienstag, 11. März 2014

Gewinn statt Verlust

Fortsetzung von "Verzicht auf den Verzicht"

Wie gesagt: ich will mich beim Fasten nicht überfordern. Dazu gehört für mich, dass die Fastenzeit eine Zeit des Gewinns ist, nicht des Verlustes. 
Besonders deutlich wird mir das, wenn ich mir irgendwelche Aktivitäten verbiete. Auf Facebook sehe ich manchmal Leute, die sich zu Beginn der Fastenzeit für sechs Wochen verabschieden. Bewundernswert. Aber wenn ich meinen Internetkonsum einschränke (was mir auch gut tut!), ist die entscheidende Frage für mich: was mache ich mit der gewonnenen Zeit?
Wenn ich dann gelangweilt rumhocke und missmutig meinen virtuellen Freunden hinterhertrauere, wenn ich anfange, stattdessen fernzusehen oder sonstwie die Zeit totzuschlagen, ist nichts gewonnen. Erst wenn ich die Zeit sinnvoll nutze, für die Beziehungen zu meinen Nächsten und zu Gott, erst dann hat der Verzicht einen Wert.
Ich habe mal einen wundervollen Spruch gehört, der mich nicht mehr loslässt:
"Wieso läuft mir nur ständig die Zeit davon?"
"Vielleicht hat sie Angst, dass Du sie totschlägst, wenn Du sie erstmal hast." 


Fortsetzung folgt...

Montag, 10. März 2014

Wegkreuze


Die Fastenzeit hat begonnen und auch ich habe mir so einige Gedanken dazu gemacht.
Witziger Weise stolperte ich gestern über einen Text in dem stand, dass nun die vierzehntägige Bußzeit beginnt. 
Ein Fehler - sicherlich.
Aber ich kam nicht umhin, mir über diesen Fehler Gedanken zu machen und im Schluss reichen 14 Tage sicher nicht aus, um sich neu zu verorten.
Heute durfte ich Gast in einer Grundschule, im  Religionsunterricht sein.
Die Kinder hatten die Aufgabe zu überlegen, auf was sie denn  in der Fastenzeit verzichten wollten. Eine meinte auf Süßigkeiten.
Die Lehrerin erklärte, dass es gut sei, sich vielleicht nur eine Kleinigkeit auszudenken, damit man sein Vorhaben auch durchhalten könne.
Ein anderes Kind meinte, es würde in der Fastenzeit auf Brot verzichten. Es stellte sich heraus, dass  das Kind eine Allergie hatte. Also kein wirklicher Verzicht.
Wieder ein anderes Kind sagte: „ Ich verzichte in den nächsten vier Tagen auf Süßigkeiten!“  Die Nachfrage der Lehrerin war gesichert.
Die Begründung:  „Vier Tage kann ich gut überblicken, das kann ich schaffen, danach sehe ich weiter“.
Das Fasten ist sicher nicht einfach und fordert uns heraus. Fordert uns auf, Gewohntes zu lassen und Inventur zu betreiben, damit wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren können und damit Platz schaffen für Gott.
Für mich ist das wie eine Baustelle.
Im Blick auf das Kreuz, auf den, der sich für uns hingegeben hat,  will ich diese Zeit nutzen, um alte bröckelige Mauern  neu  auf- und auszubauen. ----------------------------
Allen eine gesegnete Fastenzeit.


Sonntag, 9. März 2014

1. Fastensonntag: Anspannen - entspannen

Festtage sind keine Fastentage
Diesen Satz habe ich schon als Kind gelernt und je ernster ich das Fasten nehme, desto wichtiger wird er mir. Früher klang das fast schon wie ein Scherz, wie eine Ausrede: "Wir schlagen der strengen Kirche ein Schnippchen!"
Heute sind die Pausen in der Fastenzeit für mich notwendig, um meine Vorsätze dann wieder mit Freude und (meistens auch) Leichtigkeit durchhalten zu können.
Etwas anderes ist natürlich das Heilfasten, das hat sein eigenes Timing und seine eigenen Regeln. Wenn man da einen Tag aussetzt, macht man sich den Effekt kaputt und bekommt erst recht Hunger. Ich habe in manchen Jahren die Fastenzeit mit einer Woche Heilfasten begonnen, eine wertvolle Erfahrung.
Aber die ganze Fastenzeit nutze ich anders. Sie dient mir nicht zur körperlichen Entschlackung. Wichtiger ist mir inzwischen die Überprüfung und Korrektur schlechter Gewohnheiten. Und wenn man sich etwas versagt, was einem lieb geworden ist, kann es eben sehr ermutigend sein, wenn der Zeitraum überschaubar ist. In diesem Sinne: einen entspannten Sonntag!

Samstag, 8. März 2014

Die Freude des Evangeliums: Weitergabe des Glaubens

15. Johannes Paul II. hat uns ans Herz gelegt anzuerkennen, dass » die Kraft nicht verloren gehen [darf] für die Verkündigung « an jene, die fern sind von Christus, denn dies ist » die erste Aufgabe der Kirche «. » Die Missionstätigkeit stellt auch heute noch die größte Herausforderung für die Kirche dar «, und so » muss das missionarische Anliegen das erste sein «.
Was würde geschehen, wenn wir diese Worte wirklich ernst nehmen würden? 
Wir würden einfach erkennen, dass das missionarische Handeln das Paradigma für alles Wirken der Kirche ist. Auf dieser Linie haben die lateinamerikanischen Bischöfe bekräftigt: » Wir können nicht passiv abwartend in unseren Kirchenräumen sitzen bleiben «, und die Notwendigkeit betont, » von einer rein bewahrenden Pastoral zu einer entschieden missionarischen Pastoral überzugehen «. 
Diese Aufgabe ist weiterhin die Quelle der größten Freuden für die Kirche: » Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren « (Lk 15,7).

Freitag, 7. März 2014

Verzicht auf den Verzicht

Die erste Woche der Fastenzeit ist schon fast vorbei. Okay, sie ist nicht lang, aber trotzdem: Motivation ist die halbe Miete!
Habt ihr gute Vorsätze? Und... durchgehalten?
Ich nehme mir meistens zu viel vor. Mehr als zwei verschiedene Sachen schaffe ich sowieso nicht, dann gebe ich irgendwann frustriert auf. Besser: von Anfang an reduzieren und mir überlegen, was wirklich wichtig ist. 
Bei vielem hilft mir die Frage: was tue ich stattdessen?
Wenn ich mir die Schokolade oder den Kaffee oder was auch immer ich sonst zu viel konsumiere sechs Wochen lang verkneife - was mache ich stattdessen? Ich fange z.B. in der Fastenzeit regelmäßig an, unglaubliche Mengen Tee in mich reinzuschütten - und merke daran erst, wieviel Kaffee ich sonst trinke. Sehr heilsam!
Früher war ich radikaler, da gab es dann nur Wasser. Aber ich habe gemerkt, dass mich das überfordert und frustriert. (Ich rede jetzt nicht vom echten Heilfasten, das habe ich auch schon gemacht und fand es toll, aber das ist etwas anderes.) Wenn ich merke, dass ich mir zu viel vorgenommen habe, muss ich einen Gang zurückschalten, sonst verliere ich die Freude. 
Fasten soll uns doch stärken - dafür brauchen wir Erfolgserlebnisse, auch beim Verzichten. Und die Erkenntnis, dass wir darin so begrenzt sind, ist auch eine Frage der Demut. Seien wir gnädig mit uns und unserer Schwachheit.

Fortsetzung folgt...

Donnerstag, 6. März 2014

Die Freude des Evangeliums: ewige Neuheit

II Eine ewige Neuheit

11. Eine erneuerte Verkündigung schenkt den Gläubigen – auch den lauen oder nicht praktizierenden – eine neue Freude im Glauben und eine missionarische Fruchtbarkeit. In Wirklichkeit ist das Zentrum und das Wesen des Glaubens immer dasselbe: der Gott, der seine unermessliche Liebe im gestorbenen und auferstandenen Christus offenbart hat. Er lässt seine Gläubigen immer neu sein, wie alt sie auch sein mögen; sie » schöpfen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt « (Jes 40,31). Christus ist das » ewige Evangelium « (Offb 14,6), und er ist » derselbe gestern, heute und in Ewigkeit « (Hebr 13,8), aber sein Reichtum und seine Schönheit sind unerschöpflich. Er ist immer jung und eine ständige Quelle von Neuem. [...] 
Jesus Christus kann auch die langweiligen Schablonen durchbrechen, in denen wir uns anmaßen, ihn gefangen zu halten, und überrascht uns mit seiner beständigen göttlichen Kreativität. Jedes Mal, wenn wir versuchen, zur Quelle zurückzukehren und die ursprüngliche Frische des Evangeliums wiederzugewinnen, tauchen neue Wege, kreative Methoden, andere Ausdrucksformen, aussagekräftigere Zeichen und Worte reich an neuer Bedeutung für die Welt von heute auf. In der Tat, jedes echte missionarische Handeln ist immer „neu“.

Mittwoch, 5. März 2014

Die Freude des Evangeliums ... die sich mitteilt

In dieser Fastenzeit lesen wir in unserem Konvent in Schwalmtal jeden Morgen ein Stück aus der Enzyklika "Evangelii Gaudium" - "Die Freude des Evangeliums" von Papst Franziskus.
Die ist so schön, dass wir hier immer wieder Zitate davon bringen werden. Die Nummern entsprechen denen des Originaltextes. Auslassungen sind durch [...] gekennzeichnet:

APOSTOLISCHES SCHREIBEN
EVANGELII GAUDIUMDES HEILIGEN VATERS
PAPST FRANZISKUS
AN DIE BISCHÖFE
AN DIE PRIESTER UND DIAKONE,
AN DIE PERSONEN GEWEIHTEN LEBENS 
UND AN DIE CHRISTGLÄUBIGEN LAIEN
ÜBER DIE VERKÜNDIGUNG DES EVANGELIUMS
IN DER WELT VON HEUTE

1. Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, sind befreit von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude. In diesem Schreiben möchte ich mich an die Christgläubigen wenden, um sie zu einer neuen Etappe der Evangelisierung einzuladen, die von dieser Freude geprägt ist, und um Wege für den Lauf der Kirche in den kommenden Jahren aufzuzeigen.

I. Freude, die sich erneuert und sich mitteilt

2. Die große Gefahr der Welt von heute mit ihrem vielfältigen und erdrückenden Konsumangebot ist eine individualistische Traurigkeit, die aus einem bequemen, begehrlichen Herzen hervorgeht, aus der krankhaften Suche nach oberflächlichen Vergnügungen, aus einer abgeschotteten Geisteshaltung. Wenn das innere Leben sich in den eigenen Interessen verschließt, gibt es keinen Raum mehr für die anderen, finden die Armen keinen Einlass mehr, hört man nicht mehr die Stimme Gottes, genießt man nicht mehr die innige Freude über seine Liebe, regt sich nicht die Begeisterung, das Gute zu tun. Auch die Gläubigen laufen nachweislich und fortwährend diese Gefahr. Viele erliegen ihr und werden zu gereizten, unzufriedenen, empfindungslosen Menschen. Das ist nicht die Wahl eines würdigen und erfüllten Lebens, das ist nicht Gottes Wille für uns, das ist nicht das Leben im Geist, das aus dem Herzen des auferstandenen Christus hervorsprudelt.
3. Ich lade jeden Christen ein, gleich an welchem Ort und in welcher Lage er sich befindet, noch heute seine persönliche Begegnung mit Jesus Christus zu erneuern oder zumindest den Entschluss zu fassen, sich von ihm finden zu lassen, ihn jeden Tag ohne Unterlass zu suchen. Es gibt keinen Grund, weshalb jemand meinen könnte, diese Einladung gelte nicht ihm, denn » niemand ist von der Freude ausgeschlossen, die der Herr uns bringt «.

Seid heilig!

"Lasst euch nicht mehr von euren Begierden treiben wie früher, in der Zeit eurer Unwissenheit. Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch euer ganzes Leben heilig werden. Denn es heißt in der Schrift: Seid heilig, denn ich bin heilig."
Dieses Zitat aus dem ersten Brief des Apostels Petrus drückt für mich wunderbar aus, worauf es in der Fastenzeit ankommt.
Wir sollen heilig sein. Also: wir alle. Nicht nur die Priester oder die Ordensleute oder die Figuren aus Gips auf den hohen Sockeln in den Kirchen, die schon 500 Jahre tot sind. Nein. Du und ich und Kevin Meier von nebenan. Wir alle sollen heilig sein. Weil Gott, der uns geschaffen hat, uns dazu beruft. Wir sollen selber heil werden und dadurch auch die Menschen um uns herum heilen. Wenn das jeder tut, kann auch die Welt heilig werden. 
Wenn wir heute in der Messe das Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet bekommen, sagt der Priester dazu entweder "Gedenke Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst" oder "Kehr um und glaub an das Evangelium". 
Beide Sätze sind natürlich gut und richtig. Aber mir gefällt der zweite besser. Zum einen ist im Evangelium die Sterblichkeit mit inbegriffen. Zum anderen ist dieser Satz auf unser Potential ausgerichtet. Ja, ich kann umkehren und glauben. Ich muss es nur tun.
Die Fastenzeit ist für mich immer die Chance, Dinge in den Blick zu nehmen, die sich eingeschlichen haben und mich daran hindern, heilig zu sein. Ein oder zwei Punkte picke ich mir raus (höchstens drei, mehr schaffe ich  nicht. Dann ist die Gefahr groß, alles frustriert hinzuschmeißen. Lieber wenig, aber dann durchhalten.) und nehme mir vor, meine Gewohnheiten für sechs Wochen zu korrigieren. Gerade dieser begrenzte Zeitrahmen macht manches möglich. 
Kann man in sechs Wochen heilig werden? Nein. Heilig bin ich nur in jedem einzelnen Augenblick. Deswegen schreibt Petrus auch nicht "Werdet heilig" sondern "Seid heilig"! Das kann man nicht üben oder lernen. In dem Moment, in dem ich mich auf Gott und sein Wort ausrichte, bin ich heil. Mmh... Schwierig? Okay, das Ausrichten auf Gott, das kann man natürlich schon lernen und üben. Aber das wäre mal einen eigenen Beitrag wert...
Gesegnete Fastenzeit!



Dienstag, 4. März 2014

Alles hat seine Stunde

Heute ist Veilchendienstag. Heute abend wird der Nubbel verbrannt oder der Hoppeditz begraben oder was auch immer man tut, um den Karneval, Fasching oder die Fastnacht zu beenden.
Ich sitze schon wieder im Büro. Ich habe Karneval sehr gern, aber ich hab auch genug mitbekommen, mit den Kollegen, mit den Kindern, mit den Schwestern, am Fernsehen.
Morgen ist Aschermittwoch, Beginn der Fastenzeit. Aber schon vor einigen Tagen habe ich auf Facebook die ersten Posts dazu gesehen mit Einladungen oder ernsten und besinnlichen Texten. Klar: wenn ich zu einer Veranstaltung einladen will, muss ich das rechtzeitig vorher tun. Wir haben im Kinderdorf auch vor einer Woche die Einladung zu den Frühschichten für Jugendliche ausgehängt.
Aber das ist etwas anderes. 
Mir geht es hier um die Menschen, die sich die Vorfastenzeit zurückwünschen. (Man kann Karneval auch ignorieren, weil man Karneval nicht mag, okay, aber das meine ich nicht.) 
Das große Fasten begann früher 70 Tage vor dem Ende der Osterwoche. Es wurde in der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils abgeschafft. Bis in die 1960er Jahre wurde also schon drei Wochen vor Aschermittwoch anders gebetet und zumindest in den Klöstern auch gefastet. Diese drei Wochen sind jetzt weggefallen. Heute feiern, morgen fasten.
Ich will mich bestimmt nicht vor dem Fasten drücken. Ich weiß, dass es mir in jeder Hinsicht gut tut, deshalb freue ich mich eigentlich jedes Jahr auf diese Zeit. Ehrlich. Aber ich finde (um es mal mit den Worten des alttestamtentlichen Propheten zu sagen: Alles hat seine Stunde. 
Die Fastenzeit wurde von den Kirchen eingeführt, um sich auf das große Osterfest der Auferstehung Jesu vorzubereiten. Der Karneval wurde vom Volk eingeführt, um noch einmal einen drauf zu machen, bevor man fasten muss. Also eins nach dem anderen - sonst macht es doch keinen Sinn, oder?
(Übrigens: Deshalb fängt für mich der Karneval auch an Weiberfastnacht an, nicht am 11.11. - denn am 11.11. ist St. Martin und das ist ursprünglich mit Süßigkeiten für die Kinder und Gänseschlachten so was wie der Karneval vor dem Advent, der ja früher auch eine Fastenzeit war. Aber das nur in Klammern.)
Jedenfalls: Ich finde den kirchlichen Jahreskreis klasse. Er hilft mir, mich immer wieder auf das Wesentliche auszurichten. Und ich freue mich, dass wir gerade im Rheinland manches an Brauchtum haben, das als Ventil genutzt werden kann, wenn die Kirche zu streng wird. (inklusive Mottowagen im Rosenmontagszug!) Sinn machen solche Ventile natürlich nur, wenn auch Druck da ist. Wer gar nicht vor hat zu fasten, sondern das ganze Jahr hindurch gleichmäßig Süßes, Alkohol oder was auch immer in sich reinkippt - wieso sollte der eigentlich in den tollen Tagen besonders über die Stränge schlagen?
Aber das ist zum Glück nicht mein Problem. Ich erzähle lieber noch einen Witz (hab ich aus dem Radio, WDR 5):
Fragt ein Mann seinen Pfarrer: "Wenn ich unserer Gemeinde eine Millionen spende, komme ich dann in den Himmel?" Der Pfarrer darauf: "Sicher versprechen kann ich es Ihnen nicht, aber Sie sollten es auf jeden Fall versuchen!" Helau und Alaaf!