Mittwoch, 31. Oktober 2012

Reformation

Ursprünglich war der Heilige Dominikus ausgezogen, um den Katharern (später Ketzern) den rechten Glauben zu predigen. Das ist jetzt fast 800 Jahre her und in dieser Zeit hat sich in der Kirche ja so einiges getan.
Man kann über die heutige Kirche meckern wie man will: ich finde es schön, dass vieles möglich ist, was noch vor einem halben Jahrhundert völlig undenkbar gewesen wäre. Das musste ich heute abend denken, als - ausgerechnet am Reformationstag! - unser dominikanischer Mitbruder Frank in die benachbarte evangelische Gemeinde kam, um dort die Predigt  zu halten. Eben nicht um zu bekehren, sondern einfach als Gastprediger.. Einige von uns Schwestern waren natürlich auch da und brachten vom gemütlichen Beisammensein nach dem Gottesdienst sogar noch ein Souvenir mit: "Echte Lutherkekse"!   

Die Nonnen von Lage, Teil III: Stille

Neulich waren die Firmlinge unseres Pfarrverbandes bei uns in Waldniel zu Besuch. Wir haben einen sehr schönen Gottesdienst gefeiert und sie waren auch interessiert und freundlich. Bei der Vorbereitung hatte Sr. Katharina ausdrücklich darauf geachtet, keine zu langen Phasen der Stille einzubauen - trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es einigen der Jugendlichen extrem schwer fiel, diese Momente auszuhalten. Kein Wunder: Wir reden nicht umsonst von der Reizüberflutung in unserer Gesellschaft.
Wie wäre es diesen Jugendlichen wohl in Lage ergangen? Hier habe ich während meiner Exerzitien eine beeindruckende Form von Reizreduzierung erlebt. Ich hoffe, meine Lager Mitschwestern verzeihen mir, wenn ich ein bisschen aus der Klausur plaudere, aber die Szene war für mich wirklich beispielhaft.
Das Refektorium in Lage: schlicht
Normalerweise wird in Lage beim Essen geschwiegen. Mittags gibt es eine Tischlesung und sonntags wird zu allen drei Mahlzeiten klassische Musik gespielt. An diesem Sonntag hatten die Nonnen einen Spielfilm gesehen. (Ich nicht, ich war ja in Exerzitien.) Das machen sie natürlich nicht oft, vielleicht hatten sie die DVD geschenkt bekommen. Jedenfalls hatten sie zwischen Non und Vesper einen sehr beeindruckenden Film gesehen. Beim Abendessen sagte die Priorin dann in die Stille hinein: "Wir lassen die Musik heute mal weg. Ich denke, wir haben ja alle noch mit dem Film zu tun."
Die Landschaft draußen:
auch nicht aufregend.
Genau richtig für meditative Spaziergänge!
Das ist Reizreduzierung, und ich meine, davon bräuchte unsere Gesellschaft mehr: Man hat etwas gesehen, gehört, geschmeckt, gelesen, gefühlt, erfahren - und anstatt dass wir es auskosten, verkosten, genießen und auf uns wirken lassen, wollen wir entweder immer mehr oder eilen direkt zum nächsten. Am besten immer mehrere Dinge gleichzeitig, als "multitasking" auch noch als eine erstrebenswerte Fähigkeit gepriesen. 
In Lage lerne ich, dass es nicht darauf ankommt, möglichst viel und vielerlei wahllos in meine Zeit zu stopfen. Viel wichtiger wird mir allmählich, eine bessere Auswahl zu treffen - und damit in die Tiefe zu gehen, mich davon verändern zu lassen. Denn in dieser Tiefe - dort wartet Gott.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Stehplatz in der Ewigkeit

Sonntag morgen in der Spülküche. Sr. Anna und Sr. Berta erledigen eifrig das Frühstücksgeschirr.
Sr. Clara kommt dazu: "Ihr seid ja ganz allein! Ihr seid aber tüchtig! Ich helf euch schnell."
Sr. Berta: "Danke. Aber bedauern musst Du uns nicht, wir polieren ja schließlich an unserem goldenen Stühlchen im Himmel."
Clara: "???"
Berta: "Ja, so'n goldenes Stühlchen braucht doch jede von uns später mal. Oder wolltest Du in der Ewigkeit einen Stehplatz haben?"
Clara: "Och, ich bin ziemlich standfest!"


(Namen geändert)

Freitag, 26. Oktober 2012

Die Nonnen von Lage, Teil II: Nonnen? Schwestern?

 Als ich "Die Nonnen von Lage, Teil I" geschrieben habe, bin ich sofort gefragt worden: ja, was heißt das denn "monastisch, kontemplativ"? Und was ist "apostolisch tätig"? 
Nun, zunächst mal vorneweg: ich mag diese Begriffe nicht besonders, denn m.E. steckt man damit leicht Leute in Schubladen, und dann passen sie doch nie ganz. Ich werde mal versuchen, die beiden Kategorien zu erklären, aber ich orientiere mich hier v.a. an den Schwestern von Bethanien und an den Nonnen von Lage: es gibt so viele Ordensfrauen, dass es auf jeden Fall welche gibt, auf die das unten Stehende nicht genau zutrifft!
Apostolisch tätig nennt man die Ordensleute, die einer meist sozialen Arbeit außerhalb ihrer Gemeinschaft nachgehen. Sie haben ein "Apostolat", ein Werk, einen Auftrag, z.B. Krankenhäuser oder Schulen, Altenheime oder Kinderdörfer, sie arbeiten mit Menschen in Not oder in der Pfarrseelsorge etc.. Solche Ordensfreuen nennen sich "Schwestern". Die Kraft für ihre Arbeit kommt aus dem Gebet, meistens beten sie täglich zwei-dreimal gemeinsam, morgens die Laudes und abends die Vesper und nach Möglichkeit besuchen sie täglich die Heilige Messe. Außerdem meditieren sie individuell, das müssen sie irgendwo in ihren Arbeitsalltag einfügen.
Der Innenhof in Lage
"Nonnen" führen ein völlig anderes Leben, eben "monastisch und kontemplativ". Ihre erste Aufgabe ist das Gebet. Sie haben täglich sieben gemeinsame Gebetsweisen, ganz so, wie es sich schon vor Jahrhunderten in den Klöstern entwickelt hat. Dieses "Offizium" besteht aus Lesehore, Laudes, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet, dazu kommt täglich die Heilige Messe. Darüber hinaus haben die Nonnen täglich mehrere Stunden "Betrachtungszeit". Das ist in etwa vergleichbar mit den Meditationen der Schwestern, nur dass es fest in den Tagesablauf eingeplant ist: alle in der Gemeinschaft haben zur gleichen Zeit eine Stunde zum Beten frei. Und weil es so viel Zeit dafür gibt, ändert sich mit den Jahren auch die Art des Gebetes - es wird zur Kontemplation.
Natürlich müssen die Nonnen auch von irgendetwas leben. Manche haben eine Hostienbäckerei oder sie sticken Paramente (Priestergewänder usw.), das sind klassische Tätigkeiten für Nonnen, weil man dafür das Haus nicht verlassen muss. Denn das tun Nonnen nicht. Sie haben sich freiwillig eingesperrt und verlassen das Haus nur in wirklich wichtigen Fällen, wenn es gar nicht anders geht, z.B. für Arztbesuche. 
Das ist mal ein erster Versuch einer ziemlich groben Unterscheidung. In den nächsten Tagen möchte ich gerne zu dem einen oder anderen Punkt noch ein bisschen mehr schreiben. Aber eines kann ich jetzt schon sagen: überall gibt es Extremisten und Fanatiker. Aber die Nonnen von Lage sind weder das eine noch das andere. Sie betrachten die Gesetze und Regeln ihres Standes durchaus pragmatisch: was notwendig ist, wird getan, aber was das (geistliche) Leben behindert, wird geändert. Das gilt beim Gebet, bei der Klausur, beim Schweigen. Aber dazu später mehr...


Donnerstag, 25. Oktober 2012

Gebt den Kindern das Kommando

Seit Mittwoch Abend läuft in SWR 1 die Hitparade.
Dort werden die besten 1000 „Hits“ die die Hörer gewählt haben werden in den kommenden Tagen gespielt.
Heute Nachmittag lief  das Lied von Herbert Grönemeyer (Gebt den Kindern das Kommand)  und ich konnte nostalgischen Gedanken nicht mehr ausweichen.
Prompt ging mir durch den Kopf ,wie das mit den Kindern heute so aussieht.
Was würde passieren, wenn wir den Kindern das Kommando gäben?

Da fällt mir das Wort Partizipation ein, das in aller Munde ist und auch im Kindergarten seinen Platz haben soll.
Genauso wie die Sprachförderung, Gewaltpräventionsprogramme und vielzählige andere Bildungsprogramme für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund.  

Es hat oft was von „Kopf auf – Bildung rein – Kopf zu.“
Vielleicht war es auch ein guter Einfall daß eine Firma das Thema aufgenommen hat, damit Erwachsenen über unsere „Zukunft“  Kinder mal wieder nachdenken und sich auf wesentliches beschränken und dem Bildungswahnsinn den Kampf ansagen.

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 (Werbung bitte wegdenken)

Bildung und Chancengleichheit ist wichtig und wendet Not!
Das alles geht aber nicht durch Schnellschüsse und Sparmaßnahmen. Kinder kosten, sie geben das aber um ein vielfaches wieder an uns (unsere Gesellschaft) zurück.

Dann frage ich mich, wie Jesus das wohl gesehen hätte. Es gibt viele Stellen in der Bibel die davon erzählen, wie Jesus zu Kindern stand.
Was wäre wohl wenn wir so würden, wie wir mal waren?
Kinder…

Vielleicht wären wir geduldiger, unbeschwerter, angstfreier versöhnlicher.
Wenn uns das gelänge, wäre unser Vertrauen auf Gott, auf unser aller Vater, möglicherweise um ein vielfaches stärker.
Ich wünsche mir, diesen Gedanken in mir zutragen und vielleicht nicht alles so schwer zu nehmen.

Hoffentlich  schaffen  wir es bald wieder, Kinder SEIN zu lassen und sie wachsen und werden lassen.

Hoffentlich gibt es bald wieder zahlreiche,  ernsthafte Politiker, die Kinder in den Blick  nehmen und sich es zu einer Herzensangelegenheit machen, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen, um daraus folgend ein kindgerechtes Bildungsprogramm zu schaffen.


Mittwoch, 24. Oktober 2012

Die Nonnen von Lage, Teil I: Einleitung

Vor wenigen Tagen bin ich aus den Exerzitien wiedergekommen. Ich war in Rieste-Lage, bei Osnabrück. Dort leben Dominikanernonnen im Kloster "Zum gekreuzigten Erlöser". Sie sind unsere Mitschwestern im Heiligen Dominikus. Da gibt's natürlich ziemlich viele, aber gerade diese kleine Gemeinschaft ist uns Schwestern in Bethanien und besonders in Waldniel besonders nahe. 
Eigentlich komisch, denn wir sind so unterschiedlich wie nur was - wirklich! Aber diese Verbundenheit liegt daran, dass wir schon einige schwere Zeiten zusammen durchgemacht haben. Die Details würden hier zu weit führen.
Jedenfalls liebe ich Lage! Ich habe inzwischen geklärt, dass ich nicht zum monastischen, "kontemplativen" Leben berufen bin, also zum Leben mit dieser Art von Klausur und Gebet. Ich will schon in meiner "apostolisch tätigen" Gemeinschaft bleiben. Aber ich bin davon fasziniert. Immer wieder finde ich dort die Ruhe, die ich brauche, um wieder weiter zu können in meinem Alltag. Drum möchte ich hier ein bisschen von Lage erzählen... 


Fortsetzung folgt

Samstag, 20. Oktober 2012

Kontemplation

Hier ein Text von Andreas Knapp als kleines Mitbringsel aus meinen Exerzitien:

Kontemplation

Beim Zählen der Sterne
lachend immer wieder
von vorn beginnen

In der Zeitvergessenheit
der Brandung
Atem schöpfen

Den Zugvögeln
einfach nur zuschauen
wenn sie weiterziehen

Den Duft der Rose
ungepflückt
verschweben lassen

Lauschen auf die Stille
nach dem Wort

Nicht mehr fragen mussen
was bringt's

Warten ohne Erwartungen
absichtslos bei dir sein

Daran Genüge finden


Mittwoch, 17. Oktober 2012

Glaubenssätze

Am Sonntag hatte ich geplant mit ein Paar Frauen zur Bruder Klaus Kapelle in die Eifel zu fahren.
Leider kam mir eine hässliche Grippe dazwischen.
Bis in die Sonntagsmesse hab ich es dann aber doch geschafft. Dort konnte ich unsere Gruppe dann treffen und persönlich absagen.
Wir hatten eine kleine Andacht geplant und dabei wurde ich auf diese Glaubenssätze von Dietrich Bonhoeffer aufmerksam.
 Vielleicht ist es gut sich im Jahr des Glaubens mit den eigenen Glaubenssätzen auseinander zu setzen. Vielleicht finden wir ein Gegenüber mit dem wir darüber sprechen können. 
Und vielleicht können wir für Andere Hoffnung sein wenn wir über unseren Glauben sprechen.



"Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.

Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.

Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.

Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.

Ich glaube, dass Gott... auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet."

Dietrich Bonhoeffer

Dienstag, 16. Oktober 2012

Der Drachen ist weg!

Ein unbekannter hat im Emsland ein Ölgemälde zerstört.
Sicherlich kann man über Kunst streiten, dennoch ist es ein Werk, andem ein Künstler viele Stunden gearbeitet hat.
Der Pfarrer äußert sich dazu sehr barmherzig, denn er möchte nur das fehlende "Stück" zurück.
http://www.spiegel.de/panorama/salzbergen-unbekannte-schneiden-teufelsbildnis-aus-oelgemaelde-a-861627.html

Freitag, 12. Oktober 2012

Jahr des Glaubens

Gestern hat sich unsere Laiengemeinschaft erneut in Waldniel getroffen.
Wie immer haben wir die Aufgaben aufgeteilt und ich habe den  geistlichen Impuls mit Gebet vorbereitet.
Beim Vorbereiten traf ich auf eine Meditation zu einem Marienbild in Verbindung mit Pater Lataste.
http://en.wikipedia.org/wiki/Mater_Admirabilis
Ich bin auf Umwegen zu den Dominikanerinnen von Bethanien gekommen und zugegeben:
Maria ist war für mich bis vor kurzem eine Frau  mit der ich große Schwierigkeiten hatte.
Dafür gibt es viele Gründe, die vor allem in meiner Vergangenheit liegen.
Das Schöne ist:
Ich habe Maria nun kennengelernt als eine starke selbstbewußte Frau, eine glaubensstarke Frau, die sich den Schwierigkeiten ihres Lebens gestellt hat.
Immer im Vertrauen auf Gott.
Wie passend dieses Thema am Donnerstag abend war wurde mir dann erst klar, als ich feststellte daß gestern das Jahr des Glaubens begonnen hat.
Zugegeben, ich bin eigentlich keine Freundin von Tagen und Jahren mit bestimmten Themen. Aber im Jahr des Glaubens hoffe ich auf viele gute Begegnungen mit Menschen.
Ich hoffe auf gute und ehrliche Gespräche und hoffe, daß ich Maria als Schwester im Glauben weiter erfahren darf.

Leer werden

"Kein Gefäß kann zweierlei Trank in sich fassen. Soll es Wein enthalten, so muss man notgedrungen das Wasser ausgießen; das Gefäß muss leer und ledig werden. Darum: sollst du göttliche Freude und Gott aufnehmen, so musst du notwendig die Kreaturen ausgießen."

Meister Ekkehard, dominikanischer Mystiker

Damit verabschiede ich mich in die Exerzitien, bis später!

Montag, 8. Oktober 2012

Viel Lärm um nichts?

Heute abend ist eine unserer Schwestern verloren gegangen. In den Zug gestiegen, aber nicht zur rechten Zeit am rechten Ort angekommen. Eigentlich keine große Sache, möchte man meinen. Vielleicht war nur der Zug verspätet und sie hat den Anschluss verpasst. Aber: inzwischen ist es dunkel, sie ist in einer fremden Stadt und auch nicht mehr die Jüngste - und außerdem hat sie kein Handy.
Also fangen wir hier an, uns kollektiv Sorgen zu machen. Erschwerend kommt hinzu, dass alle, die irgendetwas Relevantes wissen könnten, gerade außer Haus sind und ebenfalls keine Handies dabei haben. Sozusagen extrem erschwerte Kommunikationsbedingungen.
Als ich von der Sitzung des Gemeindeausschusses zurück kam, hing ein Zettel an meiner Tür: sie ist wieder aufgetaucht. Die Details werde ich wohl morgen erfahren, aber vermutlich war es viel Lärm um nichts. Und ich frage mich: wie haben wir Jahre und Jahrzehnte ohne Handies überlebt? Waren unsere Mütter jedes Mal so aufgeregt, wenn wir mal nicht pünktlich waren? Oder waren wir vielleicht einfach immer pünktlich, weil es noch eine andere Bahn war? Ich weiß es nicht, ich weiß es einfach nicht mehr...

Samstag, 6. Oktober 2012

Kekse

In unserer Teeküche steht ein Topf für Gebäck. Daraus dürfen wir uns was nehmen, wenn es gerade nötig ist. Ich gehe meistens dann dran, wenn ich abends noch länger im Büro war und ein Betthupferl brauche. 
Sr. Maria füllt den Topf immer wieder auf: in der Weihnachtszeit mit Selbstgebackenem, aber sonst ist es meist einfacher: Butterkekse, die Gebäckmischung vom Aldi usw..... Gestern abend, als ich hoffnungsvoll den Deckel aufmachte, war der Topf leer. "Och Mann! Wieso gerade jetzt! ... " wollte ich innerlich grummeln. Und plötzlich erschien mir dieser Topf wie ein Sinnbild für das Leben:
Ich bekomme so vieles geschenkt, Tag für Tag. Das meiste nehme ich ohne viel Aufhebens einfach im Vorübergehen mit. Irgendwann gewöhne ich mich daran, dass es allerlei Luxus in meinem Leben gibt, Auto, Waschmaschine, Spülmaschine, Heizung, fließend kaltes und heißes Wasser... Aber je selbstverständlicher es ist, desto weniger wird es wert - komisch! Und wenn eines Tages mal die Heizung ausfällt oder das Wasser oder der Internetzugang, dann bin ich ganz schnell empört - als hätte ich ein Anrecht auf all das. 
Dabei ist es mir doch alles nur von Gott geschenkt. Mein ganzes Leben mit allen Auf und Ab verdanke ich Ihm. Wenn ich mir dessen wieder bewusst werde, dann kann ich glücklich sein über jeden Tag, auch wenn mal einer darunter ist, der kein besonderes Highlight enthält. Dann kann ich sogar danken in Zeiten, in denen der Topf mal leer ist.

Montag, 1. Oktober 2012

Tut nix

Gestern ist es mir passiert - was ich bisher immer nur als Witz erzählt oder gehört habe, ist mir tatsächlich passiert. Ich habe einen wunderbaren frühherbstlichen Spaziergang gemacht durch Feld und Wald bei herrlichem Wetter, da kommt mir ein Mann mit zwei Hunden entgegen. Ich war schon einigen Hunden auf dem Weg begegnet, alle angeleint und freundlich. Aber diese, relativ groß, waren anders. Erstens sehr lebhaft und zweitens war nur der eine an der Leine. Der andere stürzte sich sofort auf mich, kaum dass er mich entdeckt hatte. Ich bin ganz langsam weitergegangen und habe den Hund nicht angesehen - hab mal gelesen, dass das das Beste sei.
Aber dieser Hund ließ nicht von mir ab, sprang laut bellend um mich rum, an mir hoch. Ach ja: muss ich betonen, dass ich Hunde nicht mag? Wenn sie lieb sind und ein bisschen auf Abstand bleiben, dann geht es, alles andere muss ich echt nicht haben.
Ich sage also zum Besitzer. "Können Sie bitte Ihren Hund zurückrufen?" Er müht sich auch nach Kräften, kämpft aber gleichzeitig mit dem anderen Vieh an der Leine - und natürlich hört Fiffi (oder Hasso oder wie auch immer) nicht die Spur auf sein Rufen. 
Dann kam der Satz. Der Satz, den alle Hundebesitzer in dieser Situationen sagen und der als Pointe in einem Witz schon ausgelaugt wäre, aber er kam wirklich: "Der tut nichts, der will nur spielen."
Mein Spazierweg am 30.09.2012!
Aus verständlichen Gründen gibt es
kein Bild der Hunde... ;-)
In dem Moment spüre ich Fiffis Zähne an meinem Arm (ich hatte wegen des warmen Tages meine Ärmel hochgestreift) und rufe diesmal schon ziemlich laut: "Können Sie nicht endlich Ihren Hund zurückrufen?" Darauf antwortet Fiffis Ernährer ("Herrchen" kann man wohl kaum sagen) doch tatsächlich: "Was glauben Sie, was ich die ganze Zeit tue?" und wiederholt kurz darauf, als Fiffi sich dann doch einfangen lässt, noch einmal: "Der will nur spielen."
Was sagt man dazu? Eigentlich nur eins: "Ach ja? Ich aber nicht!"

P.S.: nächstes Mal schreibe ich wieder was Frommes, versprochen. Aber manchmal muss man auch Dampf ablassen.