Montag, 29. September 2014

Freiwillige Todesstrafe

In Belgien bittet ein seit fast 30 Jahren inhaftierter Mann um Sterbehilfe. Verschiedene Zeitungen (z.B. die Rheinische Post) berichten heute darüber und beleuchten das Thema ausführlich. 
Als 20jähriger hatte er eine Frau vergewaltigt und ermordet und war zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er wurde "interniert", was etwa der deutschen Sicherheitsverwahrung entspricht, allerdings kam es praktisch nicht zu den Therapien, die mit dieser Maßnahme eigentlich verbunden sind - obwohl der Gefangene selber sich mehrfach darum bemüht hatte. Frank van den Bleeken leidet unter sexuellen Wahnvorstellungen und möchte jetzt lieber sterben, als so weiterleben wie im Moment.
Belgiens Gesetze erlauben aktive Sterbehilfe in vielen Fällen, das wäre mal einen eigenen Artikel wert, ist aber jetzt nicht mein Thema. Mir geht es heute um etwas anderes. Die Rheinische Post formuliert es so:

"Darf ein psychisch kranker Häftling per Todesspritze seiner Haft entkommen?" und schreibt weiter: "Die Hinterbliebenen des Mordopfers haben dafür kein Verständnis. 'Er soll in seiner Zelle sterben', sagte die Schwester des Opfers dem Blatt 'Het Laatste Nieuws'."

Dazu kommt mir zweierlei: Die erste Frage klingt fast so, als wolle Frank van den Bleeken aus der Haft fliehen. Ist das so? Kommt er wirklich zu leicht davon, wenn er nach 30 Jahren Gefängnis getötet wird?
Zum anderen die Reaktion der Hinterbliebenen: Eine Vergewaltigung kann man nicht ungeschehen machen, einen Mord sowieso nicht. Es gibt in einem solchen Fall also keine Wiedergutmachung, im konkreten Fall Frank van den Bleeken geht es nicht mal um die öffentliche Sicherheit, denn er wird so oder so bis zu seinem Tod gefangen sein. Worum geht es also? - "Er soll in seiner Zelle sterben". Damit ist wohl gemeint, er solle möglichst lange ein möglichst schweres Leben haben. Klingt für mich nach Rache.
Es klingt danach, dass einem Menschen keine 2. Chance gegeben wird, nicht mal wenn die darin bestünde zu sterben.
Ich finde Sterbehilfe schrecklich, aber die Vorstellung, dass dieser Mann gezwungen werden soll, lebenslang seine Wahnvorstellungen zu ertragen - ohne dass ihm jemand dagegen hilft - weckt mein bethanisches Selbst. Pater Lataste ist damals im Frauengefängnis von Cadillac vielen Frauen begegnet, die so verzweifelt über ihre Schuld und ihre Perspektivlosigkeit waren, dass sie sich umbringen wollten. 
Seine Antwort war, ihnen von der Barmherzigkeit Gottes zu erzählen. Wer seine Taten bereut und neu beginnen will, den weist Gott nicht zurück. Niemals. Vor Gott zählt die Gegenwart, nicht die Vergangenheit. Auf viele der Frauen hat das wie eine Befreiung gewirkt, auch wenn sich äußerlich nichts änderte.
Es zeigt uns aber auch, wie weit wir noch von Gott entfernt sind, wenn wir nicht verzeihen können. Versuchen wir doch, Ihm ähnlicher zu werden!

Freitag, 26. September 2014

Unsichtbare Frauen

Gestern habe ich ein Video gesehen, das eine Frau heimlich in der syrischen Stadt Rakka gefilmt hat. Rakka gilt als die Hochburg der IS-Miliz. Die Frauen in dem kurzen Video sind alle vollständig verschleiert, im Kommentar heißt es, die Islamisten hätten am liebsten, wenn Frauen überhaupt nicht mehr auf den Straßen zu sehen wären.
Plötzlich wird die filmende Studentin von einem Auto angehalten. Zwei Männer fordern sie auf, ihre Kleidung zu ordnen: "Ich kann dein Gesicht sehen." Sie entschuldigt sich und richtet den Gesichtsschleier (Nikab). Der Beifahrer entlässt sie mit einem freundlich mahnenden "Gott liebt eine verhüllte Frau".
Darüber musste ich nachdenken.
Bildquelle: dpa, Rheinische Post vom 25.09.2014
Ja, Gott liebt all diese vollständig verhüllten Frauen. Zweifellos. Im Alten Testament heißt es, Gott liebt alles, was er geschaffen hat, denn hätte er es nicht geliebt, dann hätte er es nicht geschaffen. Eine wunderbare Aussage. Und natürlich steht im Koran, dass die Frau sich verhüllen soll. Genauer gesagt steht in Sure 24 "Das Licht", die gläubige Frau solle ihre Augen niederschlagen und ihre "Scham hüten", ihre Reize nicht zur Schau tragen und "ihren Schleier über ihren Busen schlagen". (zit. nach der Reclamausgabe von 1960) 
Aber wieso hat dieser Mann dann ein Problem damit, wenn er das Gesicht der Frau sehen kann?
Ich bin sicher: hätte Gott gewollt, dass Frauen für Männer unsichtbar sind - dann hätte er die Männer ohne Augen erschaffen.

Donnerstag, 25. September 2014

Die 100jährige - hat gefeiert!


Also, jetzt ist unsere Geburtstagsfeier schon eine Woche her und ich hab Dir immer noch nicht die Bilder gezeigt! Hier, schau mal: es war richtig schön! Zuerst haben wir Messe gefeiert in einer kleinen Kirche in Nunhem. Da haben wir gerade so eben alle reingepasst: 120 Schwestern. Im Altarraum war noch ein bisschen Platz übrig, da haben wir noch ein paar Priester eingeladen, damit es da vorne nicht so leer ist. Nein, nur Spaß. Vier Mitbrüder waren da: P. Karl, P. Diethard, P. Manuel und P. Marc und dazu lieber Freund von den Redemptoristen: Jan Hafmans. 
Wir haben ein neues Lied gesungen, das zwei unserer Schwestern geschrieben haben, inspiriert von einer Predigt von Pater Lataste: "Ich habe Wunder gesehen". Und dann mussten wir bei den Fürbitten nochmal sehr kreativ werden: Vorne stand unser Wappen aus Pappe. Das gleiche Wappen hatte eine Vorbereitungsgruppe vorher zu Puzzleteilen zerschnitten und jedem Konvent (Hausgemeinschaft) ein Teil gegeben. Darauf haben wir dargestellt, wofür wir nach 100 Jahren Bethanien dankbar sind. Und das haben wir dann wieder zum Wappen zusammengesetzt und dabei auch laut gesagt.
Nach der Messe sind wir in ein Lokal gegangen, haben gegessen und ein bisschen Programm gehabt. Und zum Abschluss sind wir auf den Friedhof des Mutterhauses gefahren, in Venlo. Das ist immer ganz komisch, denn wir mussten das Mutterhaus aufgeben: wir können in Venlo nur noch auf den Friedhof. Aber wir machen dort jedes Jahr eine Gräbersegnung und so haben wir auch diesmal eine schöne kleine Feier hingekriegt. Wir haben auf jedes Grab eine Rose gelegt und natürlich mit dem "Salve Regina" und dem "O lumen" - den lateinischen Gesängen zu Maria und zum Heiligen Dominikus - geendet.

P.S.: MEHR BILDER GIBT ES BALD IN UNSERER JUBILÄUMS-BILDERGALERIE!!!!

Mittwoch, 24. September 2014

Bethanische Erziehung

Neulich habe ich mal wieder Else getroffen. Also eigentlich heißt sie anders, aber ich vermute, es wäre ihr nicht recht, hier in der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.
Else ist in einem unserer Kinderdörfer aufgewachsen. Mit großer Zuneigung hält sie ihrer Kinderdorfmutter Sr. Anna (auch die benenne ich jetzt mal um) die Treue, jetzt schon seit Jahrzehnten, auch noch obwohl Anna längst etwas dement ist.
Als Else erwachsen wurde, ist sie natürlich aus dem Kinderdorf ausgezogen und hat sich ein normales, selbstständiges Leben aufgebaut. Aber irgendwann kam sie zurück zu uns. Als Mitarbeiterin. Nein, sie ist keine Erzieherin und auch nicht in der Verwaltung oder gar Leitung. Sie gehört zum Fundament oder ist sowas wie der Mörtel, der das Fundament erst stabil macht: Else gehört zu unseren Hauswirtschafterinnen, jetzt schon viele, viele Jahre.
Und so laufen wir uns immer mal wieder über den Weg, grüßen uns, plaudern ein wenig.
Neulich also kam sie und fragte mich, ob wir nicht Birnen haben wollten. Sie hätte so viele. Oh ja, danke, das ist aber nett!
Eine Woche später traf ich sie wieder. "Die Birnen waren lecker, nochmal danke!" "Wollt ihr auch Birnenmarmelade?" "Aber Marmelade ist doch haltbar. Wollen Sie die nicht lieber selber behalten? Oder wir kaufen sie Ihnen ab. Birnenmarmelade ist doch kostbar!"
Da sagt Else doch tatsächlich sehr bestimmt: "Nein. Ich teile gerne. Und für Geschenke nimmt man nichts. Das macht man nicht. Machen Sie mir nicht meine bethanische Erziehung kaputt." Und lacht mich dabei strahlend an.

Dienstag, 23. September 2014

Babyboom im Kinderdorf


An diesem Wochenende war es wieder so weit: in unserem Kinderdorf in Schwalmtal hatten wir mal wieder einen Babyboom. Es handelt sich um ein Projekt, bei dem Jugendliche ausprobieren können, wie es sich anfühlt, einen Säugling zu betreuen. Die Babypuppen sehen einigermaßen echt aus und vor allem weinen sie laut und in unregelmäßigen Abständen Tag und Nacht. Es ist unterschiedlich, womit die jungen Probeeltern sie beruhigen können: mal will das Plastikbaby etwas zu essen, mal ist die Windel nass, mal will es einfach nur ein bisschen geschaukelt werden.
Auf dem Bild, das ist Rose, in der ersten Nacht hat sie ihre Pflegemutter sechs Mal geweckt. Die ist 14 Jahre alt und nahm das ziemlich gelassen. Zwei andere schleppten sich etwas mühsam mit ihren Kleinen ab. Auch sie haben ihnen liebevoll Namen gegeben. Aber als ich fragte, wie lange sie ihre Babys haben, sagte die eine: "Am Sonntag schaltet sich das ab." Naja, an der emotionalen Bindung müssen wir da wohl noch arbeiten.
Beim letzten Mal hat eine Jugendliche das Projekt abgebrochen mit der Erkenntnis, sie wolle lieber doch noch etwas warten mit dem ersten Baby.Auch diesmal hat eine der elf die Babypuppe schon nach einer Nacht zurückgegeben: zu anstrengend. Hoffen wir, dass die Erkenntnis zu Taten führt, bis die Mädels reif genug sind, sich wirklich auf ein Kind zu freuen und dafür zu sorgen.

Sonntag, 21. September 2014

Face To Face

Dieses Wochenende war ich in Erfurt. Eine schöne Stadt, so wie ich es sehen konnte und meine Zeit es zuließ.
Anlass meines Besuchs in Erfurt war ein Bloggertreffen. Für mich das 2. Mal.
Ich habe mich darauf gefreut denen zu begegnen, die man eigentlich nur vom Lesen her kennt.
Face to Face.
16 sehr unterschiedliche Teilnehmer mit unterschiedlichen Zielen hinsichtlich des Bloggens.
Herr Prof.  Matthias Sellmann ( Ruhruniversität Bochum / Pastoraltheologie) gab eine kurze Einführung in die Pastoraltheologie.
Frau Heiliger berichtete über Ihre Umfrage und die Auswertung ihrer Arbeit, die sie im Rahmen ihres Studiums gemacht hatte.
Interessant war die Positionierung der Blogger hinsichtlich der „Blogezoese“. Viele wollen sich nicht zu dieser Gruppierung zugeordnet wissen.
Der Begriff scheint missverständlicher zu sein, als das ursprünglich beabsichtigt war.
Ursprünglich wurde der Begriff  mit einem ironischen Augenzwinkern geprägt.
Nun wird der Begriff sehr ernst genommen und stößt bei einigen Nutzern und Lesern eher auf Ablehnung.
Eine Wirkungsweise, die sich die Mitglieder der kath. Bloggerszene wohl noch mal stellen müssen.
Vieles wurde diskutiert, vor allem aber, inwieweit die Blogs „missionarisch" wirken sollen, welche Möglichkeiten man schaffen kann, um höhere Zugriffzahlen zu erreichen, auch aber, wie Facebook für diese Zwecke eingesetzt wird oder werden kann.
Gut waren die Begegnungen in den Pausen und bei den Mahlzeiten, ebenso das gemeinsame Gebet, das immer wieder ein Zusammengehörigkeitsgefühl  gab und zeigte, dass kath. Blogger auch in der realen Welt den Glauben leben und praktizieren.
Das zeigte sich besonders im Stundengebet und vor allem beim Singen des SALVE REGINA, das - wie ich fand - gut gelang.
Leider war das Wochenende für mich auch von intensiven Kopfschmerzen geprägt, so dass ich am Nachmittag für
2 Stunden aussteigen musste und so den Vortrag von Peter Winnemöller  verpasste. (Sehr schade)
Und doch gab es in der Abschlussdiskussion noch einige wichtige Informationen, an denen wir gemeinsam arbeiten können.
Es wurde auch die Frage aufgeworfen, warum viele kath. Institutionen nicht bloggen.
Gerade für die Diözesen wäre es eine gute Möglichkeit, Menschen auf anderen Wegen zu erreichen. 
Die kath. Bloggerszene wird wahrgenommen, auch von der ofiziellen Kirche. Einige sehen das mit Sorge, andere sind da eher entspannt.
So könnten sich auch die Amtsträger innerhalb der Kirche mehr zeigen und ihre Botschaft verbreiten, denn in der Studie wurde deutlich, dass es kaum Seiten von Bloggern gibt, die für die Bistümer bloggen, obwohl das Bloggen enorme Möglichkeiten bietet. (...wäre da nicht die Angst vor den „neuen“ Medien)
Wer weiß, vielleich bloggt bald unser neuer Kardinal in Köln? Das wäre doch ein spannender Anfang!
Das Bloggen ist ein guter Weg, um Menschen aus allen gesellschaftlichen Zusammenhängen zu erreichen.
Es ist ein guter Weg, um Menschen von dem zu erzählen,  was unsere Hoffnung ist.
Insgesamt eine gute Veranstaltung und ich freue mich schon auf die nächste, 2015.
Und um es nicht zu vergessen:
Vielen Dank an Norbert Kebekus und Andrea Imsweiler für die gute Vorbereitung und Durchführung!!!




Donnerstag, 18. September 2014

Prüde

Kinderpornographie ist ekelhaft. Ich denke, soweit sind wir uns einig. Jetzt sollen die einschlägigen Gesetze zum Schutz der Kinder verschärft werden. Gut so, sollte man meinen - aber nicht alle sind damit glücklich.
Zunächst mal zur Sache: Bisher waren Bilder strafbar, die sexuellen Missbrauch von Kindern zeigten, nicht einfach nur nackte Kinder am Strand oder so. Deutlich wird der Unterschied am Fall des Politikers Edathy: Er besaß große Mengen von Bildern nackter Kinder (vielleicht zum Zwecke anatomischer Vergleichsstudien, keine Ahnung), aber sagte zu seiner Verteidigung: "alles legal erworben". 
Das soll sich jetzt also ändern. Künftig soll überhaupt der Besitz und das Verbreiten von Nacktbilder von Kindern strafbar sein, sofern sie ohne Erlaubnis der Eltern gemacht wurden. Kritiker nennen das "unverhältnismäßig" und befürchten nun eine neue Prüderie.
Dazu möchte ich etwas sagen. Als Erzieherin. Und als Öffentlichkeitsbeauftragte einer Gemeinschaft, die Trägerin dreier Kinderdörfer ist.
Ja, Prüderie ist nicht toll, wir wollen alle nicht in unsere verklemmte Kindheit zurück. Und nein, wir wollen auch nicht, dass jetzt lauter Nachbarn einander verklagen, weil sie sich gezankt haben und ihnen einfällt, dass die anderen doch noch Bilder haben müssen vom letzten Kindergeburtstag im Hochsommer. Aber - hallo? - es geht hier nicht um die Erwachsenen! Es geht um den Schutz von Kindern.
Kinder haben Rechte. In der UN-Kinderrechtskonvention ist sogar ausdrücklich das Recht der Kinder auf Privatsphäre festgehalten. In diesem Fall heißt das: ein Kind hat das Recht darauf, selber zu entscheiden, welche Bilder von ihm veröffentlicht werden. Ist es dazu noch zu klein, liegt die Entscheidung bei den Eltern. Die stehen dann vor der Frage:
Wenn mein Kind nackt rumläuft (wogegen ja erstmal nichts zu sagen ist), muss ich es dann auch in jeder Situation fotografieren?
Wenn ich mein Kind nackt fotografiert habe (wogegen erstmal nichts zu sagen ist), muss ich dieses Foto dann auch veröffentlichen? Oder wird mein Kind später einmal etwas dagegen haben, sich selber so im Internet zu finden?
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass es hier nicht um die Frage von Prüderie oder von einer drohenden Klagewelle geht, sondern vielmehr darum, dass wir uns selber beschränken müssen: nicht alles, was wir ganz harmlos in unserem Alltag erleben und auf Bildern festhalten, gehört in die Öffentlichkeit. Nur gibt es leider inzwischen immer mehr Menschen, die diese simple Tatsache als Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit betrachten und deshalb nicht akzeptieren wollen.

Mittwoch, 17. September 2014

Herrn Mazyeks Krokodilstränen

Ich gestehe: ich habe während der Konvents-Exerzitien Tagesschau geguckt. Für die, denen das jetzt nix sagt: das ist keine Katastrophe, aber eigentlich macht man das nicht. Egal, es ist passiert. Wäre nicht der Rede wert, wenn die böse Tat nicht eine noch bösere Konsequenz hätte: ich habe etwas gesehen, das ich kommentieren muss (und das geht während der Exerzitien eigentlich wirklich nicht. Aber ich weiß nicht, ob ich friedlich beten kann, bevor ich diesen Post losgeworden bin, insofern hoffe ich bei allen Mitschwestern, die frommer sind als ich und das vielleicht lesen auf Nachsicht...)
Es ist Ayman Mazyek, der mich um meine Gelassenheit gebracht hat, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Der sagte: "Ich bin Jude, wenn eine Synagoge angegriffen wird, ich bin Christ, wenn Christen z.B. im Irak verfolgt werden und ich bin Moslem, wenn Brandsätze auf ihre Gotteshäuser geworfen werden." Ein schöner Satz - keine Frage.
Und nun wird es einen Aktionstag geben: deutsche Muslime distanzieren sich vom islamistischen Terror, sie wehren sich dagegen, dass die Extremisten des IS den Islam missbrauchen. Toll. Darauf - wenn die Bemerkung gestattet ist - haben wir lange gewartet. 
Aber was ist das? Gleichzeitig wollen die Islamverbände auch gegen die Diskriminierung ihrer eigenen Religion demonstrieren. Moslems, so heißt es, haben in den letzten Wochen weniger Sympathien und Solidarität durch die deutsche Bevölkerung erfahren. Ach was, echt jetzt?
Vertreter der großen Moslemverbände in Deutschland
rufen für Freitag zu einem Aktionstag auf
Bildquelle: www.tagesschau.de
Herr Mazyek, mal ganz unter uns: ich habe viel Sympathie für den Islam. Ein Teil meiner Familie (und zwar ein netter!) ist muslimischen Glaubens. Ich habe immer darüber berichtet, wenn sich Imame von Terroranschlägen distanziert haben. Ich will Ihnen nix, echt nicht. Aber das hier, das kann doch nicht Ihr Ernst sein, oder?
Juden müssen sich auf deutschen Straßen wieder fürchten, weil der Nahostkonflikt hierher getragen wird, Christen werden im Irak nicht nur vertrieben, sondern systematisch vergewaltigt und gekreuzigt (!) - und Sie machen einen Aktionstag erst dann, wenn Sie merken, dass Sie was für Ihr Image tun müssen? Sie werben für Toleranz und Glaubensfreiheit erst, wenn die Brandsätze auf Moscheen fliegen? Dann war das wohl doch nicht so ernst gemeint mit dem "Ich bin Christ, wenn..."?
Wohlgemerkt: ich weiß, dass die Medien nicht alle Ihre Stellungnahmen und Distanzierungen deutlich genug gebracht haben. Umso wichtiger ist dieser Aktionstag. Ob Sie sich aber einen Gefallen damit tun, wenn Sie sich gleich wieder in die Opferrolle begeben, bezweifle ich.

Und hier noch ein Nachtrag: gerade lese ich, dass es am Wochenende in Berlin eine Demonstration gegen Antisemitismus gab.
http://www.cicero.de/berliner-republik/demo-gegen-judenhass-wo-waren-die-muslime/58230
Ein eigener Aktionstag ist gut, sehr gut. An den Aktionen der anderen teilzunehmen, wäre aber auch ein gutes Zeichen - ein sehr gutes!

Dienstag, 16. September 2014

Meine lieben Schwestern!

Im Jahr 1864, also vor 150 Jahren, wurde ein junger französischer Dominikaner damit beauftragt, in einem Frauengefängnis in Cadillac dreitägige geistliche Exerzitien zu halten.
Er hatte keine Lust dazu, sogar Vorurteile diesen Verbrecherinnen gegenüber. Doch er hatte keine Wahl, ging hin - und erlebte eine Offenbarung. Die Frauen waren keineswegs verstockt und verdorben. Es waren Frauen, die gesündigt hatten, aber oft waren sie auch Opfer. Häufig gab es z.B. den Fall, dass ein junges Dienstmädchen von ihrem Herren vergewaltigt worden war. Wenn sie dann schwanger wurde, wusste sie in der Verzweiflung meist nicht, was sie tun sollte. Manche töteten dann in ihrer Not das Neugeborene. Diese saßen nun hier. Verzweifelt, von der Gesellschaft verdammt, sich ihrer Schuld wohl bewusst.
Der junge Priester erkennt, dass sie keine bösen Menschen sind - und spricht ihnen Mut zu. Er macht ihnen Hoffnung, dass Gott auch ihren guten Willen erkennt. Er sagt ihnen, dass Gott denen einen Neuanfang ermöglicht, die ehrlich bereuen - auch wenn die Gesellschaft es vielleicht nicht tut. Erster Ausdruck dieser neuen Haltung ist die Anrede in der ersten Predigt: der Pater nennt die Frauen "Meine lieben Schwestern". Vor Gott sind wir auf Augenhöhe, der Priester und die Zuchthäuslerin, wenn wir nur wahrhaft Gott suchen und lieben.
150 Jahre ist ein Jubiläum, das man nicht ignorieren darf. Weltweit begehen alle, die sich mit der Spiritualität dieses Dominikaners verbunden fühlen, in diesen Tagen Exerzitien nach den Texten, die Pater Jean Joseph Lataste damals den Frauen in Cadillac predigte. Inzwischen gibt es Gemeinschaften in ganz Europa und in Amerika, Frauen und Männer, Schwestern und Laien, im Kloster, in der Welt und im Gefängnis - eine große Familie von Bethanien.

Sonntag, 14. September 2014

Die 100jährige schneidet die Torte an

Ja, ja, heute ist es dann wohl soweit. 
Heute vor genau 100 Jahren, am 14. September 1914 kamen wir im Kleinen Häuschen in Venlo an. 22 junge Mädchen, verwirrt von der Flucht, dem gerade begonnenen Krieg und der Trennung von ihrer Novizenmeisterin.
Und heute? Heute sind wir etwa 120. Wir waren zwischendurch mal mehr, aber so richtig riesig ist Bethanien nie gewesen. Wir sind älter geworden und ruhiger, gelassener. Aber immer wieder brechen wir auch neu auf. 
Ich habe Dir schon von den deutschen Kinderdörfern erzählt. Das war aber nicht alles, was wir in Deutschland gemacht haben. 
1977 sind vier von uns nach Frankfurt gegangen und haben dort eine kleine Gemeinschaft mitten in der Großstadt gegründet. Wir wollten möglichst nah bei den Menschen sein.
1988 sind wir nach Aldenhoven gegangen, im Bistum Aachen. Da ging es darum, eine geistliche Zelle innerhalb der Pfarrgemeinde zu sein und außerdem Frauen in Not aufzunehmen.
Als der Eiserne Vorhang fiel, sind wir nach Leipzig gegangen - und nach Lettland! In Leipzig waren schon vorher unsere dominikanischen Mitbrüder. Wir haben eine Weile zusammengelebt, als geschwisterlicher Konvent, später hatten wir dann ein eigenes Haus. 
Der Konvent in der lettischen Hauptstadt Riga macht alles zusammen: Gemeindearbeit und Sozialarbeit, Frauen in Not und Ordenspräsenz in einer vom Sozialismus geprägten Großstadt.
Im Jahr 2000 gingen drei Schwestern nach Essen - in die Pfarrei, die Gefängnisseelsorge und die Krankenhausseelsorge.
Bei der Seligsprechung von P.Lataste in Besancon, 2012
2008 bezogen drei Schwestern in Frankfurt-Rödelheim ein leerstehendes Pfarrhaus, um sich dort in der Pfarre und für Frauen in Not zu engagieren.
Und schließlich haben wir 2013 eine neue Gemeinschaft in Meckenheim bei Bonn gegründet - für unsere älteren Schwestern, die Pflege brauchen.
Die meisten der ganz kleinen Gemeinschaften mussten wir inzwischen wieder schließen. Aber sie haben eine Zeitlang ihren Dienst getan, zum Heil der Menschen - so hoffen wir jedenfalls.
Jetzt sind wir also noch in den Niederlanden, Deutschland, Italien und Lettland. Zu unseren französischen Schwestern haben wir inzwischen wieder guten Kontakt. Zuletzt haben wir 2012 sogar groß miteinander gefeiert: in Besancon, als unser Gründer Pater Lataste selig gesprochen wurde. Da waren 5.000 Menschen.
Wenn wir heute feiern, sind wir nur 120, das ist besser. Schließlich sind wir nicht mehr die Jüngsten! Ich hoffe, Du verstehst das... Aber schön, dass Du mir so lange zugehört hast. Ich sag dir was: ich mache heute nachmittag ein Foto von unserer Feier, und das zeig ich dir noch, in Ordnung?
Gut. Dann bis nächste Woche! 

Freitag, 12. September 2014

5 Themen

Gestern erzählte mir eine Mitschwester von einem Tipp, den ein Priester im Seminar den angehenden Predigern gab: "Predigen Sie nicht zu lange. Jeder Mensch hat höchstens fünf Themen, um die er immer wieder kreist. Was Sie erzählen, hat Ihre Gemeinde früher oder später also sowieso schon mal gehört."
Das hat mich nachdenklich gemacht. Ist das so? Ich predige ja auch viel, wenn auch nur selten im Gottesdienst. Kreise ich wirklich immer um dieselben Themen?
Ja, ich schätze schon. Ich glaube, ich komme sogar ziemlich genau auf fünf raus. Ein bisschen unheimlich. Andererseits finde ich es auch okay. Es ist ja nicht so, als würde ich über andere Sachen gar nichts sagen und schreiben. Aber das hier sind schon "meine" Themen, die, die mir besonders am Herzen liegen, mit denen ich einfach nicht fertig werde, weil sie mich bedrücken oder begeistern - oder beides zugleich.
Und was sind Deine Themen?

Montag, 8. September 2014

Weihnachtsduft - oder warum wir nicht warten wollen

Es ist wieder soweit!
Die Ferien sind vorbei, alle Schulangebote wie Hefte, Zirkel, Bunstifte etc. sind verkauft und müssen dringend durch anderes ersetzt werden.
Höchste Zeit für Printen, Weihnachtsschokolade und Spekulatius!
Ehrlich gesagt, ich kann das gar nicht gut haben. Ich erfreue mich noch am Sommer - auch wenn es viel regnet - und hoffe auf einen schönen Altweibersommer und Herbst.

WER ALSO WILL JETZT GLÜHWEIN UND WEIHNACHTSKEKSE?

Ich habe den Eindruck, dass die Weihnachtsartikel immer früher verkauft werden sollen. Koste es, was es wolle.
Oder liegt es daran, dass wir einfach nicht mehr warten können? Ich meine: Wer wartet schon gerne? Und wir leben doch auch sonst in einem Land, in dem alles schnell und immer zur Verfügung steht. Wir essen ja auch Erdbeeren im Dezember - da haben wir wohl auch ein Recht auf Printen im Sommer!
Oder?
Ich erlebe es oft, dass Kinder und Jugendliche nicht mehr warten wollen. Dabei ist das ja für Kinder noch ziemlich normal, nicht wahr? Aber wenn wir Erwachsenen dem nachgeben - Hand aufs Herz: wir können ja auch immer weniger warten - und das Weihnachtsfest zum Teil schon in den September vorverlegen, dann finde ich das schade, denn dann geht ein Zauber verloren. Der Zauber der Vorfreude, die doch die schönste Freude ist, oder nicht?
Im Warten und in der Vorfreude stellen wir uns doch erst richtig auf ein Fest wie Weihnachten ein. Ich finde, unsere Kinder sollten die Chance bekommen, diesen Spannungsbogen zu erleben - mit Geschichten, Gedichten, mit Backen und mit Basteln. Aber alles zu seiner Zeit. Im Sommer Eis und Melone, im Dezember Spekulatius und Pfeffernüsse. Und Nougat - darauf freu ich mich jetzt schon.

Aber jetzt noch nicht. Jetzt geh ich erst mal raus, die Spätsommersonne genießen, solange sie noch scheint, sonst verpasse ich die noch vor lauter Weihnachtsbloggerei!

Samstag, 6. September 2014

Offener Blick auf den Schleier

"Disparition" von Bushra Almutawakel
Bildquelle: http://globalvoicesonline.org/2012/09/09/france-yemen-vanishing-women/
http://universes-in-universe.org/deu/nafas/articles/2010/boushra_almutawakel/
Vor einiger Zeit habe ich zwei muslimische Mädchen auf die Taufe vorbereitet. Irgendwann fragte eine der beiden, warum ich eigentlich einen Schleier trage. Ich habe ihnen erklärt, dass Haare ein natürlicher Schmuck sind und dass das Bedecken der Haare in den verschiedenen Kulturen immer etwas damit zu tun hatte, dass die Frau nicht (mehr) zu haben war. Sobald eine Frau heiratete, kam sie "unter die Haube", sie war vergeben und kleidete sich von da an zurückhaltender. Das ist im Kloster ähnlich: der Schleier oder früher auch das Abschneiden der Haare war ein Zeichen der Jungfrauenweihe: ich habe meinen Bräutigam gefunden - Finger weg.
Auch im Islam bedeutet das Kopftuch eigentlich erst mal nichts anderes. Der Koran verlangt von den Frauen eine anständige Bekleidung. Sie sollen Haare und Hals bedecken - und das, was in der westlichen Kultur gerade entblößt wird: das Dekolleté. Das gilt natürlich vor allem erst mal für verheiratete Frauen. Junge Mädchen sollen natürlich auch dem Anstand gemäß gekleidet sein, müssen aber ihre Attraktivität - maßvoll - zeigen dürfen, damit sie überhaupt einen Mann bekommen. (Diese Unterschiede beobachte ich immer wieder fasziniert, wenn ich muslimische Teenager modern gekleidet mit farblich passendem, schick gestyltem Kopftuch sehe.) Und es gilt überhaupt nicht für Mädchen vor der Pubertät, denn es geht ja um das Verhüllen sexueller Reize. Wo nichts ist, muss man nichts verhüllen.
Soweit, so nachvollziehbar. Man muss das nicht mögen, aber ich finde, wir haben kein Recht, anderen Leuten zu sagen, wie sie ihre Töchter erziehen sollen.
Nun erleben wir aber in den letzten Jahren zunehmend eine andere Form der Verschleierung auch auf deutschen Straßen. Die verschiedenen Formen habe ich jetzt in einer Fotoserie der jemenitischen Künstlerin Bushra Almutawakel gesehen. Sie stellt sie in eine Reihe nebeneinander, um zu zeigen, wie unter dem Druck der Fundamentalisten die Frauen in muslimischen Gesellschaften mehr und mehr in die Unsichtbarkeit verschwinden.
Wenn ich mir diese Bilder ansehe, dann wird mir klar, was davon ich akzeptieren kann und womit ich ein Problem habe. Und warum. 
Die ersten beiden Bilder sind mir etwas fremd, aber wenn es die Religion verlangt, habe ich kein Recht, das in Frage zu stellen. Ich will ja auch meinen Schleier tragen, ohne deswegen dumm angemacht zu werden.
Dann kommen zwei Bilder, mit denen ich mich auf deutschen Straßen (!) schwer tue: ich bezweifle, dass diese Kleidung wirklich noch den religiösen Vorschriften des Koran entspricht. Ich vermute (behaupten will ich das nicht, dafür kenne ich den Islam nicht gut genug), dass es hier mehr um kulturelle Identität und Tradition geht. Und da sind wir sofort bei der Frage: warum grenzen sich diese Menschen so deutlich von der kulturellen Identität unseres Landes ab? Warum wollen sie sich nicht anpassen, wenn sie in diesem Land doch leben wollen? Aber das sind Fragen, Unsicherheiten, keine Gewissheiten. Kann sein, dass ich damit jemandem Unrecht tue. Ich begegne selber auch immer wieder Menschen, die glauben, mich genau zu kennen - nur weil sie meinen Habit sehen. Darum ist es hier schwierig.
Bei der unteren Reihe der Bilder ist es dann einfacher: ich will sehen, mit wem ich es zu tun habe. Mir ist völlig egal, wie frei eine Frau ist oder sich fühlt, wenn sie voll verschleiert ist (und es gibt Frauen, die sagen, dass sie den Gesichtsschleier gerne tragen, weil sie sich dann erst richtig frei fühlen!) - ICH fühle mich latent bedroht, wenn ich jemandem begegne, dessen Gesicht vermummt ist. Und wenn ich mit jemandem spreche, dann möchte ich seine Mimik sehen. Ich diskutiere mit offenem Visier. Wenn muslimische Gesellschaften eine Hälfte ihrer Bevölkerung verhüllen oder zu Hause wegsperren, finde ich das traurig, aber es steht mir kein Urteil darüber zu. Doch in Deutschland will ich solche Vermummung auf keinen Fall.
Die Bilder lassen mich ein bisschen ratlos zurück. Aber sie zeigen mir auch klar die Grenzen meiner Toleranz: Religionsfreiheit - ja, unbedingt. Aber ich möchte den Menschen offen ins Gesicht sehen können.

Freitag, 5. September 2014

Wer's glaubt...

Sel. P. Jean Joseph Lataste
5.9.1832 - 10.3.1869
...wird selig.
Diese Redensart klingt so spöttisch. Man könnte dabei an einen armen Trottel denken, der nur deshalb so selig lächelt, weil er zu naiv ist, die Realität zu verstehen - nämlich z.B., dass er gerade nach Strich und Faden betrogen wird.
Und was wäre, wenn einer die Realität genau verstünde und ganz klar sähe - und trotzdem glaubte?
Was wäre, wenn einer in einem Frauengefängnis stünde und ganz genau wüsste, dass er Verbrecherinnen vor sich hat - und wenn er dann trotzdem glaubte, dass auch diese Frauen nach ihrer Haft noch einmal eine neue Chance bekommen sollten?
Was wäre, wenn dieser Mann genau wüsste, dass die Frauen vor ihm gesündigt haben - und wenn er trotzdem glaubte, dass Gott auch zu ihnen sagt, was Jesus schon zur Ehebrecherin gesagt hat: "Ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr"?
Was wäre, wenn dieser Priester klar sähe, dass er keine Heiligen vor sich hat, aber wenn er trotzdem glaubte, dass Gott jede dieser Frauen zu einer Heiligen machen könnte?
Was wäre, wenn dieser Dominikaner realistisch genug wäre zu wissen, dass die Menschen diesen Frauen keine zweite Chance geben werden - und wenn er trotzdem glaubte, dass Gott einige von ihnen zum Ordensleben beruft?
Was wäre, wenn dieser Pater Lataste genau sähe, wieviele Widerstände es gegen seine Idee gibt - und wenn er trotzdem eine neue Ordensgemeinschaft namens Bethanien gründete, in der strafentlassene und unbescholtene Frauen verwechselbar zusammen als Schwestern lebten?
Was wäre dann?
Tja, dann wäre dieser Pater Lataste selig - und er hat all das getan und geglaubt.
Heute ist sein Geburtstag. Normalerweise feiert man in unserer Kirche ja den Todestag ("Geburtstag im Himmel"), doch das ist bei Pater Lataste der 10. März, der meistens in die Fastenzeit fällt. Das darf aber bei einem Seligen nicht sein, daher wurde der Gedenktag mit der Seligsprechung im Jahr 2012 auf den fünften September verlegt. 
Herzlichen Glückwunsch! Wer glaubt, wird eben doch selig!

Montag, 1. September 2014

Erntezeit

Ich kann es nicht lassen.
Ich finde den Sommer toll und ich liebe den Spätsommer und den Herbst.

Da zeigt die Natur, wieviel Kraft sie hat und wie fruchtbar sie ist.
Schade, dass das viele gar nicht mehr wahrnehmen können.

Kinder kommen nur noch selten in Berührung mit der Natur. Viele wissen nicht einmal, was für Früchte sie essen, wie sie heißen, geschweige wo und wie diese wachsen.

Das ist sicher gerade so, weil Eltern und Kinder nur noch in Supermärkten einkaufen und den Bauern nebenan so gut wie gar nicht kennen.
Oft habe ich erlebt, dass die Kinder, selbst wenn sie auf dem Land leben, den Bauern um die Ecke nicht mehr kennen.

Viele Bäume werfen ihre Früchte nun  ab, ohne dass jemand diese aufsammelt und verarbeitet.
So auch in dem Dorf, wo dieser Apfelbaum steht.
Er steht auf dem Grundstück meiner Schwester in einem kleinen Dorf.
Dort gibt es viele Obstbäume an den Feldern und Wiesen.
Gerade jetzt tragen auch die Pflaumenbäume ihre Früchte.
Selten kann man jemanden sehen, der die Pflaumen erntet. Schade finde ich das.

Der Apfelbaum meiner Schwester ist mehr als 100 Jahre alt.

100 Jahre!!!

Was der wohl alles gesehen hat!
Auch die Dominikanerinnen von Venlo werden in diesem Jahr 100.


Der Baum hat sicher viel erlebt und könnte viel erzählen.
Viel Gutes und viel Schlechtes, Merkwürdiges, Freudiges.....
Und doch!
Er lebt nach wie vor und bringt Jahr um Jahr seine Früchte hervor.

Die Dominikanerinnen haben nun auch ein erstes Jahrhundert geschafft und sind vielen Menschen Orientierung, Hoffnung und Nahrung gewesen.
Seelische Nahrung.

Vor einigen Jahren war ein Gärtner in diesem Garten, um den Baum zu beschneiden, damit er gestärkt wird und weiterhin gute Früchte trägt.

Der Gärtner erfreute sich so an diesem Baum, dass er fragte, ob er sich aus diesem Baum einen Ast schneiden kann, um für sich einen Baum daraus zu ziehen.
Er hat es gemacht und  nun wächst an anderer Stelle ein Ableger dieses Baumes, der andere Menschen erfreut.

So wie die Dominikaneriinen, die an unterschiedlichen Orten ihrem Apostolat folgen und Menschen begleiten. Die ihnen Stütze, Halt, Hoffnung, Freude und Nahrung sind.

Und wer weiß,
vielleicht erwächst aus diesem Apostolat heraus dann auch ein Ableger, der an einem anderen Ort wachsen und reifen kann, um seine Früchte großzügig weiter zu geben.