Kinderpornographie
ist ekelhaft. Ich denke, soweit sind wir uns einig. Jetzt sollen die
einschlägigen Gesetze zum Schutz der Kinder verschärft werden. Gut so,
sollte man meinen - aber nicht alle sind damit glücklich.
Zunächst
mal zur Sache: Bisher waren Bilder strafbar, die sexuellen Missbrauch
von Kindern zeigten, nicht einfach nur nackte Kinder am Strand oder so.
Deutlich wird der Unterschied am Fall des Politikers Edathy: Er besaß
große Mengen von Bildern nackter Kinder (vielleicht zum Zwecke
anatomischer Vergleichsstudien, keine Ahnung), aber sagte zu seiner
Verteidigung: "alles legal erworben".
Das soll sich jetzt also ändern. Künftig soll überhaupt der Besitz und das Verbreiten von Nacktbilder von
Kindern strafbar sein, sofern sie ohne Erlaubnis der Eltern gemacht
wurden. Kritiker nennen das "unverhältnismäßig" und befürchten nun eine neue Prüderie.
Dazu
möchte ich etwas sagen. Als Erzieherin. Und als
Öffentlichkeitsbeauftragte einer Gemeinschaft, die Trägerin dreier
Kinderdörfer ist.
Ja,
Prüderie ist nicht toll, wir wollen alle nicht in unsere verklemmte
Kindheit zurück. Und nein, wir wollen auch nicht, dass jetzt lauter
Nachbarn einander verklagen, weil sie sich gezankt haben und ihnen
einfällt, dass die anderen doch noch Bilder haben müssen vom letzten
Kindergeburtstag im Hochsommer. Aber - hallo? - es geht hier nicht um
die Erwachsenen! Es geht um den Schutz von Kindern.
Kinder
haben Rechte. In der UN-Kinderrechtskonvention ist sogar ausdrücklich
das Recht der Kinder auf Privatsphäre festgehalten. In diesem Fall heißt
das: ein Kind hat das Recht darauf, selber zu entscheiden, welche
Bilder von ihm veröffentlicht werden. Ist es dazu noch zu klein, liegt
die Entscheidung bei den Eltern. Die stehen dann vor der Frage:
Wenn mein Kind nackt rumläuft (wogegen ja erstmal nichts zu sagen ist), muss ich es dann auch in jeder Situation fotografieren?
Wenn
ich mein Kind nackt fotografiert habe (wogegen erstmal nichts zu sagen
ist), muss ich dieses Foto dann auch veröffentlichen? Oder wird mein
Kind später einmal etwas dagegen haben, sich selber so im Internet zu
finden?
Je länger ich
darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass es hier nicht um die
Frage von Prüderie oder von einer drohenden Klagewelle geht, sondern
vielmehr darum, dass wir uns selber beschränken müssen: nicht alles, was
wir ganz harmlos in unserem Alltag erleben und auf Bildern festhalten,
gehört in die Öffentlichkeit. Nur gibt es leider inzwischen immer mehr
Menschen, die diese simple Tatsache als Einschränkung ihrer persönlichen
Freiheit betrachten und deshalb nicht akzeptieren wollen.
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