Mittwoch, 17. September 2014

Herrn Mazyeks Krokodilstränen

Ich gestehe: ich habe während der Konvents-Exerzitien Tagesschau geguckt. Für die, denen das jetzt nix sagt: das ist keine Katastrophe, aber eigentlich macht man das nicht. Egal, es ist passiert. Wäre nicht der Rede wert, wenn die böse Tat nicht eine noch bösere Konsequenz hätte: ich habe etwas gesehen, das ich kommentieren muss (und das geht während der Exerzitien eigentlich wirklich nicht. Aber ich weiß nicht, ob ich friedlich beten kann, bevor ich diesen Post losgeworden bin, insofern hoffe ich bei allen Mitschwestern, die frommer sind als ich und das vielleicht lesen auf Nachsicht...)
Es ist Ayman Mazyek, der mich um meine Gelassenheit gebracht hat, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Der sagte: "Ich bin Jude, wenn eine Synagoge angegriffen wird, ich bin Christ, wenn Christen z.B. im Irak verfolgt werden und ich bin Moslem, wenn Brandsätze auf ihre Gotteshäuser geworfen werden." Ein schöner Satz - keine Frage.
Und nun wird es einen Aktionstag geben: deutsche Muslime distanzieren sich vom islamistischen Terror, sie wehren sich dagegen, dass die Extremisten des IS den Islam missbrauchen. Toll. Darauf - wenn die Bemerkung gestattet ist - haben wir lange gewartet. 
Aber was ist das? Gleichzeitig wollen die Islamverbände auch gegen die Diskriminierung ihrer eigenen Religion demonstrieren. Moslems, so heißt es, haben in den letzten Wochen weniger Sympathien und Solidarität durch die deutsche Bevölkerung erfahren. Ach was, echt jetzt?
Vertreter der großen Moslemverbände in Deutschland
rufen für Freitag zu einem Aktionstag auf
Bildquelle: www.tagesschau.de
Herr Mazyek, mal ganz unter uns: ich habe viel Sympathie für den Islam. Ein Teil meiner Familie (und zwar ein netter!) ist muslimischen Glaubens. Ich habe immer darüber berichtet, wenn sich Imame von Terroranschlägen distanziert haben. Ich will Ihnen nix, echt nicht. Aber das hier, das kann doch nicht Ihr Ernst sein, oder?
Juden müssen sich auf deutschen Straßen wieder fürchten, weil der Nahostkonflikt hierher getragen wird, Christen werden im Irak nicht nur vertrieben, sondern systematisch vergewaltigt und gekreuzigt (!) - und Sie machen einen Aktionstag erst dann, wenn Sie merken, dass Sie was für Ihr Image tun müssen? Sie werben für Toleranz und Glaubensfreiheit erst, wenn die Brandsätze auf Moscheen fliegen? Dann war das wohl doch nicht so ernst gemeint mit dem "Ich bin Christ, wenn..."?
Wohlgemerkt: ich weiß, dass die Medien nicht alle Ihre Stellungnahmen und Distanzierungen deutlich genug gebracht haben. Umso wichtiger ist dieser Aktionstag. Ob Sie sich aber einen Gefallen damit tun, wenn Sie sich gleich wieder in die Opferrolle begeben, bezweifle ich.

Und hier noch ein Nachtrag: gerade lese ich, dass es am Wochenende in Berlin eine Demonstration gegen Antisemitismus gab.
http://www.cicero.de/berliner-republik/demo-gegen-judenhass-wo-waren-die-muslime/58230
Ein eigener Aktionstag ist gut, sehr gut. An den Aktionen der anderen teilzunehmen, wäre aber auch ein gutes Zeichen - ein sehr gutes!

4 Kommentare:

  1. Ich gestehe: ich habe während der Konvents-Exerzitien Tagesschau geguckt. Für die, denen das jetzt nix sagt: das ist keine Katastrophe, aber eigentlich macht man das nicht. Egal, es ist passiert. Wäre nicht der Rede wert, wenn die böse Tat nicht eine noch bösere Konsequenz hätte: ich habe etwas gesehen, das ich kommentieren muss (und das geht während der Exerzitien eigentlich wirklich nicht. Aber ich weiß nicht, ob ich friedlich beten kann, bevor ich diesen Post losgeworden bin, insofern hoffe ich bei allen Mitschwestern, die frommer sind als ich und das vielleicht lesen auf Nachsicht...)

    Ja, das ist falsch (Sie selbst nennen es oben böse) und so überflüssig,
    Sie hätten besser für sich gebetet. Nur wollen Sie dies nicht wissen, also ignorieren Sie weiter jede "Kritik".
    Gottes Segen und eine gute Beichte.

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  2. Wenn ich mein Verhalten "falsch" fände, hätte ich es nicht öffentlich gemacht, der Ausdruck "böse Tat" war eher literarischer Natur. Natürlich steht es Ihnen frei, das anders zu bewerten. Wenn Sie allerdings (sehr hellsichtig) schon wissen, dass mich Ihre Kritik nicht im mindesten interessiert - wieso verkneifen Sie sie sich nicht einfach? Wieso verfolgen Sie einen Blog, wenn die Autorin doch so unmoralisch lebt? Es gibt so viele katholische Blogs, ich könnte Ihnen frommere Autoren empfehlen.

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  3. Ich hoffe Anonym kritisiert jede 'böse Tat' mit einer solchen Vehemenz und nimmt sich dabei auch der wirklichen bösen Taten an.
    Ich danke für diesen Blogeintrag.

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  4. Danke, Miu. Ich hatte schon gefürchtet, mit meiner Einleitung völlig vom eigentlichen Text abgelenkt zu haben.

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