Dienstag, 30. Dezember 2014

Christliches Abendland

Gestern habe ich einen hervorragenden Artikel in der faz.net von Markus Günther entdeckt. Es geht darin um die Krise der christlichen Kirchen in Deutschland, aber endlich einmal nicht um die üblichen oberflächlichen Themen wie die Skandale oder Frage der Modernität. Im Gegenteil: Herr Günther hält ausdrücklich fest, dass die Krise nicht durch den Zölibat o.ä. bedingt sein kann - denn dann wäre die evangelische Kirche nicht betroffen. Ist sie aber.
Das Problem liegt tiefer, bei den fundamentalen Fragen. Wesentliche Inhalte des Glaubens werden nicht mehr vermittelt, nicht mehr verstanden und fehlen somit großen Teilen der deutschen Bevölkerung und selbst der Kirchgänger. "Dass nur ein Drittel der Deutschen an die Auferstehung Christi glaubt, müsste die Kirchen schon einigermaßen beunruhigen, wenn doch nach Aktenlage zwei Drittel Christen sind."

Mich trifft dieser Artikel besonders, weil ich seit längerem schon der Meinung bin, dass unser christliches Abendland massiv bedroht ist - allerdings nicht durch eine schleichende Islamisierung, wie es Pegida behauptet. Wir selber zerstören unsere Kultur, nicht nur aber eben auch durch den oben beschriebenen Schwund der Glaubensinhalte.
Wie kommt es, dass nicht nur große Teile der Bevölkerung völlig ohne Kirche auskommen, sondern auch ein erheblicher Anteil der Christen kaum noch die die wichtigsten Basics kennt und glaubt? Sind wir mit unserer christlichen Lehre zu bieder, zu langweilig, zu streng oder zu konturlos? Günthers These ist, dass die Kirchen die Ecken und Kanten ihrer Profile bis zur Unkenntlichkeit abgeschliffen haben. Jesus wird dann beispielsweise nicht mehr als der Sohn Gottes verkündet, sondern nur noch als guter Mensch, als Vorbild. Tja, davon gibt es aber eben noch ein paar mehr.
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Sauerteig,
den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte,
bis das Ganze durchsäuert war. (Mt 13,33)
Ich kann das bestätigen, das kenne ich aus vielen Gottesdiensten. Wir wollen alle erreichen, niemanden ausschließen und vor den Kopf stoßen - und höhlen dabei das Evangelium aus. Die Lehre Jesu verliert so an Biss. Ich kann mich an harte Stunden erinnern, als ich zwei Jugendliche auf die Taufe vorbereitete und mit ihnen im Zuge des Glaubensbekenntnisses über die Jungfrauengeburt sprechen musste. Man kann erklären, was damit gemeint ist, aber es hilft alles nichts: die katholische Kirche verkündet hier ein Paradox. Punkt. Das Gleiche gilt für "Jesus ist ganz Gott und ganz Mensch." Wenn ich der Versuchung nachgebe, diesen Widerspruch zu umgehen, zu verwässern oder zu verschweigen, weil man ihn ja nicht wirklich verstehen kann (und wir wollen heute ja alles verstehen, nicht wahr?), dann verfälsche ich eben Stückchen für Stückchen die Lehre und lande - schwupps - bei einer der vielen x-beliebigen Wohlfühl-Alltags-Philosophien, die wir uns so zusammenstricken. 
Andererseits: ich kann gerade den katholischen Glauben auch derart hardcoremäßig aufziehen, dass wirklich nur noch ein klitzekleiner Kreis der Seligen übrigbleibt. (Die Evangelen können das auch, aber da ist es meiner Beobachtung nach nicht so institutionalisiert.) Das kann eigentlich auch nicht im Sinne des Erfinders sein.
Es gibt sie, die Glaubensboten, die sich nach Kräften bemühen, vor allem die Menschen, mit denen sie gerade sprechen, in den Mittelpunkt zu stellen und die gleichzeitig versuchen, das Evangelium treu und unverfälscht zu verkünden. Ist es nicht genau das, was Jesus getan hat? Je näher wir ihm nachfolgen, desto mehr dürfen wir auf Erfolg hoffen.
Wobei "Erfolg" im Sinne Jesu sich natürlich nicht an der Quote bemisst, das ist schon klar, nicht wahr? In seinen Bildern sind wir der Sauerteig - nicht das Mehl. Wir müssen nicht unbedingt mehr werden. Aber wir dürfen unseren Geschmack nicht verlieren!

Foto: Christa Nöhren@pixelio.de




Samstag, 27. Dezember 2014

"Scheiß Christen"

Nachdem ich mich öffentlich ziemlich deutlich gegen Pegida positioniert habe, fühle ich mich verpflichtet, auch zu dem Vorfall in Mönchengladbach-Rheydt am Heiligabend Stellung zu nehmen. Sie haben es vielleicht in der Rheinischen Post gelesen: 5 muslimische Kinder/Jugendliche hatten eine katholische Krippenfeier gestört und "Scheiß Christen" gerufen. Eine Mutprobe? Ein "Dummerjungenstreich"?
Mein erster Gedanke war: der Pfarrer hat gut reagiert. Er will mit den Eltern sprechen, hat aber auch die Polizei eingeschaltet wegen Störung der Religionsausübung. Signal: wir nehmen die Sache ernst, wollen aber vor allem Dialog und keine Konfrontation.
Zweiter Gedanke: Was würde wohl passieren, wenn in Istanbul fünf christliche Jungs in eine Moschee liefen und "Scheiß Moslems" schrien? 
Pfarrer Manfred Riethdorf
Foto: Raupold, Isabella
Dritter Gedanken (beim Lesen eines längeren einschlägigen Artikels): Der Pfarrer hat guten Kontakt zu Muslimen in der Nachbarschaft. Von denen kommen dann auch prompt welche und äußern sich bedauernd. Ich will mich schon freuen, da lese ich: "Die Sache schadet UNSEREM Ruf." Vielleicht hat die Zeitung schlecht zitiert, aber ich vermisse: "Tut uns leid, dass IHR Gottesdienst gestört wurde."
Ich bin immer dafür, Einzelfälle nicht zu sehr zu generalisieren, aber ich finde diese Szene schon verstörend. Viel hängt jetzt m.E. davon ab, wie die Erwachsenen und v.a. die muslimischen Erwachsenen mit dem Verhalten dieser Kinder umgehen.

Donnerstag, 25. Dezember 2014

Auf dem Weg... oder dem Trampelpfad

So spricht Gott, der Herr: Seht, ich sende meinen Boten;
er soll den Weg für mich bahnen.
aus dem Prophet Maleachi, Kapitel 3, 1
Manchmal gehen wir einen bequemen, breiten und gut befestigten Weg. Viele sind ihn schon vor uns gegangen. Das gibt uns die Sicherheit, dass er ans Ziel führt.
Aber manchmal müssen wir uns unseren Weg auch erst suchen. Es dauert eine Weile, bis sich auch nur ein Trampelpfad gebildet hat.
Gott will zu uns Menschen kommen. Immer und immer wieder hat er das durch seine Propheten ausrichten lassen. Sie haben einen Trampelpfad angelegt, doch nur wenige haben ihn erkannt und als Straße Gottes ernstgenommen.
An Weihnachten ist Gott Mensch geworden. Mehr geht nicht. Der Weg ist immer noch unscheinbar, keine prächtige Allee. Aber immerhin: die Zahl der Menschen, die auf diesem Weg mitgehen und von diesem Wunder erzählen, nimmt zu: Hirten, Sterndeuter, Fischer, Zöllner, Geheilte, Bekehrte... bis heute und weiter in die Zukunft.
Allmählich wird aus dem Trampelpfad eine Straße...
Wir müssen diese Straße nicht asphaltieren. Wir müssen sie nur gehen. Gehst du mit?

Mit diesem Text endet unser diesjähriger Adventskalender. Danke fürs Mitlesen.
Frohe Weihnachten und ein gesegnetes Neues Jahr!

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Auf dem Weg... nach Betlehem


Was mir als erstes zu Betlehem einfällt: abgeriegelte Stadt, unzugänglich, abgesperrt,
kein Zugang zum Ziel - was nun?
Was tun wenn der/das Stärkere mir den Weg versperrt, mir den Durchgang verweigert?

Für die Menschen in Betlehem konkreter Alltag, aber ist es nicht auch immer wieder unsere Erfahrung?
In der Politik sollen die Flüchtlinge Europa möglichst nicht erreichen und wir haben starke Mittel das zu verhindern.
Im Alltag achte ich genau darauf mit wem die Kinder spielen, der schlechte Umgang hat schon vielen geschadet, der muss abgehalten werden.
Auch auf der Karierreleiter stecke ich plötzlich fest, es geht nicht weiter, die Kollegin hat den angestrebten Posten bekommen.
Im Jobcenter verdreht die Dame nur einmal mehr die Augen, hätte ich doch nur damals die Lehre nicht geschmissen, langzeitarbeitslos nennen die das und sind flott fertig mit mir.
Was tue ich, wenn die Ärzte den Krebs nicht in den Griff kriegen und die Krankheit stärker ist?
Das erste Weihnachtsfest ohne den geliebten Menschen, wie soll ich diese Tage nur überstehen?
Wenn der Weg zum Ziel nicht weitergeht - was bleibt?

Umkehren, nicht immer eine Option, aber mitunter schon.
Einen anderen Weg suchen, auch nicht immer möglich, aber manchmal doch.
Das Ziel neu überdenken, vielleicht bin ich ja auf dem buchstäblichen Holzweg?
Alles auf eine Karte setzen um mein Ziel zu erreichen, manchmal geht es nicht anders.
Mich anvertrauen, bei Menschen nicht ohne Risiko, bei Gott eine gewagte Erfahrung.
Schließlich kann ich mich umschauen und sehen wer mit mir vor derselben verschlossenen Tür steht.
Solidarität - ich hänge nicht allein hier fest, auch andere sind vor mir an diese Grenze gestoßen, ja an ihr gescheitert, vor mir schon und auch jetzt noch.
Und - ja auch unser Gott hat als Menschgewordener diese Erfahrung machen müssen,
am Ziel in Betlehem tat sich keine Tür auf, nicht mal für die Hochschwangere.
Aber er kam dennoch zur Welt, an einem unwirtlichen Ort, allen Hindernissen zum Trotz und
so ging das in seinem Leben weiter - immer wieder zugehaltene, zugeschlagene Türen, seitenweise.

Nein, wir stehen auf keinen Fall allein vor den versperrten Wegen - was bleibt - Gott bleibt!
Und meine Erfahrung ein- oder zweimal im vergangenen Jahr -
plötzlich bin ich doch am Ziel und Gott allein weiß wie ich dorthin gekommen bin!

Gute und gesegnete Weihnachtstage.

Dienstag, 23. Dezember 2014

Auf dem Weg... mit Udo

Zuerst hatte ich Hemmungen, Udo Jürgens in unseren Adventskalender aufzunehmen. Aber eine Mitschwester sagte: "Er hat uns doch so lange auf unserem Lebensweg begleitet." Ja, das ist wohl wahr!
Ich war etwa acht Jahre alt, als ich seine Kinderliederplatte "Johnny und Jenny" geschenkt bekam. Von da an habe ich seine Musik gehört, einige Jahre lang sogar recht intensiv. Weggegeben habe ich die Plattensammlung erst, als ich ins Kloster ging.
Dabei habe ich mich über vieles, was er gesungen und getan hat, auch geärgert. Aber daran will ich heute nicht denken. Heute erinnere ich mich an seine wunderbare Stimme und an die vielen Lieder, die mir zumindest eine Zeit lang viel bedeutet haben: die ernsthaften (z.B. "Masken" oder "Ich glaube"), die heiteren (z.B. "Na und"), die romantischen (z.B. "Wien"), die nachdenklichen und trotzdem unterhaltsamen (z.B. "Im Kühlschrank brennt noch Licht" oder "Wer hat meine Zeit gefunden") oder die musikalisch besonders anspruchsvollen (z.B. "Wort").
Ich kann hier nicht über seine kulturelle Relevanz oder so schreiben. Aber ich bin ihm dankbar für eine Menge schöner und vielfältiger Musik.
Lange hat mich die Frage beschäftigt, wieso er so oft von der Hölle gesungen hat. Und wie stirbt wohl jemand, der so ausdrücklich nicht an Gott glaubt? Nun hatte er einen gnädigen, schnellen Tod, mitten aus dem Leben heraus. Ich hoffe zuversichtlich, dass er auch einen gnädigen Richter gefunden hat. Inzwischen sagte jemand, der ihn persönlich kennengelernt hat, er habe eine "große Sehnsucht nach Gott gehabt". Wenn es so ist, wird sie gewiss gestillt werden.
Zum Abschluss ein aktuelles Lied:
"Selbst wenn es irgendwann geschieht,
und unsere Wege trennen sich,
du wirst für alle Zeiten bei mir sein.
In allen Dingen lebt ein Lied für dich."






Montag, 22. Dezember 2014

Auf dem Weg... zur Vertrauten

In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme:
Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnete ist die Frucht deines Leibes.
Evangelium nach Lukas, Kapitel 1,39-42

Maria ist ein junges Mädchen, ledig und schwanger. Okay, da war ein Engel, der ihr gesagt hat, sie brauche keine Angst zu haben. Trotzdem, in ihrer Situation braucht sie vor allem eins: eine andere Frau. Sie geht zu ihrer Verwandten Elisabeth, die selber gerade schwanger ist. Da erhofft sie sich Rat und Trost - und bekommt ihn. 
Wann habe ich mich mal auf den Weg machen müssen, um Hilfe zu bekommen?
Wie kann ich denen helfen, die zu mir kommen und meinen Rat und Trost brauchen - oder auch mehr?

Sonntag, 21. Dezember 2014

Auf dem Weg - Wahlsonntag

In meinen letzten Exerzitien habe ich in einer mir eigentlich bekannten Gegend einen neuen Weg entdeckt. Er war gut zu laufen, dazu herrliches Wetter, ich kam also gut voran. Doch plötzlich endete der Weg in einem Acker, frisch gepflügt, dicke, schwarze Schollen. Zudem war nicht klar zu erkennen, wie leicht es auf der gegenüberliegenden Seite auf die nächste Straße gehen würde. Da schien eine Böschung zu sein. Was nun?
Zurückgehen auf dem festen aber doch etwas langweiligen Weg? Oder lieber durch den Acker hindurch auf die nächste Straße? 

Gestern musste ich mit dem Auto ins Ruhrgebiet. Ich hatte den größten Teil der Strecke gut geschafft, als ich auf den letzten Kilometern in einen Stau geriet. Mmh. Samstag morgen? Baustelle? Unfall? Es bewegte sich gar nichts, das sprach eher für den Unfall. Ich stand kurz vor einer Ausfahrt, und viele Autos fuhren schnell raus. Aber ich kannte mich nicht aus, hatte kein Navi mitgenommen, weil ich auf meinem Trampelpfad inzwischen sicher bin. Was tun?
Auf eigene Faust durch die Vorstädte des Ruhrpotts juckeln? Oder vielleicht doch lieber im Stau bleiben und hoffen, dass er sich irgendwann auflöst?

Wir sind im Endspurt auf Weihnachten. Wir sind sozusagen fast schon am Ziel. Bei vielen ist es ein "Kampf um Meter und Sekunden", es darf nichts schiefgehen, das Uhrwerk läuft minutiös geplant ab. Bei anderen ist noch gar nichts klar, es herrscht fröhliche oder angespannte Hektik. Wieder andere haben es irgendwie geschafft, Ruhe zu bewahren. Sie haben sich Zeiten oder Orte der Ruhe reserviert, vielleicht kleine Rituale ausgedacht mit Liedern oder Geschichten zum Advent, mit Kerzen und Keksen - oder was auch immer sie brauchen, um Ruhe zu finden.
Aber egal, wie unser Endspurt aussieht: wir haben immer, auch fast am Ende des Weges noch die Wahl. Wir können so oder so auf Weihnachten zugehen. Nicht nur das Ziel ist wichtig, sondern auch, auf welchem Weg wir dorthin gelangen.
Ich sage das nicht, weil ich realitätsfern die Alltagszwänge ignoriere, die z.B. ein Haushalt oder eine Familie mit sich bringt. Die kenne ich und stecke selber drin. Trotzdem bleibe ich dabei: wir haben die Wahl. Heute ist Wahlsonntag! Auch wenn mein Advent bisher hektisch war, kann ich in diesen letzten kostbaren Tagen doch etwas Ruhe finden - wenn ich es will.
Gesegnete Tage!

Samstag, 20. Dezember 2014

Auf dem Weg... zum Frieden

Der Prophet Jesaja hatte eine Vision. Sie ist auch heute noch unsere Hoffnung:

Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge [...]. Zu ihm strömen alle Völker.
Viele Nationen machen sich auf den Weg; sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort.
Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk und übt nicht mehr für den Krieg. Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.

Freitag, 19. Dezember 2014

Auf dem Weg... ins Licht

Die Stunde ist gekommen, sich vom Schlaf zu erheben. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag.

aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer, Kapitel 13
 Ich liebe diesen Text. Ich gehöre ins Licht. Wenn wir jetzt auf Weihnachten zugehen, lassen wir uns vom Stern leiten, hin zu dem Licht , das unser ganzes Leben heil machen will.

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Auf dem Weg: durcheinander

Gestern war ein chaotischer Bürotag. Ständig kam irgendjemand oder irgendetwas dazwischen. Bis nachmittags um halb vier hatte ich wohl keine einzige Viertelstunde am Stück, um mal konzentriert arbeiten zu können.
Mit der Zeit wächst dann die Sehnsucht nach Ruhe. Nach Geradlinigkeit. Nach Klarheit.
"Bereitet dem Herrn einen Weg, ebnet ihm die Straßen", so heißt es beim Propheten Jesaja und wir lesen es gerne im Advent. Ich möchte auch in dieser letzten Woche vor Weihnachten wenigstens ein bisschen Zeit für Gott frei machen.
Er soll nicht in dieses Gewimmel von Nichtigkeiten oder scheinbaren Wichtigkeiten kommen müssen. Bereiten wir Ihm einen Weg - und uns.


Mittwoch, 17. Dezember 2014

Auf dem Weg: Wohin des Wegs, PEGIDA?

In Dresden gehen Tausende PEGIDA-Anhänger auf die Straße, um zu demonstrieren. Aber auf die Frage "Wohin des Wegs?" gibt PEGIDA erst mal keine Antwort. Sie sagen vor allem, wohin sie NICHT wollen. Sie wollen nicht in ein islamisiertes Europa.
Nun könnte man einwenden, dass der Anteil der Moslems in Sachsen (laut Rheinischer Post) ganze 0,1% beträgt. Unter uns: ich fürchte mich nicht vor einer Islamisierung Dresdens. Aber sei's drum.
Diese Patrioten Europas sind also gegen eine Islamisierung des Abendlandes, das muss man ernst nehmen. Ich halte mich auch für eine Patriotin, ich bin sehr gerne Deutsche (das weiß ich vor allem, seit ich mal ein paar Jahre im Ausland gelebt habe), und ich möchte nichts anderes sein als Europäerin. Ich will auch nicht, dass das Abendland islamisiert wird (was auch immer das konkret heißen soll, es klingt jedenfalls nicht gut). 
Trotzdem würde ich mich niemals einer PEGIDA-Demo anschließen. Warum nicht? Weil die nicht wissen, wohin sie wollen!
Liebe PEGIDAs! 
Wisst ihr, was ich glaube? Ihr merkt, dass das Abendland den Bach runter geht. Das macht euch Angst. Und damit habt ihr verdammt recht. 
Aber es ist nicht irgendein Abendland, dass sich da auflöst, es ist das christliche Abendland. Den Ausdruck verwendet ihr schon gar nicht mehr, und damit tragt ihr selber zu dem bei, was ihr verhindern wollt. Es ist nämlich nicht der böse Islam, der das arme Abendland bedroht. Wir selber sind es, die wir unsere kulturelle Identität einfach zum Fenster rauswerfen.
Wir machen aus Weihnachtsmärkten Wintermärkte. Wir haben schon lange den Bischof Nikolaus (eine historische Figur, die uns ein Vorbild in Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft war) durch eine Coca-Cola-Werbefigur ersetzt, die eine Erfindung zur Steigerung des Konsums ist und in immer absurderer Form durch unsere Städte turnt. Unsere Martinsumzüge machen wir zu Lichterfesten - aber nicht, weil die bösen Moslems uns dazu zwingen. Die finden den Heiligen Martin, der seinen Mantel mit dem Bettler teilt, oft toll. Schließlich gilt es auch in ihrer Kultur als hoher Wert, Bedürftigen zu helfen. Nein, es sind ganz normale Deutsche, die all das Christliche irgendwie aufdringlich finden und meinen, man sollte das doch besser ein bisschen neutralisieren. 
Kann man machen. Man kann unsere gesamte Kultur entchristlichen. Übrig bleibt dann McDonalds, "Geiz ist geil", die Banken, seichte Fernsehserien - und eine Bevölkerungsminderheit, Juden, Moslems und Christen, die sich ihren Glauben zum großen Ärger der anderen einfach nicht austreiben lassen. Diese Christen sind dann einfach nur noch Spinner, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Gegen die Juden darf man ja nix mehr sagen. Aber die Moslems - ja, das sind böse Eindringlinge, die uns unser europäisches Abendland kauputtmachen wollen.
Liebe PEGIDAs,
nehmt's mir nicht übel, aber vielleicht solltet ihr erstmal überlegen, wo ihr hin wollt. Und wenn euer Ziel die Rettung des Abendlandes ist, dann braucht ihr nicht gegen den Islam zu kämpfen. Dann legt euch lieber mit den Typen an, die nicht mehr wissen, was wir an Weihnachten und Ostern eigentlich feiern. Kämpft doch mal gegen die Kulturvergessenheit der Deutschen! Bringt uns unsere kulturelle Identität in Erinnerung. Da wäre ich sofort dabei.



Foto: Melani Schaller@pixelio.de

Dienstag, 16. Dezember 2014

Auf dem Weg: Kreuzung

Heute war das Treffen unserer jüngeren Schwestern. Angefangen haben wir als U50, das sind inzwischen aber nicht mehr alle. Trotzdem trifft sich die Gruppe, die vor etwa 10 Jahren entstanden ist, immer noch fast in derselben Besetzung wie anfangs. 
Mit jeder Schwester, die nach dem Noviziat das Juniorat beginnt, entsteht wieder neu die Frage: muss die jetzt ihre eigene "junge Gruppe" aufmachen? Wann beginnt die nächste Generation? Aber da sie meist einzeln kommen, haben wir bisher noch jede Junioratsschwester in unsere Gruppe aufgenommen, heute auch wieder zwei. Damit sind wir jetzt zwischen 31 und 56 Jahre alt, gut gemischt.
Wir können uns nicht sehr oft sehen. Wir leben über alle Konvente der Kongregation verteilt, außer Italien und zwei Häuser in den Niederlanden. Natürlich sehen wir uns zwischendurch, aber da hat man nicht immer Zeit für ein richtiges Gespräch. Also bestehen unsere Treffen vor allem darin, uns gegenseitig auf Stand zu bringen: wie geht es dir? Was läuft in deinem Konvent?
Nur eine von uns ist in ihrem Haus allein mit lauter alten Schwestern, die meisten sind zu mehreren Jüngeren, zu zweit, dritt, viert. Aber allen tut es gut, mehr Kontakt zu bekommen und mehr voneinander zu erfahren. Schließlich werden wir - so Gott will - miteinander alt werden.
Heute haben wir einander also getroffen, voneinander erzählt, einander gestärkt. Und nun?
Jetzt haben sich unsere Wege wieder getrennt. Jede ist an ihren Platz zurück, wird ihren eigenen Weg weitergehen, aber verändert und ermutigt durch ein Gespräch an einer Kreuzung.

Montag, 15. Dezember 2014

Auf dem Weg: Wegbegleiter



Ein jeder von uns kann sicher auf Ereignisse im Leben zurückblicken, die schwierig waren.
Auch ich habe solche Erlebnisse in meinem Leben. Die Kindheit und Jugend war schwierig. Es gab viele unschöne Dinge in unserer Familie und doch weiß ich heute, dass meine Eltern alles getan haben, was ihnen möglich war.  

Meine Überlebenstrategie:
„Hilf dir selbst, sonst hilft Dir keiner!“
 
Aber im Rückblick entdecke ich Menschen, die mir nahe waren in meiner Kindheit und Jugend.
Menschen, die mir geholfen haben, die  mir Sicherheit, Orientierung und Halt waren.

Oft waren es Menschen mit einem tiefen Glauben, denen es wichtig war, in ihrem Leben die Nächstenliebe zu leben.
Aber auch  Menschen, Freunde und Berufsgruppen, die nichts „mit der Kirche am Hut“ hatten, waren mir eine große Hilfe. Sie waren zur rechen Zeit am rechten Ort. 

Ich habe zu meinem Glauben gefunden, als mir eine Ordensschwester begegnete, die trotz meiner Herkunft viel für mich und meine Familie getan hat. Sie hat mir gezeigt, dass ich liebenswert und von  Gott geliebt bin.
Diese Begegnung hat mein Leben geprägt und mir die Bahn für mein Leben geebnet.
Heute stehe ich wieder vor einer Herausforderung in meinem Leben, und ich begegne vielen Menschen, die meinen Weg begleiten.
Sie sind da für mich und stehen mir zu Seite. Lassen mich wissen, dass Gott auch in schwierigen Zeiten für mich da ist, auch wenn ich das manchmal nicht so spüren kann. 

Wegbegleiter sind wie Engel. Sie sind gegenwärtig und helfen mir mein Leben zu meistern. 
Ich glaube, dass wir solche Wegbegleiter vielfach in unserem Leben finden, oft erst im Rückblick erkennbar.
Ich wünsche mir, Dir und Ihnen, dass wir alle Wegbegleiter in unserem Leben haben und vor allem, dass wir solche Wegbegleiter für andere sein können.

Sonntag, 14. Dezember 2014

Auf dem Weg: Verbundenheit

Ich habe einen Bekannten, nennen wir ihn Hans. Hans hat ein seltenes Fieber erwischt, seine Hände sind so schwach, dass er praktisch nicht mehr schreiben kann. Da das Fieber bisher fast nur in Afrika aufgetaucht ist, gibt es keine Medikamente dagegen. Aber wer weiß, vielleicht geht es irgendwann von selber wieder weg.
Eine andere Bekannte nennen wir mal Gerti. Sie hat mir erzählt, dass sie gerade einen guten Freund durch eine schwere Krankheit verloren hat. Besonders schlimm für sie: er war nur wenig älter als sie, gerade 66 geworden. Gerti ist sehr resolut und aktiv, aber plötzlich scheint sie ihre ganze Kraft und Freude verloren zu haben.
Eine dritte, Simone, hört von ihrer Ärztin: "Ich möchte sie krankschreiben. Sie arbeiten zu viel. Ich habe Sorge, dass Sie in eine Depression rutschen, wenn Sie so weitermachen." Aber krankschreiben geht nicht, und Simone weiß nicht, wie sie ihre Situation ändern soll.
Heute standen alle drei zusammen im Flur und waren sich einig: Wir jammern auf hohem Niveau.
Sie engagieren sich haupt- und ehrenamtlich für misshandelte Frauen in Indien, Kindersklaven in Mittelamerika, Flüchtlinge im Irak und die Bedüftigen der heimischen Pfarrei. Wie kann man sich angesichts dieser Not überhaupt noch über solche Lappalien aufregen?
Doch, man kann: manchmal geht es auch uns schlecht, und dann brauchen wir das auch nicht zu verleugnen. Wir müssen unsere eigenen Nöte sogar ernst nehmen - um sie in den Griff bekommen zu können. Oft wird ein Problem ja erst dadurch richtig schwierig, dass man es kleinredet, weil man sich nicht eingesteht, Hilfe zu brauchen.
Allerdings: wenn wir uns praktisch oder wenigstens gedanklich zu den Menschen auf den Weg machen, die in größerer Not sind als wir, hilft das. 
Im besten Fall sogar beiden Seiten. 
In diesem Sinne wünsche ich einen schönen 3. Adventssonntag. Vergessen wir, wenn es geht, für ein paar Momente die eigenen Sorgen. Denken wir im Gebet an die Vielen, denen es nicht so gut geht wie uns. Es gibt etliche Wege, ihnen zu helfen!

 Foto: Andreas Hermsdorf@pixelio.de

Samstag, 13. Dezember 2014

Auf dem Weg: Bindung

Das Ende des Weges ist nicht absehbar,
aber auf jeden Fall gehen wir ihn gemeinsam.
Heute beenden unsere beiden Novizinnen ihr Noviziat. Sr. Martha Maria und Sr. Anna Maria werden in einem feierlichen Gottesdienst versprechen, für drei Jahre nach den evangelischen Räten der Armut, Keuschheit in Ehelosigkeit und des Gehorsams zu leben und unsere Ordensregeln zu befolgen.
Wir nennen das "Bindung".
Am Ende dieser drei Jahre werden sie erneut gefragt werden. Dann können sie die ewige Profess ablegen oder die zeitliche Bindung erst noch mal verlängern. 
Wir alle sind gemeinsam auf dem Weg. Manchmal sieht man ungefähr, wohin es geht, manchmal tapert man ahnungslos durch Nebel. Die beiden haben jetzt für die nächsten drei Jahre die Strecke abgesteckt. 
Wir vom Blog wünschen den beiden Gottes Segen für diesen Abschnitt, möglichst wenig Schlaglöcher und dass sie die nächste Wegkreuzung nach drei Jahren (nicht schon früher) gut gelaunt und energisch erreichen.

Freitag, 12. Dezember 2014

Auf dem Weg: Perspektivenwechsel

Gestern habe ich von meiner Fahrt mit dem Forstarbeiter in die Höhe erzählt; dabei ging es ums Losgehen.
Wer einmal losgegangen ist, bleibt nicht, wie er war. Mit jedem Schritt verändert er sich.
Anfangs merke ich es vielleicht noch nicht, aber je mehr ich mich von meinem Start entferne, desto stärker verändert sich meine Perspektive.
Ich sehe die Dinge anders.
Ich ahne, dass auch ich mich in den Augen der anderen verändere.
Und damit verändere ich mich tatsächlich.
Nicht etwa, weil die Sicht der anderen mich machte! Aber ich werde mir bewusst, wie relativ die Dinge sind.
Vielleicht werde ich sogar etwas vorsichtiger im Urteilen.

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Auf dem Weg: Himmelwärts

Neulich bekam ich einen Anruf von Sr. Susanne*: "Komm mal schnell! Der Forstarbeiter ist da."
Ich wusste, dass ein großer Baum in unserem Park gefällt werden musste. Bestimmt sollte ich für die Chronik ein paar Bilder knipsen.
Weit gefehlt!
Der Arbeiter hatte Sr. Susanne angeboten, sie in seinem Korb mit hoch in den Wipfel des Baumes zu nehmen. Leider ist sie nicht schwindelfrei, aber da war ich ihr eingefallen, denn es war mein Namenstag. Ich bin dann auch kurz entschlossen eingestiegen, und wir sind hochgefahren. Normalerweise bin ich eher ängstlich oder zumindest vorsichtig und vielleicht hätte ich mich nicht darauf eingelassen, wenn ich darüber hätte nachdenken können. Zum Glück musste es schnell gehen. Jetzt oder nie! Na, dann jetzt!
Ein seltsames Gefühl, in diesem kleinen, offenen Korb zwischen Himmel und Erde zu hängen! Ich hatte völliges Vertrauen in den Fahrer (nicht so sehr in die Technik), nur war mir die Gegend eben gänzlich unbekannt. Diesen Weg - fast 30 Meter Richtung Himmel - hatte ich so noch nie zurückgelegt.
Im Nachhinein denke ich, dass Gott es manchmal genau so macht. Er ruft uns: "Komm mal schnell." Und man weiß nie (!), worauf man sich mit Ihm einlässt. Maria ahnte auch nicht, was alles da mit dranhing, als sie dem Engel sagte "Mir geschehe, wie du gesagt hast". Und doch: Manchmal muss man einfach losgehen.

Wie oft zögere ich, wenn sich eine Gelegenheit bietet?
Wie schnell bin ich bereit, eine Chance zu ergreifen?
Laufe ich manchmal los, auch wenn ich noch nicht weiß, wohin es geht und was es bringt?
Oder will ich immer schon das Ziel sehen, bevor ich den sicheren Startpunkt verlasse?

*Name geändert

Dienstag, 9. Dezember 2014

Auf dem Weg: Feuerpause für die Winterpilgerin.

Vor genau einer Woche kam bei uns die Pilgerin Anna vorbei, die entlang der Bernsteinstraße von Tallinn nach Rom unterwegs ist. Zu Ostern, genauer zu Gründonnerstag, will sie dort sein.
Es ist ihre achte lange Wallfahrt. Von denen haben sie nicht alle zum Garab von Petrus nach Rom geführt, sondern auch zu den Gräbern anderer Apostel und ins Heilige Land. Da sie es liebt, im Winter zu pilgern, hat sie ihren Spitznahmen, "die Winterpilgerin", schnell bekommen.
Natürlich hat sie auf ihrenWegen sehr viel erlebt, zumal sie auch vor Kriegsgebieten nicht zurückschreckt. Und sie musste auch schon mal aus einer sehr brenzligen Situation durch ihre Botschaft gerettet werden. Dankenswerter Weise hatten Ordensfrauen die Botschaft informiert, als sie mitbekamen, dass eine Pilgerin von Rebellen festgehalten wurde. 
Aber als eines der beeindruckensten Erlebnisse erzählte sie mir die Geschichte, wie sie im Januar 2012 in Libyen einen kleine Ort betrat, in dem Straßengefechte stattfanden.
Sie flüchtete sich in einen Laden und sagte, dass sie eine Pilgerin sei, auf dem Weg ins Heilige Land und mit diesem Krieg nichts zu tun habe. Als nun einer der Anführer über die Straße ging, rief der Verkäufer ihn herein und erklärte ihm die Situation. - Und das unglaubliche geschah, er nahm ein Megaphon und bat um freie Passage für die Pilgerin!
Sie konnte den Ort ungehindert durchqueren, kein einziger Schuss fiel in den 20 Minuten, die sie dafür brauchte und viele andere Menschen konnten sich und ihre Kinder in dieser Zeit in Sicherheit bringen.
Ihr Fazit: Die Welt braucht mehr Pilger!
Danke, für das Verweilen bei uns.
Mehr von Ann gibt's hier: http://winterpilgrim.blogspot.com/

Montag, 8. Dezember 2014

Auf dem Weg: Überraschungen am Wegesrand

Kennen Sie das, dass Sie einfach mal an die frische Luft müssen?
Mir geht das manchmal so, aber ich habe festgestellt, dass ich dann oft losstürme und überhaupt nicht wahrnehme, wonach ich mich so gesehnt habe. Nach einiger Zeit werde ich dann doch ruhiger, und gleichzeitig beginne ich wahrzunehmen, was mich umgibt. 
Bei einem solchen Spaziergang erwartete mich eines Tages eine Überraschung am Wegesrand. Ich war hier schon einige Male lang gekommen, aber anscheinend nie, wenn ich wirklich schon draußen angekommen war. In einem der Bäume hing eine Schaukel! Genau über dem kleinen Flüsschen. Perfekt um die Seele baumeln zu lassen, aber ich hatte sie immer übersehen.
 Nehmen wir uns die Zeit, nicht nur den Weg entlang zu stürmen? Sehen wir auch die kleinen Überraschungen, die jemand mit viel Liebe entlang unserer gemeinsamen Wege errichtet hat?
Wenn Ihnen etwas einfällt, womit Sie anderen, die auch auf ihren Wegen gehen, eine Freude bereiten können, dann zögern Sie nicht es umzusetzen. - Und vielen Dank für die Schaukel an "meinem" Wegesrand, wer auch immer das war.

Sonntag, 7. Dezember 2014

Auf dem Weg: Wege bahnen....

Der Aufruf, der an diesem Sonntag auch an uns ergeht, lautet: "Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste!"
Einen Weg zu bahnen beginnt damit, dass wir ihn selbst regelmäßig gehen. Wenn wir durch die Wüste unseres Alltages immer wieder den Weg zu Gott suchen, dann bereiten wir umgekehrt auch ihm den Weg zu unserem Herzen. 
Der Anfang eines Weges ist unscheinbar.
Irgendjemand stapft über die Wiese und nach ihm richtet sich das Gras wieder auf. Es sieht aus, als wäre niemand darüber gegangen. Aber wenn ein Mensch diesen Weg jeden Tag geht, dann dauert es nicht lange und das Gras bleibt niedergedrückt, ein Trampelpfad....
Und wenn der Weg einmal da ist, dann gehen ihn auch andere.
Der Weg wird breiter, das Gras verschwindet und jetzt fahren schon die ersten Radfahrer hier lang...
Manchmal werden solche Wege zu Landstraßen, sie werden begradigt, vielleicht auch geschottert. Oft vergeht aber viel Zeit, bis die Schlaglöcher verschwinden und diese Wege leicht und angenehm zu befahren sind.
Und andere Wege bleiben Wege für Fußgänger, führen an Zufluchtsorte, helfen die Gedanken zu sortieren und die Orientierung zurück zu gewinnen.
Gott erwartet von uns keine Autobahn, ihm genügt selbst der Anfang eines Trampelpfads.
Denn auch wir werden aufgefordert, unseren Blick zu heben und ihm entgegen zu blicken, der schon unterwegs ist zu uns, um uns in Liebe nahe zu sein. Und wir sind eingeladen, unsere Stimme mutig und freudig zu erheben um zu verkünden: Seht, Gott, der Herr, kommt!

Samstag, 6. Dezember 2014

Auf dem Weg: Nikolaus

Heute ist der Gedenktag des Heiligen Nikolaus von Myra. Auch wer ihn nicht besonders verehrt, kennt vermutlich den Brauch, am Nikolaustag den Kindern etwas Süßes zu schenken. In vielen Ländern hat der Nikolaus dabei einen dunklen Begleiter: "Knecht Ruprecht" in Deutschland, "Père Fouettard" in Frankreich, "Schmutzli" in der Schweiz, "Zwarte Piet" in den Niederlanden, "Krampus" in Österreich und Bayern.
In meiner Kindheit war Gott niemals angsteinflößend und auch den Heiligen Nikolaus haben meine Eltern nicht missbraucht, um uns einzuschüchtern. Wir lernten auch früh zu unterscheiden zwischen dem historischen Bischof Nikolaus im 4. Jahrhundert in Kleinasien und den jeweiligen Nikoläusen, die sich und uns einen Spaß daraus machten, mit umgebundenen Wattebart aus einem großen, goldenen Buch unsere guten oder weniger guten Taten des vergangenen Jahres zu lesen. Der Knecht Ruprecht, den sie dabei hatten, war meist eher ein Gehilfe, der den Sack mit den Geschenken trug. Wir Kinder wurden nicht hineingesteckt.
Ein besonders schöner Nikolaus ist mir aus meiner Schulzeit in Erinnerung: Ich war in einer katholischen Schule, und auch dort kam jedes Jahr der Nikolaus. Wir warteten schon immer darauf, dass mitten im Unterricht plötzlich draußen ein Glöckchen bimmelte und es dann an die Tür klopfte. Ich weiß nicht mehr, welche Klassen er besuchte, vermutlich war er mit der Unterstufe völlig ausgelastet, denn die Schule hatte 1.300 Schüler. 
Als wir dann in den höheren Klassen waren, fanden wir das schon ein bisschen schade. Zu wissen, der echte und einzige Nikolaus ist im Haus und geht nur zu den Kleinen... Manchmal hörte man noch das Glöckchen, aber es klopfte nicht mehr an unsere Tür.
                                                                           Bild: Rike / pixelio.de
Ich war vielleicht in der 10. Klasse, als am sechsten Dezember draußen auf dem Gang plötzlich merkwürdige Geräusche zu hören waren. Ein Rauschen wie von... Rollschuhen? Dazu ziemlich laute Musik, ein Pop-Halleluja.  
Da flog auch schon unsere Klassentür auf, und herein sausten auf Rollschuhen der Heilige Nikolaus mit Mitra und Bischofsstab, Knecht Ruprecht mit Geschenkesack und ein Engel mit einem Ghettoblaster.
Ich weiß nicht mehr, was sie erzählt haben, auf jeden Fall hat jeder was Süßes gekriegt. Und natürlich mussten sie schnell weiter: viel zu tun, ihr versteht? Hektische Zeiten sind das, Mannomann! 
In diesem Sinne: lasst euch nicht stressen und habt einen schönen Nikolaustag.

Freitag, 5. Dezember 2014

Auf dem Weg: Dieser Weg....

Manchmal gibt es Texte, die kann man einfach nicht toppen.
Das folgende Lied geht mir z.Zt. nicht aus dem Kopf, und weil es so schön in unser Thema passt, lasse ich es jetzt einfach direkt sprechen.

Viel Spaß beim Hören!

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Auf dem Weg: Barbara

Eigentlich verbindet man die Heilige Barbara ja nicht mit dem Unterwegssein. Der Legende nach wurde sie von ihrem Vater in einen Turm gesperrt. Er musste auf Reisen und wollte sie vor bösen Einflüssen schützen. Sie kam trotzdem mit dem Christentum in Berührung und ließ sich taufen. Als der Vater nach seiner Rückkehr davon erfuhr, so die Legende, wurde er wütend und verlangte, dass sie wieder von diesem Glauben ablassen sollte. Als sie nicht wollte, enthauptete er sie eigenhändig.
Flüchtlingslager im Irak, November 2014
Foto: Ignatius Offy
Man ist sich nicht sicher, ob es die Heilige Barbara wirklich gegeben hat. Aber das Volk verehrt sie, egal ob die Kirche es erlaubt oder nicht. Ich mag meine Namenspatronin auch - unabhängig davon, ob sie eine historische Persönlichkeit oder nur eine Legendenfigur ist.
Warum?
Barbara ist eine sehr alte Heilige. Angeblich hat sie im 4. Jahrhundert in Kleinasien, der heutigen Türkei gelebt. Damals gab es dort Christenverfolgungen. Ihre Geschichte könnte also wahr sein. Seither gab es immer wieder Männer und Frauen, die für ihren Glauben an Jesus Christus leiden mussten. Auch heute haben wir keine weltweite Religionsfreiheit. Und je nachdem, woher jemand kommt, kann er auch mit der eigenen Familie Probleme bekommen, wenn er sich taufen lässt. In Deutschland können wir uns das kaum vorstellen, aber in manchen islamischen Ländern müssen Moslems, die zum Christentum konvertieren, mit dem Tod rechnen.
Darum mag ich die Heilige Barbara. Sie ist ein Urbild der verfolgten Christen. Und sie ist aktuell. Wenn ich an die heutige Christenverfolgung denke, fallen mir zuerst die Flüchtlinge im Irak ein. Die Kämpfer des IS ließen den Christen die Wahl: zum Islam konvertieren, fliehen oder sterben.
Die Möglichkeit zu fliehen hatte die Heilige Barbara nicht, aber ich bin sicher, dass sie auch den Flüchtlingen Trost und Mut geben kann.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Auf dem Weg: Umwege

In unserem diesjährigen Adventskalender stellen wir uns dem Thema Weg. 

Wenn ich an einen Weg denke, dann hat das immer viel mit mir zu tun.
Mit dem, was ich gelebt habe und was ich mir wünsche. Dann kommen in mir eher Bilder auf, die  auf mich ruhig, schön und einladend wirken. 

Aber das Leben ist eben auch anders.
Es gibt Wege die sind nicht schön!

Es gibt Wege die sind auf den ersten Blick sogar hässlich. 

Es gibt Wege, die will man nicht gehen, die hat man sich nicht ausgesucht, die geht man nicht selbstbestimmt.

Es gibt Wege,  auf die wird man geführt.

Ich denke an Familien, die ein oder mehrere Kinder haben. Kinder, die besondere Aufmerksamkeit brauchen. Kinder die in ihrer Entwicklung gestört sind.  
-         Ich denke an Kinder und Jugendliche, die einen täglich herausfordern, obwohl man lieber einen „normalen“ Weg gehen wollte.
-        Ich denke an Menschen die arbeitslos geworden sind, obwohl sie schon jahrzehntelang mit hohem Einsatz in der Firma gearbeitet haben.
-        Ganz besonders denke ich gerade an Menschen, die krank sind und in ihrem Leben ausgebremst werden, und jetzt nicht mehr den geplanten Weg einschlagen können,  sondern sich einlassen müssen. 

Wie sieht es mit meinen Wegen aus? 
Bin ich bereit eine Umleitung in Kauf zu nehmen? 
Lasse ich mich auf neue Wege ein?
Vertraue ich auf den Weg, den Gott mit mir gehen will?