Sonntag, 31. Oktober 2010

Impressionen aus Deutschland: Katzenkind

Mein Deutschlandbesuch fing mit Hannahs Profess an, davon hab ich ja schon erzählt. Danach sind die jüngeren Schwestern noch zwei Tage zusammen wandern gegangen. U50 nennt sich die Gruppe, und sie trifft sich regelmäßig zum Austausch, einmal im Jahr zum Wandern.
Ich mag das: mit diesen Schwestern werde ich - so Gott will - den Rest meines Lebens verbringen, ich möchte sie kennen und immer besser kennenlernen, auch wenn wir im Moment oft weit auseinander wohnen und teilweise sehr unterschiedliche Arbeitseinsätze haben.
Und beim Wandern kann man so gut reden! Diesmal ging es vor allem um das bevorstehende Generalkapitel.
Manchmal passiert aber auch unerwartet etwas: als wir mittags kurz vor einem Ortseingang den Wald verlassen wollten, hörten wir plötzlich ein klägliches Maunzen. Ein kleines Kätzchen lief da alleine herum, leicht verletzt. Wir haben es mitgenommen und versucht, den Besitzer ausfindig zu machen. Als das nicht gelang, sagte Sr. Maria Magdalena kurzerhand: "Dann nehme ich sie mit in meine Kinderdorffamilie. Meine Kinder wünschen sich schon lange eine Katze." Vor der Abfahrt musste das Katerchen aber noch auf uns rumturnen - trotz der verletzten Pfote!

Freitag, 29. Oktober 2010

Impressionen aus Deutschland: Moderne Kommunikation

Gerade bin ich wieder in Riga angekommen. Vier Wochen bin ich kreuz und quer durch Deutschland gereist. Dabei habe ich sehr unterschiedliche Dinge unternommen und nur selten hatte ich die Möglichkeit, ins Internet zu gehen, um hier darüber zu berichten. Deswegen gibt es in den nächsten Tagen den ein oder anderen Rückblick auf diese Reise, nicht immer chronologisch sortiert.
Moderne Kommunikation
Ich war im Telefonladen, musste mein deutsches Handy checken lassen. Bei der Gelegenheit frage ich: "Können Sie mich bitte beraten? Ich möchte irgendwann auf ein internetfähiges Handy umsteigen, weiß aber nicht so genau, was ich dafür brauche und was das kostet." (Ich meine: alle twittern und so, nur ich bin der letzte Dinosaurier, muss doch nicht sein.)
Da sagt mir der Telefonmensch, ich bräuchte ein Smartphon, das gäbe es ab 300,- € aufwärts!
Inzwischen habe ich mich mal anderweitig kundig gemacht, es gibt sie auch 100,- € billiger. Tarife für "Wenignutzer": einmalig 225,- plus monatliche Grundgebühr von 40,- €.
HALLO? Früher hätten wir gesagt: "Ich glaub, mein Schwein pfeift!"
Heute sage ich: Ich glaube, da lebe ich lieber weiter hinterm Mond, hier ist's gemütlich.

Sonntag, 17. Oktober 2010

zu Hause

Woran merkt man, dass man zu Hause ist? Ich bin z.Zt. "auf Heimaturlaub" in Deutschland, bei meinen Eltern, meiner Familie. Vieles hier ist völlig unverändert seit meiner Kindheit. Sogar einige Jugendbücher finden sich noch in den Regalen meines alten Kinderzimmers - die müsste ich wirklich endlich mal aussortieren! Ich liebe meine Eltern und besuche sie gerne - wie auch den Rest meiner Familie. Aber es ist schon seltsam: "zu Hause" bin ich hier nicht mehr. Tausend Dinge gibt es, die ich im Kloster anders kennengelernt habe und die ich inzwischen anders gewöhnt bin als es in meinem Elternhaus üblich war. Das fängt schon damit an, wie der Tisch gedeckt wird, wie man den Tag organisiert, lauter Kleinigkeiten eben. Aber es bleibt nicht dabei. Ich merke, dass mich das Leben im Kloster verändert hat. Ich bin nicht mehr dieselbe. Ich rede anders, fühle und denke anders als die junge Frau, die damals dieses Elternhaus verließ. Längst habe ich aber auch gemerkt, dass ich in keinem der Häuser unseres Ordens jemals so "zu Hause" sein werde, wie ich es als Kind bei meinen Eltern war. So selbstverständlich daheim, so unhinterfragt Teil des Hauses, der Familie. Das kommt nicht wieder. Heute bin ich mir immer bewusst, dass ich in jeder Gemeinschaft, in der ich lebe, nur auf Zeit bin. Dass jedes Haus für mich nur ein "Gasthaus" ist. In dem einen fühle ich mich wohler, in dem anderen unwohler. Aber immer wieder komme ich an den Punkt: wirklich "zu Hause" bin ich nicht mehr auf dieser Erde. Meine "Heimat" finde ich überall da, wo ich Gott begegnen kann.

Samstag, 2. Oktober 2010

Einmal im Leben in der Kirche auf dem Boden liegen

Heute war ein besonderer Tag: wir haben die Ewige Profess von Sr. Hannah Rita gefeiert. "Bist du bereit, mit Deinem Leben die Barmherzigkeit Gottes zu bezeugen?", in dieser konkreten Gemeinschaft von Bethanien, zum Wohl der Menschen - bis zu ihrem Tod. "Ja, ich bin bereit." Und die Schwestern, die Gemeinschaft, werden sie Hannah als Schwester aufnehmen? "Seid ihr bereit?" "Wir sind bereit!" Die Feier ist voller Symbolhandlungen, eine schöner als die andere. Z.B. die Venia: Sr. Hannah hat sich in den Mittelgang der Kirche gelegt, während die Gemeinde den Heiligen Geist herabruft. Ein starker Ausdruck: ich mache mich zum Weg für Gott, ich gebe mich ihm ganz hin. Ein anderes Zeichen ist das Professkreuz, das man an diesem Tag erhält. Wir nehmen es im wahrsten Sinne des Wortes einmal mit ins Grab: "es sei im Sterben das Zeichen deiner Treue" lautete die Formel bei der heutigen Feier. Eine Profess ist ein öffentliches Ereignis, deshalb sind möglichst viele gekommen, Schwestern natürlich, Familie, Freunde, Kinderdörfler. Wir aus Lettland waren zu sechst angereist. in der Messe haben wir ein Lied gesungen, das übersetzt bedeutet: "Jesus, ach könnte ich dich doch immer lieben! Bleibe bei mir auf dem ganzen langen Weg!" Nachher wurde natürlich noch ordentlich in der Aula weitergefeiert, Mittagessen und Kaffee - und etwas Spass darf auch nicht fehlen!