Donnerstag, 28. Februar 2013

Papa Benedetto

Nein, ich war nicht Papst.
Ich fand es zwar witzig, als die Bild-Zeitung titelte "Wir sind Papst", und stolz war ich irgendwie auch, dass ein Deutscher gewählt worden war - aber eher so wie ich auch stolz bin, wenn "wir" Fußballweltmeister werden. Und so hatte es die Bild ja wohl auch gemeint.
Inhaltlich war ich Joseph Ratzinger gegenüber skeptisch. Ich erwartete nichts Gutes von ihm - und war überrascht von seinem Auftreten beim Weltjugendtag in Köln 2005. Die Herzen der jungen Leute flogen ihm zu, die "Benedetto"-Rufe kamen auch in Deutschland auf, und er genoß es sichtlich, wenn auch zunächst etwas schüchtern und fast ungläubig.
Ich habe in Köln beschlossen, "Papa Benedetto" eine Chance zu geben und ich bin froh, dass er uns gezeigt hat, dass er mehr war als Kardinal Ratzinger. Auch wenn ich in den folgenden Jahren seines Pontifikates längst nicht mit allem einverstanden war, so glaube ich doch, dass wir in ihm einen guten Papst hatten. Einen mit Stärken und Schwächen - die wird der nächste zweifellos auch haben.
Vielleicht zeigt sein Rücktritt eine seiner größten Stärken: sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Er trat sein Amt schon an mit Äußerungen der Demut, er habe nicht gewählt werden wollen, fühle sich nicht würdig, zu alt usw. Seine Kritiker sagen jetzt, das habe er sagen müssen, reine Show. Ich glaube das nicht. Ich halte ihn für wirklich bescheiden und eben demütig, wenn er jetzt von seinen Grenzen spricht und freiwillig die Macht aus der Hand gibt.
Aber egal ob echt oder Show: er schreibt damit Geschichte. Er gibt uns ein Beispiel, wie man mit schwindenen Kräften und mit Verantwortung umgehen kann, und er hat das Verständnis des Petrusdienstes verändert, das Amt menschlicher gemacht, bzw. das Amt deutlicher vom Amtsträger getrennt. Noch weiß niemand, was für Folgen das haben wird, sie könnten bis hinein in die Ökumene reichen.
Nein, ich war nicht Papst. Aber ich zolle "Papa Benedetto" großen Respekt für diesen Schritt und wünsche ihm Gottes Segen für seinen Lebensabend.

Mittwoch, 27. Februar 2013

Mutter Stifterin

Heute feiern wir das Fest unserer Stifterin, Mutter Henri Dominique (1822-1907). Hier ein Zitat von ihr, geschrieben anlässlich einer Visitation:
Was tun wir eigentlich in der Gegenwart des Allerheiligsten? Jesus scheint uns zu sagen: Sprich, was willst du? ... Und doch, wie oft überhört unsere Seele seine Stimme! Kalt kommen wir zur Anbetung, mit leeren Händen verlassen wir die Kapelle und wir erlangen nichts, weil wir nicht verstehen, etwas zu verlangen. Wo ist das Hindernis? Wir sind es, unser Egoismus, der sich über eine Bemerkung, eine scheinbare Kälte, über Fragen verletzter Eigenliebe grämt: man beschäftigt sich mit seiner Gesundheit, mit den eigenen Interessen und lässt die Interessen Gottes beiseite. Oh, nicht dafür hat Gott uns in seinen Diest genommen. Er will treue Seelen, die ihm ihr ganzes Leben weihen und die er jederzeit überfallen kann ...

Dienstag, 26. Februar 2013

Wochenend und Sonnenschein

Diese Woche ist ätzend! 
Am Montag war das schon klar: nur Ärger. Der Dienstag wird nicht viel besser werden, dann kommen drei Tage mit geballten, richtig doofen Terminen, Konflikte stehen dabei mit Sicherheit auch ins Haus. Super! Dazu fasten und dieser blöde Schneeregen...
Erst am Samstag, da hab ich mich mit einigen Schwestern verabredet, um Abstand zu kriegen, das wird bestimmt nett. Da kann ich dann alles Nervige vergessen. Wenn es doch nur schon Samstag wäre!

Wobei... naja... da fällt mir wieder ein Satz ein, der mir in Exerzitien mal sehr wichtig geworden ist: "Gott ist ein Gott der Gegenwart". 

Ich werde Gott hier und jetzt begegnen - oder überhaupt nicht. Wenn ich den Moment meiner Seligkeit auf das nächste Wochenende verschiebe, gebe ich der Gegenwart keine Chance und werde am wesentlichen vorbei leben.
Also gut. Versuche ich eben, Gott hier und jetzt zu treffen, mir seiner Gegenwart bewusst zu sein, trotz anstrengender Termine, mancher Konflikte und des nervigen Schneeregens.

Sonntag, 24. Februar 2013

Standhaft sein und standhaft bleiben







Sicherlich sind unsere Vorsätze auch in dieser Woche wieder eine Herausforderung an uns.
Die Versuchung läßt da sicher auch nicht lange auf sich warten.
Standhaftigkeit wird uns abverlangt, um über uns hinaus zu wachsen, mit der Hilfe Gottes. 
So wünsche ich allen, mit dem folgenden Text, zu Beginn dieser Fastenwoche Beständigkeit  und viel Segen.



Auf eigenen Beinen stehen.
Jeden Tag im Leben stehen,
das Alte neu bestehen.
Jeden Tag andere ausstehen
und zu sich selbst stehen.
Jeden Tag verstehen,
daß Gott hinter allem steht.
Jeden Tag aufstehen
zu neuem Leben
jeden Tag
neu.
(Petrus Ceelen)

Samstag, 23. Februar 2013

2.Fastensonntag: Wer Ohren hat.....

Vor ein paar Tagen habe ich gemeinsam mit einer Laienschwester einen Gottesdienst gestaltet.
Thema war: „Vater Unser“
In einer Meditation zu dem Gebet hatte jede/r die Möglichkeit, sich mit den unterschiedlichen Teilen des Gebetes  auseinander zu setzen.
Mir kam immer wieder in den Sinn, dass wir, oft mehrmals am Tag,  dieses Gebet sprechen: Mehr und mehr rückte in dieser Meditation für mich der Satz „Dein Wille Geschehe“  in den Vordergrund.

Heute im Sonntagesevangelium höre ich dann:
Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“
Hmmm.
Das scheint für mich dann wohl ein Thema der Fastenzeit zu werden……

Hinhören.

Hören auf die Stimme Gottes in mir und herausfinden was gut für mich ist.
Herausfinden, wie sehr ich bereit bin, das Wort Gottes zu hören.
Meinen Widerstand, meine Sturheit und meine Trägheit überwinden und mich, vertrauensvoll, auf das, was Gott mir zu sagen hat, einlassen.

Fragen neu zu klären, die da heißen:
Was will ich?
Was will Gott von mir?
Will ich das, was Gott von mir will?
Will Gott etwas von mir?
Und….
Was ist mein ureigenster Wunsch, im Hinblick auf meine Gottesbeziehung?

Da gibt’s also noch Arbeit.
Allen einen schönen Sonntag!

Wüstentag

Heute haben wir in unserem Konvent einen Wüstentag. Einmal im Monat machen wir das, wenn wir keinen gestalteten Besinnungstag haben: Stillschweigen im Haus, aber keine gemeinsamen Gebets- und Mahlzeiten. Jede kann sich - zumindest für einige Stunden - wirklich in die Stille zurückziehen, so wie Jesus in die Wüste.
Wir lieben es!
Für einen Tag lang aussteigen aus unserer lauten und geschwätzigen Welt - die Stille suchen, den Ort, wo Gott wohnt. Das ist ein Luxus, den man sich nicht nur im Kloster hin und wieder leisten sollte. Man kehrt danach anders zurück.

Freitag, 22. Februar 2013

Methadon

Einer meiner Fastenvorsätze ist der weitgehende Verzicht auf Kaffee. Nicht vollständig, eine halbe Tasse beim Frühstück ist erlaubt, es geht mehr um die Zeit am Schreibtisch. Das mache ich seit ein paar Jahren und habe erfahren, dass mir das ziemlich schwer fällt. Ich trinke stattdessen schwarzen Tee und nenne das mein Methadon, meine Ersatzdroge, aber eigentlich geht es dabei nicht um eine körperliche Abhängigkeit vom Koffein.
Es geht auch nicht um den Geschmack, obwohl da der Kaffee schon ein wenig besser wegkommt als der Tee. Jemand sagte mir mal: "wenn du doch mal Kaffee trinkst, der aber kalt geworden ist, so dass er keinen Genuss darstellt, dann bricht er das Fasten nicht." Das ist nicht meine Vorstellung von Fasten.
Nein, mir geht es darum, dass ich mir eine Gewohnheit zugelegt habe, der ich folge, selbst wenn ich erkenne, dass sie mir schadet. Sogar wenn ich merke, dass ich allmählich wirklich zuviel Koffein in mich reinschütte, höre ich nicht auf. Selbst wenn ich weiß, ich werde nicht schlafen können. Selbst wenn er mir nicht mehr schmeckt, eben weil er kalt geworden ist, trinke ich immer weiter. Das schadet mir - körperlich, aber auch seelisch, denn es macht mich unfrei.
Gott will uns als freie Menschen, die sich ihm mit ganzer Hingabe zuwenden. Daran soll uns die Fastenzeit erinnern. Sie gibt uns die Chance, Ballast abzuwerfen, oder uns wenigstens bewusst zu machen, wo wir uns selber Fesseln anlegen, Tag für Tag. 
Sr.Barbara

Donnerstag, 21. Februar 2013

Ikonografie und Kontemplation.



„Nicht wir schauen auf die Ikone, sondern die Ikone schaut auf uns. Nicht wir suchen die Ikone, sondern die Ikone sucht uns. Ikonen zu malen ist nicht nur eine Kunst, sondern auch ein religiöses Erlebnis. Ikonenmalerei hat etwas mit Verkündigung zu tun.”
Pater Bernhard
 von der Abtei Hagia Mari Zion in Jerusalem.
Am ersten Fastensonntag haben wir, in Riga, mit einem für uns ganz neuem Erlebnis angefangen – mit Exerzitientagen „Ikonografie und Kontemplation”. Zusammen mit Künstlerin und Ikonenschreiberin Iveta Arnite und 8 verschiedene Leute haben wir zwei Tage uns mit Ikonen und kontemplative Gebet beschäftigt.Durchgehende Stille, Gebet und zwei Ikonen haben uns begleitet. Jede und jeder von uns haben ein Element aus eine Ikone ausgewählt.Und unter Leitung von Iveta haben wir versucht unser Hand ganz Gottes Führung überlassen. In seinen eigenem Tempo, mit Geduld, Stille und Gebet. Zwei Tagen, natürlich, ist viel zu venig – eine Ikone zu schreiben. Auch ein Element – eine Hand, ein Engel. Aber das war auch nicht unser Ziel.Unser Ziel war Weg. Und so sind wir zwei Tagen zusammen tiefer in Fastenzeit gegangen. 
Dank sei Gott!

Dienstag, 19. Februar 2013

Fastenzeit oder Fasnacht?


Gestern begann in Basel mit dem Morgenstraich die Basler Fasnacht.  


Vor einigen Jahren habe ich daran teilgenommen und auch in diesem Jahr hatte ich es auf dem Plan.
In diesem Jahr ist mein Plan nicht ganz aufgegangen, aber ich habe mir vergangenen Sonntag den Buurefasnachtsumzug angesehen.

Auch dort wird viel Konfetti geworfen und man kann allerlei Gruseliges sehen. Hier und da kann ein Kind auch ein Bonbon erhaschen, das meist einzeln und persönlich an die Kinder verteilt wird.
Es ist ein faszinierendes Spektakel, in dem der Alkohol eher eine Nebenrolle spielt.

Und doch kommt in mir immer wieder der Gedanke hoch…
Es ist Fastenzeit!

Hier scheinen die Uhren anders zu schlagen........

Für mich ist die Fastenzeit eine Zeit des sich zentrierens.
Eine Zeit, in der ich herausfinden kann, was mein (gutes) Leben behindert.
Eine Zeit, in der ich ganz gezielt und vertiefend das Gespräch mit Gott suche.

Für mich ist die Fastenzeit eine Zeit der  Rückschau und eine Zeit des Innehaltens.
Eine Zeit des Da-seins.
Eine Zeit des neu Ausrichtens. 
Eine Zeit des Neuanfangs. 

Und...
Ich bin froh, um all die Menschen, die diese Fastenzeit ebenso ernst nehmen.
Im Gedanken daran lässt sich so ein von mir gefasster Fastenvorsatz trotz der Versuchung leichter verfolgen.
  

Umzug 5

Es gibt viele Arten zu fasten, meist gehört der Körper dazu. Manchen Menschen geht es vor allem um den Körper, sie fasten, um abzunehmen oder um zu entschlacken. 
Auch ich habe schon Fastenzeiten gehabt, in denen ich vor allem die Waage im Blick hatte, oder mein Heilfastentagebuch. Daran ist nichts Schlechtes. Aber heute habe ich andere Prioritäten. Heute finde ich, egal wie heftig ich faste - oder um mal wieder auf unser Bild vom Umzug zu kommen: egal wie anstrengend mein Umzug auch ist, ich will nie das eigentliche Ziel aus dem Blick verlieren. Dieses Ziel ist nicht meine Gesundheit, meine Schönheit oder mein Wohlbefinden. Mein eigentliches Ziel ist die Vorbereitung auf Ostern. Ich will offen werden für das Wort Gottes und das Geschenk seines Sterbens und seiner Auferstehung.
Drum kommt das Kreuz auch in den Umzugskarton hinein und egal, wohin ich ziehe, dort wieder an die Wand!

Montag, 18. Februar 2013

Umzug 4

Die zweite Fastenwoche. Jetzt weiß ich schon, wie es geht, was ich will. Mich beschränken, loslassen, auf Dinge verzichten, die überflüssig sind und mich belasten. Einiges bin ich schon los geworden.
Wie ein fast leer geräumtes Zimmer. Plötzlich werden Flecken im Teppich und an der Tapete sichtbar. Die waren doch vorher nicht da...??? Doch, muss wohl. Hm...

Sonntag, 17. Februar 2013

1. Fastensonntag

Sonntage sind keine Fastentage! Das habe ich schon als Kind gelernt. Mir war diese Regel immer wichtig, denn sie zeigt mir etwas von der Menschenfreundlichkeit unseres Gottes. Ja, Fasten ist gut und bringt uns Gott näher, aber der Sonntag ist ein heiliger Tag. Er ist sowieso Gott geweiht, er ist Gottes Geschenk an uns. 
Die katholische Kirche kennt eine ganze Reihe von Fastengeboten - und mindestens ebenso viele Ausnahmen davon. Heutzutage gehen wir an Ge- und Verbote der Kirche eher rational heran: bringen sie mich Gott näher? Dann ist es gut. Getreu der Weisung Jesu: "Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat."
Deshalb habe ich ein ziemlich entspanntes Verhältnis zum Fasten. Aber ich mag es nicht, wenn Leute eigentlich fasten wollen, aber dann jede Gelegenheit suchen, um doch nicht fasten zu müssen. Man sollte schon klar haben, was man will und sich selber gegenüber ehrlich sein.
Damit bin ich wieder beim Sonntag: Sonntage sind keine Fastentage! Sechs Tage versuche ich, meine Fastenvorsätze durchzuhalten - aber sonntags bin ich meist sehr dankbar für die Pause. Eine große Tasse Kaffee mit Keks! Ah! Da habe ich dann wirklich eine Ahnung von dem biblischen "und Gott ruhte am siebten Tag".

Samstag, 16. Februar 2013

Umzug 3

Allmählich komme ich ins Fasten rein. Loslassen macht Sinn, das kann ich spüren. Es tut mir gut, mich von Überflüssigem zu trennen, von schlechten Gewohnheiten beispielsweise. Es werden Kräfte frei, von denen ich schon gar nichts mehr wusste.
Allerdings bin ich immer noch ziemlich am Anfang des Weges. Die erste Hemmschwelle ist überwunden - frei bin ich noch lange nicht.

Freitag, 15. Februar 2013

Umzug 2

Okay, inzwischen hab ich zwei Fastentage überstanden. Ich hab einen Überblick über das, was ich loslassen möchte. Ich weiß auch, was mir schwer fallen wird (wusste ich eigentlich sofort) und kann einschätzen, welche Fastenvorsätze realistisch waren.
Bei einem Umzug wäre das das Stadium: die meisten Sachen sind in Kartons, die Packer können kommen. Es kann so richtig losgehen. 

Donnerstag, 14. Februar 2013

Pfannkuchenabend in Riga.



Von der Mystikerin und Kirchenlehrerin Teresa von Ávila ist der Ausspruch überliefert: „Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn – wenn Fasten, dann Fasten“.So haben wir  - in Kloster St.Josef, Riga -  Tradition entwickelt – am Vorabend der Aschermittwoch haben wir Pfannkuchenabend. Alle sollen Teig oder Lebensmittel für Pfannkuchen mitnehmen, seine eigene Pfannkuche backen und diese presentieren. Dann alle können vorgestellte Pfannkuche probieren.Natürlich, wird nich nur eine Pfannkuche gebacken, aber so dass alle genug haben. Dazu wird meistens wird selbstgekochte Marmelade gegessen, manchmal auch Eis.Diesmal hatten wir kurze Version – Dienstags haben wir Gitarrenunterricht und Pfannkuchenabend könnte ziemlich spät starten. Und Pfannkuchen wurden von Zuhause mitgenommen.Aber diesmal haten wir eine  andere Aufgabe – eine Tanz mit Pfannkuchenstyle tanzen (auf Catho-style(http://www.youtube.com/watch?v=-5kobTBfAdk)). Hat auch wunderbar gelungen! Besonders unsere Jugendliche und Kinder waren cool!


Ab jetzt-fasten!
Und:

„Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass Du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“(Mt 6:16-18)






Gesegnetes Fastenzeit!

Umzug 1

Unsere Nachbarn ziehen um. Wir bauen unser Haupthaus um und die ganze Verwaltung bleibt zwar auf dem gleichen Gelände, muss aber in andere Gebäude und wird auch nicht zurückkommen. Gestern waren die Kollegen von der Zentrale der Kinderdörfer dran.

Und wie sie da so packen, dachte ich, das ist genau wie in der Fastenzeit: Du weißt, Du willst aufräumen und dabei auch manches loslassen, das Du vielleicht nicht mehr brauchst. Du weißt, dass Dir das gut tun wird. Aber wenn Du anfängst, gibt es zuerst mal ein riesiges Chaos. 
Dann merkst Du nämlich erst, wie viel Kram Du überhaupt hast, wie viel Du mit Dir rumschleppst. Vorher war alles gut in Schubladen verstaut. Jetzt schau es Dir gut an: so viel Zeug! 

Willst Du das wirklich alles mitnehmen? In die neuen Räume? In die Zeit nach Ostern? Oder ist es Zeit, etwas auszusortieren?

Fortsetzung folgt...

Mittwoch, 13. Februar 2013

Aschermittwoch

Heute beginnt die Fastenzeit - oder besser gesagt die vorösterliche Bußzeit. Ich faste nicht gerne. Man sieht es mir an. Aber die Fastenzeit finde ich toll. Seit einigen Jahren habe ich entdeckt, was für eine Chance sie birgt: ich habe eine klar begrenzte Zeit, in der ich mir etwas vornehmen kann.
Für sechs Wochen kann ich auf etwas Bestimmtes verzichten. Nicht für immer auf alles, was dick macht. Nicht für alle Zeiten auf alles, was mir Spaß macht, aber ungesund ist. Das schaffe ich sowieso nicht. 
Nein, für sechs Wochen nehme ich mir zwei oder drei Dinge vor, die mir gut tun.
Ich habe z.B. gemerkt, dass ich immer mehr und mehr Kaffee trinke. Wieso eigentlich? Schmeckt mir gar nicht so besonders. Es ist einfach eine schlechte Angewohnheit. Punkt eins auf der Fastenliste: nichts konsumieren, was mir schadet.
Und dann merke ich, dass ich immer mehr dazu neige, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Zuerst fand ich dieses Multitasking schick, was ich alles schaffe! Dann habe ich gelesen, dass es schädlich fürs Gehirn ist - und wenn ich ehrlich bin, merke ich das auch selber: wenn ich zwei Sachen gleichzeitig mache, bin ich bei keiner ganz dabei. Punkt zwei auf der Fastenliste: ganz bei der Sache sein.
So. Das ist eigentlich schon genug. Wenn ich es richtig mache, werden mich diese Vorsätze befreien und mir mehr Zeit und Kraft für das geben, was ich eigentlich mit meinem Leben anfangen will: für das Gebet und den Dienst an den Menschen.
Und dann macht auch Sinn, was wir heute, am Aschermittwoch, in der Messe beim Spenden des Aschenkreuzes hören werden: "Kehr um und glaub an das Evangelium!"
Eine gesegnete Fastenzeit!

P.S.: Wir werden an dieser Stelle bis Ostern täglich einen Impuls posten.

Montag, 11. Februar 2013

Der Papst...

....tritt am 28. Februar zurück! Ich finde es großartig, dass er sich nicht aufgrund eines falschverstandenen Pflichtbewusstseins quält bis zum Schluss wie der letzte Papst, sondern in Würde Abschied nimmt. Hut ab!

Berufung

Zu dem gestrigen Sonntagsevangelium über die Berufung der Fischer als erste Jünger Jesu möchte ich mit euch ein Gedicht von Andreas Knapp teilen.

Lass
dasNetz liegen
mein Blick gibt dir Halt
auf dem Hochseil

Geh
auf meinen Worten
leise wie auf Zehenspitzen
über das Wasser

Bleib
doch wohnen
in meinem Augenlicht
über den Abend hinaus

Tausch
den Acker gegen den Weg mit mir
in meine Freiheit zu leben
folge mir nach

Jeder Jeck is anders



Karneval wird in diesen Tagen vielerorts gefeiert.
Die Jecken sind los!
Viele Verkleiden sich, schlüpfen in Rollen, und leben für kurze Zeit etwas das sonst vielleicht eher verborgen bleibt.
Man kann darüber streiten ob das richtig und gut ist.
Ich denke es ist eine Tradition, die gewachsen ist und es ist eine Möglichkeit sich noch mal anders kennen zu lernen, eine Zeit sich auszuprobieren.

Klar fallen mir dann auch die Menschen ein, die ihre Sorgen im Alkohol ertrinken, oder die sich allzu freizügig geben.
Diese Menschen fallen auf und machen den Karneval für mich auch eher unschön.
Aber es ist ein kleiner Teil.
Es gibt eben auch die mit denen man ungezwungen feiert, ins Gespräch kommt und einfach nur spaß miteinander hat.

Ich komme mit Menschen ins Gespräch die ich nicht (so gut) kenne und die ich dann auch eher nicht ansprechen würde. Denn auch in meinem Kopf sind Schranken, die ich nur schwer überwinden kann.
Zu Karneval werden bei vielen Menschen die Grenzen im Kopf aufgehoben.

Woran liegt das?
Woran liegt es, das wir uns beschränken und nur zu bestimmten Zeiten öffnen?
Sicherlich wäre zu fragen, warum das nur zur Karnevalszeit so ist, und warum man sich dafür verkleiden muß.
Vielleicht weil man eine Maske trägt, die einen nicht sofort enttarnt?

Und….
Auch in der Kirche erlebe ich unter den Mitchristen Schranken in den Köpfen. Oft geht es über einen Friedensgruß in der Kirche,  in den meisten Fällen, nicht hinaus.

Bei der letzten Firmkatechese beklagten sich die Jugendlichen  darüber, daß sie die Kirche als freudlos, festgefahren und distanziert erlebten.
Daß wir (Christen) den Gottesdienst verlassen würden, als würden wir uns nicht mehr kennen. Als wenn wir nichts gemein hätten.
Die Jugendlichen beschreiben, daß sie die Freude, die der Christ, aufgrund der frohen Botschaft haben müßte, nicht zeigen würden.

Da ist was dran!
Zu meiner Zeit der Firmung habe ich genau dieselben Gespräche geführt und mich darüber geärgert, daß es oft so distanziert und steif in der Gemeinde zugeht. Einzig bei den Katholikentagen erlebe ich das, was mir oft in der Gemeinde fehlt.

Vielleicht sollten wir den Mut aufbringen und uns den Jugendlichen stellen.
Vielleicht  kann das schon geschehen, indem man seinen Nachbarn begrüßt, bevor der Gottesdienst los geht.
Vielleicht reicht es auch wenn man jemanden nach dem Gottesdienst Grüßt  und willkommen heißt.

Mein schönstes Erlebnis hatte ich, als ich in meiner Heimatgemeinde zur Laudes ging. Zufällig, weil die Glocken läuteten.
Einer kam auf mich zu, begrüßte mich und brachte mir ein Stundenbuch.
Ich war irritiert ob der Freundlichkeit, die mir dort begegnete.
Nach der Laudes bin ich dann meiner Wege gegangen.

Dieses Erlebnis ließ mich aber nicht los und ich schrieb einen Brief an die Gemeinde. Ich bedankte mich für die freundliche Begrüßung und für die Unterstützung in der Laudes.
Die Antwort kam prompt.
In Köln ist alles was einmal geschieht „Tradition“ und so sei ich gerne am kommenden Samstag wieder gesehen, was auch für die Vesper am Freitag gelte.

Dort gab es keine Berührungsangst, keine Maske und keine Schranke, sondern nur die Freude darüber, das einer mitmacht!
Schön, wenn es uns gelingt, auch eine Atmosphäre des Willkommenseins zu schaffen und dem anderen zu begegnen.

Vielleicht schaffen wir es, die Kirche mit unserem Zutun lebendiger uns freudvoller zu machen.
Nicht nur an Karneval.
Nicht nur an Kirchentagen.
Vielleicht können wir unser Verhalten verändern, daß deutlich wird, daß in uns eine Leidenschaft brennt.
Eine Leidenschaft, die ausgelöst wurde, weil Gott uns liebt und uns anstiftet  zum gemeinschaftlichen Tun.
Aus Liebe zu Gott und den Menschen.
.

Freitag, 8. Februar 2013

Schwarzer Mann

"Kuhstall" - welches Kommando kommt als nächstes?
Neulich haben wir in der Aula Kinderkarneval gefeiert. Der Kidorat - eine gewählte Vertretung der Jugendlichen und Erzieher des Kinderdorfes plus ich als berufene Vertreterin der Schwestern - hatte vorbereitet. Micha und Janine (alle Namen geändert) hatten die Spiele ausgesucht und führten durch das Programm. Die beiden sind schon ewig bei uns: klein gekommen und inzwischen fast volljährig wissen sie genau, wie der Hase läuft. Sie hatten tolle Ideen und eine schöne Art, mit den Kleinen umzugehen.
Irgendwann sagt Micha: "Jetzt spielen wir 'Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?'"
Schönes Spiel. Laufen ist gut für die Kleinen, sie wurden gerade etwas unruhig. Andererseits wurde der kleine Pädagoge in meinem Hinterkopf wach: Heißt das wirklich immer noch so? Zu Zeiten meiner Ausbildung wurde schon immer angemerkt, das sei doch rassistisch! Und ich habe mich mit Leuten gestritten, weil ich sicher bin, dass der "Schwarze Mann" ursprünglich schlicht und einfach der Schornsteinfeger war - schließlich wurde das Spiel schon lange gespielt, bevor in Deutschland der erste Farbige auftauchte.
Aber natürlich habe ich mich nicht eingemischt, die Jugendlichen hatten ja die Regie. Und schon fragt Micha: "Na, Toni, du bist unser Schwarzer Mann, oder?" und grinst dabei breit. Toni grinst zurück: "Klar!" 
Micha - kaum zu erkennen :)
Toni ist 10, kommt aus Ghana und war an dem Nachmittag mit Abstand das dunkelste Kind in der Aula. Wohlgemerkt: an diesem Nachmittag. Wir haben viele dunkelhäutige Kinder unterschiedlichster Herkunft in unseren Gruppen. Normalerweise kümmert sich keiner groß darum. Viele hier im Kinderdorf erzählen nicht gern davon, woher sie kommen. Es ist am besten, alle erst mal so zu nehmen, wie sie sind. 
Genauso das ist auch unsere Spiritualität: Gott interessiert sich nicht für unsere Vergangenheit, woher wir kommen, wer wir waren. Ihm geht es darum, wer wir heute sind - und ob wir ihn lieben.
Und während kluge und weniger kluge Menschen heiß über unseren "asiatisch aussehenden" Minister Rösler diskutieren, spielen unsere Kinder vergnügt und unbefangen: Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann? Niemand!!!

Donnerstag, 7. Februar 2013

Engel


Am Dienstag hat Heidrun mir in der Kleiderkammer geholfen. Viel Kinderkleidung. Schöne Sachen dabei. Plötzlich hat sie einen rosa Strampelanzug in der Hand und fängt an zu lachen - und lacht und lacht. "Was denn?" 
Sie dreht ihn rum, drauf steht: "Teilzeitengel"
Ob sich eine lettische Mutter darüber freuen wird? Ach ja, unsere Schwestern können es ja übersetzen. Und die lettischen Babies sind ja schließlich genau wie die deutschen: alles kleine Engel - wenn auch nur in Teilzeit.

Sonntag, 3. Februar 2013

Berührt



Am 3. Februar wurde ich getauft.
Normal wäre das für mich ja nicht so wichtig, aber nachdem ich mich mehr und mehr in meinem Leben mit meinem Glauben beschäftigt habe, ist dieser Tag für mich wichtiger denn je geworden.

Für mich war die Taufe (gefühlt) eine Katastrophe.
Ich war zehn Jahre alt  und wußte nur, daß ich getauft werden muß; weil ich ja zur Kommunion gehen mußte. (das gehörte so)
Ich wußte nicht wozu das Ganze, denn unsere Familie besuchte nie die Kirche.
Ich wußte nur, daß alle wollten, daß ich das mache. (Inklusive Pfarrer J ) Es war echt schrecklich. Ich habe es als unangenehm und peinlich erlebt.

Gott aber hat mich nicht in Ruhe gelassen, immer wieder kam von hier und da ein Wink,  manchmal auch mit dem Zaunpfahl.
Oft standen an meinen Wegkreuzungen Menschen bereit, um mich zu stützen und zu leiten.
Oft Menschen, die ihren Glauben leidenschaftlich lebten.

Gestern war das Fest der Darstellung  des Herrn und ich bin am Abend in die Messe gegangen.
Der Pfarrer bemerkte, daß wir uns freuen könnten, denn die Predigt würde aufgrund seiner Erkältung kurz.
Dennoch ging sie tief. 
40 Tage nach der Geburt Christi  kam er das erste Mal, offiziell, zu uns!
Gott hat seinen Sohn gesandt und alle konnten daran teilhaben.

Und das ist auch heute noch so, wenn wir uns die Zeit nehmen und hinhören und hinspüren.

Heute war ich sehr berührt von all dem, denn meine Geschichte mit Gott wurde mir wieder so deutlich vor Augen geführt
Ich bin dankbar für diesem Weg und so war es ergreifend aber auch leicht für mich, dieses Lied mit zu singen:

Fest soll mein Taufbund immer stehen
Ich will die Kirche hören. 
Sie soll mich allzeit gläubig sehen,
und folgsam ihren Lehren
Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad
In seine Kirch berufen hat.
Nie will ich von ihr weichen.  

Samstag, 2. Februar 2013

Liebe

An diesem Sonntag ist eine der schönsten Lesungen dran, die unsere Bibel zu bieten hat, aus dem ersten Korintherbrief das Kapitel 13:

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.

Die Mitschwester, die den Text vorlas, kommt aus Korea. Sie spricht gut deutsch und hatte den Text auch vorbereitet, aber es war ein langer Text und manche unserer Laute sind einfach schwer für asiatische Zungen. Immer wieder stockte sie ein wenig. 

Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts.

Schade, gerade bei diesem wunderschönen Text. Andererseits kennen wir ihn ja fast auswendig...

Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts.

Plötzlich wurde der Text wahr! Was nützt es denn, dass ich andachtsvoll diesen schönen Worten lausche, wenn ich nicht die Liebe habe, über die Schwäche meiner Mitschwester hinwegzuhören und vor allem ihr Bemühen zu sehen? Gar nichts! Dann sind diese Worte leer - und ich mit ihnen.

Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. ... Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

Danke, liebe Schwester, dass Du mir diesen Text erklärt hast!