Sonntag, 25. Dezember 2011

Weihnachten im kleinen Wohnzimmer

Heute ist der erste Weihnachtsfeiertag. Im Kloster ist das der Tag, an dem die Betriebsamkeit nachlässt und alle endlich zur Ruhe finden. Nach der Anspannung der letzten Tage hatte ich mich auf einen gemütlichen Nachmittag gefreut. Mittags erzählte mir eine der jüngeren Schwestern, dass sie morgen wegfliegt: Urlaub. Ich sagte: „Mensch, wir haben so lange nicht mehr richtig miteinander gesprochen, sollen wir unseren Kaffee nicht zusammen trinken?“ Gesagt, getan. Nur: wohin? In der Teeküche war allgemeines Kaffeetrinken. Im großen Wohnzimmer, wo wir alle zusammen Rekreation haben, hat man nie Ruhe. Im Musikzimmer hatten sich schon einige andere Schwestern verabredet. In mein Büro? Neee!!! Doch nicht an Weihnachten.

„Lass uns doch ins kleine Wohnzimmer gehen.“ Das kleine Wohnzimmer liegt gegenüber der Teeküche und wird überwiegend zum Zeitunglesen genutzt. Wir nahmen uns also unseren Kaffee mit, Tür zu, schön hier! Nur: es gibt für diese Tür kein Schild „Bitte nicht stören“. „Wir werden bestimmt mindestens dreimal gestört werden.“ Meine Mitschwester war optimistischer. „Worum wetten wir?“

Schließlich waren wir uns einig: Wenn wir nur ein- oder zweimal gestört würden, sollte ich ihr heimlich etwas Gutes tun (mein Einwand: dann merkt sie doch nicht, ob ich meine Wettschuld einlöse. Aber sie meinte, sie verlässt sich auf mein Gewissen!), wenn wir dreimal oder öfter gestört würden, müsste sie mir ein Souvenir aus dem Urlaub mitbringen.

Um es kurz zu machen: wir haben beide gewonnen! Wir wurden zwar viermal unterbrochen, aber da unser Gespräch so reich war, hatten wir auch fast doppelt so lange da gesessen wie wir ursprünglich geplant hatten. Nun bekomme ich mein Souvenir und werde mir was Nettes für meine Schwester ausdenken. Ein gelungener Abschluss eines Nachmittages, der in mir endlich Weihnachtsfrieden und -freude erweckt hat.

Scheinbar brauchen wir immer wieder solche Mittler, die uns von dieser Weihnachtsfreude erzählen. Manchmal singen sie als Engel auf den Feldern Halleluja - und manchmal setzen sie sich mit uns ins kleine Wohnzimmer, trinken Kaffee und gehen auf alberne Wetten ein. Hauptsache ist, dass wir irgendwann die Botschaft von Weihnachten verstehen:

Gott wird Mensch. Er macht sich klein, kommt uns entgegen, damit wir zu ihm kommen. Kein Mensch muss mehr Angst vor Gott haben! Damit auf Erden Frieden werde und Freude!

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Endspurt auf die Krippe

Heute morgen habe ich mit einer unserer Kinderdorfmütter die Plätze in der Kapelle für den Heilgabend verteilt. Wir haben inzwischen etwa 125 Kinder und Jugendliche, dazu die entsprechende Anzahl an Erziehern, Ehemalige, 26 Schwestern, nicht zu reden von Freunden und Bekannten - da muss man schon genau gucken, bis man die alle verteilt hat. Schließlich hatten wir alle Schilder geschrieben und auf die Bänke geklebt - und es bleiben noch die beiden Blöcke an den Eingängen und die Empore für Gäste frei - uff!
Zwischendurch wurde die Kapelle geputzt und vorbereitet - von Schwester Ursula, unserem BuFDi (den man eigentlich BFDler nennen soll - also gut: von Volker!) und Angela, einer Mitarbeiterin. Wir sind sozusagen vorsichtig umeinander rumgelaufen. Wo schon wieder trocken war, da durften wir Stühle stellen - und wo wir am zählen waren, da durften sie halt gerade mal nicht putzen.
Beim Rausgehen sah ich in der Sakristei einen Engel rumliegen. Jawohl: lag da faul auf einem Wagen rum, ein Hirte ebenfalls, ein anderer Hirte und Josef hatten in der Ecke was zu tuscheln. Das Christkind war auch schon da, aber keiner kümmerte sich drum. So was!
Heute nachmittag müssen die Schwestern die Anbetung in der Hauskapelle halten - in der großen Kapelle proben wir Musiker das Christmetten-Vorprogramm und natürlich auch die Lieder für die Messe selber.
Alle sind am Wuseln und Räumen. Normalerweise fände ich das ganz schön, es verweist ja auch auf die Bedeutung des Festes, das bevorsteht. Allerdings wird es allmählich ein wenig viel. Ich hoffe, dass ich nach der Christmette (wenn wir die Kapelle wieder aufgeräumt haben) etwas zur Ruhe komme und dann das Geheimnis und Wunder der Weihnacht endlich zu mir vordringt. Eigentlich ist es nämlich ganz einfach: Gott wird Mensch! ER macht sich so klein, dass jeder von uns sich ihm nähern kann. Niemand muss mehr Angst vor Gott haben.
Der Engel sagte: Fürchtet euch nicht! Ich bringe euch große Freude!

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Aus der Frühschicht....

Heute Morgen war es wieder so weit, um 6 Uhr trafen wir uns in der Kirche, die neun tapferen Jugendlichen und die drei Vorbereitungs-Grübler.

Hier einer der Texte, mit denen wir uns beschäftigt haben:

"Es kam der Tag, da sagte das Zündholz zur Kerze: "Ich habe den Auftrag, dich anzuzünden"; "O nein," erschrak die Kerze. "Nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt. Niemand mehr wird meine Schönheit bewundern."
Das Zündholz fragte: "Aber willst du denn dein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne zuvor gelebt zu haben?"
"Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften," flüsterte die Kerze unsicher und voller Angst. "Es ist wahr," entgegnete das Zündholz. "Aber das ist doch das Geheimnis der Berufung: Du und ich sind berufen, Licht zu sein. Was ich als Zündholz tun kann, ist wenig. Zünde ich dich aber nicht an, so vergesse ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, Feuer zu entfachen. Du bist eine Kerze. Du bist da, um zu leuchten und Wärme zu schenken. Alles, was du an Schmerz und Leid und Kraft hingibst, wird verwandelt in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weitertragen. Nur wenn du dich versagst, wirst du sterben."
Da spitzte die Kerze ihren Docht und sagte voller Erwartung: "Ich bitte dich, zünde mich an.""

So unterschiedlich können unsere Berufungen sein, doch gemeinsam können wir SEIN Licht in die Welt hineintragen.

Dienstag, 13. Dezember 2011

Sternstunden...

Sternstunden, was soll das eigentlich sein? - Sternstunden, das sind Stunden, die irgendwie besonders sind. Sternstunden, sind Zeiten der Zufriedenheit und des Gelingens. - Ist das alles?
Sind Sternstunden nicht noch viel mehr?
Der Advent ist für mich so etwas wie eine ausgedehnte Sternstunde. Diese Zeit ist nicht nur eine Zeit der Zufriedenheit und des Gelingens, es ist eine Zeit der Hoffnung, des freudigen Erwartens, der Wohnungssuche und des Unterwegsseins und der Begegnungen.
Ich vergesse das nur leider immer wieder. Gerade in diesen Tagen ist so viel los. Ein Termin jagt den anderen, es gibt so viel vorzubereiten. Da ist so viel, woran ich denken sollte. Und es sind einige weitrechende Entscheidungen zu treffen.
Doch immer wieder erinnere ich mich daran, wie schön es ist unter einem "guten Stern" zu stehen und mich von diesem Wegweiser leiten zu lassen. Schließlich will ich, mit den drei Königen, unterwegs sein zu IHM. -
Doch wie soll ich verhindern, dass ich das so schnell wieder vergesse? Was kann ich machen, damit ich wirklich SEINEM Stern folge? - Ich habe mich für eine Variante Entschieden, die mir schon einmal viel Freude bereitet hat.
Jetzt hat das Studentenauto wieder einen Sternenhimmel und einen "Navigations-Stern"!

Es ist schön, so auch in all dem Trubel und im Stau immer daran erinnert zu werden, dass am Ende des Weges ER es ist, der auf mich Wartet.

Wie wundervoll, dass ER keinen Weg scheut, um mir den Weg zu SICH zu zeigen, auch nicht den der Menschwerdung.

Montag, 5. Dezember 2011

Abraham und die Geburtstagsparty


Heute abend hatten wir Besuch aus dem fernen Orient. In unserem Wohnzimmer. Unangemeldet. Aber zufällig gerade zur Rekreationszeit. Also waren alle Schwestern versammelt und erlebten, wie ein etwas verwirrter Beduine mit seinem Kamel hereinkam, "Shalom" wünschte und nach dem Weg fragte. Sein Navi war kaputt gegangen, vielleicht auch nur der Akku leer, wer weiß, jedenfalls suchte er den kleinen Ort Waldniel und dort die Frau, die heute ihren 50. Geburtstag feierte. Glücklicherweise konnten die Schwestern aushelfen, die Jubilarin saß zufällig sogar im Raum! Der Mann konnte sich dann noch eben vorstellen - er hieß Isaak - und erklären, dass sein Vater Abraham und seine Mutter Sara draußen warten. 
Eigentlich war es nämlich sein Vater, der unbedingt zum Geburtstag gratulieren wollte. Abraham, so erklärte Isaak, hat eine Schwäche für 50. Geburtstage, seit vor einiger Zeit ein Mann namens Jesus mal gesagt hat, Abraham habe sich über ihn gefreut. Da hatten die Leute ihm geantwortet: "Du bist noch nicht 50 Jahre alt und willst Abraham gesehen haben?" Jesus' Antwort war sehr seltsam:"Bevor Abraham war, bin ich." und seitdem hat Abraham eben diesen Spleen, allen Leuten zum 50sten zu gratulieren. Nachdem Isaak das alles erklärt und sein Kamel Methusalem dem Festling zum Aufpassen dagelassen hatte, hat er seine Eltern geholt. Sara hat nicht nur gratuliert, sondern auch einen kleinen Test mit der Jubilarin gemacht. Abraham selber hatte ein Lied mitgebracht. 
Als dann alle zusammen noch ein Geburtstagsständchen gesungen hatten, platzte plötzlich ein etwas aufgeregter Mann mit roter Mütze herein. Er stellte sich als Nikolaus von Myra vor und war in höchster Not: sein Pferd war durchgegangen und er hatte eine Geschenklieferung an irgendwelche Kinder zu machen. Isaak bot ihm an, sein Kamel Methusalem auszuleihen, wenn er dafür die Hälfte der Geschenke für die Schwestern bekommen könnte. So haben sie es dann auch gemacht. Und wenn sie nicht gestorben sind, ziehen sie heute noch durch die Wüste - von einer Geburtstagsparty zur nächsten...

Sonntag, 4. Dezember 2011

Überraschender Besuch: Sint & Piet !

Ich bin grad wegen meines Studiums in den Niederlanden. Hier bin ich zu meiner Überraschung auf etwas gestoßen, was ich gar nicht erwartet habe.
"Eintritt verboten! Arbeitsplatz vom Nikolaus! "
Natürlich! Nikolaus! - Da ich zu Beginn meines Klosterlebens einige Monate in den Niederlanden leben durfte, war mir sofort klar, dass das AUSNAHMEZUSTAND bedeutet! Wie konnte ich das nur vergessen? Also habe ich mich auf die Lauer gelegt und habe doch tatsächlich vom Sint und einem seiner Gehilfen die Erlaubnis bekommen das Zimmer mit den Geschenken zu betreten!

So viele schöne Geschenke!
Auf dem runden Tisch sind die ganzen wirklichen Gaben, die gibt es erst heute Abend. Auf dem anderen Tisch liegen die Geschenke, die auf humoristische Weise ein Geschehen aus dem letzen Jahr aufgreifen,
alle mit einem Begleitschreiben in Versmaß!
Die Schwestern werden sicher viel Freude daran haben! Und ich, naja, ich bin ja zum Arbeiten hier...






Aber, als ich wieder an die Arbeit gehen wollte, wartete auch eine kleine Überraschung auf mich! Ohne Reime zwar, aber mit viel Liebe. Sogar den obligatorischen Schoko-Buchstaben habe ich bekommen. Allerdings, nich das H, wie es eigentlich sein müsste, da man den Anfangsbuchstaben seines Namens bekommt. Sondern das J. - Aber der Sint war um eine Erklärung nicht verlegen. "Du hast doch auch einen Namen unter dem Habit?" (Gemeint ist der Namen, den ich vor meinem Klostereintritt hatte). "
Also hab ich das Schoko - J meines Taufnahmens mit Freuden entgegengenommen und lasse es mir mit Kaffee auf der Zunge zergehen. Gesegnet Nikolausfest auch euch!