Sonntag, 26. Oktober 2014

Schwester Robusta zum zweiten...

Wie letzte Woche schon angekündigt, weisen wir hier ohne jede falsche Bescheidenheit darauf hin, dass die Abstimmungsphase zum Schwester-Robusta-Preis läuft.

Das Robusta-ArchivBis zum 15.November kann man bei Herrn Alipius und den Pimpfen seine Stimme abgeben. Wie das geht, erklären sie hier.
Eigentlich aber ganz einfach. In den Kategorien "Alltag" und "Mauerblümchen" wählt ihr "Bethanien bloggt", in allen anderen Kategorien werft ihr das Los oder nehmt einen Blog, der euch gefällt.
In diesem Sinne: dann mal fröhlich losgeklickt!

P.S.: ich bin ein paar Mal gefragt worden, wie man auf die Schaltflächen kommt. Zuerst auf die Kategorie klicken (Qualität, Zwerchfell, Alltag...), dann öffnet sich die Liste mit allen in dieser Kategorie nominierten Blogs. Da kann man dann seinen Favoriten anklicken, d.h. wählen - und geht dann zurück zur Übersicht und in die nächste Kategorie, usw..

Freitag, 24. Oktober 2014

Abby Sciuto's Sonntag

Bildquelle Abby Sciuto: CBS television
Kennen Sie Navy CIS? Gerade ist die 11. Staffel zu Ende gegangen, d.h. diese amerikanische Krimiserie läuft im deutschen Fernsehen inzwischen seit 11 Jahren mit geschätzten 250 Folgen.
Ich vermute, dass der Erfolg maßgeblich damit zu tun hat, dass das Ermittlerteam eine Ansammlung origineller Charaktere ist. Es geht nie nur um den aktuellen Kriminalfall, sondern immer auch um die Entwicklung der acht Hauptfiguren.
Besonders ragt dabei Abby heraus. Abby Sciuto (sprich: Schuto) ist die Forensikerin und in jeder Hinsicht exzentrisch. In ihrem Labor ist sie unübertroffen, eine Koryphäe, genial. Als Mensch hat sie zwei Gesichter: vom Spinnennetztattoo am Hals über ihre Kleidung und Musik bis zum Sarg, in dem sie schläft, ist bei ihr alles etwas anders, ziemlich cool und stylisch. Aber gleichzeitig ist sie auch feinfühlig und ausgesprochen liebenswert. Im einen Augenblick rekonstruiert sie noch professionell den Tathergang, im nächsten lässt sie sich nicht trösten, weil das Mordopfer einen Hund hinterlässt, um den sich jetzt niemand kümmert (außer Abby selbst natürlich). Sie ist eine Art Gothic-Variante von Pippi Langstrumpf für Erwachsene. Und wie diese macht sie, was sie will, ohne nach Konventionen zu fragen. Weil sie ist, wie sie ist, darf Abby einfach alles. Ihr kann man nichts übel nehmen, wenn es auch noch so verrückt ist.
Warum erzähle ich das?
In einer der letzten Folgen musste das Team überraschend an einem Sonntag arbeiten. Das gab Gelegenheit, das Profil der Personen weiter zu schärfen, denn bis Gibbs, der Chef eintraf, erzählten sich die Kollegen, was sie eigentlich an diesem Sonntag vorgehabt hatten. Der eine musste den Brunch mit der Freundin absagen, eine (ausgerechnet die Jüngste) ist verheiratet und schreibt eine sehnsuchtsvolle SMS - sie hatte sich so auf den freien Tag mit ihrem Ehemann gefreut, usw.. 
Auftritt Abby. Der Pathologe "Ducky" sagt auf seine liebenswert altmodische Art: "Was für ein entzückendes Kleid, meine Liebe!" Und Abby antwortet mit charmantem Lächeln: "Es ist Sonntag, Ducky. Ich war in der Kirche."
Das bleibt unkommentiert, denn Gibbs erscheint und der Kriminalfall nimmt seinen Lauf.
Was sagt uns das?
Wir alle, die wir sonntags in die Kirche gehen, sollten uns nicht einreden lassen, dass sei altmodisch oder spießig. Nein, in Wirklichkeit sind wir die wahren Exzentriker und Freigeister. Verrückt - ja! Verklemmt? Nie im Leben!
Ich glaube, ich sollte mal über ein Spinnennetztattoo nachdenken...

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Buntes Multikulti - gegen den schwarzen IS

Mal ganz ehrlich: "Multikulti" war für mich immer ein etwas abwertender Ausdruck. Ein wenig schwang unterschwellig das mangelnde Problembewusstsein der Gutmenschen mit, die glauben, "irgendwie" haben wir uns doch alle lieb und können deshalb auch alle ganz toll miteinander leben.
Nun ist inzwischen wohl auch dem größten Sonnenblumen-Fan klar, dass das "irgendwie" nicht so ganz klappt. Auf deutschen Straßen demonstrieren sozusagen Delegierte der Kriegsparteien aller Welt gegeneinander, Verfolger und Verfolgte, sowie ihre Sympathisanten. Und oft genug bleibt es nicht beim Parolenschreien.
"Es soll kein Zwang sein im Glauben"
Sure 2, 257
Ist Multikulti deswegen tot?
Ich habe mich selber zum Gutmenschen erklärt und finde: nein! Multikulti ist super. Multikulti ist noch lange nicht tot, eigentlich fängt es gerade erst so richtig an. 
Und das finde ich vor allem deshalb, weil es keinerlei vernünftige Alternative gibt!
Wie komme ich darauf? Vorgestern haben wir in der katholischen Kita (deren Träger Bethanien ist) ein islamisches Fest gefeiert. Nein, nicht Ramadan oder sowas! Die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde hatte eingeladen, gemeinsam einen Apfelbaum zu pflanzen und sich besser kennenzulernen.
Ich kannte sie schon von einer anderen Veranstaltung. Es ist eine moslemische Reformbewegung, weder Schiiten noch Sunniten, eine Minderheit, aber durchaus nicht unbedeutend. Sie setzen sich dafür ein, den wahren Islam bekannt zu machen und verteilen dafür nicht nur Schriften, sondern hatten auch Koranzitate auf bunte Fähnchen geschrieben (Kita-Fest!!!), die von der Friedens- und Freiheitsliebe des Islam Zeugnis geben.
Ich habe mich noch lange mit einigen von ihnen unterhalten. Sie sind verzweifelt über die Taten der IS-Fanatiker. "Das ist nicht der Islam" habe ich immer wieder gehört. Die Gemeinschaft kommt ursprünglich aus Pakistan, und als ich einem Mann sagte, die Christen würden dort so schlimm verfolgt, sagte er: "Wir auch."
Darum bin ich ab sofort für Multikulti. Gutmenschen aller Nationen und Kulturen - vereinigt euch!
Aber kommt man mit bunten Fähnchen der Verständigung an gegen schwarze Fahnen des Terrors? Ich habe kein Rederecht in der UNO oder im EU-Parlament. Also könnte ich schweigen. Oder jammern. Oder schimpfen! Aber lieber schwenke ich mein buntes Fähnchen da, wo man mich eben sehen und hören kann. Mehr nicht. 
Aber auch nicht weniger!

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Riddikulus - einfach lächerlich!


Am 5. Tag meiner Exerzitien war der Riddikuluszauber dran. Harry-Potter-Fans erinnern sich sofort an die Szene im dritten Film: Prof. Lupin bringt den Schülern bei, sich gegen einen Irrwicht zu wehren. Der ist deshalb so gefährlich, weil er sich individuell anpasst. Er nimmt die Gestalt der Sache oder Person an, vor der sein Opfer die größte Angst hat.
Im Film stellt sich Neville den schrecklichen Prof. Snape
in den Kleidern seiner Oma vor - und muss darüber lachen.
Zum Glück ist der Gegenzauber einfach: Man muss sich das Schreckliche, in das sich der Irrwicht verwandelt, in lächerlich verfremdeter Form vorstellen, dann verliert es seinen Schrecken und damit seine Macht.
Das Schöne ist: es funktioniert! Und zwar ohne Zauberspruch und -stab. Neu ist das Ganze allerdings nicht. Große Glaubenlehrer haben uns schon vor Hunderten von Jahren gesagt, dass man den Teufel auslachen müsse (Heilige Teresa von Avila) oder dass man ihn durch Possenreißerei verjagen könne (Martin Luther). Don Bosco war der Überzeugung: "Der Teufel hat Angst vor fröhlichen Menschen" und ebenso habe auch ich es erlebt.
Bleibt nur die Frage: welche Gestalt nimmt der Irrwicht bei Dir an, wenn er dir Angst machen oder Dich verführen will?
Überleg es Dir in Ruhe, stell Dich dieser Angst oder Schwäche. Überleg Dir eine groteske Verzerrung, und wenn er dann kommt - lach ihn einfach aus! Es funktioniert wirklich.

Montag, 20. Oktober 2014

Okklumentik im Kloster

Sie hat es getan!
Ich konnte es mir vorher ja nicht so ganz vorstellen, aber meine Exerzitienmeisterin hat mich tatsächlich über Harry Potter meditieren lassen.
Okay, der Fairness halber sollte man dazu sagen, dass es immer noch allerlei andere Texte dazu gab, aber das war oft, wie soll ich sagen... Ein Beispiel:
Ich liebe die rheinischen Mystiker! Unsere großen dominikanischen Mitbrüder Eckehard, Tauler und Seuse haben mir schon manche Exerzitien bereitet. Auch diesmal kamen sie wieder vor.
"Löse deinen Geist von allen Zwecken, denen er verpfändet ist, von aller Liebe, allen Gedanken, allem Wohlwollen der Geschöpfe; denn soll Gott in deinen Geist eingehen, so muss notwendigerweise das Geschöpfliche heraus" - so z.B. Johannes Tauler. Sehr schön und tief, aber ganz im Vertrauen: irgendwann wird die mittelalterliche Sprache einfach mühsam.
Bei J.K.Rowling klingt es so: "lösen Sie Ihren Geist von allen Gefühlen; machen Sie ihn leer, machen Sie ihn frei von allem und finden Sie Ruhe". Kenner wissen: das ist aus dem fünften Band, als Harry Okklumentik lernen muss.
Also habe ich mich zur Abwechslung mal an Prof. Snapes Anweisung gehalten und Okklumentik geübt. Böse Gedanken abwehren, leer werden, Ruhe finden. Super! Okay, dann fehlte noch, was ich mit dem leeren und ruhigen Geist machen soll. Das sagt Snape dem armen Harry nämlich nicht - und deswegen klappt es bei ihm ja auch nicht.
"Horror vacui" nennt die geistliche Literatur die Unfähigkeit des Menschen, nichts zu denken. Sobald der Geist leer ist, muss etwas rein. Bei den Mystikern ist das ganz klar: wir schaffen diese Leere für Gott. Bei Rowlings Harry Potter geht es viel um die Liebe, auch um die Seele und das Leben nach dem Tod, und all das hat klar christliche Züge - aber Gott kommt nicht vor.
Trotzdem hat es Spaß gemacht, die meditativen Basics (nichts anderes ist das Leeren des Geistes schließlich) mal als Okklumentikübung zu betrachten.

Nachtrag für Kenner: 
es gibt keinen Zauberspruch "Okklumens" oder so. Okklumentik ist eine reine Konzentrations- und Übungssache. Das Loslösen von Gefühlen und Gedanken kann man nicht herbeizaubern, es ist letztlich eine Frage der Disziplin, im Roman genauso wie im echten, geistlichen Leben.

Sonntag, 19. Oktober 2014

Schwester Robusta

Das ist schon so was mit der Eitelkeit... Natürlich wissen wir als brave Ordensfrauen, dass wir schön demütig sein sollen und nicht so sehr darauf schauen, was andere von uns halten, aber... Man kann auch alles übertreiben!

Das Robusta-ArchivUnd deshalb erlauben wir uns einen Hinweis:
In der Blogoezese, der katholischen Bloggerszene, tobt z.Zt. ein Wettkampf, äh... wollte sagen, findet zum wiederholten Male der Wettbewerb mit dem Namen "Schwester Robusta" statt.
Wer das nicht kennt: in 15 Kategorien sind die verschiedensten Blogs nominiert worden und können bald von den Lesern zu Siegern gewählt werden. (Der genaue Wahltermin ist noch nicht bekannt.) Ziel ist es einfach, die Blogs etwas bekannter zu machen.
Warum erzählen wir das alles? Klar: auch "Bethanien bloggt" ist nominiert worden, und zwar in den Kategorien "Alltag" und "Mauerblümchen".
Die Konkurrenz ist allerdings gewaltig (es gibt etwa 300 deutschsprachige katholische Blogs, knapp ein Drittel ist in irgendeiner Kategorie nominiert), und deshalb gilt es, die Leser rechtzeitig zu sammeln. Im Moment geht es nur darum, sich überhaupt mal anzuschauen, was so läuft und deshalb verweisen wir hier auf den Blog totaliter-aliter, der die ganze Sache schiebt und gerade über die Nominierungen informiert hat! Hier findet ihr also alle Info. 
Aber wenn es zur Wahl kommt, melden wir uns natürlich auch noch mal - schon weil wir es mit der Demut nicht übertreiben wollen. Man soll schließlich in allen Dingen Maß halten!

Samstag, 18. Oktober 2014

Stille Tage im Taubenschlag

Gestern habe ich ja schon ein bisschen von meinen Exerzitien erzählt. Heute möchte ich etwas zu dem Kloster schreiben, in dem ich war.
Es ist eine kleine Gemeinschaft, z.Zt. neun Nonnen, die sich hier zum Gebet zurückgezogen haben, am Rand eines klitzekleinen Dorfes inmitten von Feldern und Wäldern. Das Haus ist groß, und das ist auch gut so, denn die Nonnen verlassen es normalerweise nicht. 
Ihre Hauptaufgabe ist das Gebet, auch das Gebet für die Welt. Dafür müssen sie einen Spagat machen: sie führen einerseits ein kontemplatives, ein beschauliches Leben. Damit das gelingt, müssen sie einen großen Teil der Welt aussperren, denn dafür brauchen sie Zeit und Ruhe. Früher gab es dafür ein Gitter, dass die Nonnen tatsächlich ein- und Besucher ausschloss.
Andererseits leben sie nicht für sich selbst und für ihr eigenes Seelenheil. Sie beten für die Welt und wollen ein Zeichen dafür sein, dass allein von Gott her Sinn und letzte Erfüllung des Lebens geschenkt wird. Deshalb haben sie das Gitter geöffnet. Sie stehen in lebendigem und herzlichem Austausch mit vielen Menschen, die Rat oder seelsorglichen Beistand suchen, und selbstverständlich sind sie immer bestens über das Geschehen in der Welt informiert.
Ich komme gerne an diesen Ort, gerade wegen dieser beiden Pole, wegen des offenen Gitters. Hier finde ich Stille und eine spirituell tiefe Begleitung, die ich sonst nicht habe. Gleichzeitig ist nichts daran verkrampft.
Das spüren auch andere: in den 10 Tagen, die ich dort war, habe ich etwa 40 (!) Gäste erlebt. Okay, den Großteil machte eine Gruppe der KFD aus, die irgendeine Veranstaltung hatte und vorher zu den Schwestern in die Messe kam (Montagmorgen um 7:15!), aber auch sonst war ein reges Kommen und Gehen: Einzelgäste, kleine Gruppen, zu den Gottesdiensten, zur geistlichen Begleitung oder eine andere Schwester zum Urlaub - ein bisschen wie im Taubenschlag.
Wie ich dabei trotzdem Exerzitien, "Stille Tage" machen konnte? Das ist das Tolle: die Atmosphäre der Stille ist für die Nonnen eben lebenswichtig. Auch wenn 30 Gäste in der Messe sind, setzen sich am Schluss die Schwestern noch einmal hin. Eine Schwester bringt die Gäste raus an die Haustür, plaudert dort durchaus auch noch sehr freundlich ein wenig, aber alle anderen warten in der Kapelle, bis sich die Unruhe vor der Tür gelegt hat und können dabei den Gottesdienst nachklingen lassen. Erst dann ziehen sie schweigend aus der Kapelle aus - vorbei am offenen Gitter. Sie müssen es nicht mehr abschließen. Sie haben keine Angst vor der Welt, denn sie tragen die Stille in sich.


P.S.: Übrigens passt sehr gut dazu, dass die Impulse zu meinen Exerzitien von lauter Harry-Potter-Zitaten durchsetzt waren. Aber davon erzähle ich nächste Woche...

Freitag, 17. Oktober 2014

Exerzitien - Erholung auf dem Exerzierplatz

Nun bin ich also wieder da. 10 Tage war ich zu meinen jährlichen Exerzitien in einem Kloster in der norddeutschen Pampa.
Als ich losfuhr, haben manche Freunde und Kollegen nur verlegen gelächelt, manche haben mir beherzt "Gute Erholung" gewünscht und eine grinste: "dann exerzier mal schön".
Ja, was denn nun? Exerzierplatz oder Erholung?
Mein Impuls am ersten Tag war ein Text von Andreas Knapp. Er beginnt: "Übung nähert dich dem Meister". Darum geht es. Exerzitien sind geistliche Übungen, mit denen wir versuchen, uns Gott zu nähern. Natürlich geht es dabei nicht um die Überbrückung einer Distanz. Jesus Christus hat schon längst - und ein für allemal - den Graben zwischen Gott und Mensch überwunden. Er steht (so sagt er selbst) vor der Tür und klopft an. Wir müssen nur noch diese Tür (unseres Herzens) öffnen, dann wird er bei uns einkehren.
Naja, nur?
Das ist so eine Sache. Es kann tatsächlich ganz einfach sein. Ich bin da, Gott ist da - passt. Aber leider verrammeln wir selber diese Tür nur allzu oft und müssen sie dann mühsam wieder frei räumen.
Wir sind in unserem Alltag ja auch einfach nicht mehr an Stille gewöhnt. 10 Tage ohne Musik, Nachrichten, Internet..., das kann eine echte Herausforderung sein. Und selbst in der Kirche ist uns Stille und Leere fremd geworden. Wir machen unglaublich viele Worte und legen so viel Wert auf die äußere Form der Gottesdienste, dass kaum noch Raum und Kraft für die innere Sammlung bleibt.
In den Exerzitien gibt es die Chance, es anders zu machen. Einfach hinsetzen und still werden! In der Kapelle, im Zimmer oder, wenn das Wetter mitspielt, gerne auch draußen. 
Diese Form verbinden viele wohl eher mit dem Zen-Buddhismus. Dass auch das Christentum von Anfang an meditiert (schließlich ging Jesus 40 Tage zum Beten in die Wüste und wurde damit zum Vorbild der sogenannten Wüstenväter) und eine starke mystische Bewegung hat, ist leider kaum bekannt.
"Übung nähert dich dem Meister" - also war ich doch auf dem Exerzierplatz? Ja, irgendwie schon. Es war auch mächtig anstrengend! Andererseits sind 10 Tage Ruhe natürlich auch erholsam und v.a. dienen die Übungen ja dazu, die eingerostete Herzenstür zu öffnen. Je öfter man das versucht, desto weiter geht sie auf. Je weiter sie sich öffnet, desto mehr dringt Gott ein.
"Erholsam" ist vielleicht das falsche Wort... Schön war es, sehr schön. 

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Gebet

Herr, du bist die Geborgenheit, die Ruhe, die Fröhlichkeit und die Freude.

Franz von Assisi

Montag, 13. Oktober 2014

Heiligung


Unser Hauptziel muss sein, an unserer Heiligung zu arbeiten - um unserem Herrn zu gefallen und um eine immer engere und intimere Vereinigung mit Ihm zu erlangen.

Pater Jean Joseph Lataste
Gründer der Dominikanerinnen von Bethanien

(Viele Grüße aus meinen Exerzitien! Alle Blogbeiträge von mir, die in diesen Tagen hoffentlich erscheinen, öffnen sich automatisch. Ich bin offline und pflege meine Verbindung nach ganz oben - wireless!)

Freitag, 10. Oktober 2014

Da fehlt was

Neulich hatten wir einen kleinen Gottesdienst in unserer Hauskapelle. In seiner Ansprache nahm der Priester Bezug auf die Festmesse, die wir bei unserem Jubiläum gefeiert hatten. Danach hatte eine Schwester gesagt, die Messe sei ja wunderschön gewesen, nur habe etwas gefehlt: "Das sonnige Haus von Bethanien".
Das ist so etwas wie unsere inoffizielle Bethanien-Hymne und glücklicherweise haben wir sie dann später am Tag noch gesungen. Die Schwestern singen sie stets mit großer Hingabe.
Als Pater Manuel das erzählte, musste ich an eine Tante von mir denken, die nach meiner Ewigen Profess ganz enttäuscht war, weil wir als Heilig-Geist-Lied zwar den normalen Text von "Komm Schöpfer Geist" genommen hatten, aber eine etwas neuere Melodie. Die klassische Melodie fehlte ihr.
Eine Freundin hat mir bei der Vorbereitung der Christmette mal gesagt, ohne "Stille Nacht" würde es für sie gar nicht richtig Weihnachten. Ganz so geht es bei mir zwar nicht, aber auch ich könnte ähnliche Beispiele finden: Feste, die für mich erst richtig schön und voll werden, wenn ein bestimmtes Lied erklingt, Lieder, ohne die etwas Wesentliches fehlt.
Ich habe mich gefragt, warum das so ist. Schließlich kommt es doch eigentlich auf ganz andere Dinge an. Beim Jubiläum haben wir gefeiert, dass unsere Spiritualität 100 Jahre lang Menschen zum Leben geholfen hat. Ja, im sonnigen Haus von Bethanien - aber ist das Lied so wichtig?
Bei der Ewigen Profess wird der Beistand des Heiligen Geistes gewissermaßen herabgefleht. Mit welcher Melodie ist doch egal, oder?
An Weihnachten feiern wir die Geburt Jesu, die Menschwerdung Gottes. Ist es wirklich so wichtig, mit welchem Lied wir das besingen?
Ja. Es ist wichtig! Denn mit der Musik werden Gefühle vermittelt, ausgedrückt und auch erzeugt. Und unser Glaube hat viel mit unserem Gefühl zu tun.
Ich selber bin ja eher ein Verstandesmensch. Ich will verstehen, was ich glaube und was die Kirche lehrt und ich halte nicht viel von Gefühlsduselei. Das schließt aber nicht aus, dass wir unseren Glauben ganz nah an uns heranlassen. Er sollte nicht nur unseren Kopf erreichen, sondern uns ganz erfassen, mit allem Fühlen und Sehnen. Gott will uns ganz, Er sollte uns nicht kalt lassen.
Und wenn uns Musik dabei hilft, na, dann ist es doch gut - oder nicht?

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Sittenverfall

Heute auf der Autobahn: Stau! Wie ich das hasse!
Ich muss mich ganz rechts einordnen, damit ich auf die andere Autobahn wechseln kann.
Alle Bahnen sind dicht. Es geht nur langsam voran.  Keiner kennt hier das Reissverschlussverfahren...
Nachdem ein LKW-Fahrer wohl einen kurzen Mitleidsschub bekommen hat, lässt er mich rein. Ich bedanke mich mit einem Handzeichen.
Kurz danach lässt er noch jemanden dazwischen und auch der bedankt sich. Das finde ich eher ungewöhnlich.
Zu meiner Zeit, sagen wir mal vor 25 Jahren, war es üblich, dass man sich bedankte. Eine freundliche Kommunikation unter Autofahrern. Irgendwie nett und entspannend. Heute erlebe ich das nicht so oft.
Wenig später lasse ich dann jemanden rein, der drängelt und dies in aller Selbstverständlichkeit tut, auch mit dem Risiko einen Unfall zu verursachen.
Er hat sich nicht bedankt. Warum auch....
Im Stau hat mal viel Zeit und kann nachdenken und plötzlich fällt mir wieder ein Zitat von Sokrates ein.
Zitat von Sokrates
Sokrates
* um 469 vChr - Athen
† 399 vChr - Athen
"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."
Als Schulsozialarbeiterin erlebe ich das anders. Die Jugendlichen, die mir begegnen, sind in der Regel freundlich und kennen einige Kulturtechniken :-) die sie im Alltag anwenden. Gut, das mit dem Grüßen klappt nicht so, da mache ich dann immer den Anfang. Aber Türe aufhalten, Auskunft geben, auch mal kurz helfen - das geht.
Woher haben die das bloß? Und da! Wieder ein Spruch! "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm."
Ist das so?
Ich denke ja, früher wie heute lernen unsere Kinder von dem, was sie umgibt. Erst von den Eltern, dann von unserem Nahen und später auch von unserer Umwelt.
Heute wie gestern sind wir gehalten, gut zu überlegen wie wir uns unseren Kindern und Jugendlichen zeigen, denn sie lernen von uns und geben das später weiter an die nächsten Generationen.
Insofern ist Sokrates alt und neu zugleich!

Sonntag, 5. Oktober 2014

Entschleunigung

Morgen beginnen meine Exerzitien. Die Anreise war ein wenig umständlich: viermal umsteigen und zum Schluss noch eine halbe Stunde zu Fuß (natürlich hätten mich die Schwestern auch abgeholt, aber nach dem langen Sitzen bin ich gern gelaufen).
Alle Anschlüsse haben gut geklappt - bis auf den letzten. Lausige 10 Minuten Verspätung und mein Bus war weg. Kein Problem. Der nächste kam ja sofort - nach einer Stunde.
Nach dem herzlichen Empfang und einem guten Abendessen sitze ich in meinem Zimmer und begehe bewusst den letzten Abend vor der Einkehr. Noch ein bisschen Musik, noch einmal ins Netz, noch eben die Zeitung zuende lesen. Morgen ist mit all dem für 10 Tage Schluss.
Immer noch erst acht Uhr. So viel Zeit. Da macht es gar nichts, dass ich einen überaus bescheidenen Empfang habe und das Hochladen eines Bildes fünf Minuten dauert. Es stört mich so wenig wie das Warten auf den Bus. Meine Entschleunigung hat schon begonnen.

P.S.: Alles, was in den nächsten Tagen (hoffentlich) von mir im Blog und auf Facebook erscheint, ist programmiert und öffnet sich automatisch. Ich bin offline.

Samstag, 4. Oktober 2014

Segen

Am Donnerstag ist unser Haus eingesegnet worden. Es ist ja eigentlich ein altes Haus, aber wir sind doch (wieder) neu eingezogen und vor wenigen Tagen ist endlich die Hauskapelle fertig geworden. Ein Mitbruder, Pater Manuel, war zu einem kurzen Gottesdienst gekommen und hat anschließend auch die anderen Räume gesegnet.
Vorher hatten wir noch besprochen, wie das ablaufen sollte. Manche Schwestern hatten Wert darauf gelegt, dass er auch ihr Zimmer einzeln segnen sollte und da nicht alle da waren, hatten wir uns darauf geeinigt, dass er in alle Räume dürfte (und sollte), deren Tür er offen fand.
Ich sah uns im Geiste schon in langer Prozession durch das Haus laufen und fragte mich, ob die Schwestern es mir sehr übel nehmen würden, wenn ich meine Tür zuließe - denn ich war seit Tagen nicht richtig zum Aufräumen gekommen. Sicherheitshalber hab ich dann "optische Ordnung" geschaffen (so richtig hat es erst gestern am Feiertag geklappt) und brav die Tür geöffnet, damit niemand Anstoß daran nehmen kann, dass im zweiten Stock ein Zimmer ungesegnet bleibt.
Es war eine schöne Feier, aber ich musste doch darüber nachdenken, was dieses Segnen von Gegenständen uns eigentlich bedeutet. Natürlich finde auch ich es schön, wenn ein Haus eingesegnet wird. Und die Hauskapelle war vor kurzem noch ein Büro, da finde ich es sogar ... "zwingend" ist vielleicht zu viel gesagt, aber da finde ich die Einsegnung doch sehr angebracht.
Aber was geschieht denn eigentlich dabei? Wir haben gesungen und Gott um seine Nähe und seinen Schutz gebeten - für das Haus, seine Bewohner und alle, die darin ein und aus gehen. Das wird zeichenhaft ausgedrückt mit dem Weihwasser, das anschließend versprengt wird.
Wenn jetzt jemand darauf besteht, dass eine Etage darüber nochmal extra Weihwasser nötig ist, so kommt mir das doch recht magisch vor. Das gesegnete Wasser, das doch eigentlich nur ein Zeichen ist (es weist auf etwas anderes hin), scheint plötzlich selber eine Wirkung zu haben. Die Schwestern, die das so wichtig finden, kennen es aus ihrer Kindheit und dem frühen Ordensleben nicht anders, und ich hüte mich, über sie zu urteilen! Aber wenn man mal drüber nachdenkt, kommt es mir doch so vor, als hätten wir Angst, Gott würde uns nur dann schützen, wenn wir daran gedacht haben, unsere Zimmertür für das Weihwasser zu öffnen. Das aber hieße, dass wir Gottes Handeln von unserem abhängig machen, dass wir Gott zu etwas zwingen wollen - und das ist das Wesen der Magie, eine Stufe der Religiösität, die das Christentum eigentlich überwunden hat. 
Schon im Judentum kommt der Wandel: Gott will eben keine Opfer (die ihn ja eigentlich bestechen und zu bestimmten Wohltaten nötigen sollen), sondern bekehrte Herzen. Ganz sicher gilt das für die Nachfolger Christi, der Gleichnisse wie das vom barmherzigen Vater erzählt hat oder von den Tagelöhnern im Weinberg und der im Tempel gewütet hat, weil er den ganzen Kult in der damaligen, kommerzialisierten Form ablehnte. Was würde er zu Menschen sagen, die dem Heiligen Antonius 5 Euro opfern, damit sie ihren Schlüssel wiederfinden? Wohlgemerkt: nicht als Dank nach Wiederfinden, sondern vorher, während der Suche! (Und sie beteuern, dass es funktioniert, d.h. der Hl. Antonius scheint tatsächlich korrupt zu sein, traurig, traurig...)
Ganz im Ernst: Gott ist so viel größer als wir es uns in unserem beschränkten Verstand ausmalen können - ich bin zuversichtlich, dass er auch diejenigen liebt und schützt, die kein Weihwasser abbekommen haben.

Freitag, 3. Oktober 2014

Einigkeit und Recht und Freiheit

Heute ist für mich wieder so ein besonderer Tag. Die deutsche Wiedervereinigung habe ich damals am Fernsehen verfolgt, also aus äußerlicher Distanz aber mit großer innerer Anteilnahme.
Ich will hier keine Analyse versuchen, das können andere besser. Nur eine Szene muss ich in diesem Zusammenhang immer wieder erzählen, weil sie mich nicht loslässt: die Flüchtlinge in der Prager Botschaft. Da gibt es diese Aufnahmen, wie die Menschen in großen Scharen über den Botschaftszaun klettern. Mir ist besonders eine junge Familie in Erinnerung: der Mann hilft seiner Frau über den Zaun, reicht ihr das Baby nach. Er wirft eine (!) Reisetasche hinterher. Dann versucht er, auch den Kinderwagen über den Zaun zu hieven, aber er schafft es nicht. Kurzerhand lässt er ihn fallen und klettert selber hinterher. Noch während ich das schreibe, kommen mir wieder die Tränen, weil ich nicht fassen kann, was Menschen einander antun - nicht die böse IS-Miliz weit weg im Irak und auch nicht vor ewiglangen 70 Jahren im Krieg, sondern direkt nebenan und während meiner Lebzeit. 
Nun haben die Deutschen ihre Wiedervereinigung alles in allem gut über die Runden gebracht. Aber trotzdem beschäftigt mich das Thema weiter. Warum? Wir haben in unserer Gemeinschaft vier koreanische Schwestern. Immer wenn der 3. Oktober naht oder wenn wir sonst für die (innere) Einheit unseres Landes beten, denke ich an die Wiedervereinigung Koreas. 
Natürlich kann man die DDR und Nordkorea nicht vergleichen. Umso mehr hoffe ich, dass die Nordkoreaner bald die Kraft finden werden, sich zu befreien. Wenn wir uns erinnern, welche Schwierigkeiten die deutsche Wiedervereinigung mit sich brachte, dann stimmt einen das mit Hinblick auf Korea nicht zuversichtlich. Aber so wie jetzt kann es nicht ewig weitergehen.
Wer einmal einen Bericht von einem Nordorea-Flüchtling gesehen oder gelesen hat (z.B. "Camp 14", dessen Regisseur Marc Wiese bald den Katholischen Medienpreis verliehen bekommt oder "Ihr seid hier im Paradies"), der wünscht nur noch, dass dieser Horror von Hunger, Folter und Gehirnwäsche bald ein Ende haben wird.
Einigkeit und Recht und Freiheit - das wünsche ich heute meinem deutschen Vaterland und auch dem koreanischen Volk!

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Pommes für Pater Lataste

Heute abend hatten wir Gäste: die Kinderdorffamilie "Kranenbruch" (keine Ahnung, warum die so heißen, ich glaube nach der Straße, in der sie wohnen, ist nämlich eine Außenwohngruppe).
Sie kamen mit drei Erwachsenen und sieben Kindern sehr vergnügt an, es gab Pommes und Würstchen (das geht bei Kindern immer) und wir haben uns gut unterhalten. Ich glaube, sie haben es genossen, im Schwesternhaus zu Gast zu sein, in dieser Form ist das schon etwas Besonderes. Natürlich laden wir auch sonst schon mal Kinder ein, aber dann geht es einfacher zu, dazu sind es halt zu viele.
Den Kranenbruch haben wir besonders eingeladen, weil die ganze Gruppe einen Malwettbewerb gewonnen hat. Wir hatten anlässlich unseres 100jährigen Jubiläums Karten von unserem Gründer Pater Lataste an die Häuser des Kinderdorfes ausgegeben und sie gebeten, die möglichst schön auszumalen. 
Es war toll, was da alles zurückkam: von Pop Art bis zum Kleinkind-Gekritzel war alles dabei. Auch kam von einigen die Bitte nach einer zweiten Karte, weil manche Kinder Pater Lataste eigentlich lieber behalten wollten!
Aber die Kinder vom Kranenbruch, die haben definitiv den Vogel abgeschossen! Sie haben nicht nur die Karten ausgemalt, sondern jeweils die Figur ausgeschnitten und damit eine ganze DIN A4-Seite gestaltet. Offensichtlich hatte die Kinderdorfmutter ausführlich mit ihnen über Pater Lataste und die Entstehung Bethaniens gesprochen. Die entstandenen Bilder sind einfach großartig.
Ich meine, so ganz haben sie wohl nicht alles verstanden. Das merkt man an einem Bild, auf das ein Kind geschrieben hat: "Pater Lataste hat gesagt: jeder kann ein neuen Lebensweg gehen egal ob im Gefängnis oder im Heim." Das ist zwar nicht richtig - aber so nah an der Wahrheit, das man nicht viel dagegen sagen mag. 
(Übrigens dachte dieses Kind bei dem neuen Lebensweg offenbar nicht an sich selbst - sondern an andere, bedauernswerte Heimkinder, denn wir sind ja kein Heim, sondern ein Kinderdorf!)