Freitag, 3. Oktober 2014

Einigkeit und Recht und Freiheit

Heute ist für mich wieder so ein besonderer Tag. Die deutsche Wiedervereinigung habe ich damals am Fernsehen verfolgt, also aus äußerlicher Distanz aber mit großer innerer Anteilnahme.
Ich will hier keine Analyse versuchen, das können andere besser. Nur eine Szene muss ich in diesem Zusammenhang immer wieder erzählen, weil sie mich nicht loslässt: die Flüchtlinge in der Prager Botschaft. Da gibt es diese Aufnahmen, wie die Menschen in großen Scharen über den Botschaftszaun klettern. Mir ist besonders eine junge Familie in Erinnerung: der Mann hilft seiner Frau über den Zaun, reicht ihr das Baby nach. Er wirft eine (!) Reisetasche hinterher. Dann versucht er, auch den Kinderwagen über den Zaun zu hieven, aber er schafft es nicht. Kurzerhand lässt er ihn fallen und klettert selber hinterher. Noch während ich das schreibe, kommen mir wieder die Tränen, weil ich nicht fassen kann, was Menschen einander antun - nicht die böse IS-Miliz weit weg im Irak und auch nicht vor ewiglangen 70 Jahren im Krieg, sondern direkt nebenan und während meiner Lebzeit. 
Nun haben die Deutschen ihre Wiedervereinigung alles in allem gut über die Runden gebracht. Aber trotzdem beschäftigt mich das Thema weiter. Warum? Wir haben in unserer Gemeinschaft vier koreanische Schwestern. Immer wenn der 3. Oktober naht oder wenn wir sonst für die (innere) Einheit unseres Landes beten, denke ich an die Wiedervereinigung Koreas. 
Natürlich kann man die DDR und Nordkorea nicht vergleichen. Umso mehr hoffe ich, dass die Nordkoreaner bald die Kraft finden werden, sich zu befreien. Wenn wir uns erinnern, welche Schwierigkeiten die deutsche Wiedervereinigung mit sich brachte, dann stimmt einen das mit Hinblick auf Korea nicht zuversichtlich. Aber so wie jetzt kann es nicht ewig weitergehen.
Wer einmal einen Bericht von einem Nordorea-Flüchtling gesehen oder gelesen hat (z.B. "Camp 14", dessen Regisseur Marc Wiese bald den Katholischen Medienpreis verliehen bekommt oder "Ihr seid hier im Paradies"), der wünscht nur noch, dass dieser Horror von Hunger, Folter und Gehirnwäsche bald ein Ende haben wird.
Einigkeit und Recht und Freiheit - das wünsche ich heute meinem deutschen Vaterland und auch dem koreanischen Volk!

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