Samstag, 4. Oktober 2014

Segen

Am Donnerstag ist unser Haus eingesegnet worden. Es ist ja eigentlich ein altes Haus, aber wir sind doch (wieder) neu eingezogen und vor wenigen Tagen ist endlich die Hauskapelle fertig geworden. Ein Mitbruder, Pater Manuel, war zu einem kurzen Gottesdienst gekommen und hat anschließend auch die anderen Räume gesegnet.
Vorher hatten wir noch besprochen, wie das ablaufen sollte. Manche Schwestern hatten Wert darauf gelegt, dass er auch ihr Zimmer einzeln segnen sollte und da nicht alle da waren, hatten wir uns darauf geeinigt, dass er in alle Räume dürfte (und sollte), deren Tür er offen fand.
Ich sah uns im Geiste schon in langer Prozession durch das Haus laufen und fragte mich, ob die Schwestern es mir sehr übel nehmen würden, wenn ich meine Tür zuließe - denn ich war seit Tagen nicht richtig zum Aufräumen gekommen. Sicherheitshalber hab ich dann "optische Ordnung" geschaffen (so richtig hat es erst gestern am Feiertag geklappt) und brav die Tür geöffnet, damit niemand Anstoß daran nehmen kann, dass im zweiten Stock ein Zimmer ungesegnet bleibt.
Es war eine schöne Feier, aber ich musste doch darüber nachdenken, was dieses Segnen von Gegenständen uns eigentlich bedeutet. Natürlich finde auch ich es schön, wenn ein Haus eingesegnet wird. Und die Hauskapelle war vor kurzem noch ein Büro, da finde ich es sogar ... "zwingend" ist vielleicht zu viel gesagt, aber da finde ich die Einsegnung doch sehr angebracht.
Aber was geschieht denn eigentlich dabei? Wir haben gesungen und Gott um seine Nähe und seinen Schutz gebeten - für das Haus, seine Bewohner und alle, die darin ein und aus gehen. Das wird zeichenhaft ausgedrückt mit dem Weihwasser, das anschließend versprengt wird.
Wenn jetzt jemand darauf besteht, dass eine Etage darüber nochmal extra Weihwasser nötig ist, so kommt mir das doch recht magisch vor. Das gesegnete Wasser, das doch eigentlich nur ein Zeichen ist (es weist auf etwas anderes hin), scheint plötzlich selber eine Wirkung zu haben. Die Schwestern, die das so wichtig finden, kennen es aus ihrer Kindheit und dem frühen Ordensleben nicht anders, und ich hüte mich, über sie zu urteilen! Aber wenn man mal drüber nachdenkt, kommt es mir doch so vor, als hätten wir Angst, Gott würde uns nur dann schützen, wenn wir daran gedacht haben, unsere Zimmertür für das Weihwasser zu öffnen. Das aber hieße, dass wir Gottes Handeln von unserem abhängig machen, dass wir Gott zu etwas zwingen wollen - und das ist das Wesen der Magie, eine Stufe der Religiösität, die das Christentum eigentlich überwunden hat. 
Schon im Judentum kommt der Wandel: Gott will eben keine Opfer (die ihn ja eigentlich bestechen und zu bestimmten Wohltaten nötigen sollen), sondern bekehrte Herzen. Ganz sicher gilt das für die Nachfolger Christi, der Gleichnisse wie das vom barmherzigen Vater erzählt hat oder von den Tagelöhnern im Weinberg und der im Tempel gewütet hat, weil er den ganzen Kult in der damaligen, kommerzialisierten Form ablehnte. Was würde er zu Menschen sagen, die dem Heiligen Antonius 5 Euro opfern, damit sie ihren Schlüssel wiederfinden? Wohlgemerkt: nicht als Dank nach Wiederfinden, sondern vorher, während der Suche! (Und sie beteuern, dass es funktioniert, d.h. der Hl. Antonius scheint tatsächlich korrupt zu sein, traurig, traurig...)
Ganz im Ernst: Gott ist so viel größer als wir es uns in unserem beschränkten Verstand ausmalen können - ich bin zuversichtlich, dass er auch diejenigen liebt und schützt, die kein Weihwasser abbekommen haben.

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