Freitag, 24. Oktober 2014

Abby Sciuto's Sonntag

Bildquelle Abby Sciuto: CBS television
Kennen Sie Navy CIS? Gerade ist die 11. Staffel zu Ende gegangen, d.h. diese amerikanische Krimiserie läuft im deutschen Fernsehen inzwischen seit 11 Jahren mit geschätzten 250 Folgen.
Ich vermute, dass der Erfolg maßgeblich damit zu tun hat, dass das Ermittlerteam eine Ansammlung origineller Charaktere ist. Es geht nie nur um den aktuellen Kriminalfall, sondern immer auch um die Entwicklung der acht Hauptfiguren.
Besonders ragt dabei Abby heraus. Abby Sciuto (sprich: Schuto) ist die Forensikerin und in jeder Hinsicht exzentrisch. In ihrem Labor ist sie unübertroffen, eine Koryphäe, genial. Als Mensch hat sie zwei Gesichter: vom Spinnennetztattoo am Hals über ihre Kleidung und Musik bis zum Sarg, in dem sie schläft, ist bei ihr alles etwas anders, ziemlich cool und stylisch. Aber gleichzeitig ist sie auch feinfühlig und ausgesprochen liebenswert. Im einen Augenblick rekonstruiert sie noch professionell den Tathergang, im nächsten lässt sie sich nicht trösten, weil das Mordopfer einen Hund hinterlässt, um den sich jetzt niemand kümmert (außer Abby selbst natürlich). Sie ist eine Art Gothic-Variante von Pippi Langstrumpf für Erwachsene. Und wie diese macht sie, was sie will, ohne nach Konventionen zu fragen. Weil sie ist, wie sie ist, darf Abby einfach alles. Ihr kann man nichts übel nehmen, wenn es auch noch so verrückt ist.
Warum erzähle ich das?
In einer der letzten Folgen musste das Team überraschend an einem Sonntag arbeiten. Das gab Gelegenheit, das Profil der Personen weiter zu schärfen, denn bis Gibbs, der Chef eintraf, erzählten sich die Kollegen, was sie eigentlich an diesem Sonntag vorgehabt hatten. Der eine musste den Brunch mit der Freundin absagen, eine (ausgerechnet die Jüngste) ist verheiratet und schreibt eine sehnsuchtsvolle SMS - sie hatte sich so auf den freien Tag mit ihrem Ehemann gefreut, usw.. 
Auftritt Abby. Der Pathologe "Ducky" sagt auf seine liebenswert altmodische Art: "Was für ein entzückendes Kleid, meine Liebe!" Und Abby antwortet mit charmantem Lächeln: "Es ist Sonntag, Ducky. Ich war in der Kirche."
Das bleibt unkommentiert, denn Gibbs erscheint und der Kriminalfall nimmt seinen Lauf.
Was sagt uns das?
Wir alle, die wir sonntags in die Kirche gehen, sollten uns nicht einreden lassen, dass sei altmodisch oder spießig. Nein, in Wirklichkeit sind wir die wahren Exzentriker und Freigeister. Verrückt - ja! Verklemmt? Nie im Leben!
Ich glaube, ich sollte mal über ein Spinnennetztattoo nachdenken...

3 Kommentare:

  1. Navy-CSI .... ach ich habe alle dieses durchgeknallten Krimiserien geliebt... Leider hat mich dadurch die Fernsehsucht erwischt - mit drastischen Folgen sodass ich quasi zum "Exorzisten" gehen musste (ist ein Scherz, es war natürlich nur eine stinknormale Wunderheilung!!!) Inzwischen habe ich jedenfalls zugunsten des Bibel- und wissenschaftlichen Studiums dem Fernseher abgeschworen! Er ist aus meinem Haupt-Lebensraum entfernt und die "libido sciendi" führt nun keine Mauerblümchendasein mehr sondern erblüht von Tag zu Tag mehr... Und zu den Sonntagskirchen-Gängern... Ich bin Sonntags eher nur beruflich-journalistisch in den Kirche, meine favorisierte Kirchgangszeit ist die Samstagabendmesse, schon seit der Jugendzeit... ... Das mit dem Spinnennetztatoo würde ich mir überlegen. Das ist so düster... Zu Ihnen passt ein florales Motiv irgendwie besser.Eine Sonnenblume vielleicht....;)

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  2. Och, ich fänd das mit dem Spinnennetz lustig. Wir könnten ja mal einen Test mit einem Henna-Tatoo machen. ;-)

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  3. Wenn schon, dann schwarz-weiß. Muss ja schließlich zum Habit passen!
    Im Ernst: ich hab mal eine junge Amerikanerin kennengelernt, die auf den Schulterblättern Adlerschwingen tätowiert hatte mit einem Psalm "Du birgst mich unter deinen Flügeln" oder so ähnlich. Sie nannte sich selber Missionarin - evangelisch natürlich. Aber mutig finde ich das schon.

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