Freitag, 29. April 2011

Strandspaziergang

Neulich bin ich am Strand spazierengegangen. Es war kurz nach Ostern, ich dementsprechend voller frommer und froher Gedanken. Bei herrlichem Sonnenschein hatte es schon einige Leute ans Meer gelockt, allerdings war der Strand noch nicht für die Saison "geputzt", überall lag noch das Treibholz und der Müll des Winters.
Plötzlich sah ich im Gegenlicht mit dem Rücken zu mir einen älteren Mann stehen, der offensichtlich gerade aus dem Wasser gekommen war, jedenfalls trocknete er sich mit einem großen Badetuch ab. "Potzblitz! So warm ist es doch auch noch nicht!" Indem ich das dachte, ließ er das Tuch sinken und - war darunter splitterfasernackt.
Damit nicht genug: Als ich wegsah, fiel mein Blick auf seinen Hund. Der hatte gerade die schmutzigste Pfütze des ganzen Strandes entdeckt, rannte begeistert darauf zu, um sich rücklings hineinzustürzen und wohlig darin zu wälzen.
Ich kann nicht genau sagen, was es war, aber die beiden passten zueinander. Die ganze Szene hatte etwas ausgesprochen Surreales. Hätte man genügend Zeit und die entsprechende Begabung, man sollte sich davon zu einem absurden Theaterstück oder einem nihilistischen Roman anregen lassen. Titel könnte sein: "Strandspaziergang"

Montag, 25. April 2011

Verklärung

In Lettland gibt es den Brauch, in den Kartagen zwei Seitenaltäre in der Kirche zu errichten. Der eine soll das Gefängnis Jesu darstellen, in ihn wird am Gründonnerstagabend die Monstranz mit dem Allerheiligsten übertragen. Der andere stellt das Grab Jesu dar. Dorthin wird das Allerheiligste am Karfreitag gestellt, denn in Lettland dauert die Anbetung nicht nur die eine Nacht durch, sondern auch noch den ganzen Freitag und die zweite Nacht bis zum Samstag.
In manchen Kirchen wird eine richtige Grabhöhle aufgebaut oder ein lebengroßer Holzleichnam hingelegt - sehr naturalistisch. Bei uns geht es eher symbolisch-abstrakt zu. Letztes und auch dieses Jahr durfte ich die Altäre machen, und ich haben den Stil von meiner Vorgängerin, Sr. Diana übernommen.
Diesmal wollte ich allerdings auf einige kleine realistische Details nicht verzichten. Zu nah waren mir Lampedusa, Fukushima, Bahrain und so viel anderes Elend in der Welt. Also habe ich den Gefängnisaltar mit echtem Stacheldraht umwickelt und ein paar Lager- und Gefängnisbilder dazugelegt. Beim Grab habe ich mich auf Bilder von Japan und Tschernobyl konzentriert. Ich dachte mir, dass den Menschen in Lettland die Ukraine schließlich näher ist als Japan...

Zu Ostern werden die Altäre dann verändert. Dabei geht mir immer ein deutsches Lied durch den Kopf (das hier natürlich nicht gesungen wird, mir aber sehr lieb ist): "verklärt ist alles Leid der Welt, des Todes dunkel ist erhellt. Halleluja!"
Ja, es gibt das Leid noch und auch den Tod. Aber jetzt, nach Ostern, dürfen wir hoffen, dass das nicht das letzte Wort ist!

Samstag, 23. April 2011

Karfreitag Mahnwache Abschiebehaft Schiphol





Karfreitag habe ich schon zum zweiten Mal an einer Mahnwache bei der Abschiebehaft Flughafen Schiphol teilgenommen. Die Inhaftierten, oft sogar Kinder dabei, alle unschuldig, mit einer sehr schmerzlichen Geschichte, wurden in einem Raum zusammengefuehrt und die Fensterladen heruntergelassen. Lediglich an einer Stelle konnte Kontakt gelegt werden, das taten wir dann auch eifrig (Bild 1 und 2). Die Mahnwache war in der Form eines Gebetsdienstes mit Liedern, Stille, Gebet und Tanz. In diesem Gebaeude sind vor einigen Jahren 11 Inhaftierte gestorben als Brand ausbrach und das Personal nicht adequat reagiert hat. Fuer jedes Opfer hatten wir ein kleiner Gedenkstein, der mit Blumen verziert wurde. Es war alles - trotzdem es eindrucksvoll war - nur ein kleines Zeichen; man fuehlt sich erbaermlich hilflos angesichts dieses unnoetigen Leidens.

Freitag, 22. April 2011

Ölbergnacht

"Da ergriff ihn Angst und Traurigkeit, und er sagte zu ihnen:
Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir."


Dieser Bitte Jesu nachkommend haben in der letzen Nacht 14 Jugendliche aus unserem Kinderdorf die Nacht durchwacht.
Zu Beginn haben wir gemeinsam eine Stunde Anbetung gehalten. Einigen fiel es sehr schwer, so lange Stille auszuhalten, andere waren überrascht, wie schnell die Zeit verging.
"Man denkt dann ja nicht nur über Gott und Jesus nach, sondern dann kommen einem ja auch ganz viele Gedanken zum eigenen Leben."
Im Zentrum der Nacht stand die Angst. Die Angst Jesu am Ölberg, und unsere eigenen Ängste.
Was hat uns in unserem Leben bisher das Fürchten gelehrt? Was macht mir Angst? Wie reagiere ich, wenn ich Angst habe?
Und dann haben wir unsere Ängste an Sein Kreuz geschlagen,
in dem festen Vertrauen, dass er uns in diesen Ängsten zur Seite steht und uns hilft durch sie hindurch zu kommen. Was uns bewegte, haben wir in Bildern,Texten und den Osterkerzen mit Symbolen für das was uns hilft die Angst zu überwinden zum Ausdruck gebracht.
Am Ende der Nacht stand die Grablegung. Gesalbt und in ein Tuch gewickelt sanken sie alle in den Schlaf. - Doch nach einer kurzen Zeit wurden sie geweckt mit den Worten:
"Erwache aus deinem Schlaf, erhebe dich von den Toten!
Christus wird dein Licht sein."

Mittwoch, 20. April 2011

Mahnmal

In meinem Zimmer habe ich mir ein kleines Tischchen als Zimmeraltar eingerichtet. Eine Kerze und mein Professkreuz gehören immer darauf, ansonsten gestalte ich ihn der liturigschen Zeit entsprechend.
Im Moment habe ich dort einen Stein liegen, der mir sehr viel bedeutet. Mein Bruder hat ihn für mich aus der Berliner Mauer rausgeschlagen, nach der Wende. Das ist - unglaublich - über 20 Jahre her, aber dieser Stein begleitet mich überall hin, eine Art Mini-Mahnmal.
Eben beim Putzen ist er mir heruntergefallen. Oh nein! Ich hab laut geschrien. Aber nicht wegen des Steins, sondern wegen Boden und Tapete. Die hatten nämlich beide je einen heftigen Kratzer. Dem Stein hat das gar nichts gemacht. Er ist mir schon oft irgendwo runtergefallen, immer hat die Umgebung den Kürzeren gezogen, er ist ganz geblieben.
Ganz klar: mit Gewalt kriegt man dieses Stück Stahlbeton nicht kaputt, genau wie die gesamte Mauer, für die er steht.

Mittwoch, 13. April 2011

Kinderarbeit



Vor einiger Zeit gab es in den VS aber auch über die ganze Welt einen Wettbewerb, wie am besten Nestlé dazu zu bewegen ist, ihre Produkte ohne Kinderarbeit (unter erbärmlichen Umständen) herzustellen (im vergangenen Jahr hat die Firma angefangen, Fair Trade "Kitkat" herzustellen. Aber das ist erst der Anfang)
Dies ist der Gewinner. Es gibt mehrere Möglichkeiten, den kleinen Hasen zu aktivieren; es macht Spass!

This Easter we want you to spring into action!

Spread the word & egg on your family & friends to demand that Nestlé use traffik free chocolate in all their products. Together let's ask them,
What comes first, the Children or the egg?

Make Mr. Cocoa Bean your profile pic on Facebook, Twitter, LinkedIn, your blog, etc. and
look below for a basketful of ways to do more!



Thanks to STOP THE TRAFFIK’s campaign and worldwide consumer power, last year Nestlé gave us one Fair Trade chocolate bar; the 4-Finger Kit Kat. But we are hopping mad that 98.9% of Nestlé’s chocolate products may still use trafficked child labour. We won’t stop until we’ve eggstinguished all the trafficked chocolate in our shops. Read more about our chocolate campaign here.

Spring into action!
Make him social!

Make Mr. Cocoa Bean your profile picture on Facebook, Twitter, LinkedIn, your blog, everywhere you have a profile! Tell everyone you know about STOP THE TRAFFIK's chocolate campaign and get them to hop on board, too!
You can use Twibbon to add Mr. Cocoa Bean to your favourite profile picture, like our intern Elizabeth did
.
E-mail him!

Add Mr. Cocoa Bean to your automatic e-mail signature and spread the word with every e-mail you send.
Have a crack at Nestlé!

Find Nestlé on Facebook, Twitter, LinkedIn, their webpage, in the news, anywhere, and tell them to hop on board! You can make your own crack or use ours.

"Hey Nestlé, check out my profile pic! I'm having a crack at you because I want you to set an eggsample and hop on board with 100% traffik free chocolate!"

Don't forget to use #Nestle on Twitter.

Mr. Cocoa Bean Easter Card
Send Nestlé an Easter card!

Make your own card, add a personal message.

Find the postal address for the Nestlé closest to you here
How to make him your own!
To download Mr. Cocoa Bean, right click on the large image above 'The Winning Slogan!' and select 'Save As'.

Sonntag, 10. April 2011

„Macht ihn frei und lasst ihn gehen!“

Das heutige Sonntagsevangelium erzählt uns von der Auferweckung des Lazarus. Der Evangelist Johannes (vgl. Joh 11) schildert uns Bethanien im Ausnahmezustand: Lazarus ist tot. Marta und Maria trauern um ihren Bruder. Jesus kommt – vermeintlich zu spät. Der Tod seines Freundes Lazarus bewegt Jesus zutiefst: er weint, er ist innerlich erregt. Er steht gemeinsam mit seinen Freunden vor dem Grab. Nur wenig später werden diese Freunde vor seinem eigenen Grab trauern...


Doch Jesus sagt: Nehmt den Stein weg! Er betet und ruft Lazarus mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Und der Verstorbene kommt heraus, an Füßen und Händen noch mit Grabtüchern umwickelt, das Gesicht mit einem Schweißtuch verhüllt. Lazarus lebt! Und Jesus spricht: Macht ihn frei und lasst ihn gehen!

Dieser Zuspruch gilt auch uns, heute. Unsere Brüder im Gefängnis in Norfolk (Sr. Sara erzählte hier im September ausführlich von ihrem Besuch bei ihnen) wählten genau diesen Satz für ihr Emblem. Gott führt uns zum Leben, er macht uns frei – von allem, was uns am Leben hindert. Jesus verhindert nicht den Tod seines Freundes Lazarus, er verhindert auch nicht unser menschliches Scheitern, Schuldig-werden und Versagen. In seinem Leiden und Sterben am Kreuz steigt er selbst in die tiefste Dunkelheit hinab, und führt uns durch den Tod zum Leben. Er macht uns frei, er löst die Fesseln des Todes und der Schuld, so dass wir wie Lazarus neu ins Leben gehen dürfen.

Dienstag, 5. April 2011

Boxenstopp V - Räum dich auf !

Pater Lataste begegnet im Gefängnis Frauen, die schwere Fehler begangen haben. Niemand ist perfekt, jeder Mensch macht Fehler. Das ist manchmal wie ganz viel Müll, es bringt viel Unordnung und Chaos in unser Leben. Schau Dir einen Mülleimer an: All die ungebrauchten Gegenstände, kaputten Dinge, wertlos gewordene Sachen stehen symbolisch für die verpatzten Situationen, Fehler, schmerzlichen Verletzungen, falschen Entscheidungen und die eigenen Unzulänglichkeiten im Leben. Der materielle Müll kann ganz einfach beseitigt werden, man kann ihn in den Mülleimer werfen. Etwas schwieriger ist es mit dem seelischen "Müll" im eigenen Leben. Wir dürfen unseren Müll - unsere eigenen Fehler, aber auch die Verwundungen, die die Fehler von anderen uns zugefügt haben - zu Gott bringen. Er schenkt uns Vergebung und Versöhnung, er bringt Ordnung und Heilung in unser inneres Chaos, er kann unseren Müll recyceln und daraus noch etwas Gutes entstehen lassen. In der Beichte lädt Gott uns ein, all unseren Müll bei ihm abzuladen und ganz neu zu beginnen.
Diese Woche waren unser Jugendlichen eingeladen in sich aufzuräumen. Diese Einladung gilt auch Ihnen. Räumen Sie in sich auf, beginnen Sie neu. Bei Gott ist das möglich!

Nehmen Sie sich etwas Zeit zum Nachdenken: Habe ich etwas getan, was nicht gut war, was ich gerne in den "Mülleimer" werfen würde, was ich loswerden möchte, weil es "übel riecht"? Gibt es etwas, wofür ich Gott um Vergebung bitten möchte?
(Manchmal hilft es das schriftlich festzuhalten, und den Zettel später wirklich in den Müll zu werfen.)

Freitag, 1. April 2011

Ja was ist denn das? - 1. April !

Heute Morgen hat dieser Zettel, kurz vor den Laudes, den Weg an das Pfortenschild gefunden. Was dann nach der Gebetszeit, auf dem Weg zum Frühstück, sowohl für befremdete Blicke als auch für schallendes Gelächter gesorgt hat. Den ganzen Tag erfreute es die ganze Kinderdorfgemeinschaft.
Natürlich liegt in diesem Scherz auch etwas Wahrheit:
Wir haben wirklich Zimmer frei und auch der Schleier ist inklusive zu erwerben. Allerdings sollte vorher das Probeleben erfolgreich stattgefunden haben.
Also auch in diesem Sinne:
Immer herzlich willkommen
,
wir freuen uns über jeden Besuch!