Sonntag, 14. Dezember 2014

Auf dem Weg: Verbundenheit

Ich habe einen Bekannten, nennen wir ihn Hans. Hans hat ein seltenes Fieber erwischt, seine Hände sind so schwach, dass er praktisch nicht mehr schreiben kann. Da das Fieber bisher fast nur in Afrika aufgetaucht ist, gibt es keine Medikamente dagegen. Aber wer weiß, vielleicht geht es irgendwann von selber wieder weg.
Eine andere Bekannte nennen wir mal Gerti. Sie hat mir erzählt, dass sie gerade einen guten Freund durch eine schwere Krankheit verloren hat. Besonders schlimm für sie: er war nur wenig älter als sie, gerade 66 geworden. Gerti ist sehr resolut und aktiv, aber plötzlich scheint sie ihre ganze Kraft und Freude verloren zu haben.
Eine dritte, Simone, hört von ihrer Ärztin: "Ich möchte sie krankschreiben. Sie arbeiten zu viel. Ich habe Sorge, dass Sie in eine Depression rutschen, wenn Sie so weitermachen." Aber krankschreiben geht nicht, und Simone weiß nicht, wie sie ihre Situation ändern soll.
Heute standen alle drei zusammen im Flur und waren sich einig: Wir jammern auf hohem Niveau.
Sie engagieren sich haupt- und ehrenamtlich für misshandelte Frauen in Indien, Kindersklaven in Mittelamerika, Flüchtlinge im Irak und die Bedüftigen der heimischen Pfarrei. Wie kann man sich angesichts dieser Not überhaupt noch über solche Lappalien aufregen?
Doch, man kann: manchmal geht es auch uns schlecht, und dann brauchen wir das auch nicht zu verleugnen. Wir müssen unsere eigenen Nöte sogar ernst nehmen - um sie in den Griff bekommen zu können. Oft wird ein Problem ja erst dadurch richtig schwierig, dass man es kleinredet, weil man sich nicht eingesteht, Hilfe zu brauchen.
Allerdings: wenn wir uns praktisch oder wenigstens gedanklich zu den Menschen auf den Weg machen, die in größerer Not sind als wir, hilft das. 
Im besten Fall sogar beiden Seiten. 
In diesem Sinne wünsche ich einen schönen 3. Adventssonntag. Vergessen wir, wenn es geht, für ein paar Momente die eigenen Sorgen. Denken wir im Gebet an die Vielen, denen es nicht so gut geht wie uns. Es gibt etliche Wege, ihnen zu helfen!

 Foto: Andreas Hermsdorf@pixelio.de

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