Neulich habe ich mal wieder Else getroffen. Also eigentlich heißt sie anders, aber ich vermute, es wäre ihr nicht recht, hier in der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.
Else ist in einem unserer Kinderdörfer aufgewachsen. Mit großer Zuneigung hält sie ihrer Kinderdorfmutter Sr. Anna (auch die benenne ich jetzt mal um) die Treue, jetzt schon seit Jahrzehnten, auch noch obwohl Anna längst etwas dement ist.
Als Else erwachsen wurde, ist sie natürlich aus dem Kinderdorf ausgezogen und hat sich ein normales, selbstständiges Leben aufgebaut. Aber irgendwann kam sie zurück zu uns. Als Mitarbeiterin. Nein, sie ist keine Erzieherin und auch nicht in der Verwaltung oder gar Leitung. Sie gehört zum Fundament oder ist sowas wie der Mörtel, der das Fundament erst stabil macht: Else gehört zu unseren Hauswirtschafterinnen, jetzt schon viele, viele Jahre.
Und so laufen wir uns immer mal wieder über den Weg, grüßen uns, plaudern ein wenig.
Neulich also kam sie und fragte mich, ob wir nicht Birnen haben wollten. Sie hätte so viele. Oh ja, danke, das ist aber nett!
Eine Woche später traf ich sie wieder. "Die Birnen waren lecker, nochmal danke!" "Wollt ihr auch Birnenmarmelade?" "Aber Marmelade ist doch haltbar. Wollen Sie die nicht lieber selber behalten? Oder wir kaufen sie Ihnen ab. Birnenmarmelade ist doch kostbar!"
Da sagt Else doch tatsächlich sehr bestimmt: "Nein. Ich teile gerne. Und für Geschenke nimmt man nichts. Das macht man nicht. Machen Sie mir nicht meine bethanische Erziehung kaputt." Und lacht mich dabei strahlend an.
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