Dienstag, 4. März 2014

Alles hat seine Stunde

Heute ist Veilchendienstag. Heute abend wird der Nubbel verbrannt oder der Hoppeditz begraben oder was auch immer man tut, um den Karneval, Fasching oder die Fastnacht zu beenden.
Ich sitze schon wieder im Büro. Ich habe Karneval sehr gern, aber ich hab auch genug mitbekommen, mit den Kollegen, mit den Kindern, mit den Schwestern, am Fernsehen.
Morgen ist Aschermittwoch, Beginn der Fastenzeit. Aber schon vor einigen Tagen habe ich auf Facebook die ersten Posts dazu gesehen mit Einladungen oder ernsten und besinnlichen Texten. Klar: wenn ich zu einer Veranstaltung einladen will, muss ich das rechtzeitig vorher tun. Wir haben im Kinderdorf auch vor einer Woche die Einladung zu den Frühschichten für Jugendliche ausgehängt.
Aber das ist etwas anderes. 
Mir geht es hier um die Menschen, die sich die Vorfastenzeit zurückwünschen. (Man kann Karneval auch ignorieren, weil man Karneval nicht mag, okay, aber das meine ich nicht.) 
Das große Fasten begann früher 70 Tage vor dem Ende der Osterwoche. Es wurde in der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils abgeschafft. Bis in die 1960er Jahre wurde also schon drei Wochen vor Aschermittwoch anders gebetet und zumindest in den Klöstern auch gefastet. Diese drei Wochen sind jetzt weggefallen. Heute feiern, morgen fasten.
Ich will mich bestimmt nicht vor dem Fasten drücken. Ich weiß, dass es mir in jeder Hinsicht gut tut, deshalb freue ich mich eigentlich jedes Jahr auf diese Zeit. Ehrlich. Aber ich finde (um es mal mit den Worten des alttestamtentlichen Propheten zu sagen: Alles hat seine Stunde. 
Die Fastenzeit wurde von den Kirchen eingeführt, um sich auf das große Osterfest der Auferstehung Jesu vorzubereiten. Der Karneval wurde vom Volk eingeführt, um noch einmal einen drauf zu machen, bevor man fasten muss. Also eins nach dem anderen - sonst macht es doch keinen Sinn, oder?
(Übrigens: Deshalb fängt für mich der Karneval auch an Weiberfastnacht an, nicht am 11.11. - denn am 11.11. ist St. Martin und das ist ursprünglich mit Süßigkeiten für die Kinder und Gänseschlachten so was wie der Karneval vor dem Advent, der ja früher auch eine Fastenzeit war. Aber das nur in Klammern.)
Jedenfalls: Ich finde den kirchlichen Jahreskreis klasse. Er hilft mir, mich immer wieder auf das Wesentliche auszurichten. Und ich freue mich, dass wir gerade im Rheinland manches an Brauchtum haben, das als Ventil genutzt werden kann, wenn die Kirche zu streng wird. (inklusive Mottowagen im Rosenmontagszug!) Sinn machen solche Ventile natürlich nur, wenn auch Druck da ist. Wer gar nicht vor hat zu fasten, sondern das ganze Jahr hindurch gleichmäßig Süßes, Alkohol oder was auch immer in sich reinkippt - wieso sollte der eigentlich in den tollen Tagen besonders über die Stränge schlagen?
Aber das ist zum Glück nicht mein Problem. Ich erzähle lieber noch einen Witz (hab ich aus dem Radio, WDR 5):
Fragt ein Mann seinen Pfarrer: "Wenn ich unserer Gemeinde eine Millionen spende, komme ich dann in den Himmel?" Der Pfarrer darauf: "Sicher versprechen kann ich es Ihnen nicht, aber Sie sollten es auf jeden Fall versuchen!" Helau und Alaaf!


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