Freitag, 11. Oktober 2013

Herbergssuche

Ach ja, bald ist wieder Weihnachten. Man kann es schon in den Geschäften sehen. Voll sind die Regale mit Süßwaren und Dekokram. Süßer die Kassen nie klingeln – oder so ähnlich…
Angesichts der Tatsache, dass wir tagtäglich in Radio und Fernsehen von Flüchtlingen hören, wird es mir da allmählich unwohl im Magen. 
Die Diskussionen, wie viele Flüchtlinge wohl unser Land verträgt und ob wir nicht vielleicht unserer Kultur beraubt werden, diese Fragen nerven mich zunehmend. 
Flüchtlinge gab es und wird es wohl (leider)  auch immer wieder geben. Aus gegebenem Anlass darf ich an die heilige Familie erinnern, die vor 2.000 Jahren von Israel nach Ägypten (!) fliehen musste.  Josef mit Maria auf dem Esel, Jesus im Arm: 1.000fach dargestellt. Haben wir uns an den Anblick so gewöhnt, dass wir vergessen, was es bedeutet, mit einem Säugling zu fliehen?
Und heute? Gründe zur Flucht gibt es viele. Politische Verfolgung, Bedrohung an Leib und Leben, religiöse Verfolgung (da stellen die Christen, auch wenn manche das nicht glauben, 80 % der Opfer – obwohl nur 30 % der Weltbevölkerung christlich ist) und, ja,  auch wirtschaftliche Not.
Wer flieht, will sich und seiner Familie ein gutes Leben verschaffen – sicher, ohne Angst und mit einem ausreichenden Lebensstandard. Ein gutes Leben, unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe und ihrem Glauben.
Niemand verlässt gerne seine Heimat, Papst Franziskus hat es gerade wieder auf den Punkt gebracht. Aber ein gutes Leben, das hat auch Gott uns zugesagt, es ist gut und richtig, dass wir uns danach sehnen.

Vor ein paar Tagen bekam ich eine Einladung zu einer Fachtagung. Diese hatte das Thema: „Die Generation ICH.“ Wer mit dem Thema nichts anfangen kann möge hier kurz lesen:
http://www.heise.de/tp/artikel/32/32706/1.html
 
Ist es wirklich so, dass wir mehr und mehr nur nach uns selber fragen und zufrieden sind, unser eigenes kleines Privatleben zu regeln? Und falls ja: wie kann das sein? Was macht es uns so schwer, an die zu denken, denen es schlechter geht als uns? Vielleicht die Erkenntnis, dass wir dann teilen müssten? Dass wir von unserem Wohlstand abgeben müssten? Dass wir nicht so bequem weiterleben könnten wie bisher?

Sie fanden keinen Platz in der Herberge: Josef mit der hochschwangeren Mutter Jesu in Betlehem vor 2.000 Jahren – und 500 afrikanische Flüchtlinge in Lampedusa im Oktober 2013.
Weihnachten passiert jeden Tag. Auch bei uns im Ort gibt es Asylanten – und Migranten, die schlecht behandelt werden, weil man sie für Schmarotzer hält. Bei Ihnen auch? Holen wir Weihnachten aus den Kirchen auf die Straßen und kümmern wir uns um die Mitmenschen, die bei uns Hilfe suchen!

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