Mittwoch, 23. Oktober 2013

ebay schwarz-weiß

Vor einiger Zeit bekamen wir eine Anfrage: "Lebt eigentlich Sr. Theresia noch?" Die Sekretärin im Schwalmtaler Kinderdorf ist noch recht neu und so gab sie das Telefonat an mich weiter.
Es stellte sich heraus, dass es sich um eine Ehemalige handelte: in den 50er Jahren hatte sie in unserem Kinderdorf in Waldniel (damals hieß es noch nicht Schwalmtal) gelebt. Sie kannte Sr.Theresia noch von damals, auch wenn sie in einem anderen Haus war. Wieso erkundigte sie sich aber gerade nach dieser Schwester und nicht nach der, bei der sie aufgewachsen war?
"Oh, ich war bei Sr. Gaudete - aber zu der hatte ich immer Kontakt. Wissen Sie, ich habe bei ebay eine Postkarte entdeckt, da war das Haus drauf, wo wir gewohnt haben und daneben Gaudete. Jedenfalls dachte ich das. Als ich sie dann gekauft hatte, habe ich gesehen, dass es nicht unsere Gruppe war, sondern Sr. Theresias. Da habe ich mich gefragt, wie es ihr geht."
Sr. Theresia ist leider schon vor Jahren verstorben, aber als ich beim Abendbrot von dieser Geschichte erzählte, fragte Sr. Helene: "Wie heißt sie denn?" Sr. Helene und Sr. Gaudete waren die beiden ersten Kinderdorfmütter in Waldniel. Helene ist 84, aber als ich den Namen sagte, wusste sie sofort, um wen es sich handelte. "Die ersten Kinder kenne ich alle noch!"
Weil das Ganze ja mit dem Kauf einer Postkarte begonnen hatte, dachte ich, dass unsere Ehemalige vielleicht gerne ein paar Fotos hätte und habe sie danach gefragt. Da sagte sie, sie habe aus den wenigen Jahren bei uns keine Bilder von sich selber. Nun war Helene nicht zu stoppen: sie holte die alten Alben heraus und kreuzte mir alles an, was für diese Frau von Interesse sein konnte, Häuser, Gruppen, Einzelpersonen. Ich habe dann die ganzen Schwarzweiß-Fotos eingescannt und ihr zugemailt.
Es war eine gelungene Abrundung dieser virtuellen Begegnung. Sie erkannte sich und andere Kinder auf den Bildern und freute sich über diese Erinnerung. Dafür erzählte sie mir von ihrem Leben, das weiß Gott nicht gerade einfach war. Von verschiedenen Heimen und davon, dass sie in Bethanien die schönste Zeit ihrer Kindheit verbringen konnte - obwohl sie nur kurz und auch nicht ohne Enttäuschungen war. Nun haben wir ihr ein paar kleine digitale Puzzlestückchen schicken können - und wünschen ihr Gottes Segen auf dem weiteren Lebensweg!

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