Freitag, 1. August 2014

Interreligiöser Dialog

Gestern habe ich über die Islamisten und ihre Verfolgung der Christen geschrieben. Ich hatte meiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass auch der Islam sich für die heutige Zeit öffnen wird.
Damit tun sich auch die christlichen Kirchen zuweilen nicht leicht. Religion hat immer (!) mit Tradition zu tun, sie will das Bewährte bewahren, ist tendenziell also konservativ. Ja, ja: die eine mehr, die andere weniger, ich weiß... Auch die progressivste Kirche macht nicht alle Moden des Zeitgeistes mit, sondern ist in einer alten Lehre verankert, an der die Moderne gemessen wird. Allerdings schließt das einen Dialog mit der nichtreligiösen Welt nicht aus, das hat sich inzwischen herumgesprochen, in der katholischen Kirche spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vor 50 Jahren, immerhin.
Damals wurde die klare Richtlinie vorgegeben: Wir wollen zwar mehr als diese Welt, aber wir leben in ihr und alles, was in dieser Welt passiert, betrifft uns. Damals begann auch verstärkt der Dialog mit anderen christlichen Konfessionen und mit anderen Religionen. Auch Atheisten und Menschen, die keine besondere Meinung zur Religion hatten, kamen in neuer Weise als Gesprächspartner in den katholischen Blick.
Interreligiöses Friedenstreffen in Lissabon, 26.9.2000
Bildquelle: santegidio.org
Die Anführer aller großen Religionsgemeinschaften sind schon lange in Sachen Versöhnung aktiv. Dabei meinen manche, die drei monotheistischen Religionen müssten sich schwerer tun, denn wer glaube, dass es nur einen Gott gibt, der könne keine andere neben sich dulden. Das ist einerseits richtig. Andererseits hat sich die Menschheit seit dem Mittelalter weiterentwickelt und mit ihr die Theologie. Wer es will, der kann heute darauf kommen: wenn es nur einen Gott gibt, dann beten wir Christen denselben Gott an wie die Juden und die Muslime. Wir nennen ihn nur anders und haben andere Vorstellungen von ihm.Wer mit seinen Vorstellungen wie nah an die Wahrheit kommt, ist dabei eine andere Frage, aber es geht immer um denselben Gott, den einen.
Nicht alle wollen das sehen. Aber wir Christen kommen nicht um diese Erkenntnis herum. Es sagt unser Verstand (den wir ja schließlich von Gott haben), es sagen unsere Theologen, es sagen Papst und Bischöfe. Wird das irgendwann dazu führen, dass wir Frieden finden?

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