Samstag, 15. November 2014

Eine traurige Geschichte

Aus gegebenem aktuellem Anlass erzähle ich heute eine traurige Geschichte. Sie ist wirklich passiert, bzw. sie passiert ständig, ich weiß nicht, wie oft. Deshalb erzähle ich sie als Beispiel.

Paul liebt Anna. Es ist die große Liebe. Beide überlegen es sich gut, dann heiraten sie. So richtig mit allem Drum und Dran "Willst du mich ehren und achten, bis dass der Tod uns scheidet?" und so. Sie sind glücklich.
Nach ein paar Jahren verliebt sich Paul in Berta. Einfach so. Die Liebe fällt vom Himmel, die Liebe ist etwas Gutes, etwas Schönes, dagegen kann man doch nichts sagen und erst recht kann man nichts dagegen tun, oder?
Paul geht zu Anna. "Sag mal, was hälst denn du so von einer offenen Dreierbeziehung? - So ganz allgemein gesprochen!" setzt er noch hastig hinzu. Anna runzelt die Stirn. "Du weißt doch, dass ich das für Mist halte. Das kann nicht gut gehen und ist unmoralisch. Ich bin für klare Entscheidungen. Man kann im Leben nicht alles haben."
Paul geht zu Berta: "Ich habe Anna die Treue versprochen und ich liebe sie. Ich will sie nicht verlassen und sie wird dich nicht akzeptieren. Was sollen wir tun?" Berta weint: "Das ist aber gemein und spießig!" "Ja," stimmt Paul zu "finde ich auch. Wir lassen uns unsere Liebe nicht verbieten." Und sie beginnen, sich heimlich zu treffen.
Sie hoffen, dass Anna dazulernen wird. Vielleicht wird sie eines Tages einsehen, wie spießig und altmodisch ihre Einstellung ist. Dann werden sie endlich erzählen können, dass sie ein Paar sind. Dann wird alles gut sein. Bis dahin gehen sie einmal in der Woche in eine Selbsthilfegruppe für Paare, denen es ebenso geht wie ihnen.
Hin und wieder kommen Journalisten. Denen erzählen sie - anonym natürlich - wie unfair sie es finden, dass man in der Ehe immer noch nur zu zweit sein darf. Was soll dieses reaktionäre Treueversprechen? Das passt doch nicht mehr in unsere Zeit! Die Unterstützung in der Bevölkerung wächst. Aber Anna bleibt dabei: "Du kannst ja gehen, aber ein Dreier? Will ich nicht!" Paul und Berta sind empört: wieso ist Anna nur so uneinsichtig?

Finde den Fehler.


(Foto: Gerd Wittka / pixelio)

5 Kommentare:

  1. Ein traurige Geschichte - für wen? Mir scheint, dass Paul eh ganz glücklich ist. Und auch Berta. Sie haben ihre Beziehung ohne Einwilligung von Anna die nix mitkriegt von alledem... Wirklich nicht. Wenn sie wirklich eine gute innige Beziehung hätten, müsste Anna merken war los ist, müsste Berta sagen: Lieber Paul, wenn Anna sich nicht entscheiden kann, dann entscheide DU dich, und Paul hat ein so großes Herz, dass er wirklich zwei Frauen gleichzeitig lieben kann? Ein Ja sei ein Ja, und ein Ja schließe immer auch ein Nein mit ein, heißt es doch. Anna oder Berta? Ei oder Omelette? Oder kann man auch mehrere Menschen gleichzeitig lieben? Jesus sagt: Liebt einander. Alle. Und Paulus meint: Bischöfe und Älteste sollten nur einmal verheiratet sein... Gab es damals Polygamie? Aber Jesus sagt auch: Wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein... und niemand warf einen Stein auf die Ehebrecherin. Das Problem war also allen bekannt... ? Fragen über Fragen...

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    1. Liebe Monika, zunächst mal kurz zu den Bischöfen: gemeint war wohl nicht die Vielehe sondern die Scheidung. Seit wann im Judentum Polygamie nicht mehr praktiziert wird, müsste ich nachsehen, aber bei den Christen hat es sie eigentlich nie gegeben.
      "Liebt einander" - muss man wirklich betonen, dass Jesus damit nicht die erotische Liebe gemeint hat? Und schließlich das Wichtigste: es geht mir nicht darum, den ersten Stein zu werfen. Der Punkt ist ein anderer. Was die beiden tun, finde ich nicht richtig. Keiner der drei ist glücklich, Paul und Berta sowieso nicht (ich dachte, das sei klar geworden) aber Anna auch nicht, denn natürlich ahnt sie was, will es aber lieber nicht so genau wissen. Doch darum geht es nicht. Der "Fehler", den es zu finden galt war, dass die beiden empört über Annas Spießigkeit sind. Sie machen Anna Vorwürfe, heimlich und öffentlich - aber hat Anna sich wirklich falsch verhalten? Muss sie sich und ihre Einstellung grundlegend ändern, haben Paul und Berta ein Recht darauf?

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    2. Noch was: "ein Ja schließt immer auch ein Nein mit ein." Genau. Wenn Paul "Ja" zu Anna sagt, hat er damit "Nein" zu anderen Frauen gesagt. Jedenfalls hatte er das versprochen.

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  2. Jede Beziehung ist Arbeit, das haben Paul und Anna wohl vernachlässigt. Und Liebe fällt nicht vom Himmel, wieder so ein Versuch die Verantwortung abzugeben.

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    1. Natürlich verliebt man sich manchmal einfach so. Dafür kann man erstmal nichts. Das enthebt einen aber nicht der Verantwortung. Jedenfalls habe ich versucht, das anzudeuten: Paul und Berta hatten noch einige andere Möglichkeiten.
      Paul und Anna sind eine andere Sache. Woraus schließt du, dass sie ihre Beziehung vernachlässigt haben? Eigentlich hatte ich eine Beziehung vor Augen, die so vital ist, dass die beiden sie eben nicht aufgeben wollen. Meine Frage war eine andere: ist es wirklich empörend, dass Anna sich nicht auf eine Dreierbeziehung einlässt?

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